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Bahnstrecke Köln-Mülheim–Lindlar

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Die Sülztalbahn ist eine teilweise stillgelegte Eisenbahnstrecke und führte von Köln über Bergisch Gladbach - Bensberg - Hoffnungsthal - Immekeppel - Hommerich - Linde nach Lindlar.

Vorhandene Streckenabschnitte

  • Der Abschnitt Köln - Bergisch Gladbach wird von der S11 befahren.
  • Der Abschnitt Rösrath - Hoffnungsthal wird von der RB25 (siehe Volme-Agger-Bahn) befahren.

Demontierte Streckenabschnitte

  • Bergisch Gladbach - Bensberg: demontiert, heute als Autobahnzubringer in Planung
  • Bensberg - Rösrath: 1961 stillgelegt
  • Hoffnungsthal - Lindlar: 1966 demontiert.

Geschichte

Historischer Streckenverlauf

Haltestellen zwischen Köln-Mülheim Bf. und Lindlar Bf.:

Bahnhöfe und Haltepunkte Streckenkilometer
Mülheim am Rhein 0,0
Dellbrück 5,3
Bergisch Gladbach 9,0
Bensberg 12,3
Forsbach 15,8
Rösrath 21,3
Hoffnungsthal 22,8
Untereschbach 27,6
Immekeppel 29,1
Obersteeg 31,6
Hommerich 36,8
Linde 40,3
Lindlar 44,7

Bau

Brücke über die ehemalige Gleisanlage der Sülztalbahn bei Klefhaus

Streckenabschnitt Mülheim - Bergisch Gladbach - Bensberg

Erste Planungen gingen 1863 davon aus, eine Strecke von Köln über Mülheim am Rhein nach Bergisch Gladbach und dann weiter nach Wipperfürth zu bauen. Jedoch nur das Teilstück bis Bergisch Gladbach wurde bis 1868 realisiert. 1870 wurde Bensberg angebunden.

Bis Bensberg handelte es sich um eine zweigleisige "Hauptbahn". Die weitere Streckenführung war eine eingleisige "Nebenbahn".

Streckenabschnitt Bensberg - Rösrath - Hoffnungsthal - Immekeppel

Vor allem die Firma Gebrüder Reusch in Hoffnungsthal, die damals Spezialbleche herstellte und die "Gesellschaft des Altenbergs", die u.a. auf dem Lüderich bei Hoffnungsthal ein Erzbergwerk betrieb, waren stark an einer Anbindung an das Eisenbahnnetz interessiert.

Erste Versuche, eine Eisenbahn durch das Sülztal zu errichten scheiterten 1873, da der zuständige Minister die Strecke ablehnte. 1883 gab es Planungen, eine schmalspurige (1m Spur) Bahn von Kalk über Rath, Rösrath und Vollberg nach Immekeppel zu bauen. Das Projekt scheiterte weil die Finanzierung der geschätzten 830.000 Mark vom Minister der öffentlichen Arbeiten in Berlin abgelehnt wurden.

Die Strecke von Bensberg über Forsbach und Rösrath bis Hoffnungsthal wurde 1890 eröffnet. Die Freigabe der Strecke von Hoffnungsthal nach Immekeppel erfolgte 1891.

Eisenbahnviadukt bei Linde-Bruch

Streckenabschnitt Immekeppel - Lindlar

An einer Weiterführung der Strecke bis nach Lindlar hatten vor allem die in Lindlar ansässigen Steinbruch- und Bergwerkbetriebe sowie die Feilenfabriken Interesse. Bisher mussten die Güter bis zum Bahnhof nach Engelskirchen oder nach Kaiserau, von wo sie abermals in Engelskirchen umgeladen werden mussten, gebracht werden.

1897 bildete der Rat der Gemeinde Lindlar einen Ausschuß, der sich mit dem Thema "Eisenbahn" befasste, da man einen Anschluss Lindlars an die 1890 bis nach Immekeppel verlegte Eisenbahn als dringend erforderlich sah. Alle Bemühungen der Gemeinde, diese Strecke nach Lindlar weiterzuführen, hatten jedoch zunächst keinen Erfolg. Der Minister schlug vor, eine Privatbahn zu errichten. Im Gespräch war auch ein Anschluss Lindlars an die schmalspurige Leppetalbahn.

Erst 1906 wurde eine normalspurige Bahn von Immekeppel nach Lindlar von der Regierung genehmigt, so dass 1909 mit dem Ausbau der Gleise begonnen und die Strecke 1912 Strecke eröffnet werden konnte.

Die Planung von 1906 sah vier Bahnhöfe vor: Obersteeg, Rüschen, Linde und Lindlar. Erst nach der Genehmigung von 1906 wurden Einwände laut, etwa forderte die Pfarre Süng (Kapellensüng) die Verlegung des Bahnhofes Lindlar in das Sülztal oder von einer Erzgrube in Dürscheid wurde ein Bahnhof in Klefhaus gefordert. Beides wurde nicht realisiert. Eine Diskussion entbrannte auch über die Namensgebung des Bahnhofes Tüschen, der Name wurde 1911 schließlich auf Hommerich festgelegt.

Die Teilstrecke Immekeppel - Hommerich wurde im Januar 1912 dem Verkehr übergeben, die Strecke von Hommerich nach Lindlar wurde am 9.12.1912 feierlich eröffnet.

Fahrpläne

Ein Fahrplan aus dem Jahre 1894 sah folgende Abfahrtszeiten vor:

Immekeppel 6.26 9.26 12.17 - 16.43 20.07
Bensberg 7.18 10.15 13.13 14.35 17.35 21.12
Bergisch Gladbach 7.33 10.29 13.28 14.50 17.50 21.32
Deutz 8.06 11.00 14.00 15.21 18.22 22.12

In Gegenrichtung verkehrten die Züge von Deutz um 8.30, 12.20, 15.26, 18.09 (bis Bensberg), 20.07 und 23.47 (bis Bensberg).

Nach der Erweiterung der Sülztalbahn bis Lindlar sah ein erster Fahrplanentwurf von 1912 folgende Abfahrtszeiten in Lindlar vor: 5.36, 8.16, 11.49, 17.20 und 20.26. Die Bahnen verkehrten jeweils bis Immekeppel, von dort war die weiterfahrt nach Köln Deutz entweder über Bensberg oder Kalk möglich. 1910 wurde die Strecke Kalk - Hoffnungsthal - Overath eröffnet, so dass es nun von Rösrath aus zwei Schienenwege nach Köln gab, zum einen den über Bensberg und Bergisch Gladbach nach Mülheim, zum anderen den direkten Weg über Heumar nach Kalk.

Weitere Planungen

Verlauf der ehemaligen Eisenbahn nach Lindlar und der geplanten Erweiterung bis Wipperfürth

Noch vor dem ersten Weltkrieg war geplant, die Eisenbahnstrecke über Hartegasse, Frielingsdorf und Dohrgaul nach Wipperfürth weiter zu führen. Diese Planung wurde jedoch aufgrund des Ausbruches des ersten Weltkrieges nie ausgeführt. 1927 wurde schließlich der Plan der Eisenbahnstrecke Lindlar - Wipperfürth zugunsten der Strecke Bergisch Gladbach - Wipperfürth fallen gelassen. Jedoch wurde auch diese Strecke nie realisiert.

Schließung

Schon Ende der 1950er Jahre gab es erste Stilllegungsgerüchte, die Bahn reagierte auf den scharfen Protest der Lindlarer Gemeindeverwaltung gegen die Schließung mit der Einrichtung einer Bahnbuslinie entlang der Strecke. 1960 fuhr der letzte Personenzug, der Güterverkehr zwischen Hoffnungsthal und Lindlar wurde bis 1966 fortgeführt. Die Bundesbahnstrecke wurde im selben Jahr noch demontiert.

Heutige Nutzung der Trasse

Die Trassen von Bensberg nach Rösrath und von Immekeppel bis Lindlar können als Wanderweg genutzt werden. Vereinzelt finden sich auch noch Signale. Sehenswert ist vor allem das Eisenbahnviadukt bei Linde.

Literatur

  • Gerhard Peterhänsel: Zug um Zug - Die Eisenbahnen im Sülztal und im Aggertal - eine regionalgeschichtliche Untersuchung. Schriftenreihe des Geschichtsvereins Rösrath Band 15. Rösrath 1986.