Carl von Ossietzky

Carl von Ossietzky (* 3. Oktober 1889 in Hamburg; † 4. Mai 1938 im Polizeikrankenhaus Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne. Er wurde 1931 wegen Landesverrat und Spionage verurteilt. Das Urteil wurde 1992 vom Bundesgerichtshof wieder bestätigt. Ossietzky erhielt 1936 rückwirkend den Friedensnobelpreis für das Jahr 1935, die Annahme wurde ihm jedoch von Adolf Hitler untersagt.
Leben
Frühe Jahre und Ausbildung
Carl von Ossietzky wurde 1889 als einziges Kind der Eheleute Carl Ignatius und Rosalie von Ossietzky in Hamburg geboren. Der Vater Carl Ignatius (1848-1891) war der Sohn eines Kreisbeamten aus Oberschlesien und arbeitete nach seiner Übersiedlung nach Hamburg als Stenograph in der Anwaltskanzlei des Senators und späteren Hamburger Bürgermeister Max Predöhl. Nebenbei betrieb er eine Speisewirtschaft. Als der Vater in Carls drittem Lebensjahr starb, übernahm dessen Schwester die Erziehung des Kindes, während sich die Mutter weiter um die Gaststätte kümmert. Fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes heiratete Rosalie von Ossietzky den Bildhauer und Sozialdemokraten Gustav Walther und beide nahmen den Jungen wieder auf. Walther weckte von Ossietzkys Interesse an der Politik. Vom siebten Lebensjahr an besuchte Ossietzky die renommierte Rumbaumsche Schule in Hamburg, die er jedoch nicht erfolgreich mit der Mittleren Reife abschließen konnte. Seine Leistungen in Mathematik waren, im Gegensatz zu anderen Fächern, nur mangelhaft. Ossietzky bewarb sich im Alter von 17 Jahren daher um eine Stelle bei der Hamburger Justizverwaltung. Schließlich war er in der Warteliste für "anzustellende Hülfsschreiber" auf Platz eins vorgerückt und trat am 1. Oktober 1907 in den Justizdienst ein. 1910 wurde er aufgrund akzeptabler Leistungen ins Grundbuchamt versetzt. Neben seiner Tätigkeit bei der Behörde war Ossietzky politisch und kulturell sehr engagiert. 1908 war er der Demokratischen Vereinigung um Hellmut von Gerlach und Rudolf Breitscheid beigetreten. Weltanschaulich stand Ossietzky dem Monismus nahe. Zu den ersten literarischen Versuchen dieser Zeit gehörte auch ein romantisches Theaterstück, das er für eine Hamburger Schauspielerin schrieb, in die er verliebt war.
Journalistische Karriere bis 1926
1911 begann Carl von Ossietzky bei der Wochenzeitung Das freie Volk als Mitarbeiter, drei Jahr später wurde er wegen seines Artikels "Das Erfurter Urteil" aufgrund seiner kritischen Darstellung der damaligen Rechtssprechung wegen Beleidigung angeklagt und zu 200 Mark Geldbuße verurteilt. Diese beglich Maud Lichfield-Wood, die Tochter eines in Indien tätigen Offiziers, die er am 19. August 1913 geheiratet hatte.
Im Ersten Weltkrieg wurde Carl von Ossietzky als Soldat an die deutsche Westfront geschickt. Diese Erfahrung bestätigten seine bereits vor dem Krieg vorhandene pazifistische Einstellung. Nach dem Krieg brachte er in Hamburg die Zeitung Nie wieder Krieg heraus und trat der Deutschen Friedensgesellschaft bei, deren Sekretär er 1919 wurde. Da er das Mitteilungsblatt der Gesellschaft durch eigene Beiträge anreicherte, die vielen konservativen Mitgliedern der Gesellschaft nicht gefielen, kam es zu einem Streit, in dessen Folge Carl von Ossietzky 1923 die Arbeit als Sekretär aufgab.
Von 1920 bis 1924 arbeitete er bei der Berliner Volkszeitung, erst als außenpolitischer Mitarbeiter und später als Redakteur. Parallel schrieb er Beiträge für eine Reihe von weiteren Zeitungen, darunter die Frankfurter Zeitung und die Wochenzeitung Berlin am Montag. Bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften schrieb er immer wieder kritische Beiträge über die Aushöhlung der Weimarer Republik und der Weimarer Verfassung, über die Parteienpolitik und gegen die Wiederaufrüstung, was ihm mehrere Prozesse vor Gericht einbrachte. Im März 1924 gründete Ossietzky gemeinsam mit Karl Vetter die Republikanische Partei, die jedoch nach der Wahlniederlage zur Reichstagswahl wieder aufgelöst wurde. Ossietzky wurde Mitarbeiter von Leopold Schwarzschilds Zeitschrift Das Tage-Buch und Redakteur der Wochenzeitung Montag-Morgen.
Die Weltbühne
Auf Anregung Kurt Tucholskys bemühte sich Siegfried Jacobsohn, Herausgeber der Berliner Wochenzeitschrift Die Weltbühne, von Sommer 1924 um die Mitarbeit Ossietzkys. Es sollte aber bis zum April 1926 dauern, bis zum ersten Mal ein politischer Leitartikel von ihm in dem Blatt erscheinen sollte. Nach dem Tod Jacobsohns wurde er von 1927 an unter der Mitarbeit von Kurt Tucholsky der Herausgeber der Weltbühne. Die Zeitung wurde unter seiner Leitung noch offensiver in der Darstellung von Missständen in der Weimarer Republik und entwickelte sich zu einem zentralen Sprachrohr gegen den Militarismus und den beginnenden Faschismus in Deutschland. Nach den Berliner Maivorgängen im Mai 1929 übernahm er den Vorsitz des Ausschusses zur Aufklärung der Hintergründe, um die massive Polizeigewalt zu klären.
Ein Bericht über die geheime Aufrüstung der Reichswehr führte zum international Aufsehen erregenden Weltbühne-Prozess, in dem er Ende 1931 wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Wegen des berühmt gewordenen Tucholsky-Satzes "Soldaten sind Mörder" klagte man von Ossietzky ebenfalls an. Ein Gericht wertete im Juli 1932 diesen Satz jedoch nicht als Verunglimpfung der Reichswehr. Weihnachten 1932 wurde er im Rahmen einer Amnestie entlassen.
Als engagierter Pazifist und Demokrat wurde er am 28. Februar 1933 durch die Nationalsozialisten erneut verhaftet und in Berlin-Spandau interniert. Danach erfolgte die Überführung in das KZ Sonnenburg, später ins KZ Esterwegen im Emsland. Während dieser Zeit wurde er immer wieder schwer gefoltert. Vor den Olympischen Spielen 1936 kam er schließlich wieder frei und wurde am 28. Mai 1936 in das Staatskrankenhaus in Berlin verlegt. Am 7. November 1936 wurde er offiziell aus der Haft entlassen.
Bereits 1934 stellte die in Straßburg arbeitende Liga für Menschenrechte den ersten offiziellen Antrag zur Ehrung Ossietzkys mit dem Friedensnobelpreis, in der Folge kamen weitere Unterstützungen durch international tätige Gruppen hinzu. Am 23. November 1936 wurde Carl von Ossietzky rückwirkend der Friedensnobelpreis des Jahres 1935 zugesprochen, den er auf Weisung Adolf Hitlers jedoch nicht annehmen durfte. Hitler interpretierte die Entscheidung des Nobelpreiskomitees als politische Entscheidung und Agitation durch das norwegische Parlament, den Storting. Eine Folge der Preisverleihung war aber, dass von Ossietzky aus Rücksicht auf die Weltöffentlichkeit 1936 ins Berliner Staatskrankenhaus der Polizei verlegt wurde.
Carl von Ossietzky starb 1938 an Tuberkulose und an den Folgen der Folter und hinterließ seine Frau Maud. Das Preisgeld für den Friedensnobelpreis war an die Deutsche Reichsbank überwiesen worden und wurde zum größten Teil von der Gestapo gesichert.
Preise und Ehrungen
- Seit 1963 verleiht die Internationale Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille
- 1983 wurde die Hamburger Staatsbibliothek in Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky umbenannt.
- Die Stadt Oldenburg verleiht seit 1984 alle zwei Jahre den Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik.
- 1991 gab sich die Universität Oldenburg den Namen "Carl von Ossietzky Universität Oldenburg". Ossietzkys Tochter Rosalinda von Ossietzky-Palm war bis zu ihrem Tod im Jahr 2000 Ehrenbürgerin der Universität. Die Universität verwaltet auch den Nachlass von Carl und Maud von Ossietzky.
Weblinks
- Biographie (von Nobelpreis-Kommitee, englisch)
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/OssietzkyCarl/
- http://www.shoa.de/content/view/78/92/
- http://www.uni-oldenburg.de/ossietzky.student.ag/Biographie.htm
- http://www.sueddeutschezeitung.de/kultur/artikel/738/11727/
- Die Kampagne zur Verleihung des Friedensnobelpreises
Personendaten | |
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NAME | Ossietzky, Carl von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne |
GEBURTSDATUM | 3. Oktober 1889 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 4. Mai 1938 |
STERBEORT | Berlin |