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Echnaton

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Datei:Amenophis IV.jpg
Pharao Amenophis IV. (Echnaton) im ägyptischen Museum in Kairo

Echnaton ("der Aton wohlgefällt oder nützlich ist") war ein Pharao des alten Ägyptens während des neuen Reiches, 18. Dynastie, Sohn von Amenophis III. und Königin Teje. Er führte den Kult des Sonnengottes Aton ein und wurde damit als Begründer der ersten monotheistischen (bzw. henotheistischen) Religion in der Geschichte Ägyptens bekannt.

Echnatons Regentschaft wird verschieden datiert: ca. 1351 - 1334 v. Chr. (Helck: 1340 - 1324, Krauss: 1353 - 1336 v. Chr.)

<
M17Y5
N35
R4
X1 Q3
R8S38O28
>
Amen-hotep (Jmn-htp),
ep. Ntjr-Hqa-Iwnw
Geburtsname
<
M17X1
N35
N5
G25Aa1
N35
>
Echnaton (Ach-n-Jtn) als Echnaton angen. Geburtsname
<
ranfrxprra Z2
wa
n
>
Nefer-cheperu-Rê, (Nfr-xprw-Ra), ep. Wah-en-Rê Thronname



weitere Namen:

  • Amenhotep (IV.) (hieroglyphisch: "Jmn-htp"): ursprünglicher ägyptischer Geburtsname
  • Amenophis: gräzisierte Schreibweise von Amenhotep (siehe Amenophis)
  • Ach-an-Jati (hieroglyphisch: "Jtn-n-ach", gelesen: "Ach-n-jtn" ("der Aton dient oder nützlich ist")); die nachweislich korrekte Aussprache seines neuen Names nach dem von ihm eingeführten Gott Aton, deutsche Form: Echnaton; angelsächsische Schreibweisen: Ak(h)en-Aten oder Ak(h)enaten, seltener: Ahkanaten, Ihknaten; niederländisch auch: Achnaton; französisch: Akhénaton; spanisch: Akenatón; italienisch: Akhenaton.


Familie:


Leben und Religion

Amenophis IV. wurde unter dem Thronnamen "Nefer-cheperu-Re, Wa-en-Re" (bedeutet "Mit vollkommenen Gestalten, ein Re; Einziger des Re", Beiname "der von der Maat lebt", somit Bezug auf den Gott Re und die Göttin Maat) gekrönt, und bestieg im Alter von sechzehn Jahren den Thron Ägyptens. Er mochte den übermächtig gewordenen Amun - Klerus sowie das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben Ägyptens nicht und beschloss im 5. Jahr seiner Herrschaft die Einführung eines neuen Gottes. Damit wurde auch die Priesterkaste entmachtet. Der neue und nunmehr einzige Gott hieß Aton, die Personifizierung der Sonnenscheibe als Quelle allen Lebens. Der Pharao und seine Frau wurden die Repräsentanten dieses Gottes auf Erden, der keiner Priesterschaft bedurfte. Im Felsengrab des früheren Beamten und späteren Pharao Eje sowie in anderen Gräbern der Epoche wurde Echnatons Sonnengesang gefunden. Amenophis IV. nannte sich seitdem Echnaton ("der dem Aton gefällt"). Er verbot den Kult der ehemaligen Götter und verließ die Hauptstadt Theben, um eine neue Stadt für die Anwesenheit Gottes zu gründen. Diesen Ort fand er in Mittelägypten und im Jahr 5 seiner Herrschaft gründete er die Stadt Achet-Aton (der Horizont des Aton), dem heutigen Amarna. Die Bauarbeiten wurden in Rekordzeit vorangetrieben und schon 3 Jahre nach Baubeginn zieht das Herrscherpaar in den zentral gelegenen Palast. Der gesamte ägyptische Hof und die Verwaltung zogen in die neue Hauptstadt mit den dem einzigen Gott Aton gewidmeten Tempeln. Diese wurden mit offenem Dach gebaut, damit seine wohltuenden Strahlen eindringen konnten. Die Paläste, Tempel und Gärten vereinten sich zu einem mythischen Ort zur Feier der lebenspendenden Kraft der Sonne und der ständigen Erneuerung der Natur. Aton bekam die schönsten Gärten, die es im Alten Ägypten je gegeben hat, hieß es doch in der großen Aton-Hymne:

Alles Vieh befriedigt sich an seinen Kräutern,
Bäume und Pflanzen wachsen.
Die Vögel fliegen aus ihren Nestern,
(...) Alles Wild tanzt auf seinen Füßen,
alles, was auffliegt und sich niederläßt,
sie leben, wenn du für sie aufgehst.
Jeder Weg ist geöffnet durch dein Erscheinen.
Die Fische im Fluss
hüpfen vor deinem Angesicht;
Deine Strahlen sind im Inneren des Ozeans.

Die Herrschaft von Echnaton und seiner Hauptfrau Nofretete ("das Schöne ist gekommen"), war völlig der Liebe zur Kunst und Spiritualität zugetan. Es scheint sogar, dass er mehr oder weniger den hohen Beamten die Zügel der Macht gelassen hat, um sich dem neuen Kult zu widmen. Echnaton und Nofretete verstanden sich wie alle anderen Pharaonen als Götter auf Erden, als Repräsentanten des einzigen Gottes Aton und waren die alleinigen Priester des Kultes. Sie benötigten keine Vermittlung zwischen dem Gott und seinen Gläubigen; der Atonkult hatte daher keinen Klerus. Sie ließen sich auch selbst wie Götter anbeten und bildeten nach Aussagen von Ägyptologen zusammen mit Gott Aton eine Art Dreifaltigkeit. Nofretete als Hauptfrau des Pharaos wurde erstmalig zu einer Art weiblicher Pharao gemacht und zumindest symbolisch mit der pharaonischen Macht ausgestattet. Später wurde sie sogar zusammen mit Echnaton so abgebildet, dass Forscher eine Art Mitregentschaft heute annehmen.

Andererseits - entfernt vom Bild dieser idyllischen Gemeinschaft - wird die Herrschaft von Echnaton auch als die schwarze Periode in der Geschichte Altägyptens beurteilt. Demnach habe die religiöse Revolution von Echnaton die Unterdrückung des Amun-Klerus bewirkt (Tempelschließung, Verfolgung, Beschlagnahme der Güter, Verwahrlosung der Bildnisse der alten Götter). Dieses trug ihm den Beinamen "Ketzerpharao" ein. Außerdem habe er durch Ablehnung militärischer Hilfe für die von den Hethitern bedrohten ägyptischen Verbündeten den Verlust mehrerer ägyptischer Protektorate im Norden bewirkt. Es scheint auch, dass Ägypten wegen der übermäßigen Zentralisierung zu dieser Zeit einen wirtschaftlichen Rückgang erlitt.

Außenpolitische Situation

Amarna-Briefe, nach James H. Breasted

Im Jahr 1885 wurden durch einen glücklichen Zufall in den Ruinen der Stadt Achet-Aton etwa 300 Schriftafeln gefunden: die außenpolitische Korrespondenz Echnatons und seiner Nachfolger, verfasst in der in diplomatischen Kreisen üblichen babylonischen Keilschrift.

Diese sogenannten Amarna-Briefe spiegeln die politische Situation Ägyptens wieder, beeinflusst durch das starke Reich der Hethiter, welches sich noch zur Zeit des Amenhotep III. nördlich der asiatischen Einflusszone Ägyptens gebildet hatte.

Suppiluliuma I., der König der Hethiter, begrüßte Echnaton noch zu seiner Thronbesteigung, und auch zur Einweihung der neuen Hauptstadt Achet-Aton erschien eine hethitische Delegation mit Geschenken. Aber bereits kurze Zeit später fragte der Hethiterkönig an, warum man seine Briefe nicht beantworte. Grund der aufgetretenen Spannungen war wohl der Abfall einiger syrischer Vasallen von Ägypten und Hinwendung zum Einflussbereich der Hethiter.

Abdi-aschirta und sein Sohn und Nachfolger Aziru herrschten zu dieser Zeit am oberen Orontes über das Reich der Amoriter. Sie und der syrische Fürst Itakama von Kadesch waren wohl die Ersten, die die Fronten wechselten und sich von den Ägyptern abwandten.

Bis auf die Städte Simyra und Byblos eroberte Aziru alle nordsyrischen und phönizischen Küstenstädte. Zusammen mit den Hethitern eroberte er Nij und drang gegen die Stadt Tunip vor. Der Hilferuf der Stadtältesten an den Pharao ist erhalten: „Wer hätte früher Tunip plündern können, ohne dass Manachpirija (Men-chepru-Rê) ihm zur Strafe geplündert hätte? ...und wenn Aziru in Simyra eindringt, so wird er uns tun, was ihm gefällt auf dem Gebiete unseres Herrn, des Königs, und trotz alledem hält unser Herr sich von uns zurück. Und nun weint Deine Stadt Tunip und ihre Tränen fließen, und es gibt keine Hilfe für uns. ...haben wir an unseren Herrn, den König von Ägypten, Boten gesandt, aber keine Antwort ist uns gekommen, nicht ein einziges Wort.“

Auch Rib-Addi aus Byblos bat wiederholt Echnaton um Hilfe gegen die Truppen Azirus bei dessen Angriff auf Simyra, vergeblich.

Simyra wurde zerstört, der ägyptische Gesandte erschlagen. Mehr als 60 Schreiben des Rib-Addi mit der Bitte um Hilfe sind in Amarna gefunden worden. Wie die Geschichte zeigt, waren sie vergeblich. Echnatons Interessen lagen wohl nicht auf politischem Gebiet.

Auch in Palästina regte sich der Widerstand unter den Chabiri, die Meggido, Askalon und Gezer bedrohen und endlich auch unter ihre Kontrolle bringen. Die Hilferufe aus dieser Region führten auch nur zu halbherzigen und erfolglosen Maßnamen durch den Herrscher in Achet-Aton. So gingen auch diese Gebiete dem Reich verloren.

Vor diesem Hintergrund legte ein junger Offizier mit Namen Haremhab den Grundstein für eine steile Karriere.

Kunst

Während der Herrschaft von Echnaton erblühte die Amarnakunst, die sich einerseits durch die Entwicklung der naturalistischen Kunst auszeichnet, wo Pflanzen, Blumen und Vögel wimmeln, und andererseits durch eine überaus realistische Darstellung der Persönlichkeiten, die manchmal sogar bis zur Karikatur übertreibt. (Die traditionelle Kunst war eher idealisierend.) Bis heute berühmt sind die Fußböden von Amarna mit ihrer Fülle an Blumen- und Tierdekors. Man spricht Echnaton auch dichterisches Talent zu (siehe Sonnengesang).

Als der Aton-Kult mit dem Tod Echnatons (dem 18. Jahr seiner Herrschaft) erlosch, taten seine Nachfolger vielmehr alles, um die Spuren des häretischen Pharaos auszulöschen, so dass man sehr wenige Kenntnisse über diese Periode hat.
Auch wenn nach Echnaton eine Rückkehr zu Gott Amun erfolgte, so wurde doch vieles übernommen. Amun musste in der nach-Amarna-Zeit seine Stellung mit Re und Ptah teilen. Die Sonnenscheibe nahm in der 19. und 20. Dynastie eine hervorgehobene Stellung ein. Künftige Königsgräber wurden ohne Knickachse angelegt und gerade, damit die Sonnenstrahlen direkt einfallen konnten. Das Neuägyptische blieb Schriftsprache und in der Kunst konnten sich Elemente des Amarna-Stils behaupten.

Ende der Amarna-Zeit

Den genauen Verwandtschaftsgrad zwischen Echnaton und seinem bekannten Nachfolger (Sohn? Schwiegersohn?), dem jungen Tutanchamun kennt man nicht. Seine Frau Nofretete verstarb einige Jahre vor ihm. Danach erhielt die älteste Tochter Merit-Aton den Titel Königliche Gemahlin. Nach einer unter Forschern sehr umstrittenen Theorie hat Nofretete jedoch Echnaton überlebt, nach ihm den Thron bestiegen und einige Jahre das Land alleine regiert. Auch von seiner Nebenfrau Kija gibt es seit dem zwölften Regierungsjahr Echnatons keinerlei Hinweise mehr auf ihre Existenz.

Die kurze monotheistische Periode hat die Grundlagen der ägyptischen Religion nicht erschüttert, und selbst wenn das Volk sich offenkundig Aton zugewandt hatte, hat es nie aufgehört, die alten Götter zu verehren. Die alte Priesterschaft Thebens hat offenbar zeitgleich in gewissem Umfang weiter bestanden. Selbst wenn man oft Echnaton diese Kulturrevolution und religiöse Reformation zuspricht, scheint es doch, dass er sich eine Tendenz aufdrängen ließ, die bereits während der Herrschaft seines Vaters Amenophis III. entstanden war und Vorbilder in der Welt der Hirten, so der Midianiter, im Osten hatte.

Echnatons Ende ist nicht eindeutig geklärt. Im 17. Jahr seiner Regentschaft scheint er gestorben zu sein und wurde wohl zunächst in der neuen Königsgruft von Amarna bestattet. Eine Untersuchung des Grabes brachte Fragmente des Sarkophages und einige Hinweise auf die Grabausstattung zu Tage. Reeves sieht in WV 25 im Tal der Könige/Westtal ein früh begonnenes, unvollendetes Grab für Echnaton. Es gibt auch Vermutungen, dass er Opfer eines Anschlags geworden sei, denn erst vier Jahre nach Echnatons Tod wird sein Sohn Tut-anch-aton, später Tut-anch-amun im Alter von 9 Jahren von der höchsten Beamtenschaft als Kindpharao eingesetzt.

Weitere Teile seiner Grabausstattung wurden in KV 55 im Tal der Könige gefunden, so u.a. sein Sarg, der identifiziert und restauriert wurde. Der im Sarg aufgefundene Tote gibt allerdings Rätsel auf: der Tote starb im Alter von höchstens 20 Jahren und wird daher meist für Semenchkare gehalten.

Theorien und Spekulationen

Es gibt Theorien, die den biblischen Moses (der bekanntlich in Ägypten geboren wurde) und sein Gottesbild in direkte Beziehung zu Echnaton setzen, und den ägyptischen Aton-Glauben in den jüdischen Adon-Glauben des Pentateuch mit großer Detailtreue abgebildet sehen. Es existiert sogar die These, dass Echnaton eine personelle Einheit mit Moses bildet und dies in mehrfachen Entsprechungen sogar problemlos gelingt. Es sei angemerkt, dass die biblische Geschichtsschreibung Moses auf grob 4000 v. Chr. datiert, wobei zur Vorsicht geraten wird aufgrund von möglicher nachträglicher Bearbeitung im Sinne der Zahlenmystik sowie aufgrund von teils inkonsitenter Zeitrechnung an sich (Mondkalender, Halbjahres- oder auch Quartals-Systeme) und ständigen Wechseln der jeweiligen Masseinheit in den Schriften bzw. (teils sehr offensichtlich) falschen bzw. missverständlichen Angaben der jeweiligen Zeit-Einheit. Chronologisch wird die Zeit der Landnahme i. d. Regel nicht mit der Zeit Echnatons verbunden.

Von Forschern der Ruhr-Uni wurde Echnaton bescheinigt, dass er einen Anteil der Beamtenschaft aus Ausländern rekrutierte. Dies stützt die biblische Darstellung, dass Moses einen hohen Rang am Hof des Pharao bekleidete und direkte Bittstellungen beim Pharao vortragen konnte. Allerdings hielt sich Moses auch lange bei dem Midianiterpriester Jethro auf, der die neue isrealitische Rechtsordnung im Sinai begründete und dessen Tochter er ehelichte, so daß dieser wohl mit dem Monotheismus vertraut war.

Literatur

  • Aldred, Cyril: Echnaton, Lübbe, Bergisch Gladbach 1968.
  • Assmann, Jan: Moses der Ägypter, Hanser, München 1998. ISBN 3-446-19302-2
  • Hornung, Erik: Echnaton. Die Religion des Lichtes, Artemis, Zürich 1995. ISBN 3-7608-1111-6
  • Reeves, Nicholas: Echnaton. Ägyptens falscher Prophet, von Zabern, Mainz 2002. ISBN 3-8053-2828-1
  • Sarkowicz, Hans [Hrsg.]: Die Geschichte der Gärten und Parks, Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-458-16897-4
  • Schlögl, Hermann A.: Amenophis IV. Echnaton, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986. ISBN 3-499-50350-6
  • Drunvalo Melchizedek: Blume des Lebens - Band 1, Koha September 2000. ISBN 3929512572
  • Drunvalo Melchizedek: Blume des Lebens - Band 2, Koha Oktober 2000. ISBN 3929512637
  • Peter Priskil: Echnaton - Träumer, Fanatiker oder Revolutionär?, Ahriman, Freiburg 2001. ISBN 3-89484-704-2


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