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Wolffskeel (Adelsgeschlecht)

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Das Geschlecht der Reichsfreiherren Wolfskeel, später Grafen Wolffskeel von Reichenberg ist fränkischer Uradel.

Schloss Uettingen, Sitz der Grafen Wolffskeel von Reichenberg zu Uettingen

Geschichte

Das Geschlecht kann urkundlich bis ins früheste 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden, wo es in der Person von Otto von Wolfskeel als bischöfliche Ministeriale in Würzburg in Erscheinung tritt. Der Stammbaum der Familie reicht jedoch sogar bis ins Jahr 810 zurück. Die Familie ist gleichen Ursprungs mit den Herren von Grumbach.

1376 kam die Familie in den Besitz der Burg Reichenberg bei Würzburg, seitdem nennt sich die Familie nach ihrem Stammsitz Reichenberg "Wolfskeel von Reichenberg zu ... "

War die Familie Wofskeel lange eng mit dem Bistum Würzburg verbunden, fand im frühen 16. Jahrhundert jedoch eine Wende statt und die Wolfskeel traten mehr und mehr aus dem Umkreis des Bistums Würzburg heraus und banden sich fester an die fränkische Reichsritterschaft, wobei sie sich zuerst dem Kanton Steigerwald zurechneten, ab 1492 aber dem Kanton Odenwald. Dieser Prozess wurde noch dadurch beschleunigt, dass das Geschlecht Mitte des 16. Jh. die evangelische Konfession annahm. Aufgrund damit verbundenen Ausscheidens aus den meisten Ämtern des Bistums Würzburg, suchten die Wolfskeels Karrieren an fremden Fürstenhöfen wie Österreich, Brandenburg-Ansbach, Württemberg, Hessen und Wolfenbüttel, Sachsen-Weimar und gelangten auch dort in die höchsten Ämter. Eine große Bedeutung für das Haus Wolffskeel hatte der Bruderkrieg Bayern-Preußen im Jahr 1866. In Uettingen wurde die letzte Entscheidung zu Gunsten Preußens geschlagen. Zum einen wurde der Gutshof zerstört und das Schloss brannte ab. Viel weitreichende Konsequenzen aber hatte, dass Freifrau Karoline sich in der Pflege der Verwundeten aufopferte. Hierduch wurde der Name Wolffskeel in allerhöchsten Kreisen bekannt. Auch König Ludwig II. hielt sich bei seiner Rundreise im November 1866 in Schloss Uettingen auf.

1901 wurde Karolines Sohn Freiherr Karl Wolfskeel von Reichenberg zu Uettingen in den erblichen Grafenstand erhoben. Der erhöhte Rang wurde nun durch ein zweites „f“ im Namen angedeutet, also „Wolffskeel“ statt „Wolfskeel“.

Zum so genannten "Wolffskeel´schen Ländle" gehörten Reichenberg, Albertshausen, Hattenhausen, Uengershausen, Lindflur, Rottenbauer, Fuchsstadt, Geroldshausen und Uettingen.

Persönlichkeiten

Vor dem Konfessionswechsel

Die Wolffskeels waren bis ins frühe 16. Jahrhundert eng mit dem Bistum Würzburg verbunden und gelangten dort bis in die höchsten Ämter. Im Mittelalter brachte das Geschlecht Wolffskeel 2, mit den Augen des Spätmittelalters

3 Fürstbischöfe von Würzburg hervor:

Letzterer war wohl nicht mehr direkt mit der Reichenberger Hauptlinie verwandt, kann aber aufgrund der gemeinsamen Abstammung, des gemeinsamen Wappens (der wolffskeel´sche - grumbach´sche Mohr) und des teilweise gemeinsamen Archivs zur Großfamilie gezählt werden.

Nach dem Konfessionswechsel

Einige Beispiele für die herausragenden Karrieren der Wolfskeel:

  • Reichsfreiherr Julius Friedrich zu Reichenberg : Fürstentum Brandenburg-Ansbach (1674-1703): Oberamtmann und Hofratspräsident; in dieser Eigenschaft war er ranghöchster Hofdiener, mit einem Kanzler zu vergleichen. Er überwachte alle Verwaltungs-, Polizei-, und Justizangelegenheiten im Fürstentum.
  • Reichsfreiherr Christoph Friedrich zu Uettingen: Herzog- bzw. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1785-1817) : Ehrentitel Exzellenz, wirklicher Hofrat, Kanzler, Generalsuperintendent. Als Kanzler (ranghöchster Beamter) verhandelte er mehrmals mit Napoléon um die Existenz des Fürstentumes, um die Freilassung von hohen Persönlichkeiten; 1813 sollte er auskundschaften, wann ein günstiger Zeitpunkt wäre, um aus der Koalition mit Napoléon auszuscheren. Sein Herzog überlegte sogar lange, ihn als Bundesgesandten nach Frankfurt zu schicken.
  • Reichsfreiherr Christian Franz Sigmund zu Uettingen: Österreich (1778-1809): Kämpfte schon im bayerischen Erbfolgekrieg als Leutnant, ging 1794 zum Kürassierregiment Lothringen im Range eines Majors, ab 1796 ständig in Kämpfe mit franz. Einheiten verwickelt. Er siegte am 7. September 1796 bei Starnberg, gewann am 20. September 1796 die Schlacht von Isny gegen eine weit überlegenen Feind. In den Feldzügen 1797 in Oberitalien zeichnete er sich so häufig aus, dass er zum Oberst befördert wurde und das Ritterkreuz des Maria-Theresia-Ordens erhielt. Im Jahr 1799 viele Kriege am Oberrhein, Beförderung zum General, 1809 rückte er zum Feldmarschall-Leutnant als Kommandeur einer Division vor. Nach seinem Erfolg in der Schlacht bei Sacile, änderte sich das Kräfteverhältnis an der Piave unversehens. Da er eine Niederlage oder Gefangennahme nicht zulassen wollte, stürzte er mit dem Säbel in der Hand auf einen feindlichern Reitertrupp und wurde erstochen. Er liegt im Dom von Pordenone bestattet.
  • Reichsfreiherr Sigmund Philipp August zu Uettingen: Österreich (1779-1809): nahm als Oberleutnant in einem Dragonerregiment 1788/89 an 28 Gefechten gegen türkische Einheiten teil. Am 22. September 1789 rettete er mit seiner Eskadron die Schlacht, da er unentwegt Attacken gegen den weit überlegenen Feind ritt und so der kaiserlichen Reiterei Zeit verschaffte. Der zusehende russische General Suworow war in höchstem Maße von Sigmunds Waffentaten begeistert. Reichsfreiherr Sigmund erhielt auch das Ritterkreuz des Maria-Theresia-Ordens. Bis zum Luneviller Frieden 1801 war er noch an vielen Schlachten beteiligt.
  • Freiherr Karl Wolfskeel von Reichenberg zu Uettingen, nimmt in der Familiengeschichte eine herausragende Stellung ein. Als Flügeladjutant wurde der Freiherr und spätere Graf Karl von Prinz Luitpold, dem späteren Prinzregenten, an den Hof von München gerufen. Dort lernte ihn Prinz Luitpold aufgrund seines sauberen Charakters, seines Mutes und seiner Loyalität zu schätzen, so dass er ihn gerne in seiner Nähe hatte. Außerdem war Karl ein ausgezeichneter Jäger, was zur Jagdleidenschaft des Monarchen passte. Karl bekleidete am Hof als Obersthofstallmeister einen sehr hohen Rang. Ihm oblagen die Pflege der wittelsbachischen Gestüte, die Jagden, die Pflege der Kultur und die Verwaltung der Hofkasse. Außerdem war er der Kurator und Vermögensverwalterr für den entmündigten, schwachsinnigen eigentlichen Thronfolger Otto. Als Titularoffizier erhielt er den Rang eines Generalleutnants. Auch darf Karl als persönlicher Freund des Wittelsbachers gelten, der seine Treue hoch schätzte. 1901 wurde Karl vom Prinzregenten in den erblichen Grafenstand erhoben. Mit dem Tod des Prinzregenten 1912 legte auch Graf Karl seine Ämter nieder.
  • Der Prinzegent wurde sogar Taufpate für Karls zweiten Sohn, Graf Luitpold. Dieser gelangte zur Fliegerei und baute als „Rittmeister der Lüfte“ ab 1912 die bayerische Luftwaffe auf.


Naturgemäß waren die Karrieren im Militärwesen oder Fürstenhöfen den Damen des Hauses Wolfskeel verschlossen. Aus der Vielzahl der Hofdamen ragt Juliane von Kahst heraus, die nach Ableben ihres Mannes Hofdame der Gemahlin Friedrich des Großen wurde.

  • Am bekanntesten ist indes Freifrau Henriette geworden, deren Konterfei eine weite Verbreitung gefunden hat. Als Tochter des württembergischen Hofkriegsrates Reichsfreiherr Johann Karl Albrecht zu Ludwigsburg kam sie in jungen Jahren als 2. Hofdame der Herzogin Anna Amalia an den Hof Sachsen-Weimar. Zu dieser Zeit richtete die Herzogin eine Gesellschaft der schönen Künste ein, zu der auch Goethe, Meyer, Schiller u.v.m. gehörten. So verkehrte Henriette auch in diesen Kreisen, spielte für Goethe Theater und musizierte. Goethe, der sie 1823 „Keele“ - „das allergefälligste Wesen, das ich je gekannt“ nannte, schrieb für sie durch sie inspiriert die kleine Ballade „Magische Netze“. 1803 verehelichte sie sich mit einem Freiherren von Fritsch.
  • Freifrau Karoline Wolfskeel zu Uettingen: Im Jahr 1866 fand in Uettingen die letzte Schlacht des bayerischen-preußischen Krieges statt. Freifrau Karoline opferte sich in der Pflege der Verwundeten auf. Hierfür erhielt sie anläßlich der Besuches der Königinmutter Marie von Bayern am 19. September 1866 den Theresien-Orden. Auch König Ludwig II. ehrte Karoline und überreichte ihr persönlich das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone als er sich im November 1866 in Schloss Uettingen bei einer Tasse Kakao aufhielt. Die Tasse wird immer noch in Ehren gehalten. Ihr Sohn Karl wurde in den erblichen Grafenstand erhoben.

Wappen

Beschreibung

Im Wappenschild des wolffskeel'schen und grumbach'schen Wappens befindet sich ein halbrechts gekehrt schreitender nackter Mohr vor goldenem Grund, der drei rote Rosen in der Hand hält. Als Schildhalter zwei auswärts gekehrte nackte schwarze Mohren, je eine goldene Lanze haltend.


Sitz

Die Grafen Wolffskeel leben heute auf Schloss Uettingen, von Seydlitz-Wolffskeels auf Schloss Reichenberg.