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Neufra

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Wappen Deutschlandkarte
Neufra
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Neufra hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 15′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 48° 15′ N, 9° 11′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Sigmaringen
Höhe: 680 m ü. NHN
Fläche: 28,4 km2
Einwohner: 1885 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 66 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72419
Vorwahl: 07574
Kfz-Kennzeichen: SIG, SLG, STO, ÜB
Gemeindeschlüssel: 08 4 37 082
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Im Oberdorf 41
72419 Neufra
Website: www.neufra.de
Bürgermeister: Jürgen Beck
Lage der Gemeinde Neufra im Landkreis Sigmaringen
KarteAlb-Donau-KreisBodenseekreisLandkreis BiberachLandkreis KonstanzLandkreis RavensburgLandkreis ReutlingenLandkreis TuttlingenZollernalbkreisBad SaulgauBeuronBingen (Landkreis Sigmaringen)GammertingenHerbertingenHerdwangen-SchönachHettingenHohentengen (Oberschwaben)IllmenseeInzigkofenKrauchenwiesLeibertingenMengenMengenMeßkirchNeufraOstrachPfullendorfSauldorfScheerSchwenningen (Heuberg)SigmaringenSigmaringendorfSigmaringendorfStetten am kalten MarktVeringenstadtWald (Hohenzollern)
Karte

Neufra ist eine Gemeinde im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Geographie

Geographische Lage

Der Ort liegt im Tal der Fehla, ein Nebenfluss der Lauchert auf der Zollernalb.

Nachbargemeinden

Nachbarorte Neufras sind Bitz im Westen, Burladingen und dessen Teilort Gauselfingen im Nordwesten, Gammertingen und dessen Ortsteil Bronnen im Norden und Osten, Hettingen im Südosten, Veringenstadt im Süden sowie Harthausen auf der Scher, ein Ortsteil von Winterlingen im Südwesten.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Neufra besteht aus dem eigentlichen Ort Neufra und dem Ortsteil Freudenweiler. Weiterhin gehört zu Neufra die Domäne Birkhof.

Wappen Ortsteil Einwohner
(Stand: 31. Dez. 2010)[2]
Fläche
Neufra Neufra (Kernort) 1602 ?
Freudenweiler Freudenweiler 249 ?

Geschichte

Die Gemarkung der Gemeinde Neufra war bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit besiedelt. Gräberfunde in Freudenweiler und Neufra datieren in die mittleren Bronzezeit um 1500 v. Chr., beim heutigen Standort des Rathauses im Oberdorf in die Urnenfelderkultur zwischen 750–450 v. Chr. und in Freudenweiler und Neufra in die Hallstattzeit um 1200 v. Chr. Die Kelten hinterließen bei Freudenweiler eine Viereckschanze aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.

Römische Gebäudereste, die auf einen römischen Gutshof (villa rustica) schließen lassen, fanden sich in den Jahren 1984/85 auf Luftbildaufnahmen bei Neufra.[3] Des Weiteren datieren Funde aus römischer Zeit am Nordhang des Ebinger Berges ins 1./2. Jahrhundert v. Chr.

Neufra ist wohl eine Alemannische Siedlung aus dem 6./7. Jahrhundert. Der Name Niwifara lässt sich von „Neue Sippe“ respektive „Neue Furt“ ableiten. Im Jahr 1138 fand Neufra als Nufiron in der Chronik Bertholds von Zwiefalten erstmals Erwähnung.

1182 wurden erstmalig die Herren von Lichtenstein in Neufra erwähnt. Der Weiler Unterlichtenstein ging im 14./15. Jahrhundert ab. Im Jahr 1468 verkaufte Graf Ulrich von Württemberg die Herrschaft Gammertingen mit Neufra an Hans und Konrad von Bubenhofen, 1474 verkaufte er seinem Landhofmeister Hans von Bubenhofen Vorderlichtenstein und den halben Hinterlichtenstein. 1507 verkauften die Gläubiger des Hans Caspar von Bubenhofen die Herrschaft Gammertingen-Hettingen mit Neufra an den Obervogt von Urach Dietrich von Speth von Zwiefalten. Dies markiert den Beginn der von Speth’schen Herrschaft.

1534 besetzte Herzog Ulrich von Württemberg die mit ihm verfeindete Herrschaft Gammertingen und führt die Reformation ein. Mit dem Tod der Maria Antonia Emmerentia von Speth, Tochter des Hans Dietrich, im Jahr 1735 endet nach mehrfacher Teilung die Neufraer Linie von Speth. Das heutige Straßendorf Freudenweiler (ursprüngliche Bezeichnung Neuhofen) geht auf den Neufraer Bürger Gregor Wetzel zurück, der auf Anregung von Marquard Carl Anton Speth 24. Mai 1795 auf Gebiet der Speth’schen Herrschaft Gammertingen/Hettingen das erste Haus errichtete. Das Ende der Speth’schen Herrschaft kam im Jahr 1806: Neufra, mit 846 Einwohnern größter Ort der ehemaligen Speth’schen Herrschaft, kam an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Die von Speths verkaufen 1827 ihre Besitzungen an die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen.

Die Domäne Birkhof wurde erstmals im Jahr 1509 im Besitz der Herren von Bubenhofen erwähnt. Sie wurde im Laufe der Geschichte an verschiedene Adelshäuser verkauft, bis sie 1827 von den Fürsten von Hohenzollern übernommen wurde.

Im Jahr 1850 wurde Neufra mit dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen als Teil der Hohenzollernschen Lande preußisch.

Eine Typhusepidemie von 1814 fordert in Neufra 84 Todesopfer, eine von 1862/63 136. 1816/17 kommt es im Ort zu einer großen Hungersnot. Beim deutsch-dänischen Krieg 1864 nehmen drei Neufraer teil. Im Preußisch-österreichischen Krieg 1866 standen 32 Neufraer unter Waffen, vorübergehend wurde Neufra durch württembergische Truppen besetzt.

1925 wurde der Landkreis Sigmaringen geschaffen, bei der Kreisreform Baden-Württemberg 1973 blieb Neufra selbständige Gemeinde.

Politik

Gemeinderat

Die Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2009 vom 7. Juni 2009 führte bei einer Wahlbeteiligung von 52,7 % (−2,6) zu folgendem Ergebnis:[4][5]

Partei / Liste Stimmenanteil +/− Sitze +/−
FWV 59,0 % + 9,7 6 ± 0
UL 41,0 % −19,7 4 ± 0

Bürgermeister

Am 12. März 2006 wurde Jürgen Beck (CDU) mit 57,97 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang in seinem Amt als Bürgermeister bestätigt. 1998 hatte er Johannes Hauser in seinem Amt abgelöst. Die derzeitige Amtszeit von Jürgen Beck endet 2014.

  • Karl Kast (CDU)
  • bis 1998: Johannes Hauser
  • seit 1998: Jürgen Beck

Wappen

Wappen
Wappen

Das 1952 verliehene Gemeindewappen von Neufra zeigt einen gespaltenen Schild, vorne in Blau ein silberner Adlerflügel (Lichtensteiner Flügel), hinten in Silber ein rot bewehrter und rot bezungter blauer Löwe (Veringer Löwe).

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Neufra liegt an der Hohenzollernstraße und ist Teil der Ferienregion „Im Tal der Lauchert“.

Bauwerke

Neufra (Hohenzollern) um 1900

Sakralbauten

  • 1332 stiftete ein Swenger von Lichtenstein die Nikolauskapelle. Herzog Ulrich verbaut die Nikolauskappelle 1543 in die Zehntscheuer. Es erhielt sich das spätgotische Fenster.
  • Die volkstümlich so bezeichnete Muttergotteskapelle im Unterdorf mit ehemaligem Friedhof trägt neben dem Marienpatrozinium auch das Patrozinium der Heiligsten Dreifaltigkeit und wurde im Jahre 1591 durch Reichsfreiherrn Schad von Mittelbiberach und seiner Frau Margarethe erbaut. Sie ist ausgestattet mit einem geschnitzten Flügelaltar aus der Erbauungszeit im Stil des Manierismus; der Altarschrein zeigt den Gnadenstuhl. Eine Renovierung erfolgte 1959.
  • Die Pfarrkirche St. Mauritius hatte einen Vorgängerbau, den Albrecht von Speth zwischen 1603 und 1604 für sich und seine Familie als Grablege erbauen ließ. In den Jahren 1860 bis 1862 entstand unter Hofbaumeister Josef Laur und Pfarrer Felix Bürkle ein vom Stil der Neugotik geprägter Neubau. Sie beheimatet ein Sandsteinepitaph von 1610, ein Grabmal Albrechts und seiner Frau Maria Anna von Riedheim, sowie das von Hans Dietrich von Speth. Das Altarblatt gilt als ein Meisterwerk der Neugotik. Die Madonna stammt aus der Hand des Heinstetter Meisters. 1866 wurde der durch Maler Konstantin Hanner aus Gammertingen gestalteter Kreuzweg errichtet. Die Einweihung der Kirche erfolgte 1873 durch Bischof Lothar von Kübel.
  • Die Hochbergkapelle ist eine verputzte Kapelle von 1751 und war ehemals Heiligkreuz-Wallfahrtskapelle mit Votivtafeln von Malern aus der näheren Umgebung.[6] Sie wurde nach 14 Hageljahren durch Pfarrer Constantin Adelbert Sallwürk erbaut.
  • Die Franz-Xaver-Kapelle in Freudenweiler wurde im Jahr 1850 in neugotischen Formen errichtet und 1959 renoviert.

Profanbauten

  • Das ehemalige Speth’sche Schlössle wurde 1690 als Residenz des Hans Dietrich von Speth gebaut. Es besitzt ein Sandstein-Rundbogenportal mit Pilastern und Dreiecksgiebel. 1827 wurde das Schlössle fürstliches Forstamt. Heute befindet es sich in Privatbesitz und ist nicht zugänglich.
  • Die frei zugängliche Ruine Altes Schloss aus dem 11. oder 12. Jahrhundert zeigt Reste von Engadiner Mauerwerk. Sie ist zugleich Fundort von Spielfiguren orientalischer Art aus dem 11. Jahrhundert.
  • Die hängenden Gärten von Neufra, eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Anlage, wurden durch Graf Georg von Helfenstein vor seinem Schloss durch hohe Gewölbe in einer ebene Fläche geschaffen. Sie wurden in Privatinitiative restauriert und zeigen sich heute als Renaissancegarten.[7]
  • Die Ruine Lichtenstein ist eine Burgruine zwischen Neufra und Gauselfingen. Die frei zugänglich Doppelburg gliedert sich in die Vorderlichtenstein, auch Bubenhofen genannt, und die Hinterlichtenstein und war Herrschaftssitz der Herren zu Lichtenstein. Es erhielten sich Schildmauer und Teile des Turms.
  • Das Schulhaus Freudenweiler wurde unter Leitung des Zimmermeisters Balthasar Burkarth (1829–1911) aus Gammertingen im Sommer 1884 erbaut. Bis 1968 wurde hier unterrichtet.

Naturdenkmäler

  • Das Naturschutzgebiet „Herdle“ ist die albtypische Wiesen- und Heckenlandschaft mit der dazugehörigen Vielfalt an Tieren und Pflanzen in weiten Teilen erhalten geblieben. Der Ortsteil Freudenweiler verfügt über eine großflächige Wacholderheide mit anschließendem Sukzessionswald.

Sport

  • In Neufra kann durch den Roter-Bühl-Lift auf einer Länge von 250 Meter mit Flutlicht Wintersport betrieben werden. Die „Kohlloipe“ des Skiclubs Neufra ist eine Rundwanderloipe mit sechs und zehn Kilometer Länge.[8] Sie wurde 2010 bis nach Bitz weitergeführt und hier an die Degerfeld-Loipe angebunden,[9] somit ergibt sich eine Stecke von etwa 15 Kilometer.[10] Bei ausreichend Schnee (20 bis 25 Zentimeter) gibt es eine Loipe auf der Anhöhe zwischen Neufra und Gammertingen.[10]
  • Seit 2002 findet im Sommer das Lauf- und Bike-Event statt. Es gibt Wettbewerbe im Mountainbiken, Laufen und Nordic Walking.

Sonstiges

Der Wolfstein in Neufra erinnert an die erfolgreiche Jagd auf den letzten Wolf in Hohenzollern-Sigmaringen. Er wurde am 18. Januar 1831 bei Gauselfingen erlegt, nachdem er im Juni 1830 in Pferche bei Kettenacker, Harthausen und Feldhausen eingebrochen war und drei Schafe gerissen hatte. Das Tierpräparat, von der Bevölkerung „Isegrim[11] genannt, befindet sich im „Hubertussaal“ auf Schloss Sigmaringen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 439. Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 32 von Lindenberg im Allgäu nach Hechingen. 1907/08 erfolgte der Bau der Eisenbahnstrecke Burladingen–Gammertingen und des Neufraer Bahnhofs. 1970 wurde der reguläre Dampflokbetrieb bei der Hohenzollerischen Landesbahn eingestellt. Das Neufraer Bahnhofsgebäude wurde 1977 abbgebrochen.

Infrastruktur

Die Lichtensteinquelle zwischen Neufra und Gauselfingen wurde zwar schon 1847 erfasst, dennoch mussten viele Bewohner in Neufra Brunnen und Tränken nutzen, sowie das Waschen in der Fehla verrichten. 1928 lieferte die lang ersehnte Wasserleitung zum ersten Mal Wasser aus dem Rohr. Damals feierte der ganze Ort mit einem großen Wasserfest das Ereignis. Guido Steinhart war es, der das passende Gedicht und auch ein Lied dazu schrieb. Die Lichtensteinquelle hat eine Schüttung von durchschnittlich 50 Liter pro Sekunde.[12]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Karl Kast (* 1919), Bürgermeister a.D., ausgezeichnet mit der Konrad-Adenauer-Medaille (2005),[13] einziger Ehrenpräsident des Turngaus Hohenzollern[14]
  • 1965: Traub, seit 1937 Pfarrer in Neufra

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Albert Gönner (1838–1909), Politiker, Oberbürgermeister von Baden-Baden
Commons: Neufra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Daten & Fakten; abgerufen am 21. Juni 2011
  3. Rolf Gensheimer: Luftbildarchäologie in Baden-Württemberg in den Jahren 1984/85. In: Dieter Planck (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1985. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1986, S. 14ff., ISBN 3-8062-0465-9
  4. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
  5. Schwäbische Zeitung
  6. Manfred Hermann: Volkskunst auf dem Hochberg bei Neufra: Zeugnisse der Volksfrömmigkeit auf der Zollernalb. Thorbecke, Sigmaringen 1974, ISBN 3-7995-4022-9
  7. Xaver Knittel (xk): Auf den Spuren der frühen Vorfahren. In: Südkurier vom 1. Juni 2005
  8. Karlheinz Fahlbusch (kf): Winterspaß im Landkreis. Loipen sind gespurt. In: Südkurier vom 9. Januar 2009
  9. Skigebiete in unserer Region. In: Schwäbische Zeitung vom 4. Dezember 2010
  10. a b Ignaz Stösser (ist): Wintersportler tummeln sich auf den Pisten der Alb. In: Schwäbische Zeitung vom 15. Januar 2010
  11. Martina Goldau (mag): Peterchens Mondfahrt und ganz viel Schnee. In: Südkurier vom 8. Dezember 2006
  12. Lichtensteinquelle. Neufra feiert Wasserversorgung. In: Schwäbische Zeitung, 31. Dezember 2008
  13. diet: Gratulanten erinnern an die Leistungen des Jubilars. In: Schwäbische Zeitung, 27. Oktober 2009
  14. Ursula Mallkowsky (sky): Turngau Hohenzollern. In: Südkurier, 16. November 2010