Das Kapital. Band I

Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx, ist das wohl berühmteste Werk zur politischen Ökonomie.
Nach Jahrzehnten ökonomischer Studien und diversen Vorarbeiten (u. a. "Zur Kritik der Politischen Ökonomie", 1863) erschien 1867 der erste Band, "Der Produktionsprozeß des Kapitals"; nach Marx' Tod 1883 stellte Friedrich Engels aus Marx Manuskripten zwei weitere Bände zusammen und veröffentlichte diese Bände als: Band II "Der Zirkulationsprozeß des Kapitals" 1885, Band III "Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion" 1895.
Inhalt
Schon der Titel Das Kapital macht klar, daß Marx eine bestimmte Gesellschaft analysiert, in seinem Werk den Kapitalismus mit seinen Besonderheiten behandelt. Entgegen verbreiteten Fehlinterpretationen geht es im Kapital also nicht um "Gesellschaft schlechthin" oder "das menschliche Wirtschaften".
Die „Kritik der politischen Ökonomie" - so der Untertitel des Werkes - steht für die grundsätzliche Kritik sowohl der kapitalistischen Produktionsweise wie auch der durchgesetzten bürgerlichen Theorie von derselben (Wirtschaftswissenschaften, besonders Volkswirtschaftslehre).
Diese Kritik legt dar, dass es sich bei Gesellschaften mit kapitalistischer Produktionsweise um Klassengesellschaften handelt, in denen sich das Privateigentum an den Produktionsmitteln durch die Indienstnahme von Lohnarbeit vermehrt. So akkumuliert sich der Reichtum in Form von Kapital, während seine Produzenten dauerhaft von ihm ausgeschlossen werden: Beteiligt am Reichtum sind die Arbeiter nur insoweit, wie die Benutzung ihrer Arbeitskraft ihre Entlohnung notwendig macht.
Zweitens richtet sich die Kritik gegen die politische Herrschaft, die ihre Gewalt ganz in den Dienst des Kapitals stellt, die Abhängigkeit der arbeitenden Klasse vom Privateigentum durch "Recht und Ordnung" absichert.
Marx legt dar, dass dies von Menschen gemachte Verhältnisse sind. Dennoch wirken sie hinter dem Rücken der Gesellschaftsmitglieder, erscheinen ihnen als den Dingen innewohnende Sachnotwendigkeiten; ihr Charakter als Verhältnisse von Personen ist verschleiert. Die Bestimmungen, die Marx in seinem Hauptwerk entwickelt, sind auf moderne Verhältnisse gemünzt. Deshalb sind auch die kritisierten Ideologien nahezu allgegenwärtig: Das gesellschaftliche Handeln richtet sich heute wie vor 130 Jahren nach Kriterien, die als Sachzwänge erscheinen, obwohl sie doch erklärbaren menschlichen Verhältnissen geschuldet sind. (Fetischismus).
Band 1: Der Produktionsprozeß des Kapitals
(Zitate aus "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie., Buch I: Der Produktionsprozess des Kapitals", Dietz Verlag, Berlin/DDR 1962 = MEW 23)
Ware und Geld
1. Kapitel: Die Ware
1.1. Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz, Wertgröße)
Gegenstand der "Kritik der politischen Ökonomie":
- "Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung", die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware." (S. 49)
Die Erklärung der modernen bürgerlichen Wirtschaftsweise beginnt mit der Analyse des Reichtums, den sie produziert und von dem sie lebt. Der tritt einem entgegen als zum Handel bestimmte Waren:
- „Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d. h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel.“ (S. 49)
Das erste Charakteristikum der Ware ist stofflicher Reichtum: Als fürs menschliche Bedürfnis passend gemachtes Stück Natur ist „der Warenkörper selbst ein Gebrauchswert“: irgendein Ding, notwendig, nützlich, angenehm für das Leben.
- „Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier und so weiter, ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat. So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge.“ (S. 49f.)
Qualität: Die Nützlichkeit einer Sache hat ihren Grund in deren Eigenschaften. Seine spezifischen Qualitäten machen ein Ding zum Mittel bestimmter Bedürfnisse.
Quantität: Um einem Bedürfnis zu nutzen, muss der Gebrauchswert in passender Größenordnung zur Hand sein. An einem – entsprechend der Natur der Sache festgelegten – Maß (Liter Wasser, Elle Leinwand, Tonne Eisen, und so weiter) vergleichen sich Mengen von Gütern einer Art.
Geschichtliche Tat: Was sich mit der Natur an Nützlichem anstellen lässt, muss herausgefunden werden.
Die Anwendung des Gebrauchswerts ist der – produktive oder individuelle – Konsum. In dem kommt es an auf die nützliche Beschaffenheit der Sache - die nicht davon abhängt, ob zu ihrer Hervorbringung viel oder wenig Aufwand nötig war. Dass die Natur nützlich bearbeitet wird, unterscheidet die verschiedenen Produktionsweisen nicht: Die produzierten Gebrauchswerte bilden den sachlichen Reichtum jeder Gesellschaft. Der Kapitalismus ist damit jedenfalls nicht fertig, das ökonomisch entscheidende Charakteristikum der Ware ist ein anderes - sie ist für den Austausch bestimmt:
- „Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts. Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen,...“ (S. 50)
Waren werden für den Markt produziert: Der Gebrauchswert in der einen Hand bietet Zugriff auf ein fremdes Stück Reichtum – und um den geht es. Die verschiedenen Gebrauchswerte sind für diesen Zugriff bloße Bedingung, die tauschwertmäßig interessante Frage ist, wie viel die Ware in fremdem Produkt einbringt.
Die Unterschiede zwischen den Gebrauchswerten – wie der auf sie bezogenen Bedürfnisse – werden damit ziemlich gleichgültig. Ein fehlender Tisch lässt sich zwar nicht durch einen zusätzlichen Stuhl ersetzen, Hunger nicht mit Durst verrechnen, und so weiter: Aus ihrer Besonderheit als Gebrauchswerte, aus ihren natürlichen Eigenschaften ist das Maßverhältnis, welches zwei Arten von Gebrauchswerten eingehen also nicht bestimmbar, denn als solche sind sie schlicht inkommensurabel. Aber in ihrem Tauschwert sind die unterschiedlichen Waren in bestimmter Quantität gleichgesetzt,
- „...ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (...) also eine contradictio in adjecto [ein Widerspruch in sich selbst]. Betrachten wir die Sache näher. Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z. B.:, tauscht sich (...) mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen.“ (S. 50f.)
Auf dem Markt ist jede Ware von vornherein zu allen anderen Artikeln ins Verhältnis gesetzt; der Austausch hängt nicht von zufälligen Umständen ab. Die endlose Reihe von Austauschverhältnissen demonstriert, dass der Tauschwert gegen jedes besondere Verhältnis gleichgültig ist: Jede einzelne Ware ist austauschbar, im richtigen Mengenverhältnis zu jeder anderen Ware äquivalent.
- „Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold und so weiter der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen (sie) durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.“ (S. 51)
Dass in dieser Gesellschaft die unterschiedlichsten Gebrauchswerte ökonomisch gleichgesetzt sind, zeigt, dass es sich bei ihnen nicht um bloße Gebrauchswerte handelt: Die Tauschbarkeit der Waren beruht auf einer allgemeinen Eigenschaft, die sie mengenmäßig verrechenbar macht. Das quantitative Verhältnis beruht auf qualitativer Gleichsetzung der verschiedenen Güter. Im Tauschwert "erscheint" also eine objektive Bestimmung der Warenkörper, die sie alle miteinander qualitativ gleich und darüber quantitativ vergleichbar macht.
- „Nehmen wir ferner zwei Waren, z. B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird (...). Was besagt diese Gleichung? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein.“ (S. 51)
Wie auch immer das Tauschverhältnis wechselt: Dass die Ware einen Tauschwert hat, der sich im Zugriff auf fremden Gebrauchswert bemisst, bleibt dadurch unverändert. Diese Eigenschaft der Ware ist den Marktzufälligkeiten also vorausgesetzt: Beide Seiten des Austauschverhältnisses müssen das Maß, welches im Tauschwert erscheint, bereits in sich tragen. Gebrauchswerte, die als Äquivalente auftreten, zeigen, dass ihnen eine identische Qualität objektiv zukommt, und dass sie diese Qualität im Tauschwert darstellen.
- „Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein. Ihre körperlichen Eigenschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe sie nutzbar machen, also zu Gebrauchswerten. Andererseits aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis der Waren augenscheinlich charakterisiert. Innerhalb desselben gilt ein Gebrauchswert grade so viel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vorhanden ist. (...)
- Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert.“ (S. 51f.)
Das "gemeinsame Dritte", der Wert, ist keine Eigenschaft, die aus dem Gebrauchswert beziehungsweise einem Bedürfnisstandpunkt kommt. Beim Tausch kommt es nicht auf die spezifischen Gebrauchswerte – und die sich darauf richtenden Bedürfnisse – an; die sind – gleichgültige – Bedingung für was anderes: sondern darauf, vermittels der eigenen Ware auf anderes Produkt zuzugreifen: Die vermittels des eigenen Produkts erworbene exklusive Macht, in bestimmtem Umfang die Resultate fremder Arbeit anzueignen. Aneignung durch Entäußerung.
Der Wert ist auch keine bloß theoretische Abstraktion: Die praktizierte Abstraktion enthält Gegensatz gegen Gebrauchswert und damit Bedürfnisbefriedigung. Die Bewährung als Wert im Austausch ist die Bedingung, ohne welche kein Gebrauchswert in die Hand des Interessenten gerät. Dass der Wert von jedem Atom Gebrauchswert "absieht", heißt, dass dieser nicht zählt. Der Gebrauchswert ist gleichgültiges Material des Werts: "bloßer Träger". Solche Gleichgültigkeit bedeutet kein Ergänzungsverhältnis beziehungsweise wechselseitiges Mittelverhältnis, vielmehr Negation. Die Einheit dieses Gegensatzes in der Ware ist die Härte: Ohne Gebrauchswert kein Wert bedeutet umgekehrt: ohne Wert-Preis-Realisierung im Austausch kein Zugang zu Lebensmitteln!
- „Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten.“ (S. 52)
Gesucht ist jenseits aller Nützlichkeit eine dingliche Eigenschaft aller Warenkörper, die ihre gesellschaftliche Gleichheit ausmacht, und jenseits aller Nützlichkeit sind Waren nur noch "rückwärts" bestimmt durch den Aufwand, den sie die Gesellschaft gekostet haben. Diese dingliche Eigenschaft, die zugleich keine natürliche sein kann, ist ihr Produktcharakter,
- „Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.“ (S. 52)
Die konkrete Arbeit ist bloße Voraussetzung dafür, dass das Arbeitsprodukt zum Tausch gelangt, welches Nicht-Gebrauchswert für den Produzenten ist.
- „Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, d. h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen Substanz sind sie Werte - Warenwerte.“ (S. 52)
Die Quelle des Werts ist die Arbeit als abstrakt-menschliche, das heißt als Abstraktion von ihrem besonderen Inhalt und Zweck, der sie als nützliche ausmacht.
Wie der Wert der Arbeitsprodukte ist auch die identische Qualität der Arbeit, die sie als Wertquelle darstellt, keine willkürliche Abstraktion, sondern der Maßstab, der praktisch an ihr geltend gemacht wird.
- „Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen "wertbildenden Substanz", der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag und so weiter“ (S. 53)
Quelle des Werts ist die unterschiedslose Verausgabung von Arbeitskraft, sein Maß also die Zeitdauer ihres Einsatzes.
Dabei zählt - wegen der Abstraktion, als welche die Arbeit wertbildend ist - nur die gesellschaftlich notwendige Arbeit, d. h. die gemäß dem gesellschaftlichen Produktivitätsniveau fällige Durchschnittsarbeit. Alle Arbeit gilt im Austausch der Produkte als Exemplar der gesellschaftlich normalen Verausgabung; die individuell verschiedenen Produktionsbedingungen, Intensität der Arbeit und Geschick der Produzenten werden diesem Maß des Wertes subsumiert. Erst im Vergleich über den Austausch stellt sich also heraus, was die geleistete Arbeit wert war.
1.2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit
Die Allgemeinheit des Tauschwertes, des Produkts als Ware, unterstellt Warenproduktion. Das heißt, eine spezifische gesellschaftliche Form der Arbeitsteilung: Unabhängige Privatarbeit, in welcher die Herstellung dieser oder jener nützlichen Produkte einzig nach Maßgabe dessen erfolgt, inwieweit diese sich als Träger von Wert, also als Mittel der Erzielung eines Preises im Austausch erweisen. Aus letzterem Zweck ergibt sich und entwickelt sich die gesellschaftliche Teilung der Arbeit "naturwüchsig", d. h. ungeplant als Konkurrenz gegeneinander.
Wo es um Tauschwert geht als Zweck der Arbeit, spielt Vorliebe, Tradition eines speziellen Gewerbes keine Rolle. Produktionszweigwechsel bzw. Mobilität ist selbstverständlich: Jede Arbeit so gut wie die andere, sofern sie nur Preise macht - oder nichts wert, wenn kein lohnender Verkauf stattfindet, in wie nützlichen Produkten sie auch immer ihr Resultat hat.
1.3. Die Wertform oder der Tauschwert
Der Wert als "wirklicher" Reichtum ist Gegensatz zum Gebrauchswert. Die Reduktion aller verschiedenen Waren auf ihre gemeinsame Wertqualität passiert und existiert in ihrer Gleichsetzung mit einer einheitlichen und damit allgemeinen Ware, die als von der Warenvielfalt unabhängige selbständige Wertgestalt fungiert: Geld. Eine Ware wird ausgeschlossen: sie verkörpert allen Waren gegenüber deren Identität als Wert und erhält dadurch die Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen anderen Waren. Diese werden damit, was sie sind: bloße Repräsentanten der unterschiedslosen Materiatur des Werts, auf den es ankommt. Die Geldware enthält den Gegensatz von Gebrauschwert und Wert unmittelbar an sich selber. Als Gold ist sie unmittelbar Wert = existente Abstraktion in dinglicher Gestalt. Diese Geldform ist der Zweck der Produktion. Abstrakte, also gleich-gültige Arbeit für Geld, ist das Mittel, an Geld heranzukommen. Arbeit, die nicht zu Geld wird, ist deshalb wertlos. Waren werden weggeschmissen - Nur wenn Ware zu Geld wird, also ein zahlungsfähiges Bedürfnis findet, liegt gesellschaftlich-notwendige Arbeit vor. Universelles Bedürfnis nach Geld, als dem getrennt vom Güterreichtum existierenden Maß und Zugangsmittel zu ihm. An der Verfügung über Geld scheiden sich arm und reich. Es allein stiftet die gesellschaftliche Macht über die Mittel der Bedürfnisse und damit über diese.
1.4. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis
Der spezifisch-gesellschaftliche Charakter der Arbeit „erscheint als" notwendige Eigenschaft und damit Forderung von Sachen: Waren bzw. Geld. Wahr ist, dass die gesellschaftliche Bestimmtheit und der Zweck der Arbeit in den Sachen Ware und Geld besteht. Deren "Gesetzen", d. h. den mit ihnen gegebenen Notwendigkeiten folgen die unabhängigen Privatpersonen, die ihren Vorteil verfolgen und sich dabei mit "hinter ihrem Rücken" sich einstellenden Marktbedingungen konfrontiert sehen. Ideologie ist, dass man sich keinem gesellschaftlich herrschenden ökonomischen Zweck unterwirft, sondern an quasi-natürlichen Eigenschaften von sachlichen Voraussetzungen der Bedürfnisbefriedigung orientiert.
2. Kapitel: Der Austauschprozeß
Daß die Leute sich als Repräsentanten der Warenwerte, d. h. als Käufer und Verkäufer gegenübertreten, unterstellt die Anerkennung des Privateigentums: Eigentum heißt Trennung von Bedürfnis und Mitteln seiner Befriedigung als Bedingung ihres Zusammenkommens - unter der Voraussetzung der Preisrealisierung.
Weil die Dinge des Genusses etc. mir nicht gehören, sondern anderen, trete ich als Käufer an und schaffe das Geld herbei, um den Warenpreis zu realisieren.
Die Gültigkeit des Rechtsverhältnisses ist eine Sache des Staates. Die politische Gewalt ist schon nötig - sie macht den Ausschluß per Privateigentum zur allgemeinen Lebensbedingung und sorgt für dessen Respektierung -, damit das freiheitliche Verhältnis der Personen zur Welt der Waren und des Geldes, und entsprechend zueinander, möglich ist (Kein Mensch macht einen Vertrag, wenn nicht Gültigkeit durch politische Gewalt gegeben ist und gewußt wird.) Statt persönlicher Abhängigkeit herrscht die Freiheit ökonomischer Charaktermasken, d. h. der Materialismus als Unterwerfung unter den Charakter der Mittel, deren Zweck gar nicht in ihrem Gebrauch besteht.
Die Verwandlung von Geld in Kapital
Marx analysiert die kapitalistischen Marktbeziehungen in zwei Formeln:
Bei dem Austauschprozess Ware-Geld-Ware (W-G-W) geht es um den (in der Regel äquivalenten) Händewechsel, um an einen bestimmten Gebrauchswert zu kommen; Geld hat eine Vermittlerfunktion.
4. Kapitel. Verwandlung von Geld in Kapital
Damit Geld zu Kapital wird, braucht ein Kapitalist einen anderen, ihm gemäßen Umgang mit dem Geld: Geld-Ware-Geld (G-W-G'). Damit diese Formel für den Kapitalisten nicht tautologisch und sinnlos ist, kommt es auf das G` am Ende an, also auf die Vergrößerung der ursprünglichen Geldsumme (Mehrwert).
G' - das den so genannten Mehrwert beinhaltet - wird als neues G wieder Ausgangspunkt der Formel, der Kreislauf beginnt von vorne; diese Formel zielt also auf eine endlose Bewegung ab. Entscheidend ist hier alleine die Vermehrung des Werts, der Gebrauchswert ist bloße Bedingung für die Verkäuflichkeit.
Laut Marx kann die Kapitalvermehrung nicht aus der Sphäre der Warenzirkulation erklärt werden: Wenn zum Beispiel der Verkäufer einen Preisaufschlag erheben könnte, müsste der Kapitalist ihn als Käufer beim "G-W" wieder verlieren. Die Wertvergrößerung muss also aus der Benutzung der gekauften Ware entspringen: Sie entsteht durch Kauf und produktive Anwendung der menschlichen Arbeitskraft. Damit das Geld in der Hand des Kapitalisten zum Kommandomittel über menschliche Arbeit wird, ist das Vorhandensein einer eigentumslosen Klasse unterstellt, die keine Mittel besitzt, um selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen - also auch kein anderes Lebensmittel hat, als ihre eigene Arbeitskraft zu verkaufen: Der in diesem Sinne "doppelt freie Lohnarbeiter".
Band 2: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals
Im ersten Band war Gegenstand, wie der Mehrwert im einzelnen industriellen Kapital produziert wird. Dieser muss aber noch im Austausch -- in der Zirkulationssphäre -- realisiert werden. Dadurch ergeben sich verschiedene Phasen, in denen sich das Kapital befinden muss: die Produktions- und die Zirkulationssphase. In der zweiten Phase beziehen sich verschiedene Einzelkapitale aufeinander; die Form dieser Verhältnisse sind Gegenstand des zweiten Bandes des "Kapitals". Die Untersuchung dieser Verhältnisse führt letztlich zu der Frage, wie und ob unter der Forderung beständiger Akkumulation von Mehrwert die Reproduktion der Gesellschaft möglich ist.
Band 3: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion
Werkgeschichte
Marx arbeitete fünf Jahre lang an der französischen Ausgabe des ersten Bandes; diese Übersetzertätigkeit regte ihn an, den Stoff in Nuancen neu zu überarbeiten und neu zu überdenken.
Friedrich Engels Bearbeitung von Marx Manuskripten und Notizen und Zusammenstellung zu den Bänden II und III des Kapitals, wird z.T. grundsätzlich kitisiert, u.a. wegen Uminterpretation von Marx als logischer Zusammenhang erklärter Strukturen zu angeblich historischen Entwicklungen. Dennoch gab es seit Marx' Tod und seit Engels' Veröffentlichung und Kommentierung der Bände II und III nur wenige, die zwischen Marx' eigener Analyse und deren von Engels und Karl Kautsky ausgehender fortschreitender Uminterpretation unterschieden. Stattdessen hält sich bis heute der Irrtum, dass Marx' Theorie weitgehend mit dem sich nach ihm nennenden (Arbeiterbewegungs-)Marxismus bzw. Marxismus-Leninismus identisch sei.
Die von Engels veröffentlichten Kapital-Bände finden sich in den Marx-Engels-Werken (MEW, siehe Literaturliste); die hierfür verwendeten Original-Manuskripte sind in der "historisch-kritischen Marx-Engels-Gesamtausgabe" veröffentlicht (MEGA 2, siehe Literaturliste).
Literatur
primär
- Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie., Buch I: Der Produktionsprozess des Kapitals, Dietz Verlag, Berlin/DDR 1962 (als Marx-Engels-Werke Band 23)
- Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie., Buch II: Der Zirkulationsprozess des Kapitals (Herausgegeben von Friedrich Engels), Dietz Verlag, Berlin/DDR 1963 (als Marx-Engels-Werke Band 24)
- Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie., Buch III: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion, Kapitel I bis XXVIII (Herausgegeben von Friedrich Engels), Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983 (als Marx-Engels-Werke Band 25)
- Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA = Marx-Engels-Gesamtausgabe). Dietz Verlag, Berlin/DDR (ab 1989: Berlin) 1975ff
sekundär
- Hans-Georg Bensch u.a.: Das Automatische Subjekt bei Marx. Studien zum Kapital, zu Klampen, Lüneburg 1998, ISBN 3-9245-67-3
- Michael Berger: Karl Marx: Das Kapital. Eine Einführung, Fink, München, 2003, ISBN 3-8252-2456-2 (Reihe UTB; 2456)
- Gerhard Gamm: [Karl Marx], in: Ders.: Interpretationen. Hauptwerke der Sozialphilosophie, Reclam, Stuttgart, 2001, ISBN 3-15-018114-3, S. 29-56
- Wolfgang Fritz Haug: Vorlesungen zur Einführung ins "Kapital", Argumente-Verl., Berlin, 2005, ISBN 3-88619-301-2
- Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Schmetterling-Verl., Stuttgart 2004, ISBN 3-89657-582-1
- Roman Rosdolsky: Zur Entstehungsgeschichte des Marxschen "Kapitals", EVA, Frankfurt/M.
- 1. - 1972, ISBN 3-434-45003-3
- 2. - 1972, ISBN 3-434-45004-1
- 3. - 1972, ISBN 3-434-45004-1
Weblinks
Das Kapital
{{Wikisource2|Das Kapital|Das Kapital]] (erster Band)[[ }}
- Band I: Der Produktionsprozeß des Kapitals
- Band II: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals
- Band III: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion
Wesentliche politökonomische Werke von Marx
- Übersicht Marx-Engels-Werke (MEW)
- Zur Kritik der Politischen Ökonomie
- Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie
- Lohn, Preis und Profit
- Kritik des Gothaer Programms
Kommentare
- Anmerkungen zu Kapital Bd. I
- http://www.oekonomiekritik.de - Michael Heinrichs Marx-Interpretation
- http://sozialistische-klassiker.org/kapital.doc/ea01.htm - Darstellung von Bd. I - III durch Elmar Altvater