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Megalith

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Der Spellenstein in Rentrisch/St. Ingbert

Als Megalithen (von griechisch mégas = groß und líthos = Stein) bezeichnet man die großen, oft unbehauenen Steinblöcke, die als Einzelsteine aufgerichtet, aber auch als Bausteine von Grab- und Kultanlagen benutzt wurden. Die west- und nordeuropäischen Megalithbauten wurden im Neolithikum und der frühen Bronzezeit errichtet.

In Europa sind viele Formen von Megalithbauweisen bekannt: Dolmen (bretonisch: toal - Tisch, men - Stein), Ganggrab, Steinkiste, Steinkreis (Cromlech), Steinreihe bzw. Steinallee, einzeln oder paarweise aufgestellte Megalithen (Menhire), Statuenmenhir. Die Steine der nordeuropäischen Megalithen stammen von den Ablagerungen der Eiszeit (Granite, Gneise und andere Gesteine).
Die Schalensteine ("Teufelssteine") des Alpenraums zählen nicht zu den Megalithen, da sie weder transportiert noch artifiziell aufgerichtet wurden. Auch die großen skandinavischen Schiffssetzungen der Eisen- und Wikingerzeit gehören nicht zur Gattung der Megalithen, sondern sind eine eigene Kulturerscheinung.

Um die Megalithbauten ranken sich heute noch Geheimnisse. So weiß man weder, welchem Zweck sie genau dienten, noch wie sie errichtet oder die Steine transportiert wurden. Die Wissenschaft ist sich jedoch einig, dass es sich meist um heilige Stätten handelte. Der Bau mit Megalithen stellt die archaischste Form der Steinarchitektur dar und erfolgte in Europa kulturunabhängig etwa zwischen 4.500 (Bretagne) u. 500 v. Chr. (Sardinien). In Südamerika entstand eine nachchristliche Megalitharchitektur (Tiahuanaco).

Mit der Christianisierung wurden die Megalithen verteufelt und es entstanden Legenden über ihr Entstehen durch Teufels Hand. Einige Steine tragen den Teufel im Namen (Devils Arrows, Devils Circles etc.) und viele wurden im frühen Mittelalter besonders aber seit der Industrialisierung zerstört. Megalithstätten fielen Flurbereinigungen, landschaftlichen Projekten oder dem Kirchen- und Hafenbau zum Opfer. Es wird angenommen, dass etwa nur noch ca. fünf Prozent der ursprünglichen Objekte halbwegs erhalten sind.

Im 18. und 19. Jh. interessierte man sich wieder für die Megalithanlagen. Aus dieser Zeit stammt die Vermutung, dass die Bauwerke auf die Druiden der Kelten zurückzuführen seien. Heute weiss man, dass diese Steinsetzungen jungsteinzeitlich und damit deutlich älter sind. Als anekdotische Anmerkung zur Entstehung des Begriffs "Hinkelstein": Die Größe der Steine verleitete die Menschen früher dazu, an Hünen (Riesen) zu glauben, welche die Steine transportiert haben mussten. Durch einen Verständnisfehler kam es dann von "Hünenstein" zu "Hühnerstein", und da im südwestdeutschen Raum anstelle des Wortes Huhn das Dialektwort "Hinkel" gebraucht wird, kam es so zu dem Wort "Hinkelstein".

Vorkommen

Megalithen sind vor allem aus West- und Nordeuropa bekannt, das heißt von der Iberischen Halbinsel incl. der Balearen, über Frankreich die Westschweiz, Belgien, die Niederlande und die Britischen Inseln bis nach Skandinavien, Deutschland und Polen. Auch im Mittelmeerraum (Griechenland, Türkei, (in Thrakien bei Edirne), auf Malta, in Apulien, Sardinien, Sizilien und Korsika) gibt es Megalithen. Weitere finden sich in Südrussland, Georgien, Nordafrika, Madagaskar, Indien, Korea, Palästina, Indonesien und Indochina, ohne dass eine genetische Verbindung besteht.

Zur Verbreitung siehe auch: Megalithkultur.

Vorkommen in Mitteleuropa

Über 900 Standorte von Megalithbauten liegen in Deutschland in den drei großen Küstenländern, in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, sowie einige wenige im südlichen Baden-Württemberg und in Belgien. 53 Anlagen sind in den Niederlanden erhalten. Die Zahlen für Polen sind nicht verläßlich bzw. in den deutschen (Vorkriegs)zahlen enthalten. Dänemak hat noch über 2000 und Schweden mehr als 450. Größere Megalithenanlagen in der Schweiz finden sich in Bonvillars, Clendy, Falera, Lutry, Reignier und Sion. Menhire finden sich hier und in Deutschland zwischen dem Saarland und Thüringen.

Formen und Benennung

Menhire

Menhir in den Cevennen
Megalithreihen bei Carnac, Bretagne, Frankreich

Als Menhir, Standing Stone oder Hinkelstein werden von Menschen aufgestellte (stehende Steine) bezeichnet. Sie sind eine Erscheinung die in der Levante und in der Westhälfte Europas (zwischen Italien und Großbritannien) mit wenigen Exemplaren in Deutschland präsent ist. Ihre zeitliche Einordnung ist vage.

Die Megalithen kommen auch als Reihen oder Paare vor (die auch Reste von Reihen sein können). Steinreihen findet man in Deutschland nicht. Eine Doppelreihe von Menhiren heißt Alignement (Steinallee). Steinalleen bestehen aus zwei oder bis zu 11 etwa parallelen Steinreihen. Die bekanntesten Steinalleen Europas befinden sich in Carnac (Bretagne, Frankreich) und bei Callanish (Isle of Lewis, Schottland).

Dolmen, Hünengräber

Dolmen bei Lehmsiek, Schleswig-Holstein
etwa 5000 Jahre altes Hünengrab im Waldhusener Forst bei Lübeck
Pulnabrone Dolmen, Irland

Als Dolmen, in Deutschland auch als Hünengräber, werden Bauwerke bezeichnet, die aus drei oder mehr Tragsteinen und bis zu 100 t schweren Decksteinen gebaut sind. In der Regel sind die Decksteine aber 5 - 20 t schwer. Dolmen finden sich in der gesamten westlichen Hälfte Europas. Bekannte Anlagen befinden sich bei Carnac (Bretagne, Frankreich), in Cornwall (Südengland, Großbritannien), im County Meath (Irland), in Dänemark, in der gesamten norddeutschen Tiefebene, in der benachbarten Drenthe, (Niederlande), sowie am Nordrand des Teutoburger Waldes, aber auch auf Mittelmeerinseln wie Korsika und Sardinien.

Es wird vermutet, dass sie als Kultstätten dienten. In einigen Anlagen sind noch Skelettteile gefunden worden, die regelmäßig nicht im ursprünglichen Verband lagen. Möglicherweise handelt es sich um "sekundäre Bestattung", bei der die Knochen nach der Verwesung beigesetzt wurden. Bei einigen Megalithanlagen, insbesondere den Steinkisten der Wartbergkultur in Westfalen und Hessen und in württenbergisch-schweizer Anlagen, gibt es das so genannte Seelenloch, durch das die sterblichen Überreste und die Beigaben eingebracht wurden. Seelenlöcher haben auch Anlagen oder Steine, die Reste von Anlagen darstellen, in Irland (Hole stone von Doagh Co. Antrim, Cloch-An-Phoill. Co. Carlow), Portugal, Russland und Schweden. Meistens waren die Anlagen von einem Grabhügel aus Erde überdeckt, Tumulus genannt; steinerne Hügel nennt man Cairn. Die Erbauer der "Hünengräber" Nordeuropas waren die Leute der Trichterbecher-, der Kugelamphoren- und der Wartbergkultur.

Steinkreise

Als Steinkreis, Steinring, Steintanz, Stone Circle oder keltisch Cromlech werden runde oder ovale Formationen aus Menhiren genannt, die auch als Einfassung von Grabhügeln, der Dolmen vorkommen. Ihr Zweck ist weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass sie als Tempel dienten, die gebietsweise astronomische Berechnungen ermöglichten. Anderen wird nachgesagt, dass sie Versammlungsorte zu den Jahreszeitenfesten waren, sie sind jedoch voreisenzeitlich.

In einigen Steinkreisen sind die Steine auf astronomische Ereignisse ausgerichtet. Die häufigste Ausrichtung sind der Sonnenauf- bzw. -untergang zur Winter- und Sommersonnenwende sowie die Tag- und Nachtgleichen als auch die südlichsten bzw. nördlichsten Mondauf- und -untergänge in der 18-jährigen Sarosperiode des Mondes. Mittels einiger Steinkreise ist sogar die Vorhersage von Mond- und Sonnenfinsternissen möglich.

Datei:CromlHurlerN.jpg
Cromlech "The Hurlers", Nordkreis, bei Liskaerd, Cornwall, Großbritannien

Die ältesten heute bekannten Steinringe sind die Beaghmore Stonecircles in der Nähe von Cookstown (Ulster, Nordirland). Sie bestehen aus Hunderten von manchmal nur kopfgroßen Steinen, sind also amegalitisch. Die bekanntesten Steinkreise sind Stonehenge (bei Salisbury, Wiltshire, England), Avebury (in Avebury in Wiltshire östlich von Bath, England) und in Callanish (Isle of Lewis, Schottland). Weit verbreitet sind die Steinkreise am River Dee in Schottland und auf der irischen Insel, in Cornwall (z.B. Mên-an-Tol als möglicher Rest eines Steinkreises). In beschränkter Anzahl kommen sie in der Bretagne vor.

Einer der bedeutenden Steinkreise in Deutschland ist der Boitiner Steintanz in Mecklenburg-Vorpommern. Daneben finden sich Steinkreise vom Mittelmeerraum bis nachSkandinavien, so auf Malta, in Schottland und auf den Orkney.

Andere Bauwerke der Megalithkulturen

Cairns, Hügelgräber oder Feenhügel sind Konstruktionen aus Trockenstein, die über Dolmen oder Grabstätten aufgeschüttet bzw. gestapelt wurden. Im Gegensatz zum Tumulus haben die meisten Cairns einen Zugang. Schwedens Steincairns werden Röser (Rojr) genannt.

Die imposantesten "Megalithanlagen" sind zweifellos die Komplexe von Barnenez und Gavrinis in der Bretagne, Newgrange und Knowth in Irland, die Anta Grande do Zambujeiro in Portugal, die Ggantija auf Malta und die Cueva de Menga in Spanien. Bei allen Anlagen ist umstritten, ob es sich lediglich um Grabstätten gehandelt hat.

Literatur

  • Fansa M.: Großsteingräber zwischen Weser und Ems 1992
  • Freeden von J. Malta und die Baukunst seiner Tempel 1993
  • Schmidt M.: Die alten Steine. 1998 ISBN 3-356-00796-3
  • Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. Band 36 in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3
  • Zylmann D.: Das Rätsel der Menhire. 2003. ISBN 3-936325-07-X

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