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Identitätsphilosophie

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Identitätphilosophie ist ein z. B. bei Hegel auftauchender polemischer Begriff für die von Schelling in der Zeit zwischen 1801 und 1806 formulierte Auffassung zum Leib-Seele-Problem, dass Natur und Geist als Einheit betrachtet werden können.[1]

Schellings Aussagen

Schelling selbst hat seine Konzeption der Identität von Natur und Geist und damit von Reellem und Ideellem stets als ›absolutes Identitätssystem‹ bezeichnet.[2] Die Bezeichnung Identitätsphilosophie hatte sich als polemische Bezeichnung jedoch relativ schnell eingebürgert. Als ›System‹ läßt sich die Identitätsphilosophie insofern auffassen, als naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse, die sich auf psychologisch subjektive Sachverhalte beim Menschen beziehen, methodisch und sachbezogen auf einen Einheitspunkt zu bringen seien. Schelling gebrauchte für diesen Einheitspunkt die Bezeichnung ›Indifferenzpunkt‹.[3] Zu diesem Punkt müsse die Philosophie gelangen, von dem aus sich das Absolute als ungeschiedene Identität ergreifen lasse. Ziel war für Schelling die ›positive Philosophie‹.[1] Die Einheit von Natur und Geist umfasst daher auch die Einheit von Subjektivität und Objektivität bzw. die Subjekt-Objekt-Spaltung.[1] [3] Alles Wirkliche existiert daher nicht für sich allein. Schelling vertrat mit dieser Auffassung Gedanken, die auf seine Beschäftigung mit Spinoza zurückgehen, speziell auf dessen ›Ethik‹.[4]

Polemik

Schellings Auffassungen wurden zunächst von Hegel weitgehend angenommen,[5] dann aber polemisch abgelehnt. Hegel kritisiert Schellings ›Absolutes‹ als:[6]

»Nacht [...], worin, wie man zu sagen pflegt, alle Kühe schwarz sind, [...] die Naivität der Leere an Erkenntnis«.

Rezeption

Jürgen Mittelstraß hält die Identitätsphilosophie als philosophiegeschichtliche Episode. Die erkenntniskritischen Positionen Kants würden hier durch das von Fichte eingeleitete rein konstruierende Systemdenken verloren gehen.[3] Karl Marx scheint dieser kritischen Sichtweise mit seinem berühmten Diktum zu entsprechen: »Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.«[7] Damit darf jedoch nicht der prägende Einfluss übersehen werden, der von diesem konstuierenden Denken Schellings auf die romantische Medizin und auf die Naturwissenschaften ausging.[8]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Eisler, Rudolf: Historisches Wörterbuch der Philosophie (HWPh). Völlig neu bearbeitete Ausgabe des ›Wörterbuchs der philosophischen Begriffe‹ von Rudolf Eisler. [1904], hrsg. von Joachim Ritter (†) und Karlfried Gründer, by Schwabe & Co, Basel, Stuttgart; © 1976; ISBN 3-7965-0115-X (für das Gesamtwerk); Band 4 (I-K); Spalte 151-152
  2. Schelling, F. W. J. : Darstellung meines Systems der Philosophie. Zeitschrift für spekulative Physik II/2 (1801). Werke, hg. K. F. A. SCHELLING (1856-1861) 4, 113 oder III-XIV, 1-127, Sämtliche Werke III, 1-108.
  3. a b c Mittelstraß, Jürgen (Hg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Bibliographisches Institut Mannheim / Wien / Zürich, B.I. – Wissenschaftsverlag 1984, Band 2 (H-O), ISBN 3-411-01604-3, Seite 193
  4. Spinoza: Ethica, ordine geometrico demonstrata („Ethik, nach geometrischer Methode dargestellt”, 1677 postum erschienen - ISBN 3-88851-193-3)
  5. Hegel, G. W. F.: Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie. Jena 1801
  6. Hegel, G. W. F.: Phänomenologie des Geistes. Bamberg/Würzburg 1807, Sämtl. Werke II, 22
  7. Hillmann, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-41004-4, Seite 99; Stw. Bwußtsein
  8. Dörner, Klaus: Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. [1969] Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6; Seite 225 f.

Literatur

  • F.W.J. Schelling: Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge. Ein Gespräch. Berlin 1802 (Sämtl. Werke III, 109-228)
  • F.W.J. Schelling: Fernere Darstellungen aus dem System der Philosophie. Neue Z. f. speculative Physik I. erstes und zweites Stück (1802). 1-188, 1-180 (mit Zusätzen aus Handexemplar in: Sämtl. Werke Erg.Bd. l, 385-562)
  • F.W.J. Schelling: Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803 (Sämtl. Werke III, 229 374).
  • Düsing, Klaus: Spekulation und Reflexion. Zur Zusammenarbeit Schellings und Hegels in Jena. Hegel-Stud. 5 (1969), 95-128
  • Folkers, Horst: Hegels erste philosophische Positionsbestimmung. Die Stellung der Differenzschrift in der Ausbildung der Identitätsphilosophie. Diss. vorgelegt von Horst Folkers [als Typoskript], Heidelberg, Univ., Diss., 1986.
  • Lauth, Reinhard: Die Entstehung von Schellings Identitätsphilosophie in der Auseinandersetzung mit Fichtes Wissenschaftslehre: (1795 - 1801). Freiburg (Breisgau), München: Alber 1975, ISBN 3-495-47322-X
  • Karl Leonhard Reinhold: Anleitung zur Kenntnis und Beurteilung der Philosophie in ihren sämmtlichen Lehrgebäuden (1805) 147-154: Von dem absoluten Dogmatismus, oder dem sogenannten Identitätssysteme
  • Johann Eduard Erdmann: Versuch einer wiss. Darstellung der Geschichte der neueren Philosophie. (Neu-A. 1932) 3/2, 309-352
  • Nicolai Hartmann: Die Philosophie des deutschen Idealismus l (1923) 153-162
  • Hermann Zeltner: Schellings philosophische Idee und das Identitätssystem (1931); in: Schelling (1954) 53-55. 286-295
  • Helmuth Plessner: Das Identitätssystem. Studia philos. 14 (Basel 1954) 68-84
  • Xavier Tilliette: Schelling. Une philosophie en devenir l (Paris 1971) 305-438.