Paul von Collas
Paul Albert Hector August Baron von Collas, Sohn des königlich preußischen Geometers, Kataster-Inspektors und Rechnungsrats August von Collas und der Adelinde Bugisch (* Bromberg, Provinz Posen 31.1.1841, + Kassel-Wehlheiden 27.10.1910, Königlich preußischer General der Infanterie à la suite (1900) und zuletzt Gouverneur von Mainz (1898 – 1903); Träger höchster Orden und Auszeichnungen, Rechtsritter des Johanniter-Ordens (1890); Genehmigung zur Führung des Baronstitels durch A.C.O. vom 15.5.1882; oo1. Möglin bei Wriezen 2.11.1875 Ottilie Amalie Alwine von Schmieden (* Berlin 22.7.1856, + Wiesbaden 9.10.1883), Tochter des königlich preußischen Hauptmanns und späteren Polizeileutnants Adolph von Schmieden und der Auguste Kuschke, Herrin auf auf Möglin; oo2. Dresden 30.5.1888 Elisabeth Charlotte von Lemmers-Danforth (* Berlin 28.5.1863, + Kassel 24.11.1952), Tochter des königlich preußischen Oberst Alphons von Lemmers-Danforth und der Elise Schulze.
Collas war von 1850 - 1853 Gymnasiast in Pelplin, Kr. Preußisch Stargard, Westpreußen. Er war künstlerisch sehr begabt - wohl ein vererbtes Talent seines Ahnherrn John von Collas; hervorragende Bleistift-Zeichnungen, von ihm gezeichnet in Pelplin in 1852 im Alter von nur 11 Jahren, befinden sich noch heute im Familienbesitz.
Entsprechend den wechselnden Arbeitsplätzen seines Vaters, der beim Bau der Königlichen Ostbahn von Berlin nach Königsberg in Ostpreußen beschäftigt ist, geht Sohn Paul zunächst im westpreußischen Landkreis Preußisch Stargard in Pelplin ins Gymnasium (1850 – 1853), später dann im ostpreußischen Arnsberg, Kreis Preußisch Eylau. Nach der Schulausbildung wird er am 21. Juni 1860 mit 19 Jahren Fahnenjunker im Westfälischen Füsilier-Regiment, am 13. Dezember desselben Jahres Fähnrich und am 23. Juli 1861 Sekonde-Leutnant im 1. Bataillon dieses Regiments. Als Sekonde-Leutnant erlebt Paul von Collas fünf Jahre später (1866) im Deutschen Krieg den Feldzug Preußens gegen Österreich, vom 22. Juli bis 14. November als Adjutant des Bataillons-Kommandeurs. Während dieses Feldzuges schreibt er detailliert Tagebuch und Briefe an seine Eltern (siehe Literaturhinweis). Wie von ihm sehnlichst erhofft, wird Paul nach Abschluss des Feldzuges gegen die Österreicher im Sommer 1866 und nach Einrücken seines Bataillons in die Garnison in Posen zum 15. November 1866 an die Kriegakademie in Berlin abkommandiert. Dort bleibt er bis zum 3. August 1869 und wird kurz vor Ende dieses Kommandos am 18. Juni 1869 zum Premier-Leutnant befördert. Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wird er in diesem Rang am 18. Juli 1870 als Generalstabsoffizier zum Oberkommando der 1. Armee abkommandiert, wo er bis zum 9. Januar 1871 bleiben wird. Anschließend ist er bis zum 27. Juni des Jahres beim Generalstab der 2. und Südarmee unter General Edwin Freiherr von Manteuffel (1809 – 1885). Danach dient Paul von Collas, ebenfalls unter dem Kommando Manteuffels, vom 27. Juni 1871 bis 19. September 1873 dem Generalstab der Okkupationsarmee in Frankreich, seit dem 3. Oktober 1871 aber bereits als Hauptmann. Schließlich ist er vom 19. September 1873 bis zum 13. April 1876 als Adjutant zur Disposition des inzwischen 1873 zum Generalfeldmarschall beförderten Manteuffel abkommandiert, dessen Memoiren Paul von Collas sofort schreiben wird und die schon 1874 veröffentlicht werden. Auch während des Deutsch-Französischen Krieges (1870 – 1871) und während der anschließenden Okkupationszeit in Paris berichtet Paul von Collas seine Kriegserlebnisse sehr detailliert in seinen Feldpostbriefen an die Eltern (siehe Literaturhinweis).
Militärischer Werdegang in Kürze: 21.6.1860 Fahnenjunker im Füsilier-Regiment Nr.37, 13.12.1860 Fähnrich, 23.7.1861 Sekonde-Leutnant, 22.7. - 14.11.1866 Bataillons-Adjutant, 15.11.1866 - 3.8.1869 kommandiert zur Kriegsakademie Berlin, 18.6.1869 Premier-Leutnant, 10.6.1871 aggregiert zum Generalstab der 1. Armee, 18.7.1870 - 9.1.1871 Generalstab der 1. Armee, 9.1.1871 - 27.6.1871 Generalstab 2. und Süd-Armee, 27.6.1871 - 19.9.1873 Generalstab Okkupationsarmee in Paris, 3.10.1871 Hauptmann, 19.9.1873 - 13.4.1876 zur Disposition des Generalfeldmarschalls Edwin Freiherr von Manteuffel, 13.4.1876 Kompanie-Chef des Infanterie-Regiments Nr.117, 22.6.1878 großer Generalstab, 20.7.1878 - 17.10.1878 kommandiert zum Generalstab der 22. Division, 12.10.1878 Major, 3.2.1880 Generalstab 30. Division, 12.3.1881 Kommandeur des 1. Bataillons beim Füselier-Regiment Nr.80, 22.3.1886 Oberstleutnant, 15.4.1886 Regimentsstab des Infanterie-Regiments Nr.19, 4.8.1888 Führung des Leib-Grenadier-Regiment Nr.8, 13.11.1888 Oberst und Kommandeur des Grenadier-Regiments Nr.8, 22.3.1891 Führung der 53. Infanterie-Brigade (3. Königlich Württembergische), 16.6.1891 Generalmajor und Kommandeur der 53. Infanterie-Brigade, 22.3.1895 Führung der 22. Division, 18.4.1895 Generalleutnant und Kommandeur der 22. Division, 10.9.1898 Gouverneur von Mainz, 27.1.1900 Ernennung zum General der Infanterie, 17.2.1903 unter Stellung à la suite des Grenadier-Regiments Nr.8 zur Disposition gestellt.
In der Nacht zum 27. Oktober 1910 bricht General Paul Baron von Collas, Träger höchster Orden und Auszeichnungen, um 03:45 Uhr nach einem Schlaganfall, jedoch körperlich „noch rüstig und frisch“, in seinem Wohnhaus Eulenburgstraße 4 in Kassel-Wehlheiden tot an seinem Schreibtisch zusammen - im Alter von 69 Jahren. Gerade hatte er in diesem Jahr am 21. Juni 1910 noch sein 50-jähriges Militärdienstjubiläum feiern können; allerdings war er nach seinem letzten Kommando als Gouverneur von Mainz (1898 – 1903) bereits ab 17. September 1903 zur Disposition gestellt. Kaiser Wilhelm II. ordnet unverzüglich an, dass die Offiziere des Leib-Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm III. Nr.8 (1. Brandenburgisches) „auf drei Tage Trauer anlegen. Außerdem hat der Kommandeur vorgenannten Regiments an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.“(A.C.O. vom 28.10.1910).
Orden und Ehrenzeichen: Erinnerungskreuz für Kombattanten (1866), Eisernes Kreuz 2. Klasse (1870), Schaumburg-Lippische Medaille für Militärverdienst im Felde (1871), Kriegsgedenkmünze für Kombattanten (1871), Eisernes Kreuz 1. Klasse (1873), Roter Adler-Orden 4. Klasse (1873), St. Wladimir-Orden 4. Klasse (1873), Waldeckisches Militär-Verdienstkreuz (1878), Dienstauszeichnungskreuz (1883), Königlicher Kronen-Orden 3. Klasse (1888), Roter Adler-Orden 3. Klasse mit Schleife (1890), Komturkreuz des Mecklenburgischen Greifen-Ordens (1890), Komturkreuz 2. Klasse des Schwedischen Schwert-Ordens (1891), Roter Adler-Orden 2. Klasse mit Eichenlaub (1893), Komturkreuz des Ordens der Württembergischen Krone (1893), Stern zum Roten Adler-Orden 2. Klasse mit Eichenlaub (1897), Erinnerungsmedaille (1897), Waldeckisches Verdienstkreuz 1. Klasse (1897), Großkreuz des Ordens der italienischen Krone (1897), Königlicher Kronen-Orden 1. Klasse (1898), Roter Adler-Orden 1. Klasse mit Eichenlaub (1899), Großkreuz mit Krone des Verdienstordens Philipps des Großmütigen (1901).
Literatur
1. Sigismund von Dobschütz: „Die Hugenotten-Familie von Collas - Eine Stammliste über mehr als 600 Jahre und 20 Generationen von 1390 bis heute.“, GENEALOGIE, Heft 3/1998, Seite 465f., Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch), 1998.
2. Sigismund von Dobschütz: „Der König ist da, die österreichische Armee geschlagen! Kriegstagebuch des Paul von Collas und Briefe an seine Eltern aus dem Deutschen Krieg des Jahres 1866 gegen Österreich.", Ostdeutsche Familienkunde (OFK), Heft 1/2005, Band XVII, Seite 177f., Verlag Degener & Co., Neustadt (Aisch), 2005.
3. Sigismund von Dobschütz: "Wir sind dahin gekommen, ganze Dörfer niederzubrennen – Briefe aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und der Okkupationszeit 1872/73 von Paul von Collas an seine Eltern.", Ostdeutsche Familienkunde (OFK), Heft 1/2006, Verlag Degener & Co., Neustadt (Aisch), 2006.
4. Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg, Akte MSg 109 / 10858.