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Els Segadors

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Einführung

Els Segadors – auf Deutsch: Die Schnitter – ist ein sehr altes, katalanisches Volkslied, war lange Zeit eine inoffizielle und ist seit 1931 auf Beschluß der Generalitat (der katalanischen Regierung in Barcelona) die offizielle Nationalhymne Kataloniens. Das Lied geht auf den Aufstand der Schnitter von 1640 – 1652 gegen den habsburgischen König Philipp IV. von Spanien (1605 - 1665) und dessen Premierminister, den Graf von Olivares (1587 - 1645), zurück. Es stellt einen eindringlichen Aufruf an alle Katalanen dar, ihr Land, ihr Volk und ihre Werte zu verteidigen. Es ist durch einen ernsten, feierlichen aber auch hoch bestimmten Duktus charakterisiert. Dieses Lied wurde in vielen Text- und Melodievarianten über die Jahrhundert hinweg tradiert. Im Folgenden ist der aktuelle, als Hymne verwendete, originale katalanische Text und eine wortgetreue deutsche Übersetzung wiedergegeben.

Der aktuelle Text

Strophe Katalanisch Deutsch

1
 

Catalunya triomfant

tornarà a ser rica i plena!


Endarrera aquesta gent

tan ufana i tan superba.

Triumphierendes Katalonien,

Du wirst wieder reich sein und deinen Hochpunkt erreichen!

Die so protzigen und hochmütigen Leute

sollen umkehren.


Refr.
 

Bon cop de falç, bon cop de falç


defensors de la terra, bon cop de falç!

Schlagt kräftig mit der Sichel, schlagt kräftig mit der Sichel,

Verteidiger unseres Landes, schlagt kräftig mit der Sichel.


2
 

Ara és hora, segadors!

Ara és hora d'estar alerta!


Per quan vingui un altre juny

esmolem ben bé les eines!

Nun ist es Zeit, Ihr Schnitter!

Nun ist die Zeit gekommen, wach zu bleiben!

Falls der nächste Juni kommt,

Jetzt müssen wir die Werkzeuge gut schleifen!

(gemeint ist: Die Erntezeit und ein möglicher Krieg)


3
 

Que tremoli l'enemic

en veient la nostra ensenya.

Com fem caure espigues d'or.

quan convé seguem cadenes.

Der Feind soll zittern,

wenn er unsere Fahne sieht.

Wie wir die goldenen Ähren fallen lassen,

wenn es sein muß, zersägen wir auch die Ketten.

Zur Geschichte des Liedes

Das Lied ist um 1640 entstanden als eine historische Romanze, die den Krieg der Schnitter (La Guerra dels Segadors) (1640 – 1652) thematisiert. Diesen Krieg gegen das habsburgisch-spanische Kaiserhaus ordnet man wohl am besten den europäischen Bauernrevolutionen des 17. Jahrhunderts gegen absolutistische Monarchen zu. Nach und nach – vor allem im Gefolge der katalanischen Renaixença der katalanischen Romantik im 19. Jahrhundert - gewann dieses Lied den Charakter einer katalanischen Nationalhymne ohne eine Entscheidung welcher der beiden existierenden Textvarianten der maßgebliche sei: Der historische oder der politische.

  1. Der historische, balladenhafte Text wurde 1882 in den Romacerillos Catalanes von Milà i Fontanals veröffentlicht. Die Musik wurde in den Recull de Cançons populars catalanes (Sammlung katalanischer Volkslieder) von Francesc Alió 1892 herausgegeben. Der Text wird unten dargestellt.
  2. Der politische Text (oben dargeboten mit den 3 heute geläufigen von ursprünglich 6 Strophen) war der Gewinner eines 1899 ausgerufenen Preiswettbewerbes der Unió Catalanista (gedichtet von Emili Guanyavents). Diese Version provozierte einer gewaltige, öffentliche Diskussion.

Der politische Text setzte sich schlußendlich in dieser Diskussion durch und wurde in den Cançoner Revolucionari Internacional (CRI) 1937 von der Generalitat, der katalanischen Regional-Regierung in Barcelona, als katalanische Nationalhymne verbindlich festgelegt und veröffentlicht. Er repräsentiert die heute weitaus bekanntere Textversion. Nach dem spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939) wurde das Singen dieses Liedes unter Androhung drakonischer Strafen verboten. Erst 1976, mit dem Beginn der Demokratisierung Spaniens, wurde diese Hymne wieder zugelassen und als katalanische Nationalhymne allgemein akzeptiert. Per Beschluß des katalanischen Parlamentes vom 25. Februar 1993 in Barcelona ist Els Segadors endgültig zur katalanischen Nationalhyme erklärt worden. Mit dieser Hymne wurden beispielsweise auch die olympischen Spiele 1992 in Barcelona eröffnet.

Zur Diskographie

Von diesem Lied existieren verschiedene Aufnahmen als Chor-, Solisten- und Instrumental-Fassung. Darüberhinaus existieren viele Arrangements. So sind die Chorfassung von Josep Viader, die Fassung für die Cobla, das Sardana-Orchester, von Francesc Pujol und die Fassung für das Blasorchester (kat. banda) von Joan Lamote de Grignon in Katalonien allgemein bekannt. Für Liebhaber der historischen Aufführungspraxis sei besonders die Aufnahme von Montserrat Figueras und der Capella Reial de Catalunya unter Jordi Savall empfohlen. (auf: "Cançons de la Catalunya mil.lenària, Barcelona 1991 (Auvidis-Astrée, E 8758)).

Der historische Text

Im Folgenden wird der historisch-überlieferte, balladenhafte, vielstrophige Text des katalanischen Volksliedes in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung dargeboten.

Strophe Katalanisch Deutsch

1
 

Catalunya, comtat gran,

qui t'ha vist tan rica i plena!


Ara el rei, Nostre Senyor

declarada ens té la guerra.

Katalonien, du große Grafschaft,

Wer dich gesehen hat so reich und aufgeblüht!

Nun der König unser Herr

hat uns den Krieg erklärt.


Refrain
 

Segueu arran!

Segueu arran,

que la palla va cara!

Segueu arran!

Schneidet dicht über der Erde,

Schneidet dicht über der Erde,

denn das Stroh ist zur Zeit sehr teuer!

Schneidet dicht über der Erde.


2
 

Lo gran comte d'Olivar (1)

sempre li burxa l'orella:

„Ara és hora, nostre rei,

ara és hora que fem guerra.“

Der große Graf von Olivares (1)

liegt ständig an seinem Ohr:

„Nun ist es Zeit, unser König,

Nun ist es Zeit, den Krieg zu beginnen.“


3
 

Contra tots els catalans,

ja veieu quina n'han feta.

Seguiren viles i llocs

fins al lloc de Riu d'Arenes.

Gegen alle Katalanen,

Ihr seht schon, was die gemacht haben.

Sie gingen durch alle Städte und Orte

bis zum Riu d'Arenes.


4
 

N'han cremat un sagrat lloc,


que Santa Coloma es deia.

Cremen albes i casulles,

i caporals i patenes.

Sie haben einen heiligen Ort angezündet,

der Santa Coloma hieß.

Sie verbrannten Alben (2) und Meßgewänder,

sowie den Hauptpriester und Hostienschalen.


5
 

I el Santíssim Sagrament,

alabat sia per sempre.

Mataren un sacerdot,

mentres que la missa deia.

Und das Allerheiligste Sakrament

gelobt sei es in alle Ewigkeit.

Sie töteten einen Priester,

während er die Messe las.


6
 

Mataren un cavaller,

a la porta de l'isglésia,

en Lluís de Furrià,

i els àngels li fan gran festa.

Sie töteten einen Reiter,

am Tor zur Kirche,

der Lluís de Furrià hieß,

die Engel feiern diesen in einem großen Fest.


7
 

Lo pa que no era blanc

deien que era massa negre:

El donaven als cavalls

sols per assolar la terra.

Das Brot, das nicht ganz weiß war

sagten sie, es sei zu schwarz.

Sie gaben es den Pferden,

nur um diese Erde zu verwüsten.


8
 

El vi que no era bo,

engegaven les aixetes,

el tiraven pels carrers

sols per regar la terra.

Von dem Wein, der nicht gut war,

öffneten sie die Hähne.

Sie schütteten ihn auf die Straße,

um die Erde zu begießen.


9
 

A presència dels parents

deshonraven les donzelles

i mataven els seus pares

si del mal donaven queixa.

In Anwesenheit der Verwandten

entehrten sie die Mädchen.

und töteten deren Eltern

wenn sie sich deswegen beschwerten.


10
 

Ne donen part al Virrei,

del mal que aquells soldats feien.


„Llicència els he donat jo:

Molta més se'n poden prendre.“

Sie berichteten dem Vizekönig

von den Übeltaten, die die Soldaten begingen

„Ich habe ihnen freie Hand gegeben!

Vieles mehr können sie sich erlauben!


11
 

A vista de tot això

s'és esvalotat la terra:

Entraren a Barcelona

mil persones forasteres.

Als sie dies alles sahen

geriet die Erde in Aufruhr.

Sie gingen nach Barcelona,

tausende Personen von auswärts.


12
 

A la plaça de Sant Jaume,

n´hi foren les dependències.

A vista de tot això

s'és avalotat la terra.

Auf der Plaça de Sant Jaume (Barcelona)

etablierten sie ihre Vertretung.

Angesichts dieser Vorfälle

hat sich das Volk erhoben.


13
 

Comencen de llevar gent

i enarborar les banderes.

Entraren a Barcelona

mil persones forasteres.

Das Volk erhebt sich

und hisst seine Fahnen.

Es kommen nach Barcelona

tausende Auswärtige.


14
 

Entren com a segadors,

com érem en temps de sega.

De tres guàrdies que n'hi ha,

ja n'han morta la primera.

Sie betraten (die Stadt) als Schnitter,

weil die Zeit der Ernte war.

Von drei Wächtern, die dort standen,

haben sie schon den ersten getötet.


15
 

Ne mataren al Virrei,

a l'entrant de la galera.

Mataren els diputats

i els jutges de l'Audiència.

Sie töteten auch den Vizekönig,

an dem Aufgang zur Galeere.

Sie töteten die Abgeordneten

und die Richter des Gerichtshofes.


16
 

Aneu alerta, catalans!

Catalans, aneu alerta!

Mireu que aixís ho faran,

quan seran en vostres terres.

Passt auf! Katalanen!

Katalanen! Passt auf!

Denn die werden es genauso machen,

wenn sie bei euch einmarschieren.


17
 

Anaren a la presó:

donen llibertat als presos.

El bisbe els va beneir

amb la ma dreta i l'esquerra:

Sie gingen ins Gefängnis

und gaben den Gefangenen die Freiheit.

Der Bischof segnete sie

mit der rechten und mit der linken Hand:


18
 

„On és vostre capità?

On és vostre bandera?“

Varen treure el bon Jesús

tot cobert amb un vel negre:

„Wo ist euer Anführer?

Wo ist eure Fahne?“

Sie holten das Jesuskind heraus

Zugedeckt mit einem schwarzen Tuch.


19
 

„Aquí és nostre capità,

aquesta és nostre bandera.“

A les armes catalans,

que ens ha declarat la guerra!

„Hier ist unser Kapitän.

Hier ist unsere Fahne.“

An die Waffen, Katalanen!

Den sie haben uns den Krieg erklärt.


Refrain
 

Segueu arran!

Segueu arran,

que la palla va cara!

Segueu arran!

Schneidet dicht über der Erde,

Schneidet dicht über der Erde,

denn das Stroh ist zur Zeit sehr teuer!

Schneidet dicht über der Erde.


Anmerkungen
 


(1) Graf von Olivares (eigentlich Gaspar de Guzmán y de Fonseca, * 1587 Rom † 1645 Toro): kastilischer Politiker und Premierminister des spanisch-habsburgischen Königs Philipp IV. von Spanien (1605 - 1665)

(2) Albe: weißes Untergewand, das katholische Priester unter dem Meßgewand tragen

siehe auch