Das Grüne Buch

Das Grüne Buch (arabisch الكتاب الأخضر al-Kitāb al-achdar, DMG al-kitāb al-aḫḍar) ist ein Werk des libyschen „Revolutionsführers“ Muammar al-Gaddafi, das ab 1975 in drei Teilen herausgegeben wurde. Das Buch befasst sich mit der Regierungsform der Demokratie und der sozialen Ordnung aus muslimischer Perspektive, während es sich zugleich von den herrschenden Systemen der westlichen Länder und denen im ehemaligen Ostblock distanziert.
Name
Der Name des Grünen Buches wird oft als eine Anspielung auf die so genannte Mao-Bibel, auch „Rotes Buch“ genannt, verstanden. Grün ist die traditionelle Farbe des Islam. Auch die libysche Flagge ist grün.
Inhalt
Die drei Teile des Buches sind:
- Die Lösung des Problems der Demokratie: „Die Volksmacht“,
- Die Lösung des ökonomischen Problems: „Der Sozialismus“,
- Die soziale Basis der „Dritten Universaltheorie“.
Das Werk verurteilt die vorhandenen Systeme als nicht wahrhaft demokratisch, da die Menschen nur Repräsentanten bestimmen könnten, von deren Verhalten sie fortan abhängig seien, nicht aber selber direkten Einfluss im System hätten, und präsentiert den Vorschlag eines Systems, das die Beteiligung des Volkes am politischen Prozess durch die Instrumente des Volkskongresses und der Volkskomitees sicherstellen soll.
Es äußert sich zudem zu den Herrschaftsordnungen auf den Ebenen von Familie, Stamm und Nation, die er jeweils als Verbände auffasst, die sich auf Grund verwandtschaftlicher Nähe aus den Einheiten der nächstniederen Ebene bilden und nach Auffassung Gaddafis die drei Ebenen der Gesellschaft bilden, welche maßgeblich die gesellschaftliche Ordnung prägen.
Gaddafi bezeichnet seine Theorien als „Dritte Universaltheorie“; sie versteht sich als Alternative zu den Systemen des Kapitalismus und des Kommunismus.
Rezeption
Das Grüne Buch stellt nach häufiger Ansicht, so etwa geäußert von Dirk Vandewalle (Dartmouth College), keine in sich geschlossene Philosophie, sondern eher eine Ansammlung von Aphorismen dar. Das Buch ist in Libyen sehr präsent (es wird z.B. in der Schule gelesen und öfters in Fernsehsendungen zitiert). Aufgrund seiner Symbolik als grundlegendes Werk Gaddafis (unabhängig von seinem Inhalt) ist das Buch bei den Gegnern Gaddafis sehr verhasst.[1]
Sonstiges
In der Saison 1987/1988 machte der Eishockeyverein ECD Iserlohn – finanziell schwer angeschlagen – ein Spiel lang Trikotwerbung für das Grüne Buch, bevor das mediale Aufsehen in der Öffentlichkeit den Deutschen Eishockey-Bund veranlasste, dem Verein die Fortführung der Werbung zu untersagen.[2] Der Verein bestritt danach lediglich noch ein Spiel, bevor er in Konkurs ging. Ob tatsächlich ein Vertrag mit Gaddafi bestand und welchen finanziellen Umfang er eventuell gehabt hat, ist nicht bekannt. Der Vorsitzende des Vereins, Heinz Weifenbach, hatte allerdings tatsächlich einige Zeit vorher Libyen besucht.
Quellen
- ↑ What's In Gadhafi's Manifesto?, National Public Radio, 3. März, 2011
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Eishockey-Cracks warben für Gaddafis «Grünes Buch»
Literatur
- Muammar al-Gaddafi: Das Grüne Buch. Die dritte Universaltheorie. Verlag Siegfried Bublies, Koblenz 1988 (2. unveränderte Auflage 2000) ISBN 3-926584-02-5
- Lohmann, Heiner: Strukturen mythischen Denkens im Grünen Buch Mu'ammar al-Qaddafis. Eine kommunikationstheoretische Untersuchung zur Rationalität eines soziozentrischen Weltbildes im Islam mit einer Neuübersetzung des Grünen Buches im Anhang, Münster: LIT Verlag 2009. ISBN 978-3-8258-1680-3