Rabulistik
Rabulistik (von lateinisch rabere „toben“, oder von rabula „marktschreierischer Advokat“) ein veralteter Name für die Kunst, in einem Wortstreit durch rhetorische Tricks recht zu bekommen, unabhängig oder sogar entgegen der Sachlage; z. B. durch „Wortverdreherei“ und „Haarspalterei“, insbesondere durch das Anhäufen immer neuer Argumente. Auch in der älteren Literatur der Rechtswissenschaft ist Rabulistik für eine dem Buchstaben, aber nicht dem Geist des Gesetzes oder abwegige Argumentation gebräuchlich oder für falsche Spitzfindigkeiten. Rabulistik ist heute ein Teil der Rhetorik und kann als Nebenthema der Kommunikationsstrategie auftauchen. Ein alternativer Name ist Eristik oder Eristische Dialektik.
Als Rabulist wird jemand bezeichnet, der diese Kunst gewohnheits- oder gewerbsmäßig ausübt. Die antiken Sophisten waren für ihre Fähigkeiten in diesem Bereich berüchtigt.
Allgemeines
„Rabulistik“ benennt eine Methode, um in einer Diskussion unabhängig von der Richtigkeit der eigenen Position Recht zu behalten. Erreicht wird dies durch rhetorische Tricks, Sophismen und verdeckte Fehlschlüsse wie das Einbringen diskussionsferner Aspekte, semantische Verschiebungen, etc. Die Grenzen zur Täuschung, Irreführung und Lüge sind dabei fließend.
Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff Rabulistik nach dem Zweiten Weltkrieg eher selten in Gebrauch, weil er in der Sprache des Nationalsozialismus mit antisemitischer Konnotation und vom nationalsozialistischen deutschen Propagandaminister Joseph Goebbels häufig in den Zusammensetzungen „jüdisch-rabulistisch“ oder „jüdisch-marxistisch-rabulistisch“ benutzt worden war, um Gegnerische Argumentationsweisen zu diffarmieren.[1]
Eine klassische Einführung in die Rabulistik bietet Arthur Schopenhauers Werk Eristische Dialektik – Die Kunst, Recht zu behalten.
Für Beispiele siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben. Stuttgart 1999, S. 472., vgl. Bettina Röhl. Antisemitismus und Literatur. Ein Interview mit Marcel Reich-Ranicki. literaturkritik.de Nr. 5, Mai 2004 ( vom 24. Dezember 2004 im Internet Archive)