Schloss Delitzsch
Das Schloss Delitzsch, ist ein Beispiel für die sächsische Baukunst des Barocks. Es liegt in der nordwestlichen Altstadt von Delitzsch. Das Barockschloss bestehend aus einem Herrenhaus und einem Schlossturm, wurde in mehreren Bauphasen errichtet. Von dem ursprünglichen Bau, der auf die Mitte des 10. Jahrhunderts zurückgeht, sind nur noch die Fundamente erhalten. Die ältesten noch erhaltenen Bauteile sind zwei Tiefenkeller und der Schlossturm an der Südostseite des Herrenhauses, die Markgraf Wilhelms I. ab 1389 errichten ließ. Seine heutige Form erhielt das Schloss im 17. Jahrhundert.
Auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Wasserburg erbaut, diente es den Wettiner von 1387 bis 1540 als Verwaltungs- und Reiseresidenz. Von 1540 bis 1558 wurde die gotische Wasserburg zum Renaissanceschloss der Kurfürsten von Sachsen umgebaut, welche das Schloss bis 1689 bezogen. Von 1689 bis 1696, wurde das Schloss zum letzten Mal im Stil des Barock umgebaut. Fortan nutzte das Herzogtum Sachsen-Merseburg, das Schloss als Witwen- und Reiseresidenz. Heute befindet sich im Schloss ein Museum, eine Tourist - Information, das Standesamt und die Kreismusikschule.
Baugeschichte
Im 9./10. Jahrhundert errichteten slawische Sorben im Schutz einer damaligen Bachschleife eine hölzerne Burg, auf dem Gebiet des heutigen Schlossgartens. In der frühen Phase der Ostkolonisation, unter König Heinrich I., geriet das Gebiet zwischen Saale und Elbe unter die Herrschaft deutscher Ministeriale, die anstelle der hölzernen Slawenburg einen steinernen Burgward errichteten. [1] Im Schutz der baulich erweiterten Burg, kam es 1140/50 im Vorburgbereich zur Anlage einer frühstädtischen Slawensiedlung, bestehend aus Handwerkern und Kaufleuten. Um 1200 entwickelte sich die Burg zum Sitz eines unteren Gerichtsbezirks. Somit sind für den Zeitraum zwischen 1207 bis 1224 drei Gerichts- und Lehntage, der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen urkundlich nachgewiesen. [2] Gleichzeitig diente die Burganlage neben der Funktion als Verwaltungs- und Vogteisitz auch als Reiseresidenz der Wettiner.
Im 13. Jahrhundert fanden auf einer um- oder neugebauten Burganlage landesfürstliche Versammlungen der Markgrafen von Meißen, sogenannte Landthinge, statt und seit 1289 entstand schließlich auf diesem Siedlungspunkt eine Burg des Wettiners Wilhelm I. von Meißen. Der Burggraben war mit dem Wall- und Wassergraben der Stadt verbunden, der Teil der mittelalterlichen Wehranlage war. Diese besteht noch heute mit zwei Stadttürmen aus dem 14. Jahrhundert, der 1,5 Kilometer langen Stadtmauer und dem genannten wassergefüllten Wehrgraben. Zwischen 1550 und 1558 baute man die Burg Delitzsch zu einem Renaissance- Wohnschloss um. Erhalten blieben aus dem Mittelalter die unteren Keller- und Turmgeschosse. Zudem ist der Schlossturm mit 48 Metern Höhe das größte Gebäude der Stadt.
Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg erklärte Delitzsch schon 1657 zur Reiseresidenz und zum Witwensitz. Nach seinem Tod sollte Gattin Christiane, eine in Kopenhagen geborene Prinzessin von Holstein-Glücksburg und Urenkelin von Christian III. König von Dänemark und Norwegen, in das Schloss zu Delitzsch ziehen. Um das Gebäude repräsentativ herzurichten waren umfangreiche Änderungen der Bausubstanz nötig. Von 1689 bis 1696 wurde das Schloss um- und ausgebaut. Die Einrichtung der seit 1992 rekonstruierten Privatgemächer der Herzogwitwen entstanden nach französischen Vorbildern. In einer logischen Abfolge reihen sich die Wohnräume in Form des Appartements aneinander: Tafelgemach, Audienz-, Ankleide-, Schlafzimmer, Betstübchen und Bibliothek.
1692/93 legte man einen barocken Schlossgarten an, der als Lust- und Nutzgarten diente. Neben dem Broderieparterre existiert ein Rasenparterre mit einem strahlenförmig angelegten Alleensystem.
Nach Christianes Tod im Jahr 1701 war es erst wieder ihre Schwiegerenkelin Henriette Charlotte von Nassau-Idstein, Ehefrau des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg, die das Schloss Delitzsch als Witwensitz nutzte. Nach dem Tod ihres debilen Gatten Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg lebte die kunstsinnige und hochintelligente Henriette Charlotte von 1731 bis 1734 im Schloss, wo sie im Alter von 40 Jahren schließlich starb. 1860 erfolgte die Umnutzung des Schlosses zum Frauenzuchthaus. Nach der Auflösung der Strafanstalt 1926 erwarb die Stadt Delitzsch 1929 den gesamten Schlosskomplex. Das im Jahre 1900 gegründete Museum erhielt darin 1929 sein neues Domizil. Zwischen 1974 und 1993 war das Schloss wegen baulichen Schäden nicht zugänglich.
Museum im Barockschloss
Höhepunkt der musealen Ausstellung sind die rekonstruierten fürstlichen Gemächer, die den Besucher des Schlosses in die Zeit des Barock zurückversetzen. Mit originalem Plattenparkett aus dem Jahre 1696, unikalem Interieur und Wandtapisserien sind diese Räume einzigartig in der Kulturlandschaft Sachsens. Der Schlossturm zeigt auf den Etagen die wichtigsten Epochen der Stadtgeschichte und bietet als Aussichtspunkt einen herrlichen Blick in die Umgebung. In weiteren Dauerausstellungen informiert das Museum über die Burg-, Schloss- und Residenzgeschichte und über die gewerbliche Entwicklung der Stadt. Die zweietagigen Schlosskeller, die für geführte Gruppen zugänglich sind, zeigen das harte Leben der gefangenen Frauen im 19. Jahrhundert. Außerdem wird die Geschichte der Gerichtsbarkeit in Sachsen vor Augen geführt. Ständig wechselnde Sonderausstellungen arbeiten Themen der Kultur- und Kunstgeschichte auf. Das Museum wurde bis zum 31. Juli 2008 vom promovierten Historiker Manfred Wilde geleitet, der danach die Stelle des Oberbürgermeisters von Delitzsch antrat.
Barockgarten
Der Barockgarten (auch Lustgarten genannt) des Schlosses Delitzsch ist eine der frühesten barocken Gartenanlagen Sachsens. Bereits um 1540 war parallel zum Umbau der Burg zum Renaissanceschloss ebenfalls ein Garten angelegt worden,[3] dessen Reste die fürstliche Herzogwitwe Christiane von Sachsen-Merseburg aufgrund der Neuanlegung des Barockgartens entfernen ließ. Mit ihrem 1692 erfolgten Einzug ließ sie ihn durch den merseburgisch-fürstlichen Hofgärtner Andreas Gotthard Carl nach französischen Vorbildern anlegen.[3] Damals entstand auf dem westlichen Schlossgelände eine sogenannte parterre de broderie, also eine flache Gartenanlage mit ausgesprochenem Ziercharakter. Die kronenähnlichen Ornamente, die einer Stickerei (Broderie) gleichen, formte man aus niedrigen Sträuchern und farbigem Ziegelbruch. Typisch für eine derartige barocke Anlage ist ihre strenge Symmetrie, welche durch die Achsen der Haupt- und Nebenwege betont wird. Diese Wege wurden von verschiedenen Obstbäumen aleeartig gesäumt. Hierbei offenbarte sich eine Besonderheit. Aufgrund der eingeschränkten Platzsituation musste Carl eine Kombination von Nutz- und Lustgarten erreichen, welche für Barockgärten eher untypisch war. Für die weitere Gestaltung ließ man von Steinmetzen mehrere Statuen, Bänke und Vasen aus Sandstein anfertigen. Letztere luden die adligen Besucher zum Verweilen ein. Zweckmäßig war die asymmetrische Lage des Gartens zum Schloss, wodurch dieser vom fürstlichen Appartement gut überschaubar war. Der Platz direkt vor dem Schloss war für Kutschen und Fuhrwerke gedacht. Durch die kunstvoll angelegten Wege des Lustgartens zu wandeln war als Vergnügen ausschließlich der fürstlichen Hausherrin und ihren Gästen vorbehalten, aber aufgrund des Nutzens auch für das Dienstpersonal zugänglich. Heute dagegen steht der Barockgarten des Delitzscher Schlosses allen Besuchern offen.
Literatur
- Manfred Wilde/Nadine Kinne: Barockschloss Delitzsch. Verlag Edition Leipzig in der Seemann Henschel GmbH & KG, Leipzig 2007, ISBN 978-3-361-00622-5.
- Manfred Wilde: Häuserbuch der Stadt Delitzsch, Teil 1: Die Altstadt . Verlag Degener und CO., Neustadt/Aisch 1993, ISBN 3-7686-4135-X.
- Manfred Wilde (Hrsg.): Schloß Delitzsch. Sax-Verlag, Beucha 2000, ISBN 3-930076-93-4.
- Sabine Schneider: Schloss Delitzsch - Instandsetzung und Restaurierung, in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hg.): Denkmalpflege in Sachsen. Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege 2001, Sax-Verlag, Beucha 2001, ISBN 3-934544-29-0, S. 51-63.
Weblinks
- Internetauftritt der Stadt Delitzsch mit Informationen zum Barockschloss
- Delitzsch im Portal Historisches Sachsen
- Delitzsch bei Schlösserland Sachsen
Koordinaten: 51° 31′ 24,4″ N, 12° 19′ 44″ O
Einzelnachweise
- ↑ Stadtbilder aus Delitzsch. Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-928741-16-0, S.3.
- ↑ Stadtbilder aus Delitzsch. Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-928741-16-0, S.4.
- ↑ a b Manfred Wilde/Nadine Kinne: Barockschloss Delitzsch. S. 29