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Prekarität

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Als Prekarität am Arbeitsmarkt wird die verringerte soziale Sicherheit von Beschäftigten durch systematisch leicht und kurzfristig lösbare Beschäftigungsverhältnisse bezeichnet.[1]

Definition und Auswirkungen

Die Prekarität lässt sich messen an der Vorkommenshäufigkeit befristeter Beschäftigungsverhältnisse, von Teilzeitstellen und anderen Arten der Beschäftigung, bei denen der Arbeitnehmer aufgrund der Unsicherheit, wie seine Beschäftigungskarriere fortlaufen wird, in eine sozial nachteilige Situation gerät. Die Lage des Arbeitnehmers wird in einem solchen Fall als „prekär“ bezeichnet. Der Prozess des relativen Anwachsens prekärer Arbeitsverhältnisse (also zunehmender Prekarität) wird als Prekarisierung bezeichnet. Er ergibt bei Progression zwangsläufig die soziale Schicht des Prekariats. Gesellschaften mit hoher Vollbeschäftigungsrate haben nicht zwangsläufig eine geringe Prekarität (z. B. Niederlande).

Da der Arbeitnehmer wenig bis gar keine Kontrolle über seine Arbeitssituation hat, keine sicheren, vorausschauenden Einschätzungen treffen kann und nur einen mangelhaften sozial- und arbeitsrechtlichen Schutz in Anspruch nehmen kann, drohen materielle Armut, soziale Bindungsverluste sowie eine pessimistische Zukunftssicht. Abgesehen von den Konsequenzen für den Arbeitnehmer gerät die gesamte Gesellschaft bzw. das Massenbewusstsein infolge der Prekarität in eine ungünstige Situation, da das soziale Netz geschwächt bzw. unsicher wird und Probleme sich häufen (z. B. durch Massenentlassungen). Eine Ausnahme ist nur dann gegeben, wenn bei gleichzeitig hoher Prekarität auch eine hohe Beschäftigungsgarantie durch ein hohes Arbeitsmarktangebot besteht. Trotz Kurzzeitjob besteht dann eine hohe Wiederbeschäftigungsperspektive für den Arbeitnehmer und somit eine langfristige, soziale Perspektive (z. B. Niederlande, Skandinavien).

Zu bemerken ist, dass die Prekarisierung seitens der Arbeitnehmer augenscheinlich negativ zu bewerten ist (vom ethischen Standpunkt aus), jedoch der rational geprägte, „lockere“ bzw. „unbeschwerte“ Umgang mit den Arbeitnehmern für die Arbeitgeber zahlreichen Nutzen birgt, beispielsweise, da sie die Mitarbeiter durch die verschärfte Konkurrenz unter diesen zeitweise motivieren und ihre Lohnvorstellungen besser durchsetzen können.

Literatur

  • Fantômas - Magazin für linke Debatte und Praxis - Ausgabe Nr. 6: Prekäre Zeiten
  • Katja Walser, Carlo Knöpfel: Auf dünnem Eis. Menschen in prekären Lebenslagen. Caritas-Verlag, Luzern 2007

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Klaus Dörre: Prekarität im Finanzmarktkapitalismus. GEGENBLENDE, 15. Dezember 2009.