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Christentum

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Datei:Sychrist.jpg
Das Christusmonogramm mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega

Das Christentum (auch Christenheit genannt) ist mit etwa 2,0 Milliarden Anhängern vor dem Islam (ca. 1,2 Milliarden) und dem Hinduismus (ca. 900 Millionen) die größte Religion der Erde und eine der fünf Weltreligionen. Der Begriff Christentum (v. griech. christianismós) wird erstmals in einem Brief des syrischen Bischofs Ignatius von Antiochia erwähnt. Die Anhänger des Christentums nennen sich selbst Christen, nach Jesus Christus. Die Apostelgeschichte erzählt, dass die Nachfolger Christi den Namen Christen zuerst von den Ungläubigen der syrischen Stadt Antiochia erhielten, in welche sie nach den ersten Verfolgungen in Palästina geflohen waren.

Das Christentum ist eine monotheistische, gestiftete und missionierende Religion. Ihre Wurzeln liegen im Judentum des zweiten Tempels, in Palästina, zur Zeit der römischen Herrschaft vor circa 2000 Jahren. Das Christentum geht zurück auf die Anhänger eines jüdischen Wanderpredigers namens Jesus von Nazaret. Jesus wird von den Christen als der Christus, also der jüdische Messias verehrt sowie als der Mensch gewordene Sohn Gottes.

Der Kern der christlichen Religion rührt nach ihrem Selbstverständnis aus einer Zuwendung Gottes an den Menschen. In dieser Zuwendung, bei der sich Gott geoffenbart bzw. sich selbst erschlossen hat, wird die Beziehung Mensch-Welt-Gott geklärt. Wie alle Religionen mit Exklusivitätsanspruch versteht sich das Christentum selbst als entweder der alleinige Ort, an dem sich Gott den Menschen zugewandt hat oder zumindest der Ort, an dem er dies in angemessenster, geklärtester und unüberholbarer Weise getan hat. Nach der ersten Position werden alle anderen Religionen als unzulässige und unmögliche Versuche des Menschen angesehen, mit seinen Anstrengungen und "Werken" Gott, oder das, was er dafür hält, zu gefallen und sich ihm zu nahen; die andere sieht diese Versuche als unzureichend geklärte an. Diese Klärung, die in Gottes Offenbarung geschieht, ist jedoch für beide dieser Positionen ein Geschenk (Gnade) Gottes, kein aktives Tun des Menschen.

Mehrheitlich herrscht im Christentum der Glaube vor, daß Gott sich in Jesus Christus der sündigen Menschheit zugewandt hat. Der Tod Jesu Christi am Kreuz wird dabei als Erlösertat Gottes angesehen. In Jesus ist somit die Schuld und Sünde der gesamten Menschheit aufgehoben. Als Initialzündung des christlichen Glaubens gilt die Erschließung dieser Gewißheit an Ostern, dem dritten Tag nach Jesu Kreuzigung, an dem Gott an Jesus die Auferstehung bzw. Auferweckung als erstem von allen Menschen gewirkt und somit die Botschaft dieses Jesus von Nazareth bestätigt haben soll. Durch dieses Oster- bzw. Auferstehungsglauben entsteht die christliche Gemeinschaft ("Kirche"). Ein weiteres Kennzeichen des Christentums ist das Bekennen von Jesus von Nazareth als "Christus", "Sohn Gottes" etc. (Hoheitstitel). Diesen Glauben versuchte man, zusammen mit der Erinnerung an Jesus von Nazareth als dem Initiator der Gemeinschaft und dem Glauben an Jesus Christus als dem Verkünder der Botschaft Gottes, in dem historisch gewachsenen und in mehreren Konsensbewegungen festgelegten neutestamentlichen Kanon authentisch festzuhalten und zu bewahren.

Die Welt: regional vorherrschende Religionen. Länder, in denen das Christentum die vorherrschende Religion ist, sind violett (kath.), blau (prot.) oder rötlich (orth.) gekennzeichnet

Verbreitung

Anzahl der Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland 2003

Die christliche Religion, alle Glaubensrichtungen zusammengenommen, ist die zahlenmäßig bedeutendste Weltreligion; es wird geschätzt, dass ungefähr ein Drittel aller Menschen auf der Welt einer der christlichen Kirchen angehören.

Die offiziellen Zahlen werden danach berechnet wie viele Leute offiziell in einer christlichen Gemeinschaft getauft sind. In den Volkskirchen wird man in der Regel durch die Taufe als Kleinkind Christ und Mitglied einer Kirche.

Dies führt allerdings auch zahlreiche Probleme mit sich. So erhöht diese Praxis der Kindstaufe zwar die offiziellen Zahlen, allerdings gibt es wohl - hauptsächlich im Westen - zahlreiche Taufscheinchristen, die sich nicht bewusst als Christen sehen und in keiner Weise über religiöse Belange nachdenken, oder sich dem Atheismus, Agnostizismus oder anderem zugehörig fühlen. Im Extremfall betrachten einige dieser "offiziellen" Christen das Christentum negativ. Außerdem lehnen viele evangelische Freikirchen die Kindstaufe ab mit der Begründung, erst sei der Glaube und dann die Taufe erforderlich, um Christ zu werden (Gläubigentaufe). Sie verweisen dabei auf die Bibel, in der in der Regel erwachsene Menschen getauft wurden. Jesus Christus selbst ließ sich als Erwachsener taufen. So gibt es also auch Gläubige, die (noch) nicht getauft sind und daher nicht mitgezählt werden. Zudem lehnen bewusst einige Freikirchen auch eine Mitgliedschaft für regelmäßige Besucher der gemeindlichen Zusammenkünfte ab.

In vielen Ländern der Erde werden Christen auch heute verfolgt, so dass von dort nur ungewisse Zahlen vorliegen.

Christentum weltweit in Zahlen (2000)

Kontinent Bevölkerung Christen
in Mio. Wachstum in Prozent in Mio. Wachstum
Europa 730 0,05 % 71,0 % 519,1 -0,4 %
Deutschland 82 0,1 % 69,4 % 57,1 -1,0 %
Schweiz 7 0,67 % 86,6 % 6,4 0,4 %
Österreich 8 0,52 % 89,7 % 7,3 0,2 %
Asien 3.691 1,41 % 8,5 % 316,5 3,7 %
Afrika 784 2,41 % 48,3 % 379,4 2,8 %
Nordamerika 309,6 0,85 % 81,5 % 259,0 0,7 %
Lateinamerika 519 1,59 % 91,6 % 476,6 1,5 %
Pazifik 31 1,59 % 73,3 % 22,9 0,74 %
Weltweit 6.065 1,59 % 32,5 % 1.973,0 1,4 %

Bevölkerungszahlen der UNO von 1998. Zahlen über Religionszugehörigkeit aus Gebet für die Welt, Ausgabe 2003 (siehe unten). Die Daten stammen aus den Jahren 1998-2000. Die Wachstumsraten betreffen das durchschnittliche Wachstum von 1995-2000, beruhen jedoch zum Teil auf einem Wechsel der Datenbasis.

Zusammenhalt, Organisation und Richtungen

Die gesamte Christenheit wird als "die Kirche" bezeichnet, als Leib Christi mit Christus als Kirchenoberhaupt und jeder einzelne Christ stellt ein Glied dieses mystischen Leibes dar. Manche Theologen unterscheiden zwischen der "unsichtbaren Kirche", die alle gläubigen Christen aller Konfessionen umfasst, und der oder den sichtbaren Kirchen, deren Mitglieder mehr oder weniger gläubig sein können. Alle christlichen Kirchen und Gemeinden fühlen sich dem Leib Christi zugehörig. Die Meinungen darüber, wer außer der spezifischen Kirche auch noch dem Leib Christi zugehört, sind jedoch sehr unterschiedlich: das Spektrum geht von "alle getauften Mitglieder aller christlichen Kirchen " über "wir wissen es nicht" bis zu "nur wer so wie wir glaubt und in unserer Gemeinschaft getauft ist".

Viele Kirchen sind in einer mehr oder weniger lockeren Gemeinschaft mit anderen Kirchen, die in beiderseits anerkannten Lehren begründet ist, ohne deshalb ihre spezifischen Lehren und Bräuche aufzugeben. Beispiele für solche Gemeinschaften sind der Ökumenische Rat der Kirchen, die Evangelische Allianz, die Leuenberger Konkordie. Daneben gibt es auch Kirchengemeinschaften, die die vollständige gegenseitige Anerkennung von Sakramenten, Kirchenmitgliedschaft und Ämtern beinhalten. Beispiele für solche Kirchengemeinschaften sind die anglikanische Kommunion oder die östlich-orthodoxen Kirche oder die evangelischen Unierten Kirchen.

Innerhalb des Christentums entstanden bald mehrere Gruppierungen bzw. Strömungen, manchmal durch politische Motive oder geografische Gegebenheiten, aber auch durch abweichende Lehrmeinungen. Grob lassen sich diese Richtungen nach ihren Merkmalen in Konfessionen einteilen. Zu einer Konfession gehören eine oder mehrere Kirchen oder Gemeinden. Der einzelne Christ ist Mitglied einer bestimmten Kirche oder Gemeinde. Neben den Konfessionen gibt es heute auch konfessionsübergreifende theologische Richtungen, beispielsweise liberal, evangelikal, oder charismatisch.

Historische Entwicklung

In der antiken Welt gab es fünf christliche Patriarchate, denen jeweils die lokalen Metropoliten, Erzbischöfe und Bischöfe unterstellt waren: Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. War über wesentliche Lehrfragen zu entscheiden, wurde ein Konzil (eine Versammlung von Bischöfen) einberufen. Das höchste Ansehen genossen die ökumenischen Konzile, in denen Bischöfe aus allen Patriarchaten zusammenkamen; allerdings hatten auch diese nicht "das letzte Wort", denn mehreren Konzilen, die sich selbst als "ökumenisch" betrachteten, wurde dieser Status wegen mangelnder Zustimmung der Bevölkerung später aberkannt. Insgesamt gab es zwischen 321 und 787 sieben ökumenische Konzile, die bis heute von östlich-orthodoxen, katholischen und den meisten evangelischen Kirchen anerkannt werden; viele evangelische Kirchen erkennen allerdings das siebte Konzil nicht an wegen seiner Ikonenlehre.

Zu einer ersten Spaltung kam es 451 nach dem ökumenischen Konzil von Chalcedon, das die Natur Christi als sowohl menschlich als auch göttlich definierte. Die Patriarchate einschließlich Rom akzeptierten den Konzilsentscheid. Die henophysitischen Kirchen haben dagegen eine Auslegung gewählt, die nicht mit der des Konzils vereinbar ist. Die Koptische Kirche hält Jesus für fleischgewordenes Wort, d.h. er ist göttlich, jedoch in vollkommen fleischlicher Gestalt. Beide spalteten sich von ihren jeweiligen Patriarchaten Antiochia und Alexandria ab. Die Assyrische Kirche des Ostens vertrat eine dem Henophysitismus entgegengesetzte Position.

In den folgenden Jahrhunderten vertiefte sich in der Reichskirche die Entfremdung zwischen der östlichen und westlichen Tradition bis zum definitiven Bruch. Die westliche Tradition entwickelte sich in der Spätantike und im frühen Mittelalter im west-römischen Reich, während die östliche Tradition in Konstantinopel, Kleinasien, Syrien und Ägypten entstand. Die eigentlich dogmatischen Unterschiede bleiben zwar bis heute gering, aber die römische Kirche hatte in dieser Zeit Lehren entwickelt, die nicht von ökumenischen Konzilen abgesegnet worden waren, z.B. bezüglich Primat des Papsttums und Filioque und forderte Jurisdiktion über die übrigen Patriarchate, was diese verweigerten. Weitere Unterschiede bestanden seit langem bezüglich politischer Umgebung, Sprache und theologischen Ansätzen. Die Situation eskalierte und 1054 kam es zu einer gegenseitigen Exkommunikation zwischen dem Papst und dem Patriarchen von Konstantinopel. Auf diesen Anlass wird üblicherweise das Morgenländische Schisma zwischen östlich-orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche datiert. Trotz einiger Versöhnungsversuche blieben die Traditionen von da an getrennt.

Die westliche Tradition (Römisch-katholische Kirche ohne unierte Ostkirchen) erfuhr durch die Reformation des 16. Jahrhunderts eine neue tief greifende Spaltung. Sie betraf vor allem das Kirchen- und Sakramentsverständnis und die Erlösungslehre. Die reformatorische Bewegung führte zu mehreren parallelen Kirchenbildungen, von denen sich im weiteren Verlauf neue Gruppierungen lösten, die sich aber auch wieder zu Kirchengemeinschaften zusammenfanden.

Während die verschiedenen Traditionen sich früher gegenseitig exkommunizierten, sind sie heute bei einer gewissen Akzeptanz und einer unterschiedlich stark ausgeprägten Zusammenarbeit in der Ökumene angelangt und sehen Konfessionen, die die zentralen Elemente der christlichen Lehre ebenfalls bejahen, als christliche Schwesterkirchen, oder zumindest christliche Kirchengemeinschaften (siehe Domine Jesu) an. In der evangelikalen Tradition ist die ökumenische Zusammenarbeit mit Kirchen, die dieser Tradition nicht angehören (z.B. im Weltkirchenrat), umstritten; auch die römisch-katholische Kirche arbeitet nicht in diesem Gremium mit.

Das folgende ASCII-Diagramm zeigt die geschichtliche Entwicklung der traditionellen christlichen Gruppen:

                                   /----------------------Evangelische bzw. anglikanische Tradition
Reformation ---------------->     /
               Westliche Tradition -------------------Römisch katholisch (westliche Bräuche)
              /                           /---Griechisch katholisch (östliche Bräuche)
             /    Großes Schisma         /
Urgemeinde  .....................=======/================
                                       /
             \
              \
               Östliche Tradition -------------Östlich-Orthodoxe Kirche
Kontroverse --------------->
von Chalcedon          \ -----[[Nestorianer]]  ) Orientalisch-
                           \-----[[Henophysiten]] ) Orthodoxe Kirche

Östliche Tradition

Die Patriarchate von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem und einige seither neu dazugekommene nationale Kirchen, haben bis heute die gleiche Theologie und Spiritualität, die sich, im Gegensatz zur protestantischen und katholischen Theologie kaum verändert hat, und sehen sich als Teil der ursprünglichen, von Christus gegründeten Kirche. Allen ist gemeinsam, dass sie Bibel und Liturgie in der jeweiligen Landessprache haben. Die größte orthodoxe Kirche ist heute die Russisch Orthodoxe Kirche. Heute haben die orthodoxen Patriarchate oft auch Kirchen im Ausland, die ihnen unterstellt sind. Es gibt signifikante Unterschiede zwischen den Orthodoxen und den westlichen Kirchen - dazu gehören z.B. die Interpretation der Dreieinigkeit und der Erlösungstat Christi, der Stellenwert der Liturgie, die Heiligungslehre, die Spiritualität, die Bedeutung von Ikonen, oder die Lehre über die Kirche. Die orthodoxen Kirchen haben ihre historischen Schwerpunkte in Osteuropa, im Balkan, im Nahen Osten, in Indien und in Nordostafrika, sind heute als Auswandererkirchen in allen Teilen der Welt zu finden.

Römisch-katholische Kirche und orthodoxe Kirchen unterscheiden sich also hauptsächlich darin, dass es in der orthodoxen Kirche keinen Papst gibt (obwohl der Patriarch von Konstantinopel einen Ehrenvorrang innehat) und die Orthodoxie von synodalen Prozessen geleitet wird. In beiden Kirchen gibt es 7 heilige Sakramente (Taufe, Heilige Eucharistie/Kommunion, Salbung bzw. Firmung, Sakrament der Versöhnung/Bußsakrament, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe). In orthodoxen Kirchen werden die Sakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung zusammen im Kindesalter gespendet, während dies in der römisch-katholischen Kirche zeitlich abgestuft wurde; in den katholischen Ostkirchen werden Eucharistie und Firmung ebenfalls unmittelbar nach der Taufe gespendet. Der Zölibat wird in der orthodoxen Kirche wie auch in den katholischen Ostkirchen nur für das Bischofsamt und für Ordensleute vorgeschrieben, während er in der westlichen katholischen Kirche für alle Priester vorgeschrieben ist. Die Lehre beider Kirchen basiert auf der Lehre Christi, deren Verständnis in der kirchlichen Tradition unter der Leitung des Heiligen Geistes fortschreiten kann, wobei eine "traditio constitutiva" (unveränderbar) und eine "traditio divino-apostolica" die sich in der menschlichen traditiones zeigt (Ausdruck, daher veränderbar) zu unterscheiden ist. Die Orthodoxie beschränkt die "traditio constitutiva" auf die von ihnen anerkannten ökumenischen Konzilien.


Westliche Tradition

Im weströmischen Reich entwickelte sich eine Lehre, dass der Bischof von Rom (Papst) eine Autorität besitzt, die direkt auf den Apostel Petrus zurückgeführt werden kann und die ihn zum Stellvertreter Christi und damit Inhaber des obersten Jurisdiktions-, Lehr- und Hirtenamts in der christlichen Kirche macht. Diese Entwicklung, die schon unter Irenäus von Lyon angefangen hatte, vollzog sich schrittweise bis im 1. Vatikanischen Konzil das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit promulgiert wurde. Um die Mitte des zweiten Jahrtausends entwickelte sich an verschiedenen Orten in Europa (Luther und Zwingli im deutschen Sprachraum, Calvin im französischen, und Cranmer im englischen) aus Protest gegen Missbräuche in der katholischen Kirche die Reformation. Nach der Reformation war die westliche Kirche weiter in eine römische Tradition (die in der Reformation zu Rom hielt) und eine reformatorische Tradition (die sich von Rom löste) gespalten. Im Ersten Vatikanischen Konzil trennten sich dann dann unter Führung des Erzbischofs von Utrecht die Altkatholische Kirche von der römisch-katholischen Kirche; weil ihre historische Tradition zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert mit Rom parallel lief, sie sich aber heute in ihrer Lehre mit der Anglikanischen Kirche, die aus der Reformation hervorging, einig ist, ist ihre Klassifizierung schwierig.

Römische Tradition

Stift Melk

Die römisch-katholische Kirche sieht sich - gemeinsam mit der orthodoxen Kirche - als alleinige Verwalterin aller Sakramente, da sie in ihr die Kirche Christi subsistiert sieht (vgl. 2. Vatikanisches Konzil Lumen Gentium so wie Apostolicae Curae und Domine Jesu). Römisch-katholische Kirche und orthodoxe Kirchen unterscheiden sich also hauptsächlich darin, dass es in der orthodoxen Kirche keinen Papst gibt (obwohl der Patriarch von Konstantinopel einen Ehrenvorrang innehat) und die Orthodoxie von synodalen Prozessen geleitet wird. In beiden Kirchen gibt es 7 heilige Sakramente (Taufe, Heilige Eucharistie/Kommunion, Salbung bzw. Firmung, Sakrament der Versöhnung/Bußsakrament, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe). In orthodoxen Kirchen werden die Sakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung zusammen im Kindesalter gespendet, während dies in der römisch-katholischen Kirche zeitlich abgestuft wurde; in den katholischen Ostkirchen werden Eucharistie und Firmung ebenfalls unmittelbar nach der Taufe gespendet. Der Zölibat wird in der orthodoxen Kirche wie auch in den katholischen Ostkirchen nur für das Bischofsamt und für Ordensleute vorgeschrieben, während er in der westlichen katholischen Kirche für alle Priester vorgeschrieben ist. Die Lehre beider Kirchen basiert auf der Lehre Christi, deren Verständnis in der kirchlichen Tradition unter der Leitung des Heiligen Geistes fortschreiten kann, wobei eine "traditio constitutiva" (unveränderbar) und eine "traditio divino-apostolica" die sich in der menschlichen traditiones zeigt (Ausdruck, daher veränderbar) zu unterscheiden ist. Die Orthodoxie beschränkt die "traditio constitutiva" auf die von ihnen anerkannten ökumenischen Konzilien.

Die römisch-katholische Kirche ist bei weitem die größte christliche Konfession und in unterschiedlicher Stärke weltweit vertreten. Die apostolische Sukzession spielt bei ihr, bei den Altkatholiken und bei den Anglikanern eine Rolle bei der Gültigkeit der Weihe von Bischöfen und daran anknüpfend Priestern. Im I. Vatikanischen Konzil trennten sich die Kirchen der römischen Katholiken und die der Altkatholiken; letztere lehnen die Unfehlbarkeit des Papstes ab und ebenso den Pflichtzölibat, während erstere die gegenteilige Position in diesen Fragen hat; die Leitung bei den Altkatholiken obliegt ähnlich der Orthodoxie einer Synode.

Römisch-katholische Gottesdienste sind, wie bei anderen Kirchen auch, für alle zugänglich; anders als bei vielen anderen Kirchen ist der Kommunion-Empfang jedoch nur für getaufte Christen, die sich in Einheit mit der römischen Lehre wissen, und auch nur nach Empfang der Erstkommunion möglich. Die Interkommunion ist untersagt und nur in Ausnahmefällen gestattet.

Evangelische Tradition

Die evangelischen Kirchen verstehen sich als aus der biblischen Schrift heraus begründet (Sola Scriptura), während die römisch-katholische Kirche sich durch die Schrift und die Überlieferung begründet sieht. Dennoch erkennen die evangelischen Kirchen die frühen kirchlichen Traditionen, ihre Synode, und die aus ihr stammenden Bekenntnisse (Apostolikum, Nizäisches Glaubensbekenntnis) an. Diese beziehen ihre Autorität jedoch nur aus ihrem Einklang mit dem evangelischen Verständnis der Schrift, und nicht wegen der Ämter ihrer Autoren.

Die öffentliche Auseinandersetzung Luthers mit der römisch-katholischen Tradition begann - nach einer mehrjährigen theologischen Entwicklung - mit den 95 Thesen; seine Lehre ist in zwei von ihm verfassten Katechismen (Großer und Kleiner Katechismus) u.a. Schriften festgehalten. Luther selbst war noch Verfechter der Kindstaufe, des Bußsakraments und der Marienverehrung. Der als Augustinermönch ausgebildete Theologe verfasste allerdings eine neue, auf Augustin fussende Rechtfertigungslehre, die besagt, der "Glaube allein" (Sola Fide) würde den Menschen "coram Deo" (vor Gott) gerecht machen und ihn so vor der gerechten Strafe Gottes erretten. Basierend auf dieser Rechtfertigungslehre, sowie dem Prinzip der Sola Scriptura, erkennen evangelische Christen als Sakramente nur zwei Handlungen an: die Taufe Jesu, bei der er selbst nicht handelnder gewesen ist, sondern Johannes der Täufer, und das Abendmahl oder Herrenmahl, das Jesus selbst begründete. Für beide Handlungen sind ein Wort und ein Element konstitutiv, die in der biblischen Überlieferung mit dem Gebot Jesu verbunden sind, sie durchzuführen. In der evangelischen Tradition gibt es unterschiedliche Abendmahlsverständnisse, die jedoch in der Leuenberger Konkordie für nicht kirchentrennend gehalten werden. Außerhalb der lutherischen und anglikanischen Kirchen und Gemeinden stellt das Abendmahl in der (überwiegend reformierten Tradition ein rein symbolisches Gedächtnismahl dar (keine Realpräsenz Jesu in Brot und Wein). Es ist weiterhin möglich, die Beichte abzulegen und Absolution zu empfangen, aber dies sei weder notwendig noch sei es ein Sakrament. In manchen evangelischen Kirchen (nicht jedoch den deutschen Landeskirchen, die in der Evangelische Kirche in Deutschland vereint sind) wurde die Kindstaufe oft durch die Gläubigentaufe ersetzt, da diese Kirchen davon ausgehen, es müsse ein aktiver Glaube zur Errettung vorhanden sein (Sola Fide). Die vielfältigen evangelischen Konfessionen sind institutionell autonom und haben keine offizielle gemeinsame Lehre, die über die Schrift hinaus geht, und kein gemeinsames Oberhaupt außer Christus.

Gemeinsam ist den evangelischen Kirchen die "vier Solas": solus Christus, allein Jesus Christus als Herr der Kirche, sola scriptura allein die Bibel als "regula fidei" (Regel/Richtschnur des Glaubens), sola gratia Erlösung allein durch Gnade, sola fide Rechtfertigung allein durch den Glauben.

Ein besonderer Fall ist die Anglikanische Kirche, die an der apostolischen Sukzession festhält (obwohl die römisch-katholische Kirche an der Gültigkeit der anglikanischen Bischofsweihe zweifelt), und an vielen katholischen Bräuche in der Liturgie und eucharistisches Verständnis festhält. Bezüglich Einstellung zur Kirchentradition gibt es alle Zwischenstufen von der Anglikanischen Kirche bis zu den calvinistisch-reformierten Kirchen, die alle Kirchentradition außerhalb der Bibel ablehnen.

Über Lehre und Praxis wird in den meisten Konfessionen durch Synoden oder Konferenzen auf internationaler Ebene entschieden, in anderen Konfessionen auf der Ebene der lokalen Kirche.

Heute sind die Unterschiede zwischen liberalen und konservativen Flügeln innerhalb einer Konfession oft größer als die Unterschiede zwischen einzelnen Liberalen bzw. zwischen einzelnen Konservativen aus verschiedenen Konfessionen.

Während die evangelischen Konfessionen früher sehr stark die Unterschiede betonten, gibt es heute einige Ansätze zur Annäherung: Viele evangelische Konfessionen in Europa haben sich in der Leuenberger Konkordie zusammengeschlossen, konservative Konfessionen arbeiten in der evangelischen Allianz zusammen, in einigen Fällen ist es sogar zu Wiedervereinigungen gekommen (United Church of Canada aus Lutheranern, Methodisten und Presbyterianern; Uniting Church of Australia aus Presbyterianern, Kongregationalisten und Methodisten; United Church of Christ aus sieben Konfessionen). Mit dem Weltkirchenrat gibt es auch ein Gremium der ökumenischen Zusammenarbeit nicht nur zwischen den verschiedenen evangelischen Kirchen, sondern auch mit den orthodoxen Kirchen zusammen.

Andere Konfessionen

Verschiedene andere Konfessionen, für die Jesus Christus ebenfalls eine zentrale Figur ist, sehen sich weder in der orthodoxen noch in der katholischen noch in der evangelischen Tradition. Gruppen die sich selbst so einordnen sind beispielsweise die Quäker, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ("Mormonen") die Zeugen Jehovas und die Vereinigungskirche. Diese Gruppen haben in der Regel sehr spezielle Auslegungen oder Strukturen, welche für Außenstehende oft nur schwer nachvollziehbar sind. Beispielsweise haben sie Ansichten über Dreieinigkeit, die nicht mit den ökumenischen Konzilen übereinstimmen oder gleichwertige Schriften neben der Bibel. Solche Gruppen haben oft die (allerdings unterschiedlich stark ausgeprägte) Tendenz, ihre eigene Sicht des Christentums absolut zu setzen und allen anderen Traditionen das Christsein abzusprechen und intern undemokratische Strukturen zu etablieren. Die Unitarier bezeichnen sich als Grenzchristen (borderline Christians), da Jesus Christus keine zentrale Rolle in ihrem Glaubenssystem spielt.

Oberhäupter einiger christlicher Konfessionen

Oberhäupter einiger christlicher Konfessionen
Konfession Oberhaupt Erstes Oberhaupt Aktuelles Oberhaupt Anzahl Apost. Sukzession
Katholische Kirche Papst Simon Petrus Benedikt XVI. 265 Ja
Orthodoxe Kirchen Patriarch von Konstantinopel Apostel Andreas Bartholomäus I. 273 Ja
Anglikanische Kirchengemeinschaft Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer Rowan Douglas Williams 35 Umstritten
Koptische Kirche Papst Johannes Markus Shenouda III. 116 Ja
Syrisch-Orthodoxe Kirche Patriarch Simon Petrus Ignatius Zakka I. Iwas 122 Ja
Armenische Apostolische Kirche Patriarch Judas Thaddäus Karekin II. 152 Ja
Assyrische Kirche Patriarch Apostel Thomas Dinkha IV. Khanania 115 Ja
Neuapostolische Kirche Stammapostel Friedrich Krebs Wilhelm Leber 8 Nein
Mormonen Präsident Joseph Smith Gordon B. Hinckley 15 Nein

Geschichte

Siehe: Christentumsgeschichte

Christentum heute

Klosterportal

Nicht alle Menschen, die sich als Christen verstehen, akzeptieren alle theologischen Positionen, die von ihren jeweiligen Kirchen vertreten werden, und nicht alle Menschen, die auf dem Papier Kirchenmitglieder sind, glauben tatsächlich an Gott.

Die Aufklärung hat das Christentum im 17. und frühen 18. Jahrhundert politisch in erheblichem Maße geschwächt. Der bedeutendste Wandel bestand in der teilweisen Distanzierung von Kirche und Staat. Seither ist es in vielen Staaten möglich, ein freies Mitglied der Gesellschaft zu sein und die Ansichten der jeweiligen Kirche in verschiedenen Bereichen abzulehnen oder sogar ungefährdet aus der Kirche auszutreten. Millionen beschritten diesen Weg und wurden zu Freidenkern und entwickelten komplett eigene Glaubenssysteme wie den Humanismus, Atheismus, Agnostizismus und Deismus oder das New Age; andere gründeten liberale Flügel der evangelischen Theologie. Bei den östlichen und orientalischen Kirchen hinterließ die Aufklärung keinen so starken Eindruck.

Heirat zwischen Christen und Nicht-Christen oder zwischen Christen unterschiedlicher Konfessionen ist unter verschiedenen Bedingungen möglich. Was das persönliche Glaubensleben betrifft, so kann man feststellen, dass es Länder und Gegenden gibt, in denen ein grösserer Anteil von Menschen ihrem Glaubensleben einer großen Bedeutung zuschreiben (z.B. USA, Polen, Portugal, Kroatien) und Länder, wo der Glaube bei weniger Menschen eine große Rolle spielt (z.B. Deutschland, Frankreich). Ebenfalls gibt es Länder, bei denen die Kirche und der Staat enger verknüpft sind (z.B. Deutschland, der Vatikanstaat, oder England), und solche, die eine strikte Trennung durch Verfassung oder Tradition fesgeschrieben haben (z.B. USA, Frankreich).

Parallel zu der zunehmenden Säkularisierung in den Großstädten Europas und Nordamerikas des 20. Jahrhunderts kam es zu einem exponentiellen Wachstum des Christentums in der Dritten Welt, die heute die Mehrheit der Christen stellt. Um 1900 waren 16 % der Christen in Asien, Afrika und Lateinamerika – 1960 waren es bereits 35% und heute leben 60% der Christen in der so genannten Dritten Welt. Dieses Wachstum verteilt sich gleichermaßen auf die katholische Kirche, evangelikale Konfessionen und lokale Kirchen der Pfingstbewegung. Der Anteil der traditionellen evangelischen Konfessionen geht somit langsam zurück, auch in Europa und Nordamerika (obwohl sie hier über eine viel größere Anfangsposition verfügen).

Siehe auch: Dogmatik

Lehre

Klosterbibliothek im Stift Herzogenburg

Die zentralen Elemente der christlichen Lehre sind die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu sich selbst (christliche Ethik ); die Menschwerdung Gottes im Messias Jesus, sein Opfertod in Form der Kreuzigung sowie der Glaube an die leibliche Auferstehung nach dem Tode. Die Christen glauben, dass diese Ereignisse die Basis von Gottes Werk bilden, mit welchem die Menschheit mit ihm ausgesöhnt werden sollte, da alle Menschen, nach christlicher Lehre, von Geburt an mit der Erbsünde behaftet sind. Dies schloss die jüdischen Urchristen nach Jesu Kreuzestod, die diesen Glauben annahmen, von der Gemeinschaft der Juden aus, da diese es u.a. ablehnen, einen Menschen anzubeten, denn sie sahen in Jesus Christus nicht den verheißenen Messias und Sohn Gottes.

Jesus Christus ist nach der christlichen Glaubenstradition ganzer Gott und ganzer Mensch - mit der Einschränkung: ganzer Mensch jedoch ohne menschliche Sünde und von der Erbsünde frei. Zudem wird gelehrt, dass Jesus Christus nicht gesündigt hat und nicht sündigen könne. Er wird als Mensch und als Gott angebetet. Im Gegensatz dazu lehnt der jüdische Glaube und die Lehre des Islam sowohl die Vorstellungen einer Inkarnation Gottes als Mensch als auch die Anbetung von Menschen ab.

Es existieren allerdings zahlreiche Meinungsunterschiede, was nun wirklich das entscheidende Kriterium für das Christ-Sein darstellt. Zum einen gehen viele davon aus, dass zum Christ-Sein sowohl das Befolgen der ethischen Prinzipien, wie auch aktive Teilnahme an der christlichen Kirche dazugehört. Andere Menschen sehen sich selbst als Christen weil sie gottesgläubig sind und die christliche Ethik achten, ohne dass sie allerdings selbst (aktives) Mitglied in einer Kirche sind. Der Ausdruck humanistische Christen bezeichnet wiederum Menschen, welche weder in einer Kirche sind noch an Gott glauben, jedoch ihre Ethik als christlich betrachten. Anonyme Christen (nach Karl Rahner) sind hingegen diejenigen, welche das Christentum nicht kennen oder es sogar bewusst ablehnen, aber dennoch der moralischen Prinzipien folgen. Wieder andere lehren, daß es eine bewußte Entscheidung für den christlichen Glauben geben muß (Bekehrung), die eine radikale Veränderung des Lebens mit sich ziehen sollte.

Ursprung und Einflüsse

Christusdarstellung aus dem Jahr 1310

Christentum geht auf die Lehren des Jesus von Nazareth zurück, die im ersten Jahrhundert der (daher rührenden) christlichen Zeitrechnung (A.D. = anno domini = Jahr des Herrn) von Urchristen entscheidend entwickelt und elaboriert wurde. Die Christen übernahmen die fünf Bücher Mose und andere alttestamentliche Schriften aus der jüdischen Tradition und viele grundsätzliche Lehren wie den Glauben an einen Messias oder Christus (aus dem griechischen: christos: Gesalbter). Von den Juden übernommen wurde auch die Art der Gottesverehrung; sowie das Gebet und die Verwendung der Psalmen. Die Gemeinsamkeit mit dem Judentum besteht in der Anbetung des gleichen Schöpfergottes. Jedoch sehen die Christen Gott als einen dreifaltigen Gott an (Trinität): Den Vater, den Sohn (Christus) und den Heiligen Geist. Jesus Christus ist nach christlicher Lehre zugleich ganz Mensch und ganz Gott.

Die ersten Christen waren Juden, die sich zum christlichen Glauben bekehrten. Dem Christentum wird oft der Vorwurf gemacht, eine Hauptschuld an der Judenverfolgung gehabt zu haben. So gibt es auch heute noch Diskussionen darüber, ob Christen Juden die Schuld am Kreuzestod Jesu geben, da es jüdische Schriftgelehrte bzw. Priester waren, die von Pontius Pilatus die Hinrichtung Jesu forderten. Die Kirchenlehre selbst sagt dazu, dass jeder Sünder die Schuld am Kreuzestod Jesu trägt und hierfür nicht eine bestimmte Gruppe verantwortlich sei.

Bezugsquellen und heilige Schriften

Die zentrale Bezugsquelle für den Inhalt und das Wesen des christlichen Glaubens ist die Bibel, wobei ihre Wertung und Auslegung stark variiert.

Die christliche Bibel besteht aus zwei Teilen: dem Alten Testament und dem Neuen Testament. Das Alte Testament entspricht inhaltlich im Wesentlichen dem jüdischen Tanach und wurde von Jesus und den Urchristen ebenso wie von den Juden als Heilige Schrift gesehen. Das Neue Testament enthält Berichte vom Leben Jesu (Evangelien), der frühen Kirche (Apostelgeschichte; Urchristentum), Briefe der Apostel, sowie die Offenbarung des Johannes. Die Begriffe "Alt" und "Neu" für die Testamente, bezeichnen den Tatbestand, dass es aus Sicht der Christen einen alten und einem neuen Bund zwischen Gott und den Menschen gibt.

Der Inhalt des Alten Testaments wird von verschiedenen Konfessionen unterschiedlich gesehen, da die griechische Überlieferung der Septuaginta auch Texte enthält, die in der hebräischen Überlieferung nicht enthalten sind. Die Teile, die nur in der Septuaginta stehen, werden als je nach Sichtweise als deuterokanonische Schriften bzw. Apokryphen bezeichnet. Einzelheiten sind im Artikel Kanon des Alten Testaments aufgeführt.

Über den Inhalt des Neuen Testaments besteht bei allen großen Konfessionen ein Konsens, der sich in den ersten vier Jahrhunderten entwickelt hat. Einzelheiten sind im Kanon des Neuen Testaments aufgeführt.

Durch zahlreiche Funde von Kodizes und Papyri in den letzten zwei Jahrhunderten kann der ursprüngliche Text des Neuen Testaments heute mit recht großer Genauigkeit wissenschaftlich rekonstruiert werden. Einzelheiten dazu sind in Textgeschichte des Neuen Testaments beschrieben. Jedoch gehen die Meinungen der Theologen und der einzelnen Christen heute sehr weit auseinander in der Frage, in wie weit es sich bei diesem Text um exakte Überlieferungen von Jesus und den Aposteln oder um Zusätze der frühen Kirche handelt.

Ebenso gibt es sehr unterschiedliche Sichtweisen bezüglich der richtigen Methode der Übersetzung, die im Artikel Bibelübersetzung und bei den einzelnen Bibelübersetzungen detailliert sind.

Auch bezüglich Auslegung der biblischen Texte und ihrer praktischen Anwendbarkeit auf Ethik und tägliches Leben gibt es eine große Bandbreite von Meinungen, sowohl unter den Konfessionen als auch bei einzelnen Christen innerhalb der Konfessionen. Die offiziellen Aussagen und Bibelinterpretationen seitens der Kirchen spielten vor allem in früherer Zeit eine große Rolle, während die Menschen heute sich oft eigene Interpretationen zurecht legen, und nicht selten widersprechen sie dabei offen den Meinungen ihrer jeweiligen Kirchen.

Neben der Bibel spielen bei den meisten Konfessionen auch andere Überlieferungen wie Glaubensbekenntnisse, Tradition, Liturgie und christliche Vorbilder wie Heilige eine wesentliche Rolle in der Ausformung der kirchlichen Praxis.

Heute lassen sich einige Christen auch durch andere, insbesondere östliche Religionen oder durch neutestamentliche Apokryphen inspirieren, Texte aus den ersten zwei Jahrhunderten, die nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden. Beides gehört jedoch in keiner Kirche zur offiziellen Lehre.

Christliche Lehre

Während in der christlichen Lehre zahllose Varianten der zentralen Elemente der christlichen Lehre existieren, gibt es doch einige Punkte, die orthodoxe, katholische und evangelische Konfessionen über die meiste Zeit in den letzten 2000 Jahren für unverzichtbar für den christlichen Glauben gehalten und mehrfach offiziell bestätigt haben:

  • Es existiert nur ein einziger Gott, Gott ist dreieinig - ein einziges ewiges Wesen, das in drei Personen existiert: Vater (Schöpfer), Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist. Es gibt den verborgenen (deus absconditus) und den geoffenbarten (deus relevatus) Gott.
  • Jesus Christus ist der Sohn Gottes und der Messias der jüdischen Vorhersage. Die jüdische Mutterreligion erwartet nach wie vor einen Messias. Auch im Islam trägt Jesus (Isa) den Titel al-masih und nicht wenige Muslime sind überzeugt, dass seine Wiederkehr die Endzeit einleiten wird.
  • Jesus Christus hat das kommende Gottesreich verkündet und ist selbst vorweggenommener Beginn, mit seiner leiblichen Auferstehung neben Gott im Himmel. Jesus konnte nicht sündigen. Durch sein Selbstopfer am Kreuz ist alle Menschen ihre Schuld der Erbsünde vergeben, welche ihnen seit ihrer Geburt anhaftet, und sie sind durch das Blut Christi mit Gott versöhnt. Jesus ist ganz Gott und ganz Mensch, zwei Naturen in einer Person.
  • Gläubige werden auf den Tod von Christus getauft. Durch den Glauben leben sie spirituell und werden vom Tod in ein ewiges Leben (leiblich) auferstehen können, sofern sie an das Erlösungswerk Gottes geglaubt haben. Sie empfangen mit der Bekehrung den Heiligen Geist, der Hoffnung bringt und die Kirche in Gottes Wahrheit und gemäß Gottes Absichten führt.
  • Jesus regiert zur Rechten Gottes mit aller Vollmacht und Autorität in leiblicher Auferstehung. Er wird ein erstes Mal wiederkehren, um die Gläubigen zu sich zu holen, damit sie ewig in der Gegenwart Gottes leben werden und ein zweites Mal mit Macht und Herrlichkeit und auf der Welt mit den Gläubigen zu regieren. Bis er am Ende der Zeiten zurückkehrt, hat die Kirche den Auftrag, die Frohe Botschaft zu predigen.
  • Die Lehre, dass der Mensch durch die Erbsünde von der Gemeinschaft mit Gott getrennt erklärt wird und aus eigener Kraft diese Gemeinschaft nicht wieder herstellen kann, sondern dass sie durch den Glauben an Jesus Christus wieder hergestellt wird. Über die genaue Art dieser Erlösung der Gläubigen und den Weg dazu gibt es innerhalb der verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Auffassungen.
  • Die christliche Bibel ist das Wort Gottes oder von Gott verbalinspiriertes Werk und es gibt keine anderen Bücher die den gleichen Stellenwert für die Christen, wie die Bücher der Bibel haben. Obwohl die Christen sich nicht einig sind, wie wörtlich die Bibel genommen werden sollte und es unterschiedliche Interpretationen vieler Stellen gibt, ist sie dennoch die generell anerkannte Quelle von Informationen über Jesus und Gott.
  • Maria, die Mutter von Jesus, gebar den Sohn Gottes, der, obwohl in Ewigkeit existierend, in ihrem Leib gezeugt wurde durch den Heiligen Geist. Von ihrer Menschlichkeit empfing er menschlichen Verstand und Willen und all das, was ein Kind natürlicherweise von seiner Mutter mitbekommt. Maria wird laut frühchristlichem Konzilsbeschluss Theotokos = Muttergottes genannt. In der katholischen und orthodoxen Kirche wird Maria um Fürsprache gebeten, aber offiziell nicht angebetet, sondern verehrt (Marienverehrung). Die evangelische Kirchen messen Maria unterschiedliche Grade der Bedeutung bei und lehnen den Begriff "Muttergottes" zumeist ab. Während Martin Luther den Gläubigen noch die Fürsprache Mariens empfahl, hat sich dies, besonders bei den Evangelikalen, nicht bis in die Gegenwart gehalten. Gelegentlich finden sich noch Marienstatuen oder -bilder in anglikanischen Kirchen, nur selten in lutherischen Kirchen, und in den übrigen evangelischen Kirchen fehlen sie ganz. Dies ist ähnlich zu der Situation mit anderen Heiligen und ihren bildlichen Darstellungen.

Siehe auch: christliche Ethik, christliche Eschatologie, christliche Moral

Zeremonien und Glaubenspraxis

Beziehung zu anderen Religionen

Das Christentum hat andere Religionen beeinflusst, deren Nachfolger sich zwar nicht als Christen ansehen, aber Jesus als Propheten Gottes anerkennen. Der Islam ist die größte dieser Religionen, Jahrhunderte christlich-islamischer Auseinandersetzungen haben jedoch das Jesus-Bild im Koran undeutlich werden lassen. So trägt Jesus im Koran einerseits positive Titel wie Messias, Wort Gottes und auch Geist Gottes; ebenso wird er wie sämtliche biblische Propheten als ein solcher angesehen.

Scharf zurück gewiesen werden jedoch Dreieinigkeit und jede Anbetung Jesu. Umstritten (und nach mehrheitlicher, nicht ausschließlicher Auffassung geleugnet) ist die Kreuzigung. Erst sehr langsam beginnt der entfaltende Dialog hier anzusetzen.

Dem Christentum werden generell unter Nichtchristen positive wie negative Effekte zugesprochen. Positiv wird meist die Lehre der Nächstenliebe gesehen. Auch setzen sich weltweit viele Christen für den Frieden und für Konzepte gegen die Armut ein. Negativ wird die Geschichte des Christentums mit Kreuzzügen, Hexenverfolgungen und Antijudaismus gesehen, diese Handlungen dürfen aber nicht in Einklang mit dem Handeln, das die Bibel vorschreibt, gesehen werden. Die Positionen zu künstlicher Empfängnisverhütung, Homosexualität und Abtreibung sind nicht nur innerchristlich umstritten.

Es ist ein Anliegen vieler christlichen Kirchen, sich untereinander zu versöhnen und eine gemeinsame Basis zu schaffen (Ökumene), als auch eine Aussöhnung mit anderen Religionen herbeizuführen. Dazu veranstaltet beispielsweise der Vatikan regelmäßig interreligiöse Treffen, das Bekannteste dabei das Gebet der Weltreligionen in Assisi. Ziel ist ein friedliches Koexistieren der Religionen, denn sehr viele Kriege wurden aus religiösen Motiven heraus geführt. Nicht übersehen darf man, dass die frühen Christen stark verfolgt wurden und dass es auch heute noch, vor allem in kommunistischen und islamischen Ländern, eine starke Christenverfolgung gibt.

Kultureller Einfluss des Christentums

In der Geschichte des Abendlandes haben sich Glaube, Kultur und Kunst wechselseitig beeinflußt. Eine entscheidende Station war beispielsweise der Bilderstreit im frühen Mittelalter. Im Abendland beschäftigte sich Kunst oft mit christlichen Themen, obwohl seit der Renaissance stärker auch Rückgriff auf nichtchristliche Motive aus der Antike genommen wurde. Im Bereich der Musik sind profane und säkulare Musik zwar oft nur anhand der Texte zu unterscheiden, jedoch haben viele Komponisten auch versucht, einem Text einen besonders passenden musikalischen Ausdruck zu verleihen.

Kritik am Christentum

Anhänger anderer Religionen, Agnostiker, Atheisten, aber auch Christen selbst übten seit jeher Kritik am Christentum. Hierbei ist es oftmals schwer zu unterscheiden, ob sich die Kritikpunkte gegen die Kirche als Institution, die kirchliche Interpretation der Bibel, die Bibel selbst, oder gar gegen die fundamentalen Prinzipien des Christentums selbst richten.

In der Kritik lässt sich eine Tendenz ausmachen, sich nicht nur auf institutioneller Ebene verbreitende fundamental-dogmatische Richtungen des Christentums als im Kern den christlichen Lehren widersprechend zu zeigen. Dies gilt insbesonders wenn in den fundamental-dogmatischen Richtungen u.a. die Bibel unkritisch und unhistorisch wörtlich genommen wird und daraus Verhaltensregeln - z.B. zur Sexualmoral - und konservative Weltanschauungen als zum Christentum zugehörig postuliert werden. Autoren dieser Bewegung wie etwa Bruce Bawer (Stealing Jesus: How Fundamentalism Betrays Christianity), Clayton Sullivan (Rescuing Jesus from the Christians) und der episkopalische Bischof John Shelby Spong (mannigfaltige Publikationen) versuchen, die Lehre des Jesus von diesen späteren Zutaten (also auch von kirchlichen Lehren wie der Erbsünde des Menschen) zu befreien. Stattdessen verteidigen diese Autoren ein auch die menschliche Sexualität in all ihren Varianten bejahendes Christentum, da sie den Menschen für fähig halten, in diesen Fragen selbst zu urteilen.

In diesem Zusammenhang speziell die Auslegung von Bibeltexten bezüglich des Themas Homosexualität kritisiert u.a. Daniel Helminiak in What the Bible Really Says About Homosexuality. (In eine ähnliche Richtung übt die ökumenische Arbeitsbewegung Homosexuelle und Kirche Kritik.)

Andere Wissenschaftler führen Kritikpunkte auf bezüglich der Historizität der Person Jesu Christi, der Bibel oder der urchristlichen Geschichte.

  • Die Bibelgeschichte von der Geburt in Betlehem wird von unbekannten Wissenschaftlern als eine nachträgliche Erfindung im Dienste der Missionierung der Juden gesehen, da diese einen Messias aus dem Hause Davids erwarteten, was für einen Aramäer aus Nazaret nicht zugetroffen hätte. Also sei die Geburtsgeschichte mit Verheißung nach Betlehem verschoben und ausgeschmückt worden.
  • Michael Baigent und Richard Leigh nehmen an, dass die Lehre von Jesus die gleiche war, die auch die Essener vertraten oder auch, dass Jesus selbst ein Essener war.
  • Gerd Lüdemann hält nicht die Apostel, sondern Paulus von Tarsus für den eigentlichen Begründer des Christentums und geht außerdem davon aus, dass erst später unter den entwurzelten Randgruppen und Sklaven des römischen Reiches die reichlich ausgeschmückte und abgewandelte Geschichte von dem ans Kreuz geschlagenen Gottessohn ihre hohe Attraktivität bekommen habe.

Literatur

Standardwerk zur Geschichte (des Christentums aus dem Blickwinkel) der katholischen Kirche
Rezension: "Was ist das Christentum? Was ist das wirklich Christliche? Was hält die so vielfältigen und in sich verschiedenen christlichen Kirchen... überhaupt zusammen?" Fragen, auf die die Kirchen klare Antworten finden müssen, wenn sie die augenblickliche große Krise des Christentums überwinden wollen.
Küng liefert mit seinem Buch eine umfassende Analyse von zwanzig Jahrhunderten Kirchengeschichte und damit den Grundstock, auf dem sich eine fruchtbare Diskussion über die Zukunft des Christentums führen ließe.
  • H.-P. Hasenfratz: Das Christentum. Eine kleine Problemgeschichte. Theologischer Verlag Zürich, 1992. - ISBN 3-29010-151-7
Das Buch behandelt Fragen, die in der Geschichte des Christentums immer wieder zu Problemen führten.
  • Bruce Bawer: Stealing Jesus : How Fundamentalism Betrays Christianity. Three Rivers Press 1998. ISBN 0609802224. (Kritik an fundamental-dogmatischen Tendenzen.)

Siehe auch