Domnowo
Dorf
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Domnowo (russisch Домново, deutsch Domnau, polnisch Domnowo, litauisch Dumnava) ist ein Ort in der Oblast Kaliningrad in Russland.
Geographie
Domnowo liegt im Süden der Oblast Kaliningrad auf zwei Hügeln oberhalb des Flusses Gerlach unweit der russisch-polnischen Grenze. Die Gebietshauptstadt Kaliningrad (Königsberg) liegt etwa 40 Kilometer in nordwestlicher Richtung entfernt.
Geschichte

Der baltische Prussenstamm der Natanger siedelte im 13. Jahrhundert in dem südlich des Flusses Pregel gelegenen Gebiet Tummonis. Der Name deutet auf Sedimentgestein und Dickicht (prußisch tums: dicht, verdickt). In dem Christburger Vertrag von 1249 zwischen dem Deutschen Orden und den Prusai/ Prußen wird dieses Gebiet, das später der Stadt Domnau seinen Namen gab, erstmals erwähnt. Zu dieser Zeit bestand eine an der Gerlach gelegene Natangerburg, die der Deutsche Orden Ende des 13. Jahrhunderts eroberte und durch eine eigene Festung ersetzte. Im Schutze der Burg entwickelte sich eine Siedlung, in der 1321 eine Ordenskirche erbaut wurde. 1400 verlieh der Hochmeister des Deutschen Ordens Konrad von Jungingen dem Ort als Domnau das Stadtrecht. Im preußischen Städtekrieg wurden Stadt und Burg 1458 zerstört. Als Lohn für ihre Kriegsdienste gibt der Hochmeister des Deutschordens Heinrich Reffle von Richtenberg seinen Hauptsoldleuten Konrad von Egloffstein und Hartung von Egloffstein die Stadt Domnau als Lehen.[1] Konrad von Egloffstein errichtete auf einer Insel im Fluss ein neues Schloss, und die Reste der alten Burg wurden 1474 abgerissen.
Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert litt Domnau unter insgesamt sieben Stadtbränden. 1778 wurde das Schloss Domnau durch den Kammerherren von Witten aus- und umgebaut. Mit der preußischen Verwaltungsordnung von 1815 wurde Domnau in den Kreis Friedland (1927 in Kreis Bartenstein umbenannt) eingegliedert und erhielt den Sitz des Landratsamtes. Einen Eisenbahnanschluss erhielt Domnau nicht, der nächste Bahnhof war im fünf Kilometer entfernten Preußisch Eylau. 1880 lebten 2082 Einwohner in Domnau. Schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Stadt 1914 zu zwei Dritteln zerstört, wurde aber mithilfe ihrer Patenstadt Schöneberg in Brandenburg bereits 1916 wieder aufgebaut.
1945 wurde Domnau teilweise zerstört, doch ist die Kirche bis heute gut erhalten geblieben. Die einheimische deutsche Bevölkerung floh bzw. wurde bis 1948 ausgesiedelt und durch Neubürger aus allen Teilen der ehemaligen Sowjetunion ersetzt. Als einer der ganz wenigen Orte in der Oblast Kaliningrad hat die Stadt ihren historischen Namen anlässlich der Umbenennung in Domnowo 1946 in slawisierter Form behalten können.
Einwohnerentwicklung
- 1875: 2.113
- 1910: 2.073
- 1939: 2.988
Patenschaft
Seit dem 9. August 1958 besteht eine Patenschaft der niedersächsischen Stadt Nienburg für die ehemaligen Einwohner Domnaus, die als Vertriebene in die Bundesrepublik gelangt waren.
Söhne und Töchter des Ortes
- Georg Weissel, * 1590 in Domnau, Kirchenlieddichter („Macht hoch die Tür“)
- Arnold Lyongrün, * 1871 in Domnau, † 1935 in Hamburg, Maler (Impressionist)
- Walter Krupinski, * 1920 in Domnau, Jagdflieger und Bundeswehrgeneral
Domnowski Sowjet (Домновский cовет)
Zum Dorfsowjet Domnowo gehörten bis 2009 folgende Ortschaften:
russischer Name | deutscher Name (bis 1945) | russischer Name | deutscher Name (bis 1945) |
---|---|---|---|
Алёхино (Aljochino) | Naukritten | Нагорное (Nagornoje) | Perkappen |
Черёмухово (Tscherjomuchowo) | Groß Klitten | Пчелино (Ptschelino) | Talskeim |
Черкасово (Tscherkassowo) | Ober Blankenau | Поддубное (Poddubnoje) | Groß Sporwitten |
Домново (Domnowo) | Domnau | Пограничное (Pogranitschnoje) | Redden |
Филипповка (Filippowka) | Dommelkeim | Привольное (Priwolnoje) | Saussienen |
Ягодное (Jagodnoje) | Kapsitten | Раздольное (Rasdolnoje) | Warnigkeim |
Ельнино (Jelnino) | Gertlack | Рябинино (Rjabinino) | Korwlack |
Ермаково (Jermakowo) | Deutsch Wilten | Седово (Sedowo) | Charlottenthal |
Ершово (Jerschowo) | Blankenau | Сокольники (Sokolniki) | Grünbaum |
Каштаново (Kaschtanowo) | Almenhausen | Солдатово (Soldatowo) | Sehmen |
Климовка (Klimowka) | Wicken | Соловьёво (Solowjowo) | Garbnicken |
Ключевое (Kljutschewoje) | Rambsen | Сосновка (Sosnowka) | Puschkeiten |
Комарово (Komarowo) | Groß Haferbeck | Сторожевое (Storoshewoje) | Klein Klitten |
Константиновка (Konstantinowka) | Eisenbart | Свободное (Swobodnoje) | Alsnienen |
Красный Бор (Krasnyj Bor) | Ditthausen | Широкое (Schirokoje) | Schönbruch |
Крупино (Krupino) | Lawo | Верное (Wernoje) | Pöhlen |
Малиновка (Malinowka) | Wolmen | Восточное (Wostotschnoje) | Klein Sporwitten |
Марьино (Marjino) | Schleuduhnen | Знаменское (Snamenskoje) | Preußisch Wilten |

Aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad wurde 2009[2] die Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo) gebildet, zu der 28 „Siedlungen“ gehören, davon 16 aus dem vorherigen Domnowski Sowjet.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Gottfried Gengle: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 804-806.
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009