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Otto von Habsburg

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Otto von Habsburg (2004)

Franz Josef Otto von Habsburg – in Österreich amtlich Otto Habsburg-Lothringen, kurz Otto Habsburg – (* 20. November 1912 in Reichenau an der Rax; † 4. Juli 2011 in Pöcking[1]) war ein deutsch-österreichischer Schriftsteller, Publizist und Politiker. Er galt als entschiedener Gegner Hitlers und des Nationalsozialismus, sowie des Kommunismus[2]. Ab Mitte der 1930er Jahre setzte er sich - bis Ende der fünfziger Jahre zunächst noch unter christlich-monarchistischen Vorzeichen - mit der Paneuropa-Union für die europäische Einigung ein. Er war Mitinitiator und Schirmherr des „Paneuropäischen Picknicks“ am 19. August 1989, das zu einem Symbol für den Fall des Eisernen Vorhangs wurde. Für die CSU war er Mitglied des Europäischen Parlaments.

Habsburg war von 1922 bis 2006 Oberhaupt der Familien Habsburg-Lothringen. Er besaß die Staatsbürgerschaft von Österreich, Ungarn und Deutschland. Er war außerdem Mitglied im Kuratorium des Forums Deutscher Katholiken.

Von 1916 bis 1919 war Otto Kronprinz Österreich-Ungarns, mit allen Vornamen und voller Titulatur „Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Franz Joseph Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius, Kaiserlicher Prinz, Erzherzog von Österreich, Königlicher Prinz von Ungarn“.

Leben

Geburtshaus Villa Wartholz (um 1900)

Otto wurde 1912 in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax in Niederösterreich geboren. Als erstgeborener Sohn des österreichischen Kaisers Karl I. und seiner Ehefrau Zita und als Kronprinz (ab 1916) wurde Erzherzog Otto auf eine zukünftige Herrscherrolle vorbereitet. Nach Auflösung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkrieges wohnte er bis März 1919 mit seinen Eltern – vor der Ausreise der ehemaligen Kaiserfamilie angesichts der drohenden Landesverweisung seines Vaters – im Schloss Eckartsau in Niederösterreich. Von 1919 bis 1921 lebte Otto Habsburg-Lothringen mit seinen Eltern in der Schweiz im Exil. Nach zwei Restaurationsversuchen seines Vaters in Ungarn wurde die Familie nach Madeira verbannt. Als sein Vater im April 1922 auf dem Sterbebett lag, musste der neunjährige Sohn zusehen, wie man „als Kaiser und Christ stirbt“.[3] Nach dem Tod Karls übersiedelte die Familie in das baskische Fischerdorf Lequeitio.[4]

Seine Mutter Zita Habsburg-Lothringen erzog ihren Sohn auch nach dem Untergang des Kaiser- und Königreichs Österreich-Ungarn noch zu einem römisch-katholischen Monarchen. So wurde er in den Sprachen der Völker der K.u.k.-Monarchie unterrichtet und musste den alt-österreichischen und alt-ungarischen Stundenplan eines Gymnasiums nebeneinander absolvieren. Seine Matura bestand er 1930 in Lequeitio mit Auszeichnung. Die Großjährigkeitserklärung und damit das Ende der Vormundschaft seiner Mutter erfolgte am 20. November 1930. Damit wurde Otto Habsburg-Lothringen Oberhaupt des „Hauses Habsburg“ und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies. 1935 schloss er sein 1930 begonnenes Studium der politischen und sozialen Wissenschaften an der Katholischen Universität in Löwen (Belgien) mit Auszeichnung und der Promotion ab. Die Einreise in die nach dem Ersten Weltkrieg neu entstandene Republik Österreich war ihm und den anderen Familienmitgliedern durch § 2 Habsburgergesetz von 1919 untersagt, so lange sie sie nicht auf die Zugehörigkeit zum Haus Habsburg-Lothringen und die aus ihr gefolgerten Herrschaftsansprüche verzichteten und sich als getreue Staatsbürger der Republik bekannt haben. Otto Habsburg-Lothringen gab diese Erklärung erst Ende Mai 1961 ab, um nach Österreich einreisen zu können (siehe Abschnitt Die „Habsburg-Krise“, 1961–1966).[5]

Von 1940 bis 1944 lebte Habsburg-Lothringen – außerhalb Österreichs von Habsburg – in den USA, 1944 bis 1951 hauptsächlich in Frankreich, später wieder in Spanien und seit 1954 in Pöcking in Bayern. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er eine Tätigkeit als Vortragsreisender und war außerdem als Schriftsteller tätig. Von Habsburg, der in seinem politischen Engagement vom spanischen Diktator Franco unterstützt wurde, setzte sich für dessen Auszeichnung mit der Goldmedaille des Stiftes Mariazell ein, die Franco 1952 erhielt.[4]

Otto von Habsburg (rechts) unter anderem mit Helmut Kohl

1957 bis 1973 war er Vizepräsident, 1973 bis 2004 war er als Nachfolger des Gründers Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi Präsident der Internationalen Paneuropa-Union;[6] von 2004 bis 2011 war er deren Ehrenpräsident.

Von 1979 bis 1999 war er, nachdem er 1978 neben der österreichischen Staatsbürgerschaft auch die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hatte, für die Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) – ab 1982 war von Habsburg Mitglied, er hatte aber keine Parteiämter übernommen – Abgeordneter im Europäischen Parlament, und zweimal dessen Alterspräsident. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Europäischen Verfassung sprach er sich immer für einen Gottesbezug aus.[7] Er war Obmann der Europäischen Volkspartei im Politischen Ausschuss von 1981 bis 1999, Vorsitzender der Delegation im Gemischten Parlamentarischen Ausschuss EU – Ungarn, Mitglied im Politischen Ausschuss für Recht und Bürgerrechte und Stellvertretendes Mitglied im Entwicklungsausschuss und im Ausschuss für Haushaltskontrolle. Otto von Habsburg schied aus gesundheitlichen Gründen am 13. Juni 1999 auf eigenen Wunsch aus dem Europa-Parlament aus. Er beherrschte neben seiner Muttersprache Deutsch auch Ungarisch, Kroatisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Latein fließend in Wort und Schrift. Seine Bücher schrieb er daher nicht nur auf deutsch, sondern auch in ungarisch und französisch. Nach seinem Rückzug aus allen politischen Funktionen und Abgabe vieler seiner Ämter arbeitete er zuletzt nur noch als Publizist.

Seit 1954 lebte die Familie Habsburg-Lothringen in Pöcking am Starnberger See (Deutschland). Die im Familienbesitz stehende „Villa Austria“, die Otto von Habsburg bis zu seinem Tode bewohnte, wurde von einem australischen Opernsänger um 1870 als „Villa Australia“ erbaut.[3] Otto von Habsburg ist am 4. Juli 2011 in seinem Haus im Alter von 98 Jahren verstorben.

Politische Rolle

Eigenname und Titel der ehemaligen Monarchie Österreich-Ungarn

In den folgenden Nachfolgestaaten wurden eventuelle Thronansprüche ehemaliger Herrscher des Hauses Habsburg explizit per Gesetz geregelt:

  • Deutschösterreich hob am 12. November 1918 die Monarchie und am 3. April 1919 die Adelstitel auf; siehe Bundesverfassung (Österreich) und Adelsaufhebungsgesetz.
  • Die am 28. Oktober 1918 gegründete Tschechoslowakische Republik hob die Adelstitel am 10. Dezember 1918 auf.[8]
  • Ungarn blieb bis 1946 Monarchie, beschloss aber 1921 nach zwei Restaurationsversuchen Karls IV. das Dethronisationsgesetz, mit dem der König abgesetzt und seine Nachkommen vom Thron ausgeschlossen wurden. Mit Gesetz IV/1947 vom 14. Jänner 1947 wurden der Adel und die Adelsbezeichnungen abgeschafft.[9]

Die in der Kaiserproklamation von Kaiser Franz I. vom 11. August 1804 angeführte Bestimmung, das Oberhaupt des Hauses Österreich führe den Titel eines Kaisers unabhängig von der Verfassung der Erbländer, war nach dem Untergang der Monarchie 1918 politisch nicht mehr von Bedeutung, da das Kaisertum Österreich als Staat nach Kaiser Karls Verzichtserklärung und der Ausrufung der Republik im November 1918 nicht mehr vorhanden war.

Als Staatsbürger der neu gegründeten Republik Deutschösterreich (1918/19) bzw. der Republik Österreich (seit 1919), die nach der Auflösung der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges entstanden war, fiel Otto Habsburg ab 3. April 1919 unter das von der Nationalversammlung beschlossene Adelsaufhebungsgesetz (in Verbindung mit dem Habsburgergesetz), durch das der dynastische Hausname Habsburg-Lothringen in Österreich verbürgerlicht und zum Familiennamen wurde. Damit waren allfällige Versuche seitens einzelner Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen und Legitimisten zur Restitution verfassungsrechtlich unterbunden[10] Auf der Basis dieser Gesetzeslage hielt eine ministerielle Entscheidung von 1957 fest, dass er in Österreich amtlich Otto Habsburg-Lothringen heißt.[11]

Einem Beschluss des Landgerichts Würzburg vom 16. Juli 1958 zufolge sollte der in Österreich amtliche Name auch in Deutschland gelten.[12]

Zwischenkriegszeit

Vor allem ab 1930 gab es in Österreich ernsthafte Bestrebungen von Seiten der Politik, so auch von den ab 1933 diktatorisch herrschenden Bundeskanzlern Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg, den Sohn des letzten Kaisers in einer neu zu konstituierenden Monarchie als Kaiser einzusetzen. Dadurch sollten die Lagerkämpfe zwischen den politischen Lagern überwunden werden. Mit dieser Rückbesinnung auf die k.u.k. Monarchie sollte das Staatsbewusstsein der Österreicher verstärkt und ein Gegengewicht zu den nationalen Anschlussbestrebungen an das Deutsche Reich geschaffen werden. Zunächst wurde am 10. Juli 1935 die Landesverweisung der Habsburger sowie die Beschlagnahme ihres Privatvermögens gesetzlich aufgehoben. Im April 1936 wurde der Familienversorgungsfonds wiederhergestellt und am 1. Jänner 1938 Privatgüter im Wert von etwa 31,5 Millionen Schilling zugunsten dieses Fonds rückerstattet. 1937 trat dann aber eine Abkühlung des Verhältnisses Schuschniggs zu Otto ein, und Schuschnigg „verschob“ Überlegungen zur Neugründung der Monarchie.[13]

Parallel dazu waren seit etwa 1922 kleinere traditionalistische Vereinigungen entstanden, zum Beispiel in Wien „Ö. StV. Ottonia“ (vormals Corps Ottonen), die eine konstitutionelle Monarchie mit dem Habsburger Prinzen an der Spitze gründen wollten. Allerdings wurde diese Restaurationsbewegung (siehe Legitimisten) nur von wenigen Politikern gutgeheißen. Bis 1938 war dem „Emigranten“ Otto Habsburg von 1.603 österreichischen Gemeinden (die allerdings 1934–1938 nicht demokratisch verwaltet wurden) die Ehrenbürgerschaft verliehen worden, das erste Ehrenbürgerrecht hatte er in der Gemeinde Ampass in Tirol am 7. Dezember 1931 erhalten. Noch am 11. Februar 1938, wenige Wochen vor dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, gab es noch monarchistische Massenveranstaltungen mit etwa 80.000 Teilnehmern in Wien und den Landeshauptstädten. Monarchistisch ausgerichtete Parteien hatten zuvor bei allen freien Wahlen der Ersten Republik nur einen geringen Wählerzuspruch bekommen und den Einzug in die Parlamente stets verfehlt. Am 12. Februar 1938 machte Otto den Vorschlag, er würde als Bundeskanzler nach Österreich zurückkehren, der von Schuschnigg aber mit dem Hinweis abgelehnt wurde, ein solcher Versuch würde „mit hundertprozentiger Sicherheit den Untergang Österreichs bedeuten“.[13]

Von Adolf Hitler, von Ungarn und der Tschechoslowakei (von Seiten tschechischer Politiker wurde die Parole „Lieber Hitler als Habsburg!“ herausgegeben[14]) wurden die monarchistischen Restaurationsabsichten in Österreich mit Einmarschplänen (der deutsche Einmarschplan trug den Tarnnamen „Unternehmen Otto“) beantwortet, da sie eine monarchische Reflexwirkung auf ihre Länder befürchteten. Alle Habsburgergesetze wurden wieder eingeführt.[13] Die österreichische Ständestaatsregierung unter Dollfuß und später unter Schuschnigg begnügte sich vorerst mit inoffiziellen Kontakten, der Rückstufung der Habsburgergesetze vom Verfassungs- in den einfachen Gesetzesrang, sowie der Rückgabe von enteignetem Vermögen und der zeitweisen Auszahlung einer Apanage. Im Zuge der Rückbesinnung auf das k.u.k. Erbe wurde vom Ständestaat 1934 auch der Doppeladler im Staatswappen (allerdings ohne Krone und Szepter) eingeführt und beim Bundesheer die k.u.k. Tradition betont, etwa durch die teilweise Wiedereinführung alter Armeeuniformen. Otto von Habsburg wurde allerdings von Bundeskanzler Schuschnigg mehrmals ersucht, nicht nach Österreich einzureisen, um damit anderen Staaten keinen Angriffsgrund zu geben.

In den 1930er Jahren lernte Habsburg Richard Coudenhove-Kalergi kennen, der 1922 die Paneuropa-Union (PEU) gegründet hatte. 1936 wurde er Mitglied, war von 1973 bis 2004 in Nachfolge von Coudenhove-Kalergi Präsident der Union und war seither bis zu seinem Tode 2011 Ehrenpräsident. In Österreich war er an der Umformierung der Monarchistischen Bewegung in die Paneuropa-Bewegung Österreich beteiligt und wurde deren Präsident bis 1986, als er die Funktion an seinen Sohn Karl übergab.

Zeit des Nationalsozialismus

Kurz vor dem Anschluss Österreichs ersuchte Otto von Habsburg den damaligen Bundeskanzler Schuschnigg, ihm die Kanzlerschaft der Republik zu übertragen, um militärischen Widerstand zu organisieren. Dies bedeutete eine indirekte Anerkennung der Republik und verdeutlichte den starken Abwehrwillen gegenüber dem nationalsozialistischen Diktator. Während Schuschnigg gegen einen möglichen deutschen Einmarsch protestieren und kapitulieren wollte, war Habsburg wie weite Teile der damaligen österreichischen Armee und Armeeführung für militärischen Widerstand.

In seinem Schreiben vom 17. Februar 1938 an Schuschnigg forderte Habsburg neben einer aktiven Verteidigung und strikten Ablehnung des Nationalsozialismus:

„Vorerst muss die Befriedung nach links aktiv betrieben werden. Die Arbeiter haben in den letzten Tagen bewiesen, dass sie Patrioten sind. Diese Gruppe kann durch den Nationalsozialismus nicht vergiftet werden, wird daher stets am sichersten für Österreich eintreten, wogegen die Regierung ihr die Möglichkeit geben muss, an der Gestaltung des Vaterlandes – für welches sie sich einzusetzen bereit ist – aktiv mitzuwirken.“

Schuschnigg lehnte dieses Ansinnen ab.

Nachdem mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich die NS-Herrschaft in Österreich begonnen hatte, wurde Habsburg am 29. März 1938 wegen Hochverrats steckbrieflich zur Fahndung ausgeschrieben, wie der Völkische Beobachter am 20. April, dem „Führergeburtstag“ berichtete.[15] Sein persönliches Vermögen und das von ihm verwaltete Familienvermögen der Familie Habsburg wurden auf persönlichen Befehl Hitlers enteignet. Die Spitzen der legitimistischen Bewegung wurden sofort verhaftet und großteils hingerichtet. Zwischen 1938 und 1942 dürften 4000 bis 4500 österreichische Monarchisten verhaftet worden sein; etwa 800 bis 1000 von ihnen wurden hingerichtet oder verloren in Konzentrationslagern ihr Leben. Am 10. Mai 1940 entkam die Familie nur knapp einer Bombardierung des Schlosses Steenokkerzeel. Von Rudolf Heß ging der Befehl an die Invasionstruppen in Belgien aus, Otto Habsburg und seine Brüder, wenn sie gefasst würden, ohne jedes Verfahren sofort zu erschießen. Über Paris, Spanien und Portugal floh „Otto of Austria“, wie er sich dann in Amerika nannte, am 27. Juni 1940 in die Vereinigten Staaten (USA) ins Exil.[15]

Am Tag des Rundfunkaufrufs zum Waffenstillstand durch Philippe Pétain kehrte Habsburg nach Angaben einer autorisierten Biographie am 17. Juni 1940 noch einmal nach Bordeaux zurück, um mit Hilfe des portugiesischen Generalkonsuls in Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes, Visa für die Flucht von im Deutschen Reich politisch verfolgten Österreichern über Spanien und Portugal nach Übersee zu organisieren.[4][16] Die Biografie spricht von etwa 15.000 Personen, die so gerettet worden seien.[16] Auch die anlässlich seines Todes ausgestrahlte ORF-Dokumentation „Menschen und Mächte“ spricht von tausenden rettenden Visa, die er für Österreicher, die aus dem Deutschen Reich und den besetzten Ländern fliehen mussten, organisiert hätte.[17] Sein Name soll sich zu diesem Zeitpunkt zufolge, bereits auf einer sogenannten „Wiesbadener Liste“ mit Personen befunden haben, die Frankreich im Falle der bedingungslosen Kapitulation sofort zu verhaften und an das Deutsche Reich auszuliefern gehabt hätte.[18]

Otto Habsburg, seiner Mutter und den Geschwistern wurde auf Befehl Hitlers die Reichsbürgerschaft entzogen. In einer Geheimakte des Reichssicherheitshauptamtes Berlin vom 25. August 1941 heißt es dazu:

„Der Führer hat nach Vortrag befohlen, dass der früheren Kaiserin Zita von Habsburg-Lothringen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und die Ausbürgerung zugleich auf ihre Söhne und Töchter unter Beschlagnahme ihres zum Teil noch nicht eingezogenen Vermögens erstreckt wird.“[19]

Das enteignete Vermögen fiel an das Großdeutsche Reich und ging nach dessen Untergang in den Besitz der Republik Österreich über.

In den USA und in Großbritannien gab es intensive persönliche Kontakte zu Präsident Franklin Roosevelt bzw. Winston Churchill und diverse Maßnahmen wie die erfolgreiche Initiierung des „Austrian Day“, die erfolgreiche Aufnahme Österreichs in die Briefmarkenserie „Occupied Nations“ und vor allem die Teilnahme an der 2. Konferenz von Quebec, wo er mit Unterstützung Churchills bei Präsident Roosevelt erfolgreich eine Verkleinerung der sowjetischen Zone bzw. die Aufteilung Wiens auf die vier Alliierten anregte.[20] Sein Versuch der Bildung einer Exilregierung und eines Habsburger „Austrian Battalion“ scheiterte aber.[21]

Der von Habsburg behauptete Verdienst, Luftangriffe auf Österreich verhindert bzw. verschoben zu haben (im Deutschen Reich wurden die „Donau- und Alpenreichsgaue“ als „Reichsluftschutzkeller“ bezeichnet),[22] wird von der Wissenschaft nicht akzeptiert. Die anfängliche Nichtbombardierung rührte daher, dass die Stützpunkte der englischen und der amerikanischen Luftstreitkräfte, von denen aus die Bombergeschwader starteten, vorerst zu weit von Österreich entfernt waren um die sichere Rückkehr der Flugzeuge zu garantieren. Erst als die Stützpunkte 1943/44 Österreich näherrückten (Flughafen Foggia), bzw. US-Bomber mit größerer Reichweite zur Verfügung standen, wurden Bombardierungen aufgenommen.[23]

Durch Otto Habsburgs Bemühungen sollte die staatliche Eigenständigkeit Österreichs nach dem Krieg erreicht, die Zonenplanung der Alliierten im besetzten Nachkriegsösterreich zugunsten der Westmächte verändert und Ungarn aus der Allianz mit dem Deutschen Reich herausgebrochen werden. Hinsichtlich Ungarns wurden die westalliierten Pläne einer ungarischen Kapitulation gegenüber den Westmächten, einer Luftlandung alliierter Truppen in Ungarn bzw. Landung in Jugoslawien zur Unterstützung und einer beabsichtigten Einsetzung Otto von Habsburgs im Rahmen bzw. an der Spitze der ungarischen Regierung durch die dem zuvorkommende überraschende Besetzung Ungarns zunichte gemacht. Gerade Churchill war ein Verfechter dieser Pläne, um dem bevorstehenden Vormarsch der Sowjets nach Mitteleuropa Einhalt zu gebieten.

Eine weitere realistische Restaurationsmöglichkeit für Habsburg bestand während des Zweiten Weltkrieges, indem er Churchill für das Konzept einer Donauföderation gewann bzw. Habsburg in Plänen der britischen Diplomatie für solche Überlegungen geführt wurde: Auf dem Gebiet des früheren Österreich-Ungarn sollte nach seinen Vorstellungen ein neuer Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn nach dem Vorbild Belgiens entstehen, der zwei große Bevölkerungsgruppen vereinigte. Auch die Länder Bayern, Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen sollten als Monarchien wiederhergestellt und in einem so genannten „Süddeutschen Bund“ vereinigt werden. Es gab von Churchill auch einen Vorschlag zur Isolierung Preußens und zur Schaffung eines erweiterten Donaubundes.

Churchill wollte als Gegengewicht zum Deutschen Reich eine modernisierte Auflage des alten Österreich-Ungarn schaffen, wobei er hinsichtlich letzterem meinte: „Wenn es nicht existierte, müsste man es erfinden.“ (Dieses Bonmot wird ursprünglich dem tschechischen Historiker und Politiker František Palacký 1798–1876 zugeschrieben). Churchills diesbezügliche Konzepte scheiterten jedoch an der Ablehnung durch Josef Stalin auf der Konferenz von Teheran. Roosevelt schätzte die realistische Chance zur Durchsetzung dieses Projektes infolge des weiten Vordringens der Roten Armee als gering ein und vertrat daher dieses Projekt nicht in gleicher Weise wie Churchill. Amerikaner und Briten verbanden mit dieser Föderation allerdings nicht das Ziel der erneuten Inthronisierung des Hauses Habsburg.

In einer Unterredung unter vier Augen zwischen dem Erzbischof von New York Francis Spellman und Präsident Roosevelt am 3. September 1943 antwortete der Präsident auf Spellmans ausdrückliche Frage, ob Österreich, Ungarn und Kroatien unter irgendeine Art russisches Protektorat fallen würde, mit einem eindeutigen Ja. Zu Österreich meinte Roosevelt, es werde keine Opposition gegen ein kommunistisch beherrschtes österreichisches Regime geben. Die einzige Möglichkeit wäre, wenn Otto von Habsburg mit Hilfe Ungarns den Thron gewinnen könnte – aber selbst er müsste sich mit den Russen zu arrangieren haben.

Im Herbst 1944 reiste Otto von Habsburg von den USA über Lissabon nach Paris, 1945 nach Österreich und hielt sich nach Kriegsende einige Wochen in Innsbruck auf. Dann zwang ihn aber die von der Regierung Renner veranlasste Wiedereinführung des Habsburgergesetzes dazu, Österreich wieder zu verlassen. Auch der 1955 abgeschlossene Österreichische Staatsvertrag nahm die Gesetze mit auf.[13]

Von 1945 bis zur Verzichtserklärung 1961

In einem mit „Otto of Austria“ (‚Otto von Österreich‘) signierten, mit der Habsburgerkrone auf dem Briefpapier, am 2. Juli 1945 an den US-Präsident Truman geschriebenen Brief empfahl er die Schaffung von österreichischen Regierungsstellen in den von den Westalliierten besetzten Bundesländern und warnte vor der Anerkennung der provisorischen Staatsregierung unter Leitung des Sozialdemokraten Karl Renner in Wien, „da ansonsten »das kommunistisch beherrschte Regime« in Wien »das Land zur Anarchie führen« würde.“[24]

Das wiedergegründete Österreich wies den nach Kriegsende nach Innsbruck (französische Zone) eingereisten Otto Habsburg 1946 aus dem Land und untersagte ihm die Wiedereinreise – trotz seines positiven Eintretens für Österreich während des Krieges. Dies geschah einerseits aus verfassungsrechtlichen Gründen, da 1945 die gesamte österreichische Verfassung von 1929 wieder inkraftgesetzt worden war und damit automatisch auch das Habsburgergesetz von 1919. Aus realpolitischen Gründen erfolgte die für Habsburg bittere Ausweisung trotz Widerstands der Franzosen wohl zur Besänftigung der Sowjets, welche eine Habsburgerrenaissance in ihrer Einflusssphäre verhindern wollten und daher 1955 zur Zustimmung zum österreichischen Staatsvertrag auch die völkerrechtliche Verankerung der Geltung der Habsburgergesetze verlangten.

In der Zeit nach seiner Ausweisung 1946 behielt Otto Habsburg seine österreichische Staatsbürgerschaft. Da er keinen gültigen Reisepass hatte, erhielt er über Vermittlung Charles de Gaulles einen monegassischen Reisepass, bzw. einen Pass des Malteserordens. Später erhielt er weiters einen spanischen Diplomatenpass. Im Jahr 1949 erhob Otto Habsburg „in Widerspruch zur österreichischen Verfassung eine Reihe von Personen in den Adelsstand“. In einer Wiener Tageszeitung befürwortete Habsburg kurz Zeit danach in einem Interview „eine aus »monarchischen und und republikanischen Elementen gemischte Staatsform«“.[24]

Seit dem 10. Mai 1954 ist der ständige Wohnsitz der Familie Habsburg-Lothringen die „Villa Austria“ (im Volksmund auch „Kaiservilla“ genannt) in Pöcking am Starnberger See. 1957 legte das österreichische Innenministerium den Namen mit Dr. Otto Habsburg-Lothringen fest, gleichzeitig wurde ihm amtlich untersagt, den dynastischen Namen Otto von Österreich zu führen.[25]

Anfang 1958 fühlte Maximilian Hohenberg, ein Sohn des in Sarajewo ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand in Österreich wegen der Rückkehrchancen Otto Habsburgs vor, die Sozialisten hätten sich jedoch reserviert gezeigt. Basis war die von Ottos Anwalt am 21. Februar 1958 verfasste Erklärung, deren Sinn allein in der Rückkehrmöglichkeit gelegen war, jedoch ohne ausdrücklicher Anerkennung des Habsburgergesetzes und ohne formell – wie von der SPÖ gefordert – auf jeden Herrschaftsanspruch zu verzichten:

„Um in meine Heimat zurückkehren zu können, erkläre ich im eigenen Namen und im Namen meiner Gemahlin und meiner minderjährigen Kinder als österreichischer Staatsbürger, die derzeit in Österreich geltenden Gesetze anzuerkennen und mich als getreuer Bürger der Republik zu bekennen.“[26]

Am 3. September schrieb er an den Bundeskanzler Julius Raab, bei dem er seinen Rückkehrwunsch deponierte. Raab antwortete ihm am 17. Oktober und äußerte in dem Schreiben seine Bedenken, „dass bei der Empfindlichkeit der Tschechoslowakei und Ungarns es unmöglich sein wird, hier in Österreich eine politische Tätigkeit zu entfalten.“[26] Zusätzlich erhob er die Forderung nach Restitution des ehemaligen Habsburgervermögens aus dem so genannten Familienversorgungsfonds.[24]

Kurz danach erklärte er neuerlich, dem Neuen Kurier gegenüber, dass für ihn die konstitutionelle Staatsform die beste Staatsform sei. Am 20. Dezember 1958 wurde er von der französischen Illustrierten Paris Match zitiert, eine Äußerung, die er später bestritt, in dieser Form getätigt zu haben:

„Wenn ich aber einmal zurückgekehrt und ein einfacher Staatsbürger geworden bin, wer soll mich dann daran hindern, politisch für meine Ideen zu kämpfen, und welches Gesetz könnte dann die Staatsbürger davon abhalten, mich zum Kaiser zu wählen?“

[24][26]

Ebenfalls 1958 forderte von Habsburg laut einem Spiegel-Bericht eine Autorität für Europa, die das Interesse der Allgemeinheit gegenüber den Sonderinteressen einzelner schützen könne. Eine solche Autorität sei früher der Kaiser gewesen. Diese Aufgabe hätten weder der ehemalige Völkerbund noch die Uno zu lösen vermocht. Die Europa-Fahne erinnere eher an das Wahrzeichen eines Warenhauses, das nie das Kreuz ersetzen könne, unter dem Europa entstanden sei und unter dem es allein leben könne.[27]

All dies war für die SPÖ nicht hinnehmbar und erregte Widerstand. Der Bundespräsident Adolf Schärf schrieb daraufhin Anfang Jänner an den (damals) Staatssekretär Bruno Kreisky: „Die Habsburgerfrage drängt sich immer wieder auf. Wenn man bedenkt, dass Otto zur gleichen Zeit in Österreich das Gegenteil von dem erklärt, was er in Frankreich sagt, dann muss man damit rechnen, dass er seine Rückkehr nur dazu benutzen würde, um die Restauration zu beginnen. […] Aus diesem Grunde glaube ich, dass man alles tun sollte, um eine Rückkehr zu erschweren.“[26]

Auf Vorschlag des spanischen Ministerberaters Sánchez Bello sollte Habsburg nach dem Ableben Francos für die spanische Krone ins Gespräch gebracht werden, was jedoch für den Diktator nie wirklich eine Option war.[4]

Die „Habsburg-Krise“, 1961–1966

Ab 1961 geriet die Koalition von ÖVP und SPÖ über das Thema Habsburg in eine schwere Krise, mit der grundsätzliche verfassungsrechtliche Fragen verbunden waren. In der Folge kam es zu innenpolitischen Auseinandersetzungen um seine mögliche Rückkehr, die sich auch nach einer offiziell protokollierten Verzichtserklärung, datiert mit 31. Mai 1961 fortsetzen sollte.[28]

Noch wenige Monate vor dieser so genannten „Loyalitätserklärung“ wollte Otto Habsburg in das Pöckinger Taufregister seinen neugeborenen Sohn Karl (* 11. Jänner 1961) als „Karl von Habsburg, Erzherzog zu Österreich, königlicher Prinz von Ungarn“ eintragen lassen.[24] Eine solche Eintragung (und wahrscheinlich für alle vor Karl geborene Kinder) hatte er – einer APA-Presseaussendung der ungarischen „parteiamtlichen“ USAP-Tageszeitung Népszabadság (1963) zu Folge – bereits für seine älteste Tochter Andrea Maria (* 30. Mai 1953) erreicht: „das standesamt von pöcking bewahrt die eintragung sorgsam auf, wonach die tochter otto von habsburgs, andrea maria, erzherzogin von österreich, königliche prinzessin von ungarn getauft ist. in ungarn findet man sicherlich keinen vernünftigen menschen, der den titel königliche prinzessin ernst nimmt.“ Gleichzeitig wurde vom Parteiorgan befürchtet: „[…] sehr realer kräfte. die reaktionären kreise innerhalb und ausserhalb österreichs sind aktiv und beabsichtigen mit der rückkehr otto von habsburgs die beginnende liquidierung der grundlagen des bürgerlich-demokratischen regimes in österreich selbst, die ausserkraftsetzung des staatsvertrages, die liquidierung der neutralität österreichs und seine integration in das westliche militärbündnis.“ Und weiter: „wir ungarn können diese neue habsburger-provokation nicht ignorieren. wir können nicht vergessen, dass ..... otto habsburg, wenn auch als 'einfacher bürger' verkleidet, in seinem innersten gedenkt, die österreichische grenze als +kaiser von österreich und könig von ungarn+ zu überschreiten.“[29]

Anfänglich entzündete sich die innenpolitische Habsburg-Krise nur an der Vermögensfrage. Während das ÖVP-geführte Bundeskanzleramt in Auftrag gab zu prüfen, um welche Besitzstände es sich bei einer Rückgabe hätte handeln können und diesbezügliche Gespräche mit den Bundesforsten geführt wurden, sowie Bundeskanzler Raab in seinem Ressort den Auftrag gegeben habe, einen Gesetzesentwurf über die Rückstellung des Habsburger-Vermögens auszuarbbeiten, blockierte auf der anderen Seite die SPÖ und griff Otto Habsburg medial an. Der wiederum hätte nun erkannt, das er sich mit der Vermögensfrage nicht durchsetzen wird können, und beschränkte sich daher nurmehr auf die Ermöglichung seiner Einreise nach Österreich. Der Journalist Helmut Andics vermutete in Der Fall Habsburg (S. 165ff), dass Habsburg auch klar geworden sein könnte, „dass für ihn als Familienoberhaupt aus der Reaktivierung des Familienversorgungsfonds nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten gegenüber den anderen Familienmitgliedern ergeben würden.“[24]

Mit einem zeitlichen Abstand von mehr als vierzig Jahren veröffentlichte die Parlamentskorrespondenz (PK) als Medienstelle des Parlaments 2006 eine ausführliche Darstellung dazu,[30] die Grundlage der folgenden Zusammenfassung ist:

Otto Habsburg-Lothringen gab am 31. Mai 1961 in einer durch seinen Rechtsanwalt Ludwig Draxler[15] am 5. Juni 1961 an Bundeskanzler Alfons Gorbach übergebenen Erklärung bekannt:

„Ich, Endegefertigter, erkläre hiermit gemäß § 2 des Gesetzes vom 3. April 1919, Staatsgesetzblatt für den Staat Deutschösterreich Nr. 209, dass ich auf meine Mitgliedschaft zum Hause Habsburg-Lothringen und auf alle aus ihr gefolgerten Herrschaftsansprüche ausdrücklich verzichte und mich als getreuer Staatsbürger der Republik bekenne. Urkund dessen habe ich diese Erklärung eigenhändig unterschrieben. Pöcking, am 31. Mai 1961. Otto Habsburg-Lothringen.“[26][5]

Diese Formulierung entsprach somit in ihren wesentlichen Teilen wörtlich dem Habsburgergesetz. Gleichzeitig ersuchte er, sich demnach nurmehr auf seine Einreise beschränkend, die Regierung, im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrats festzustellen, dass diese Erklärung als ausreichend anzusehen sei, um die 1919 mit dem Habsburgergesetz auch über ihn verhängte Landesverweisung aufzuheben.[24] Im Ministerrat am 13. und 21. Juni 1961 konnte darüber keine Einigung erzielt werden. Das Protokoll der Sitzung wurde einige Tage später durch den Zusatz ergänzt, dass damit der Antrag als abgelehnt gilt. Der Antrag wurde deshalb nicht an den Hauptausschuss des Nationalrates weitergeleitet. Auch der Antragsteller wurde nicht verständigt.

Otto Habsburg-Lothringen rief daraufhin den Verfassungsgerichtshof an, der sich am 16. Dezember 1961 jedoch für unzuständig erklärte. Das Höchstgericht begründete seine Haltung damit, dass kein Bescheid vorliege und dass die Regierung Einvernehmen mit dem Hauptausschuss suchen müsse, der wiederum kein Verwaltungsorgan sei und dessen Mitglieder über das verfassungsrechtlich garantierte freie Mandat verfügten. Der VfGH habe daher keine Entscheidungskompetenz. Otto Habsburg-Lothringen wandte sich am 6. Februar 1962 mit einer Säumnisbeschwerde (das heißt einer Beschwerde darüber, dass über seinen Antrag nicht entschieden worden sei) an den Verwaltungsgerichtshof. Dieser forderte die Regierung auf, entweder eine Stellungnahme zu verfassen oder eine Entscheidung zu fällen. Nachdem die Regierung auch diesen Termin verstreichen ließ, stellte der Verwaltungsgerichtshof (der im Fall von Säumnisbeschwerden bis heute berechtigt ist, an Stelle der zuständigen Organe zu entscheiden) am 24. Mai 1963 fest, die Loyalitätserklärung sei ausreichend (womit die Landesverweisung Otto Habsburg-Lothringens dem Gesetz entsprechend beendet war).[31] Dies entfachte eine überaus kontroversielle öffentliche Debatte. Es kam, auch unter Beteiligung des Gewerkschaftsbundes, zu Streiks und Demonstrationen gegen Habsburg. In der parlamentarischen Auseinandersetzung wiederum wurde vor allem auch der verfassungsrechtliche und rechtsstaatliche Aspekt heftig diskutiert. Insbesondere erregte die unterschiedliche Spruchpraxis der beiden Höchstgerichte schwere verfassungsrechtliche Bedenken.

Am 5. Juni 1963 wurde im Nationalrat eine Dringliche Anfrage der SPÖ an den Bundeskanzler „betreffend die Wahrung der Rechtseinheit in Österreich“ debattiert. Die SPÖ wandte sich unter anderem dagegen, dass der Verwaltungsgerichtshof durch sein Erkenntnis die Mitwirkungsbefugnis des Parlaments bei dieser Entscheidung ignoriert habe. (SPÖ-Politiker sprachen von einem „Juristenputsch“.) Die ÖVP vertrat die Ansicht, die von Otto Habsburg-Lothringen abgegebene Erklärung entspreche voll den gesetzlichen Vorgaben und sei zu akzeptieren. Die FPÖ unterstützte die Auffassung der SPÖ, der Nationalrat sei vom VwGH rechtswidrig übergangen worden. Auf ihren Antrag nahm der Nationalrat mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ einen Entschließungsantrag an, die Bundesregierung möge dem Parlament einen Gesetzentwurf vorlegen, um einander widersprechende Entscheidungen der Höchstgerichte künftig zu vermeiden. Darüber hinaus wird eine authentische Auslegung des Habsburgergesetzes verlangt, damit der Hauptausschuss in Hinkunft in seinen Rechten nicht geschmälert wird. Auf Grund der Entschließung betreffend die authentische Auslegung des Habsburgergesetzes legte die Bundesregierung ein diesbezügliches Bundesverfassungsgesetz vor. Das Gesetz[32] wurde am 4. Juli 1963 in einer sehr turbulenten Sitzung mit erregten Diskussionen mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ beschlossen. Es bekräftigt, dass die Festsetzung, ob eine Erklärung nach dem Habsburgergesetz als ausreichend zu erkennen sei, der Bundesregierung im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates zusteht. (Dies änderte allerdings nichts an der vom VwGH zu Gunsten Habsburg-Lothringens getroffenen Entscheidung.)

Habsburg-Lothringen durfte jedoch vorerst weiterhin nicht einreisen. Grund dafür war die von zwei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ eingebrachte Entschließung des Nationalrates betreffend die „Willenskundgebung der Volksvertretung zu einer Rückkehr von Dr. Otto Habsburg-Lothringen“. Neben der in selber Sitzung vorher abgestimmten authentischen Interpretation wurde am 4. Juli 1963, mit Mehrheit von SPÖ und FPÖ und gegen den Willen der ÖVP, die Entschließung beschlossen. Darin wird die Bundesregierung „beauftragt“, „in Würdigung der Tatsache, daß ... eine Rückkehr von Dr. Otto Habsburg-Lothringen nach Österreich nicht erwünscht ist, weil sie ohne Zweifel mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Republik Österreich verbunden wäre und wegen der Gefahr daraus entstehender politischer Auseinandersetzungen auch zu wirtschaftlichen Rückschlägen führen würde“, dieser Feststellung als Willenskundgebung der österreichischen Volksvertretung in geeigneter Weise zu entsprechen. (PK). Die ÖVP hatte dagegen geltend gemacht, die Entschließung sei nichts anderes als ein Auftrag an die Regierung, die Rechtskraft eines höchstgerichtlichen Erkenntnisses zu ignorieren. Dem wurde entgegengehalten, die Bundesregierung werde aufgefordert, der Willenskundgebung in „geeigneter Weise“ zu entsprechen, sodass verfassungs- und gesetzwidrige Maßnahmen von vornherein ausscheiden. Auf Grund dieser Entschließung gaben Innenminister Franz Olah und Außenminister (und späterer Bundeskanzler) Bruno Kreisky die Weisung, Otto Habsburg-Lothringen, der keinen österreichischen Reisepass, sondern einen spanischen Diplomatenpass besaß, keinen Pass auszustellen und somit seine Einreise zu verhindern. Falscher Alarm an Grenzstationen soll zu mehreren Einsätzen der Exekutive geführt haben.

1964 einigten sich ÖVP und SPÖ darauf, die Habsburgerfrage „in Wahrung der Verfassung und jedes Rechtsstaates gemeinsam in friedlicher Weise und auf Dauer zu lösen“, wie es in der Regierungserklärung vom 2. April 1964 heißt. Man kam auch überein, von übereilten Schritten Abstand zu nehmen, womit eine Einreise Otto Habsburg-Lothringens bis zum Ende der Legislaturperiode nicht mehr zur Debatte stand. Am 8. Mai 1965 wurde Otto Habsburg-Lothringen von der niederösterreichischen Landesregierung bescheinigt, österreichischer Staatsbürger zu sein und es wurde ihm ein Reisepass ausgestellt. Dieser enthielt jedoch die Einschränkung „Gültig für alle Staaten der Welt ausgenommen Österreich“ (vgl. Staatsbürgerschaft von Karl).[15] Die Nationalratswahl des Jahres 1966, aus der die ÖVP mit absoluter Mehrheit hervorging, brachte eine Wende in der Habsburgerfrage. Unter der ÖVP-Alleinregierung stellte das Innenministerium Otto Habsburg-Lothringen am 1. Juni 1966 einen Reisepass aus.[33] Zwei daraufhin im Rahmen einer dringlichen Anfrage vom Abgeordneten Leopold Gratz (später Bundesminister, Bürgermeister von Wien, Nationalratspräsident) am 8. Juni 1966 eingebrachte SPÖ-Entschließungsanträge, die einerseits darauf abzielten die Entschließung von 1963 abermals zu bekräftigen und andererseits darauf, das Habsburger-Vermögen, [...] auch „weiterhin ungeschmälert dem österreichischen Volk“ zu erhalten (PK), wurden mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ abgelehnt. Eine Mehrheit von ÖVP und FPÖ fand jedoch der FPÖ-Entschließungsantrag, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, bei „allfällig anhängig gemachten oder noch geltend zu machenden Ansprüchen von Dr. Otto Habsburg-Lothringen oder von anderen Mitgliedern des Hauses Habsburg-Lothringen dafür Sorge zu tragen, dass diese ausschließlich von den zuständigen Gerichten der Republik Österreich auf dem Boden der Gesetze entschieden werden“. Damit war die parlamentarische Behandlung der Loyalitätserklärung beendet.

Otto Habsburg-Lothringen reiste am 31. Oktober 1966 erstmals nach Österreich ein,[34] was am 2. November Proteste und einen Streik von rund 250.000 Arbeitnehmern zur Folge hatte.[35]

Seit den 1970ern

Otto Habsburg vor Schloss Belvedere in Wien (1998)

Am 4. Mai 1972 kam es anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der Paneuropa-Union in Wien zum „historischen Handschlag“ zwischen Otto Habsburg-Lothringen und Bundeskanzler Bruno Kreisky. Von da an wurden Aufenthalte Otto Habsburg-Lothringens in Österreich nicht mehr diskutiert, das Verhältnis zwischen der österreichischen Sozialdemokratie und der Familie Habsburg entspannte sich.

Am 8. Juni 1978 erhielt Habsburg-Lothringen – in Deutschland den Namen Otto von Habsburg tragend – im Rathaus seines Wohnorts Pöcking seinen deutschen Reisepass und damit auch die deutsche Staatsbürgerschaft. 1979 initiierte er gegen große Widerstände jene Resolution, welche durch einen leeren Stuhl im Europäischen Parlament medienwirksam auf die Völker hinter dem Eisernen Vorhang aufmerksam machte. Am 13. Juli 1988 reiste Otto von Habsburg erstmalig seit 1918 nach Budapest im noch kommunistischen Ungarn.

Er war Mitinitiator und Schirmherr des „Paneuropäischen Picknicks“ am 19. August 1989 an der ungarisch-österreichischen Grenze, an der Ungarn im Mai 1989 mit dem Abbau des Eisernen Vorhangs begonnen hatte. Ein noch vorhandenes Gittertor wurde beim Picknick für drei Stunden symbolisch geöffnet. 661 in Ungarn urlaubende oder wartende DDR-Bürger (die von den Veranstaltern per Mundpropaganda auf den Anlass aufmerksam gemacht worden waren), nutzten diesen historischen Moment zu ihrer, von den ungarischen Grenzsoldaten nicht verhinderten unkontrollierten Ausreise Richtung Österreich. Nach dem Paneuropäischen Picknick diktierte Erich Honecker dem Daily Mirror folgende Erklärung: „Habsburg verteilte Flugblätter bis weit nach Polen hinein, auf denen die ostdeutschen Urlauber zu einem Picknick eingeladen wurden. Als sie dann zu dem Picknick kamen, gab man ihnen Geschenke, zu essen und Deutsche Mark, dann hat man sie überredet in den Westen zu kommen.“

Otto von Habsburg gehört neben anderen Christen zu den Unterzeichnern der Erklärung „Für Freiheit und Selbstbestimmung – gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände“, die im Frühjahr 2009 zur Unterstützung des 6. Internationalen Kongresses für Psychiatrie und Seelsorge gestartet wurde. Er begründete seine Unterschrift mit den Worten: „Für mich ist dies eine Frage des Prinzips und des Mutes, sich zu Werten zu bekennen und für sie einzutreten. Es fehlt zu oft am Mut zum Bekenntnis. Wenn man den Mut aufbringt, sich einem Despoten wie Hitler entgegenzustellen, braucht man keinen Mut, um sich auch heute dem Zeitgeist zu widersetzen.“[36]

Kritik und Kontroversen

Ende 1998 geriet Habsburg ins Visier der Kritik sowie der Staatsanwaltschaft München, weil er die Vorwürfe und Rücktrittsaufforderungen gegen seinen Sohn Karl Habsburg im Zusammenhang mit der World-Vision-Spendenaffäre mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung verglich. Der EU-Wahlkampf Karl Habsburgs für die ÖVP war 1996 – laut Habsburg ohne sein Wissen – zum Teil mit unterschlagenen und an die Paneuropa-Union umgeleiteten Spendengeldern der Hilfsorganisation World Vision Österreich finanziert worden.[37]

Auf Kritik stieß Habsburg für sein öffentliches Eintreten für die umstrittene rechtsnationale Wochenzeitung Junge Freiheit, der er sich auch wiederholt als Interviewpartner zur Verfügung stellte. Als Erstunterzeichner zweier von der Redaktion initiierter Petitionen setzte er sich 2002 vor dem Hintergrund eines Rechtsstreits gegen die damalige Verfassungsschutz-Kategorisierung der Zeitung als „rechtsextremistisch“ bzw. 2006 gegen deren Ausladung bei der Leipziger Buchmesse ein.

2002 äußerte Habsburg in einem Interview mit der Jungen Freiheit auf die Frage, worin er den Grund für die „ungewohnt militanten Töne“ vor der drohenden US-Intervention im Irak sehe, dass die US-Innenpolitik in zwei Hälften gespalten sei, nämlich in ein in den Schlüsselpositionen „mit Juden besetztes“ Verteidigungsministerium, „heute eine jüdische Institution“, einerseits und ein von „Schwarzen, zum Beispiel Colin Powell und Condoleezza Rice besetztes“ State Department andererseits. Dagegen „kaum eine Rolle“ spielten nach Habsburg die „Angelsachsen, also die weißen Amerikaner“.[38]

Im November 2007 verteidigte von Habsburg den Staatsstreich Engelbert Dollfuss’. Er habe Dollfuss „unendlich respektiert. Der Mann war tapfer, bereit, sich bis zur letzten Konsequenz für Österreich einzusetzen. Damals habe ich ja alles aus dieser Perspektive gesehen: Wir müssen Österreich erhalten.“ Auch mit der Parlamentsauflösung und dem Verbot von Parteien und Gewerkschaften habe er „überhaupt kein“ Problem gehabt: „Wenn es ums Land geht, bin ich zu jeglicher Sache bereit.“[39]

Anlässlich eines Festaktes der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in Wien im März 2008 zum Gedenken an die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich im März 1938 sorgte Otto von Habsburg für einen Eklat, indem er Österreich das „erste Opfer Hitlers“ nannte. Kein Staat in Europa habe mehr Recht als Österreich, sich als Opfer zu bezeichnen. Der „eigentliche Skandal“ sei die Diskussion darüber, ob Österreich mitschuldig an den Verbrechen des NS-Regimes oder dessen Opfer gewesen sei. In diesem Zusammenhang nannte er die Moskauer Deklaration der Alliierten von 1943, die eine Mitverantwortung Österreichs festhielt, „einen der größten Akte der Heuchelei und der Lüge“, da Österreich zu dieser Zeit schon längst von der Karte verschwunden gewesen sei. Die Begrüßung Hitlers durch die Massen beim Antrittsbesuch Hitlers auf dem Wiener Heldenplatz im März 1938 sei eine „Selbstverständlichkeit“ und so harmlos wie bei einem Fußballspiel gewesen, da schließlich bei jedem „großen Rummel“ viele Leute zusammenkämen, um zu applaudieren. Ex-Bundeskanzler Schüssel entgegnete, dass die Österreicher „leider auch Täter geworden“ seien, während der sozialdemokratische Verteidigungsminister Norbert Darabos Habsburgs Ausführungen einen „veritablen demokratiepolitischen Skandal“ nannte und von „Verhöhnung der Opfer des NS-Regimes“ sprach. Es sei unfassbar, dass siebzig Jahre nach dem „Anschluss“ auf einer Gedenkveranstaltung der ÖVP derartige Thesen vertreten würden. Österreich habe die Verantwortung, sich seiner Geschichte zu stellen, und nicht, diese zu verleugnen.[40][41] Die auch von konservativen österreichischen Historikern überwundene Position Habsburgs wird in Österreich als Opferthese bezeichnet.

Familie und Ahnentafel

Otto von Habsburg war Oberhaupt der Familie Habsburg-Lothringen von 1922 bis 2006. 2007 übernahm sein Sohn Karl Habsburg-Lothringen diese Rolle.

1951 heiratete er in Nancy Regina Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1925–2010). Mit ihr hat er sieben Kinder, 22 Enkelkinder und 2 Urenkelkinder:

Ahnentafel Otto von Habsburg
Ururgroßeltern

Erzherzog
Franz Karl von Österreich
(1802–1878)
∞ 1824
Prinzessin
Sophie Friederike von Bayern
(1805–1872)

König
Ferdinand II. von Neapel-Sizilien (1810–1859)
∞ 1837
Erzherzogin
Maria Theresia Isabella von Österreich (1816–1867)

König
Johann von Sachsen (1801–1873)
∞ 1822
Prinzessin
Amalie Auguste von Bayern (1801–1877)

König
Ferdinand II. von Portugal (1816–1885)
∞ 1836
Königin
Maria II. von Portugal (1819–1853)

Herzog
Karl II. von Bourbon-Parma, König von Etrurien (1799–1883)
∞ 1820
Prinzessin
Maria Theresia von Savoyen (1803–1879)

Prinz
Charles Ferdinand von Frankreich, Herzog von Berry (1778–1820)
∞ 1816
Prinzessin
Maria Karolina von Neapel-Sizilien (1798–1870)

König
Johann VI. von Portugal (1767–1826)
∞ 1785
Prinzessin
Charlotte Joachime von Spanien (1775–1830)

Erbprinz
Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1802–1838)
∞ 1829
Prinzessin
Maria Agnes Henriette zu Hohenlohe-Langenburg (1804–1835)

Urgroßeltern

Erzherzog Karl Ludwig von Österreich
(1833–1896)
∞ 1862
Prinzessin Maria Annunziata von Neapel-Sizilien
(1843–1871)

König Georg von Sachsen (1832–1904)
∞ 1859
Prinzessin Maria Anna von Portugal (1843–1884)

Herzog Karl III. von Bourbon-Parma (1823–1854)
∞ 1845
Prinzessin Louise von Frankreich (1819–1864)

König Michael von Portugal (1802–1866)
∞ 1851
Prinzessin Adelheid zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1831–1909)

Großeltern

Erzherzog Otto von Österreich (1865–1906)
∞ 1886
Prinzessin Maria Josepha Luise von Sachsen (1867–1944)

Herzog Robert von Bourbon-Parma (1848–1907)
∞ 1884
Prinzessin Maria Antonia von Portugal (1862–1959)

Eltern

Kaiser Karl von Österreich, König von Ungarn (1887–1922)
∞ 1911
Herzogin Zita von Bourbon-Parma (1892–1989)

Otto von Habsburg (1912–2011)

Würdigungen

Neben inner- und außereuropäischen Auszeichnungen, Ehrenbürgerschaften und Ehrendoktoraten ehrten 2002 europäische Staatsoberhäupter bzw. Regierungschefs in einem großen Festakt in der Wiener Hofburg, auf Einladung von Bundespräsident Thomas Klestil, Otto Habsburg-Lothringen zu seinem 90. Geburtstag für sein Lebenswerk für Europa und sein Eintreten gegen den Nationalsozialismus und den Kommunismus. Bei dieser Veranstaltung hob der ehemalige französische Staatspräsident und spätere Präsident des Europäischen Konvents, Valéry Giscard d’Estaing hervor, dass Otto Habsburg durch verschiedene Interventionen der heimischen Bevölkerung die Qualen des Bombardements im Zweiten Weltkrieg zu ersparen versucht habe. Zum Ehren des 95. Geburtstag von Otto Habsburg zelebrierte Christoph Kardinal Schönborn am 19. November 2007 im Wiener Stephansdom eine Messe. Schönborn trug während der Messfeier den so genannten „Elisabeth-Ornat“, der von Kaiserin Elisabeth dem Dom gestiftet worden war. Als Vertreter des Heiligen Stuhls war der damalige Nuntius in Österreich, Erzbischof Edmond Farhat, anwesend. Er übermittelte von Papst Benedikt XVI. „dem Oberhaupt des Hauses Habsburg, dessen Familie "sowie allen" die dem Haus Habsburg verbunden sind‘, seinen Apostolischen Segen“. Am Nachmittag wurde Otto Habsburg mit seiner Familie von Bundespräsident Heinz Fischer in der Präsidentschaftskanzlei im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg empfangen.[42][43]

Otto Habsburg war Mitglied der Mont Pelerin Society und war von 1930 bis zur Übergabe an seinen Sohn Karl im Jahr 2000 Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies.

Als Oberhaupt der Familie Habsburg-Lothringen war er von 1922 bis 2002 auch Oberster Bandinhaber des Akademischen Bundes der Katholisch-Österreichischen Landsmannschaften. Dieses Amt übergab er zu seinem 90. Geburtstag in einem feierlichen Akt in der Wiener Augustinerkirche an seinen Sohn und präsumtiven Erben Karl.

Auszeichnungen

Schriften

  • Coutumes et droits successoraux de la classe paysanne et l’indivision des propriétés rurales en Autriche (1935; Dissertation)
  • Entscheidung für Europa (1953)
  • Probleme des Atomzeitalters (1955)
  • Soziale Ordnung von morgen (1957)
  • Bernhard von Baden (1958)
  • Im Frühling der Geschichte (1961)
  • Der Ferne Osten ist nicht verloren (1963)
  • Européens et Africains – L’entente nécessaire (1963)
  • Europa, Großmacht oder Schlachtfeld? (1963)
  • Afrika ist nicht verloren (1964)
  • Gottes Hand in der Geschichte (1966)
  • Karl V. (1967), ISBN 3-85002-286-2
  • Politik für das Jahr 2000 (1968)
  • Les Transports et l’Europe (1969)
  • Bis hierher und weiter (1974)
  • Die Heilige Hedwig von Schlesien und unsere Zeit (1974), ISBN 3-7008-0126-2
  • La Naissance d’un continent (1975)
  • Idee Europa, Angebot der Freiheit (1976)
  • Karl IV. Ein Europäischer Friedensfürst (1978), ISBN 3-87332-003-7
  • Jalta és ami utána következett (1979)
  • Europa – Garant der Freiheit (1980)
  • Die Reichsidee – Geschichte und Zukunft einer übernationalen Ordnung (1986), ISBN 3-85002-228-5
  • Macht jenseits des Marktes. Europa 1992 (1988), ISBN 3-85002-267-6
  • Igy láttam … (1992)
  • Európáért (1992)
  • Nicht geschossen ist auch verfehlt (1992)
  • Úvahy o Evrope (1993)
  • Friedensmacht Europa – Sternstunden und Finsternis (1995), ISBN 3-85002-368-0
  • Die Paneuropäische Idee – Eine Vision wird Wirklichkeit (1999), ISBN 3-85002-424-5
  • Ein Kampf um Österreich 1938–1945 (2001), ISBN 3-85002-460-1
  • Unsere Welt ist klein geworden – Die Globalisierung der Politik (2006), ISBN 3-85002-539-X
  • Der Habsburg-Faktor Interviewsammlung; Hrsg. von Eva Demmerle[44] (2007)

Literatur

  • Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. 2003, S. 860ff., ISBN 3-596-16113-4.
  • Flavia Foradini: Otto d’Asburgo. L’ultimo atto di una dinastia. mgs press, Trieste 2004, S. 230, ISBN 88-89219-04-1.
  • Gordon Brook-Shepherd: Uncrowned Emperor: The Life and Times of Otto von Habsburg. 2002, ISBN 1-85285-439-1. dt. Otto von Habsburg. Biografie. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln, 2002 ISBN 978-3222129711
  • Peter Broucek: Der österreichische Widerstand in Beispielen und Dokumenten. In: Manfred Rauchensteiner (Hrsg.): Tyrannenmord. Der 20. Juli 1944 und Österreich. Publikation des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärhistorischen Instituts, Wien 2004, ISBN 3-85028-383-6.
  • Stephan Baier, Eva Demmerle:[44] Otto von Habsburg, Die Biografie. 5. Aufl., Amalthea, Wien 2007, ISBN 978-3-85002-486-0. (Amalthea, Wien 2002, ISBN 3-85002-486-5.)
  • Gerhard Oberkofler: Heinz Fischer empfängt Otto Habsburg. Randbemerkungen zum historischen Zusammenhang. In: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft. Alfred Klahr Gesellschaft. Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.), Wien, Nr. 2/2008, S. 15ff. (Online (PDF; 6. S.).)
  • Wolfram Bitschnau: Heimkehr der Habsburger. Der Kampf um das Ende der Landesverweisung. Ares Verlag, Graz 2005 ISBN 978-3-902475-09-1
Commons: Otto von Habsburg-Lothringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kaisersohn Otto Habsburg 98-jährig verstorben auf orf.at abgerufen am 4. Juli 2011
  2. http://www.thelocal.de/national/20110704-36065.html
  3. a b Joachim Kronsbein: Jawohl Majestät! in: Der Spiegel, 27/2007, abgerufen am 4. Juli 2011
  4. a b c d Stefan Müller: Kaiser und Caudillo. In: Die Zeit, Ausgabe 48/2010, 25. November 2010.
  5. a b Bild und Faksimile: Links: Otto Habsburg-Lothringen vor der Salzburger Grenze. Rechts: Faksimile seiner Erklärung „An die Österreichische Bundesregierung“, datiert 31. Mai 1961 mit Unterschrift „Otto Habsburg Lothringen.“ JPG-Datei bei Oliver Meidl: Monarch. Ein Leben für Europa – Republikanische Würdigung in Schwarz-Gelb. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  6. Paneuropa-Union. In: Südkurier, 10. September 2009. Abgerufen am 26. November 2010.
  7. Otto von Habsburg: Für den Glauben kämpfen. In: Kath.net, 17. März 2007.
  8. Till Janzer: Zeit des Niedergangs – der böhmische Adel im 20. Jahrhundert. Website von Radio Praha, Beitrag vom 27. Dezember 2008.
  9. Vgl. Erkenntnis des VwGH 2008/06/0144 vom 25. November 2008. (Online im RIS. Abgerufen am 4. Juli 2011.)
  10. Vgl. Otto am 20. Dezember 1958; siehe Abschnitt „Von 1945 bis zur Verzichtserklärung 1961“. Vgl. die Versuche insb. von Ottos Brüdern Carl-Ludwig und Felix bis weit in die 2000er Jahre die „Habsburgergesetze“ in ihre Gesamtheit über Verwaltungs- und Verfassungsgericht auszuhebeln.
  11. Karl-Franzens-Universität Graz: Österreichische Soziologinnen und Soziologen im Exil 1933 bis 1945. Abgerufen am 25. Jänner 2007.
  12. Wiedergegeben nach: Univ.-Prof. Dieter Lau (emeritiert im März 2005) in einem Schreiben vom 5. Dezember 2003 an Rechtsanwalt Ralf Möbius, Hannover, betreffend Möbius / Schaumburg-Lippe (siehe Domainstreit schaumburg-lippe.de). Auf welchen geografischen Wirkungskreis sich die Entscheidung des Landgericht Würzburg bezieht und ob diese Entscheidung bekämpft wurde, ist der Quelle nicht zu entnehmen. (Online (PDF); abgerufen am 24. Juli 2010.)
  13. a b c d Brigitte Hamann: Die Habsburger, ein biographisches Lexikon. Wien 1988, S. 379 ff.
  14. Siehe z. B. Günter Kottek: Dr. Kottek: Zu einer verunglückten Aussage Bernd Posselts in seiner Festrede in Augsburg. Es fehlte die ganze Wahrheit zur Genese des Münchener Abkommens. In: Presseaussendung der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ), Wien/Augsburg, 15. Juni 2011. Abgerufen am 4. Juli 2011.
  15. a b c d Oliver Meidl: Monarch. Ein Leben für Europa – Republikanische Würdigung in Schwarz-Gelb. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  16. a b Stephan Baier, Eva Demmerle: Otto von Habsburg. Die Biografie. 5. Auflage. Amalthea Verlag, 2007, ISBN 978-3-85002-486-0, S. 166 ff.
  17. Dokumentation des ORF aus der Reihe „Menschen und Mächte“. Ausgestrahlt in ORF 2 am 4. Juli 2011 um 21:10 Uhr.
  18. Stephan Baier, Eva Demmerle: Otto von Habsburg. Die Biografie. Amaltea, Wien 2002, ISBN 3-85002-486-5, S. 139ff.
  19. Stephan Baier, Eva Demmerle: Otto von Habsburg. Die [autorisierte] Biografie. Amalthea, Wien 2002, ISBN 3-85002-486-5, S. 122.
  20. Stephan Baier, Eva Demmerle: Otto von Habsburg. Die Biografie. Amaltea, Wien 2002, ISBN 3-85002-486-5, S. 180.
  21. Vanessa Conze: Das Europa der Deutschen. Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichstradition und Westorientierung (1920–1970). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2005, ISBN 3-48657-757-3, S. 104.
  22. Stephan Baier, Eva Demmerle: Otto von Habsburg. Die Biografie. Amaltea, Wien 2002, ISBN 3-85002-486-5, S. 165; und Erich Feigl: Otto von Habsburg. Profil eines Lebens. Amalthea, Wien 1992, ISBN 3-85002-327-3, S. 133.
  23. Peter Broucek: Militärischer Widerstand: Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr. Böhlau, Wien 2008, ISBN 3-20577-728-X, S. 414; und Manfred Scheuch: Historischer Atlas Österreich. Brandstätter, Wien 2008, ISBN 3-85033-033-8, Kapitel Luftangriffe auf Städte Österreichs.
  24. a b c d e f g Maria Wirth: Christian Broda. Eine poli­ti­sche Bio­gra­phie. Van­den­hoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-829-4, S. 250ff. (Eingeschränkte Ansicht in der Google Buchsuche.)
  25. Die letzte „Kaiserin“ und „Würzburgerin“ Regina von Habsburg ist gestorben. In: Lexikon „Unser Würzburg“. Abgerufen am 21. August 2010.
  26. a b c d e Zitiert nach Oliver Meidl: Monarch. Ein Leben für Europa – Republikanische Würdigung in Schwarz-Gelb. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  27. Spiegel-Bericht: Otto von Habsburg In: Der Spiegel 21/1958 vom 21. Mai 1958.
  28. Erich Feigl: Otto von Habsburg. Profil eines Lebens. Amalthea, Wien 1992, ISBN 3-85002-327-3, S. 208.
  29. a 24 budapest, 5.6. (mti) – unter dem titel =der fall habsburg= schreibt heute die ungarische parteiamtliche =nepszabadsag=. Austria Presse Agentur – apa historisch: Pressemeldung vom 5. Juni 1963. Abgerufen am 22. Juni 2011.
  30. Die Habsburg-Krise – mehr als parteipolitische Auseinandersetzungen. Parlamentskorrespondenz vom 15. September 2006, Nr. 743.
  31. Verwaltungsgerichtshof: VwGH 0245/62, 24. Mai 1963, VwSlg 6035 A/1963, Rechtssatzkette im RIS. Insbesondere die RS  1 und 20 (zur ausreichenden Erklärung), 14 und 16, 22–24.
  32. BGBl. Nr. 172/1963
  33. pass für otto habsburg ausgestellt | wien, 1.6. (apa) das bundesministerium für inneres gibt bekannt. Austria Presse Agentur – apa historisch: Pressemeldung vom 1. Juni 1966. Abgerufen am 22. Juni 2011.
  34. vorrang dr. habsburg l wien, 31.10.-(apa) das bundesministerium für inneres gibt bekannt. Austria Presse Agentur – apa historisch: Pressemeldung vom 31. Oktober 1966. Abgerufen am 22. Juni 2011.
  35. Stephan Baier, Eva Demmerle: Otto von Habsburg, Die Biografie. Amaltea, Wien 2002, ISBN 3-85002-486-5, S. 316; und Peter Eppel, Heinrich Lotter: Dokumentation zur österreichischen Zeitgeschichte, 1955–1980. Jugend und Volk, Wien 1982, ISBN 3-224-16500-6, S. 31; und proteste – zusammenfassung 1 wien, 2.11. (apa)- in zahlreichen betrieben wiens und einiger bundesländer kam es heute zu proteststreiks gegen die einreise. Austria Presse Agentur – apa historisch: Pressemeldung vom 2. November 1966. Abgerufen am 22. Juni 2011.
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  37. Siehe zum Beispiel: Die Presse, 7. Dezember 1998 und 9. Dezember 1998.
  38. "Ich bin Legitimist." - Otto von Habsburg über die Krise des Westens und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. In: jungefreiheit.de, 22. November 2002. Abgerufen am 2. April 2011.
  39. Otto Habsburg: „Ich habe sie alle gekannt“. In: Die Presse, 9. November 2007. Abgerufen am 2. April 2011.
  40. Otto von Habsburg sorgt für Eklat in Wien: Österreich als Opfer Hitlers bezeichnet. In: NZZ, 12. März 2008. Abgerufen am 2. April 2011.
  41. Habsburg plädiert für Opferrolle Österreichs. In: Ö1/Abendjournal vom 10. März 2008.
  42. Messe zum 95. Geburtstag Otto Habsburgs. In: wien.ORF.at, 19. November 2007. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  43. Foto Bundespräsident Fischer und Habsburg auf der Website der Präsidentschaftskanzlei. Bildunterschrift: „Bundespräsident Heinz Fischer gratuliert Otto Habsburg, dem ältesten Sohn des 1918 entthronten Kaisers Karl I., zum 95. Geburtstag“.
  44. a b Eva Demmerle ist Pressesprecherin von Otto von Habsburg; siehe Habsburg-media. Abgerufen am 24. Juni 2011.
VorgängerAmtNachfolger
Karl I.Oberhaupt des „Hauses Habsburg“
1922–2006
Karl

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