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Arabische Sprache

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Arabisch (in arabischer Schrift: اللغة العربية) gehört zum semitischen Zweig der Afro-asiatischen Sprachfamilie. Der Language Code ist ar bzw. ara (nach ISO 639).

Verbreitung

Varianten des Arabischen werden von ca. 154 Millionen Muttersprachlern gesprochen. Es ist (nicht immer alleinige) Amtssprache in folgenden Ländern: Ägypten, Algerien, Bahrain, Dschibuti, Eritrea, Irak, Israel, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Palästinensische Autonomiegebiete, Sahara, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan, Syrien, Tschad, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate. Darüberhinaus ist es eine der sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen. Selbst Maltesisch gehört dazu, auch wenn es heute in Lateinschrift wiedergegeben wird und u.a. mit vielen italienischen und französischen Worten durchsetzt ist. Damit ist Malta das einzige Land Europas, in dem ein arabischer Dialekt Amtssprache ist.

Die Stellung des Arabischen in der Semitischen Sprachfamilie

Das klassische Hocharabisch weist sehr viele überaus altertümliche Züge auf. Versucht man durch Vergleich aller semitischen Sprachen die Wurzel eines Wortes zu ermitteln, findet man oft, dass sie genau der klassisch-arabischen Form gleicht. Dadurch kommt dem klassischen Arabisch eine zentrale Stellung innerhalb der semitischen Sprachen zu. Lange betrachteten viele Semitisten das klassische Arabisch als die ursprünglichste semitische Sprache überhaupt. Erst langsam stellt sich durch den Vergleich mit anderen afro-asiatischen Sprachen heraus, das vieles doch nicht so ursprünglich ist, wie man dachte. Klassisches Arabisch stellt wohl eine neuere Schicht semitischer Spachen dar, die viele Möglichkeiten, die in der Grammatik der semitischen Spachen angelegt sind, konsequent ausgebaut hat. Darüber hat es die Lautgestalt der Worter oft kaum verändert überliefert und einen sehr reichen Wortschatz bewahrt und sogar noch weiter ausgebaut. Die heutigen Dialekte haben viele Veränderungen durchgemacht, wie sie andere semitische Sprachen schon sehr viel füher (2-3000 Jahre) durchgemacht haben. So kommt es dann zu so merkwürdigen Erscheinungen, das Alt-Hebräisch und moderne arabische Dialekte, was Lautgestalt und Grammatik angeht, viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Es gibt Spekulationen, dass die Aufgabe der nomadischen Lebensweise und die Überlagerung anderer Sprachen immer wieder ähnliche sprachlichen Entwicklungen hervorgerufen haben.

Geschichte

Schon in vorislamischer Zeit existierte auf der arabischen Halbinsel eine reichhaltige Dichtersprache, die nur mündlich weitergegeben wurde. Auf dieser Dichtersprache fußt zum Teil das Arabische des Korans. In frühislamischer Zeit wurden viele Gedichte dieser Sprache schriftlich festgehalten. Bis heute ist das Memorieren (Auswendiglernen) von Texten ein wichtiger Bestandteil der islamischen Kultur. So gibt es bis heute viele sehr geachtete Menschen, die den gesamten Koran auswendig vortragen können (Hafiz oder Hafidh).

Das Arabische ist insbesondere die Sprache des Korans, das sich aus dem Zentrum der arabischen Halbinsel, dem Hedschas, im Zuge der islamischen Eroberungen über den ganzen Vorderen Orient verbreitete. Der Kalif Abd al-Malik erhob in den 90er Jahren des 7. Jahrhunderts Arabisch zur offiziellen Verwaltungssprache des islamischen Reiches.

Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Sprache dann immer mehr, was jedoch zum Teil an der Schrift nicht zu erkennen ist, da die kurzen Vokale außer im Koran nicht geschrieben wurden und man sich bemühte die alten Regeln bei der Schreibung beizubehalten.

Das klassische Hocharabisch wird als Muttersprache heute von niemandem mehr gesprochen. Es wird allerdings auch heute noch, nur leicht verändert, als geschriebene Hochsprache benutzt, in der fast alle Bücher und Zeitungen erscheinen (außer in Tunesien, Marokko und in etwas geringerem Maße in Algerien, wo sich das Arabische diese Rolle mit dem Französischen teilen muss). Im wissenschaftlich-technischen Bereich wird in den anderen arabischen Ländern oft Englisch gebraucht, wo es an einem geeigneten Fachwortschatz fehlt.

Bei offiziellen Anlässen wird diese normalerweise nur geschriebene Sprache auch mündlich gebraucht, ebenso teilweise in Fernsehen und Rundfunk. Diese Sprache wird oft auch als modernes Hocharabisch bezeichnet. Es unterscheidet sich vom klassischen Hocharabischen vorallem im Wortschatz und je nach Bildungsgrad des Sprechers teilweise auch in Grammatik und oft in der Aussprache.

Der Wortschatz ist zwar extrem reich aber oft nicht klar normiert und mit Bedeutungen aus der Vergangenheit überfrachtet. So gibt es zum Beispiel kein Wort, des dem europäischen Wort "Nation" relativ genau enspricht. Das dafür gebrauchte Wort (أمة, Umma) bedeutete ursprünglich und im religiösen Kontext bis heute "Gemeinschaft der Gläubigen (Muslime); oder z.B. "Nationalität" (جنسية, Dschinsiya) eigentlich "Geschlechtszugehörigkeit" im Sinne von "Sippenzugehörigkeit", "Geschlechtsleben" z.B. heißt (حياة الجنسية, Hayat al-dschinsiya) wobei Hayat "Leben" heißt. Das Wort für "Nationalismus" (قومية, Qaumiya) bezieht sich ursprünglich auf die Rivalität vom (Nomaden)-"Stämmen" und kommt von Qaum ursprünglich und bis heute oft noch "Stamm" im Sinne von "Nomandenstamm". So überlagern sich oft in einem Wort sehr alte und sehr moderne Konzepte, ohne dass das eine über das andere siegen würde. "Umma" z.B. gewinnt immer mehr seine alte religiöse Bedeutung zurück.

Was die Aussprache angeht, zeichnen sich Tendenzen ab, wieder zu einer Ausssprache zu kommen, die dem klassischen Arabischen näher ist. Im religiösen Kontext wurde von jeher auf eine korrekte, dem klassischen Hocharabisch gleichkommende Aussprache großen Wert gelegt.

Was die Grammatik angeht erleichtert eine Eigenheit des Arabischen die mündliche Wiedergabe des Hocharabischen sehr: Am Ende eines Satzes fällt im Hocharabischen die Vokalendung meist weg. Man nennt diese Form traditionell "Pausalform". Nun werden aber die drei Fälle und auch zum Teil die Modi gerade durch diese Endungen augedrückt, die bei einer Sprechpause wegfallen. Deshalb benützen viele Sprecher, wenn sie modernes Hocharabisch sprechen, sehr häufig diese "Pausalform" und ersparen sich so einen Teil der komplizierten Grammatik. Da aber auch gerade diese Vokalendungen in allen Dialekten weggefallen sind, erleichtert dies das moderne Hocharabisch sehr. Das komplizierte System der Verbformen ist im vielen Dialekten noch weitestgehend erhalten, so dass die Dialektsprecher damit weniger Schwierigkeiten haben. Obwohl wie unten beschrieben die Bedeutung eines Wortes meist an dem Konsonanten hängt, sind es gerade die kurzen Vokale, die einen großen Teil der komplizierten Grammatik ausmachen.

In aller neuester Zeit gewinnt das gesprochene Hocharabische wieder an Raum, Schrittmacher ist dabei vor allem der Fernsehsender Aljazeera in Katar. Dort gibt es sehr lebendige Diskussionen von Sprechern aus allen Ecken der Arabischen Welt, die sich bemühen eine dem Hocharabischen nahekommende Sprache zu gebrauchen.

Durch die dominierende ägyptische Film- und Fernsehproduktion (u.a. bedingt durch die Bevölkerungszahl) gilt der gesprochene ägyptische Dialekt des Arabischen in der Arabischen Welt als allgemein verständlich, "gemeinsprachlich". Gewöhnliche Filme in Hocharabisch zu drehen ist bis heute fast nicht möglich, da dieser Sprache oft etwas altertümlich-gekünsteltes und sakrales anhaftet, weil bisher niemand im Alltag so spricht.

Aus dem Alt-Arabischen, das dem klassischen Arabisch sehr nahe stand, hat sich eine Vielzahl von Dialekten entwickelt, die neuarabischen Dialekte; für alle Sprecher dieser Sprache außer dem Maltesischen ist das Klassische Arabisch weiterhin Schriftsprache und Dachsprache.

Arabisch heute

Die einzelnen arabischen Dialekte in den verschiedenen Ländern unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander und sind, wenn sie weit auseinander liegen (z.B Marokko - Irak), auf basilektaler Ebene oft gegenseitig nicht oder nur schwer verständlich. Algerische Filme, die natürlich im dortigen Dialekt gedreht worden sind, werden zum Teil hocharabisch untertitelt, wenn sie in den Golfstaaten augestrahlt werden.

Ob Hocharabisch als moderne Standardsprache zu betrachten ist, ist umstritten. (siehe auch Halsbandsittich in vielen Sprachen). Es fehlt oft noch an einem einheitliche Wortschatz für viele Dinge der modernen Welt, sowie am Fachwortschatz für viele Bereiche des modernen Lebens. Außerdem ist die eigentlich streng festgelegte klassische Aussprache kaum verbreitet. Darüber hinaus ist Hocharabisch, wie oben beschrieben, relativ selten ein Mittel zur mündlichen Kommunikation.

Das Maltesische ist eine den maghrebinischen Dialekten der arabischen Sprache nah verwandte Sprache, die aber weitestgehend zu einer modernen, eigenständigen Standardsprache ausgebaut worden ist. (siehe auch Ausbausprache.)

Siehe auch: Geschichte der arabischen Literatur

Schrift

Arabisch wird mit dem Arabischen Alphabet, das nur Konsonanten und Langvokale (auch "Halbvokale", alif, waw und ya) bezeichnet, von rechts nach links geschrieben. Es gibt allerdings als Lern- und Lesehilfen ein System zur Kennzeichnung der Kurzvokale a, i und u, der Konsonantenverdopplungen und von Konsonanten, wenn sie keinen nachfolgenden Vokal tragen. Der Koran wird aber immer voll vokalisiert geschrieben und gedruckt. Grundsätzlich stellt das vokalisierte Schriftarabisch gleichzeitig eine präzise Lautschrift dar, was also bedeutet, dass das (Koran-)Arabisch so geschrieben wird, wie man es auch spricht.

Grammatik und Wortbildung

Die meisten arabischen Wörter bestehen aus drei Wurzelkonsonanten (Radikalen). Daraus weden dann verschiedene Wörter gebildet, beispielsweise kann man unter andeem aus den drei Radikalen K-T-B folgende Wörter und Formen bilden:

  • KaTaBa : er/sie schieb
  • yaKTuBu : er/sie schreibt
  • KiTaaB : Buch
  • KuTTuB : Bücher
  • KaaTiB : Schreiber
  • maKTaBa : Bibliothek

Das Arabische kennt indeterminierte (unbestimmte) und determinierte (bestimmte) Nomina. Determiniert wird ein Nomen durch den vorangestellten, unveränderlichen Artikel al, durch ein nachfolgendes Wort im Genitiv (s.a. Status constructus) oder durch ein nachfolgendes, direkt an das Wort angeschlossene Personalsuffix. Eigennamen sind von Haus aus determiniert und tragen keinen Artikel.

Indeterminierte und determinierte Nomina unterscheiden sich zusätzlich durch unterschiedliche Endungen. Attribute werden dem zugehörigen Nomen nachgestellt.

Im Arabischen gibt es zwei Geschlechter, männlich und weiblich, die meisten weiblichen Worter enden auf -a, das bei angehängten Endungen zu -at- wird. Weibliche Personen (Mutter, Schwester etc.) Eigennamen von Ländern und Städten, und die Namen doppelt vorhandener Körperteile (Fuß, Hand) sind auch ohne weibliche Endung weiblich. Daneben kennt das Arabische noch ein Kollektivum.

Es gibt drei Numeri, Einzahl, Zweizahl (Dual) und Mehrzahl und drei Fälle, Nominativ, Genitiv und Akkusativ, die fast ausschließlich durch kurze Vokal-Endungen bezeichnet werden. Es werden jedoch nicht alle Wörter voll dekliniert.

Die wirkliche Komplexität der arabischen Sprache liegt in der Vielfalt ihrer Verbformen und daraus abgeleiteten Substantive, Adjektive, Adverben und Partizipien. Zwar gibt es nur zwei Hauptzeiten, Perfekt und Imperfekt, von denen das eine eine vollendete, das andere eine unvollendete Handlung ausdrückt. Trotzdem hat das Arabische eine Vielzahl von Zeitstufen ausgebildet. Viele Verben existieren jedoch neben ihrer Grundform in weiteren, aus der Grundform durch Umbildung abgeleiteten Stämmen, die jeweils bestimmte Bedeutungsaspekte haben. Jeder Stamm besitzt bestimmte Eigenschaften, z.B. ein vorangestelltes Präfix, Verlängerung, Änderung oder Wegfall eines Vokals und Verdopplung des mittleren Radikals. Die Reihenfolge und Art der Radikale ändern sich hingegen innerhalb einer Wortfamilie nie.

In "gelehrten" arabischen Wörterbüchern ist es üblich, dass die Wörter nach ihren Wurzeln, und nicht etwa streng alphabetisch, sortiert sind. Innerhalb dieser Wortfamilien werden dann die Ableitungen in der Reihenfolge der nummerierten Stämme aufgelistet. Daher ist es beim Erlernen des Arabischen wichtig, immer die Radikale eines Wortes identifizieren zu können.

Sprachprobe

Erster Sprecher:
!صباح الخير
sahaah al-chair!
Guten Morgen!

Zweiter Sprecher:
?صباح النور, يا اخي! كيف حالك
sahaah al-nuur, ya achi! kaifa haaluk?
Einen Morgen des Lichts, mein Bruder, wie gehts Dir?

Erster Sprecher:
!بجير, الحهد للة
bi-chair, al-hamdu lillah!
Gut, Gott sei Dank!

Zweiter Sprecher:
?الحهد للة! وانت, كيف حالك
al-hamdu lillah! wa anta, kaifa haaluk?
Gott sei's gedankt! Und Dir, wie geht's?

Erster Sprecher:
!الحهد للة جيد
al-hamdu lillah, dschayyid!
Gott sei Dank, gut!

Zweiter Sprecher:
!اهلا وسهلا بك
ahlan wa-sahlan bik!
Willkommen und Bequemlichkeit sei Dir!

Erster Sprecher:
.اهلا بكم
ahlan bikum.
Willkommen (fühle ich mich) bei Euch.

Dieses Beispiel zeigt eine typische Begrüßung auf Hocharabisch, wie sie zwischen etwa gleichaltrigen jüngeren, nicht zu sehr vertrauten Männern stattfinden würde.

Der eine grüßt den anderen, dieser grüßt zurück, woraufhin der erste den anderen einläd einzutreten und der andere sich dafür bedankt.

Dieses Beispiel müsste jeweils mehr oder minder von der Lautgestalt her in den Dialekt übertragen werden. Was Grammatik und Wortschatz angeht, ist der Unterschied zu den Dialekten hier eher gering, das es sich in diesem Beispiel fast nur um alte feststehende Redewendungen handelt.


Siehe auch: Sprache

Literatur

Ernst Harder und Annemarie Schimmel: Arabische Sprachlehre, Heidelberg 1997 ISBN 3872760017