Delitzsch
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 32′ N, 12° 21′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Nordsachsen | |
Höhe: | 94 m ü. NHN | |
Fläche: | 85,92 km2 | |
Einwohner: | 26.054 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 303 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 04509 | |
Vorwahl: | 034202 | |
Kfz-Kennzeichen: | TDO, DZ, EB, OZ, TG, TO | |
Gemeindeschlüssel: | 14 7 30 070 | |
Stadtgliederung: | 15 Stadt-/Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 3 04509 Delitzsch | |
Website: | www.delitzsch.de | |
Oberbürgermeister: | Manfred Wilde (parteilos) | |
Lage der Stadt Delitzsch im Landkreis Nordsachsen | ||
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Delitzsch (Große Kreisstadt und ein Mittelzentrum im Freistaat Sachsen. Mit mehr als 26.500 Einwohnern ist Delitzsch die größte Stadt im Landkreis Nordsachsen. Die Stadt gehört zum Ballungsraum Leipzig-Halle und ist ein Teil der Metropolregion Mitteldeutschland.
, vom slawischen delč für Hügel) ist eineDie Ursprünge der Stadt reichen bis in das 9. Jahrhundert zurück, als sich Slawen im Gebiet des heutigen Schlossgartens niederließen und dort eine Burganlage errichteten. Vom Reichtum der Stadt im Spätmittelalter zeugt vor allem die gut erhaltene Altstadt mit ihren Stadttürmen, Bürgerhäusern und Plätzen, ihrer 1,4 Kilometer langen Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert und dem Barockschloss.
Durch die gute Verkehrsanbindung auf Straße, Schiene und in der Luft ist Delitzsch einer der Verkehrsknotenpunkte für den Landkreis Nordsachsen und den Ballungsraum Leipzig-Halle. Wegen der Nähe zum Heide- und Erholungsgebiet Goitzsche ist die Stadt ein beliebtes Sport- und Freizeitzentrum.[2]
Geographie

Geographische Lage
Delitzsch liegt nahe der sächsischen Nordgrenze zu Sachsen-Anhalt auf einer Höhe von 94 m ü. NN. Die Lober und der Mühlgraben durchfließen die Stadt und bilden im Stadtpark eine Auenlandschaft. Delitzsch bildet als Mittelzentrum im Verdichtungsraum den nördlichsten Rand des Landkreises Nordsachsen und grenzt dort an das Heide- und Erholungsgebiet Goitzsche. Im Osten wird Delitzsch von der Kurstadt Bad Düben und der Dübener Heide begrenzt. Weiter südlich befindet sich Leipzig, westlich Halle. Die Stadt zählt sowohl geographisch als auch geologisch zur Leipziger Tieflandsbucht.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Das Stadtgebiet von Delitzsch misst in der größten Nord-Süd-Ausdehnung 11,1 und in der Ost-West-Ausdehnung 12,4 Kilometer. Die Gesamtfläche der Stadt beträgt 83,57 Quadratkilometer und ist aus den Gemarkungen Delitzsch, Beerendorf, Benndorf/Rödgen, Brodau, Döbernitz, Gertitz, Kertitz, Laue, Poßdorf, Selben/Zschepen, Schenkenberg, Spröda, Storkwitz und Werben zusammengesetzt. Davon sind 3550 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 845 Hektar Wald. Gewässer bedecken 825 Hektar, öffentliche Verkehrsflächen 475 und die Erholungs- und Grünflächen 210 Hektar.
Geologie
Die jüngeren Gesteinsschichten unter dem Delitzscher Land sind zum größten Teil durch die Leipziger Tieflandsbucht geprägt. Das gesamte Stadtgebiet ist im Wesentlichen eine flache Ebene mit nur geringen Erhebungen, unterbrochen von den Flusstälern der Lober und des Mühlgrabens. Die Leipziger Tieflandsbucht entstand im Zeitalter des Tertiärs. Als sich das Erzgebirge und das Vogtland erhoben, bildete sich als Ausgleich dieses Becken, in dem sich Verwitterungsmaterial der Gebirge ablagerte. Durch Moorbildung und wechselnde Überflutungen lagerte sich organisches Material in diesem Becken ab, das wiederum von Sedimenten überlagert wurde. Aus diesen Ablagerungen bildete sich Braunkohle, die mit Schichten aus Sand und Löss überdeckt ist.[3]
Durch die Rekultivierung alter Braunkohleabbaustandorte und deren Umwandlung in Erholungsgebiete, vor allem nördlich und südlich von Delitzsch, entstanden in der Delitzscher Region viele Seen, die allmählich das Gesicht der Landschaft verändern. Durch die Flutungen der Tagebaulöcher stieg der Grundwasserspiegel auf sechs bis acht Meter.
Nachbarstädte und -gemeinden
An Delitzsch grenzen die Städte Sandersdorf-Brehna und Bitterfeld-Wolfen im zu Sachsen-Anhalt gehörenden Landkreis Anhalt-Bitterfeld im Norden sowie die zum Landkreis Nordsachsen gehörenden Gemeinden Löbnitz im Nordosten, Schönwölkau im Osten, Rackwitz im Süden und Neukyhna im Westen.
Nachbarstädte sind Leipzig, etwa 20 Kilometer südlich, Halle, etwa 30 Kilometer westlich, Bitterfeld-Wolfen, etwa 15 Kilometer nördlich, Bad Düben, etwa 20 Kilometer nordöstlich und Eilenburg, etwa 23 Kilometer südöstlich.
Stadtgliederung
Delitzsch gliedert sich in die Kernstadt und 15 weitere Stadtteile. Zur Kernstadt gehören neben der historischen Altstadt auch die 600 Jahre alte Neustadt, die sich rund um das Altstadgebiet befindet. Die meisten der Stadt-/Ortsteile waren früher selbstständige Gemeinden und wurden in den letzten Jahren eingemeindet. Aufgrund der naturräumlichen Gliederung ist das Delitzscher Stadtbild deutlich zweigeteilt. 24,52 Quadratkilometer entfallen auf Wohnbebauung und Industrie, die übrigen 59,05 Quadratkilometer sind Wald-, Gewässer-, Grün- und landwirtschaftliche Flächen. Da sich die zirka 26.500 Einwohner auf rund 83.57 Quadratkilometer verteilen, hat Delitzsch in Nordsachsen die dritthöchste Einwohnerdichte. Sie liegt mit 317 Einwohnern pro Quadratkilometer nicht nur über dem nordsächsischen Durchschnitt, sondern auch über jenem des Freistaates Sachsen (227 Einwohner pro km²) und des Bundes (229 Einwohner pro km²).
Die Flächen und Einwohnerzahlen der Stadt-/Ortsteile sind in der nachstehenden Tabelle dargestellt.

Stadtteil | Einwohnerzahl | Fläche in km2 |
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Delitzsch (Kernstadt mit Werben und Gertitz) | 23.539 | 15,30 |
Beerendorf | 182 | 1,11 |
Benndorf/Rödgen | 255 | 1,83 |
Brodau | 154 | 0,52 |
Döbernitz | 1.271 | 1,22 |
Schenkenberg (mit Kertitz und Storkwitz) | 690 | 2,18 |
Selben und Zschepen | 198 | 1,38 |
Spröda (mit Laue und Poßdorf) | 252 | 0,98 |
Insgesamt | 26.532 | 24,52 |
Klima
Delitzsch liegt in der gemäßigten Klimazone, im Übergangsbereich vom Seeklima aus Westeuropa zum Kontinentalklima aus Osteuropa. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,8 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 515 mm. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit bis zu 18 Grad Celsius, die kältesten Monate Dezember bis Februar mit 1 Grad Celsius Durchschnittstemperatur. Der meiste Niederschlag fällt in den Monaten Juni bis August mit durchschnittlich bis zu 62 mm, der geringste in den Monaten Januar bis März mit durchschnittlich 33 mm. Die meisten Sonnentage sind von Mai bis August mit sechs bis acht Sonnenstunden pro Tag. Im Jahr 2010 war Delitzsch mit insgesamt 1768 Sonnenstunden der sonnigste Ort im gesamten Freistaat Sachsen.[4]
Die Gründe für das Wetterverhalten in Delitzsch sind sowohl Regenschatten aus dem Harz, die im Stadtgebiet ihre südöstlichste Grenze erreichen, als auch die Regenstaulagen aus dem Erzgebirge. Die tiefste bisher gemessene Temperatur war −26,3 Grad Celsius am 7. Januar 2009, die höchste 38,2 Grad Celsius während der Hitzewelle 2003. Die nächstgelegene Wetterstation befindet sich 20 Kilometer südwestlich in Schkeuditz.[5]
Klimadaten von Delitzsch
Quelle: Maximal-/Minimaltemperaturen und Sonnenstunden :http://www.holidaycheck.de/klima-wetter_Delitzsch-ebene_oid-id_11419.html
Niederschlag und Durchschnittstemperatur: http://www.klimadiagramme.de/Deutschland/leipzig.html |
Geschichte
Stadtentstehung und Mittelalter (850–1600)
Die erste Besiedlung, in der Altsteinzeit ist durch Funde am Ortsausgang von Zschernitz belegt.[6] Die ältesten Baufunde in der Gemarkung von Delitzsch rühren aus der spätrömischen Kaiserzeit im 4. Jahrhundert. Belege dafür sind archäologische Funde alter Keramikkacheln und Schalen in der Badergasse und der Beethovenstraße. Im 8./9. Jahrhundert wurde unterhalb des heutigen Burgberges eine frühstädtische slawische Sorbensiedlung angelegt und eine Wasserburg errichtet. Durch günstige Geländebedingungen und eine von West nach Ost führende Fernhandelsstraße siedelten sich zudem Franken und Hessen in unmittelbarer Nachbarschaft an. Markgraf Albrecht der Bär erließ 1159 einen Aufruf an die Niederlande, dass sich Siedler entlang der bevölkerungsarmen Elbe-Mulde-Region niederlassen sollten. Daraufhin kamen die Flamen oder Fläminger in Massen. Im Schutz der erweiterten Burg wurde die Siedlung planmäßig angelegt und mit dem Gelände an der heutigen Ritter-, Halleschen, Schloss-, Mühl- und Pfortenstraße vergrößert.
Durch die Salzstraße von Halle erlangte der Handelsposten zunehmende Bedeutung. Erstmalig erwähnt wurde der Ort Wikardus de Delce am 20. August 1166 in einer von Kaiser Friedrich I. verfassten Urkunde. Um 1200 wurde die befestigte Burganlage Sitz eines unteren Gerichtsbezirks. Zugleich diente sie als Verwaltungs-, Vogtei- und Gerichtssitz sowie als Reiseresidenz der Wettiner. In der Folgezeit erlangte der nun Hermannus in Delicz genannte Ort aufgrund seiner großen Anzahl an Hausstellen und der wachsenden Bevölkerung erweiterte Rechte und Qualitäten. Dazu zählten zum Beispiel das Marktrecht ab 1291, das Bürgerrecht ab 1364 und die hohe Gerichtsbarkeit ab 1423. Das Stadtrecht erhielt Delitzsch ebenfalls ab 1364. Um 1375 entwickelte sich die erste Neustadt, die sich von der Pfortenstraße über die Schulstraße und Breite Straße bis zur Zscherngasse erstreckte.
Als wirtschaftliche Grundlage der Bürger galt damals neben der Landwirtschaft die Herstellung und der Verkauf von Bier. Nach der Sicherung des Rechtes der Biermeile im Jahr 1390, wurde der seit 1350 genannte Ort Delc zu einer Wirtschafts- und Finanzmacht, welche durch den Ankauf von nichtstädtischen Gemeinden und sogar Dörfern zum Grundherrn über die Region wurde.[7]Den wachsenden Wohlstand und die Wirtschaftskraft der Stadt und ihrer Bürgerschaft galt es nun zu wahren und nach außen hin symbolhaft zu zeigen. Ende des 14. Jahrhunderts wurde erstmalig die Stadt mit einem sieben Meter hohen Mauergürtel, dem Breiten und dem Halleschen Tor und drei Türmen gesichert. Der Bau dieser Wehranlage und des dazu parallel verlaufenden Wassergrabens mit Wall und Zwinger vollzog sich in mehreren Abschnitten und fand erst 1457 seinen vorläufigen Abschluss. Der Umfang der Altstadt betrug etwa 1500 Meter und sie hatte einen Flächeninhalt von 18 Hektar.
Bedeutend für die Stadtentwicklung waren die Errichtung der Stadtkirche St. Peter und Paul von 1404 bis 1496 im mittelalterlichen Zentrum und die Grundsteinlegungen der Chorgestühle St. Georg und Marien in den Jahren 1516 und 1518 außerhalb der Altstadtgrenzen. Mit der Leipziger Teilung gelangte die Stadt Delitzsch (früheres Gebiet des Osterlandes um Leipzig) im Jahr 1485 an den albertinischen Zweig der Wettiner und deren Residenz in Dresden.[8] Die wohl bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadt Delitzsch waren die Gebrüder Brandis. Im Jahr 1481 druckte der aus Delitzsch stammende Marcus Brandis das erste nachweisbare Buch Sachsens in der 20 Kilometer entfernten Messestadt Leipzig. Sein Bruder Lucas druckte 1473 in Merseburg das erste Buch Sachsen-Anhalts. Matthäus war als Wanderbuchdrucker im mitteleuropäischen Raum unterwegs und druckte sogar 1510 in Kopenhagen seine ersten Bücher.[9]
Durch die sächsischen Kurfürsten unterstützt, wurde die Reformation bereits 1539 in Delitzsch eingeführt. Mit der Neuordnung des albertinischen Territoriums durch Kurfürst Moritz in den Jahren 1546 und 1547 kam die Stadt zum Leipziger Kreis des Kurfürstentums Sachsen.
Frühe Neuzeit (1600–1800)
Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch in Delitzsch seine Spuren. Blieb die Stadt zunächst von Kampfhandlungen verschont, musste man dennoch die katastrophalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges hinnehmen. Von 1636 an wurde die Stadt direkt in den Krieg einbezogen und zum Ziel von Attacken der Schweden, die im Spätwinter 1637 mordend und brandschatzend über den gesamten mitteldeutschen Raum herfielen. Sie brannten fast die gesamte Neustadt nieder; die Altstadt belagerten sie jedoch vergeblich.
Einer Sage nach rettete im Jahr 1637 die Türmerstochter, die mit ihrem Vater im Breiten Turm lebte, die Delitzscher vor dem wohl schlimmsten Angriff der Schweden. Nachdem sie im Osten eine meterhohe Staubwolke aufsteigen sah, griff sie zu ihrer Trompete und blies die bekannten Warnsignale, die ihr Vater sie gelehrt hatte. Damit wurden die Bürger gewarnt, die entsprechende Maßnahmen ergriffen. Durch das Verhalten der Türmerstochter wurden Ausschreitungen der Schweden vermieden, die daraufhin abzogen.
Als 1656 der sächsische Kurfürst Johann Georg I. starb, wurde nach seinem Testament von 1652 eine faktische Landesteilung Sachsens durchgeführt. So gab es neben dem weiter bestehenden Restkurfürstentum noch drei so genannte Sekundogenituren, wozu auch das Herzogtum Sachsen-Merseburg gehörte, zu dem das Gebiet um Delitzsch kam. Unter der Herrschaft von Herzog Christian I., wurde das Schloss in Delitzsch zum künftigen Witwensitz seiner Gemahlin um- und ausgebaut. Bereits am 31. Mai 1692 bezog die inzwischen verwitwete Herzogin Christiane von Sachsen-Merseburg mit ihrem Hofstaat von 28 Personen das Schloss und ließ noch im selben Jahr den heutigen Schlossgarten nach französischen Vorbildern in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss anbauen. [10] Zwischenzeitlich kam es im Jahr 1661 zur größten Feuersbrunst in der Geschichte von Delitzsch. Dabei fiel fast der gesamte Westteil der Neustadt den Flammen zu Opfer. Dabei verloren knapp 200 Menschen ihr Leben und fast 75 Häuser wurden zerstört.
Nach dem Tod der Herzogin Christiane im Jahr 1701 nutzte das Merseburger Herzoghaus das Schloss nur noch ab und zu als Reiseresidenz. Erst von 1731 bis 1734 wurde mit dem Einzug der Herzogin Henriette Charlotte, Witwe des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg, das Barockschloss wieder regelmäßig als Residenz genutzt. Nach dem Tod des Herzogs im Jahr 1731 und der Herzogin im Jahr 1734 fiel die Sekundogenitur Sachsen-Merseburg 1738 wieder an das Kurfürstentum Sachsen zurück, da Herzog Moritz Wilhelm keine männliche Nachkommen hatte. Zwischen 1728 und 1810 war Delitzsch Garnisonsstandort für die Kursächsische Armee.
Delitzsch als preußische Provinzstadt und die Weltkriege (1800–1945)


Nach der Niederlage Napoleons bei der Leipziger Völkerschlacht im Jahr 1813 gehörte Delitzsch zur Provinz Sachsen, die das Kurfürstentum Sachsen nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses von 1815 an das Königreich Preußen abgeben musste. Mit der Zugehörigkeit zum fortschrittlichen und modernen Preußen wurde Delitzsch zur Kreisstadt erhoben und bildete den gleichnamigen Kreis.
Bestimmend für die Wirtschaft blieb nach wie vor das städtische Innungshandwerk. Allein die Strumpfherstellung begann sich aus der individuellen Produktion im Familienbetrieb bereits in neu errichteten Manufakturen zu etablieren. In dieser neuen Produktionsform mit freien Lohnarbeitern kam es zur Gründung neuer Unternehmen. Dazu zählten neben der Tabakherstellung auch die Chemie-, Textil- und Lebensmittelindustrie. Begünstigt von einem dichten Städte-, Straßen- und Wassernetz, den Rohstoffvorkommen an Kohle, Ton, Salz und Erz sowie der relativ großen Bevölkerungsdichte, bot die Region für Investitionen weiterhin gute Ausgangsbedingungen. Dafür stand auch die Entstehung eines sehr dichten Eisenbahnnetzes um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Berlin – Magdeburg – Leipzig mit dem Haltepunkt Unterer Bahnhof im Jahr 1858 und der Eisenbahnstrecke Halle – Eilenburg – Sorau mit dem Haltepunkt Oberer Bahnhof im Jahr 1872 hatte Delitzsch nun Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz.
Das sich am nordwestlichen Ende der Altstadt befindliche Barockschloss nutzte nach sehr wechselvoller Geschichte im 18./19. Jahrhundert nur noch das preußische Militär bis 1849 als Garnison eines preußischen Landwehrregiments und bis 1860 als Artillerieschule, der größte Teil aber stand leer. Deswegen beschloss die Regierung in Merseburg 1855, die Umnutzung zum Zuchthaus, das bis zu seiner Auflösung im Jahr 1926 bestand.[11]Im ausgehenden 19. Jahrhundert konnten erstmals innerhalb weniger Jahrzehnte zahlreiche öffentliche Bildungs-und Sozialeinrichtungen entstehen und sich noch heute bestehende Traditionsunternehmen bilden.
Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges ließen auch die Entwicklung der Stadt stagnieren. Zu dieser Zeit lebten schon über 13.000 Menschen in Delitzsch. Der größte Teil der wehrfähigen Männer wurde zum kaiserlichen Heer eingezogen. Die Stadt Delitzsch blieb wie fast ganz Deutschland größtenteils von den Auswirkungen des Krieges verschont.
Nach Kriegsende wurde die Stadt ab November 1918 für kurze Zeit noch einmal Garnisonsstandort. Im Jahr 1928 verhandelte die Stadt mit der Regierung in Merseburg über den Ankauf des Schlosses und des umliegenden Areals. Trotz des Kaufvertragsabschlusses im Jahr 1929 verhinderte die Weltwirtschaftskrise weiteredie Umsetzung.
Am Folgetag der Reichskristallnacht kam es zu Übergriffen gegen jüdische Geschäfte und Einrichtungen und zur Zerstörung der Begräbniskapelle auf dem jüdischen Friedhof in der Hainstraße. Die noch in der Stadt lebenden Juden zogen nach Bitterfeld oder wanderten nach Bolivien aus. Abgesehen von der Zerstörung beider Bahnhöfe und des Militärflugplatzes blieb die Stadt im Zweiten Weltkrieg verschont. Noch bevor das Dritte Reich unter der militärischen Überlegenheit der alliierten Truppen im Mai 1945 kapitulierte, wurde Delitzsch am 20. April von amerikanischen Truppen besetzt. Diese hatten sich, aus Richtung Halle kommend, der Stadt genähert, die ihnen dann weitestgehend kampflos und für beide Seiten ohne Verluste übergeben wurde.[12]
Nachkriegszeit bis ins 21. Jahrhundert
Durch die Gebietsreform der DDR wurde 1952 der seit 1946 zur Provinz Sachsen-Anhalt gehörende Kreis Delitzsch dem neu geschaffenen Bezirk Leipzig zugeordnet. Parallel dazu gab es auch tief greifende städtebauliche Veränderungen. Ab 1958 entstand das Neubaugebiet Delitzsch-Ost mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Ab 1974 folgten Ersatzwohnungen für Einwohner aus den durch die Erweiterung und den Neuaufschluss von Braunkohle-Großtagebauen abgebrochenen Dörfern des Kreisgebietes. In diesem Zusammenhang wurden auch mehrere Kaufhallen, medizinische Einrichtungen, Schulen und Kindereinrichtungen geschaffen.
In den 1980er Jahren erreichten die politischen Spannungen und Umweltprobleme in der DDR ihren Höhepunkt und dies im besonderen Maße im Großraum Leipzig-Halle. Durch die Braunkohleförderung waren Teile der mitteldeutschen Kulturlandschaft verschwunden und acht Dörfer im Kreis Delitzsch von der Devastierung betroffen. Industriell stark kontaminierte Abfallprodukte gingen ungefiltert in die Luft oder wurden in ausgekohlten Tagebauen versenkt.
Im November 1989 verlief die Wende friedlich mit Friedensgebeten in der Stadtkirche und anschließenden Protestdemonstrationen. Im Ort bildete sich ein Runder Tisch, an dem vor allem regionale Aspekte diskutiert wurden. Im Jahr 1990 entstanden Städtepartnerschaften mit Friedrichshafen und Monheim am Rhein. Am 1. August 1994 wurden die Landkreise Delitzsch und Eilenburg vereinigt. Delitzsch blieb Sitz des Landkreises bis zur Gebietsreform am 1. August 2008.
Im Jahr 1995 wurde das Gewerbegebiet Südwest geschaffen, das auf 25.000 Quadratmetern Unternehmen Gewerbeflächen zum Kauf oder zur Anmietung anbietet. Am 1. Januar 1997 erhielt Delitzsch den Status einer Großen Kreisstadt. Im Jahr 2000 erstrahlten Schloss, Barockgarten und Schlossbezirk nach umfassenden Sanierungsarbeiten in neuem Glanz. Im Jahr 2004 wurden große Teile des innerstädtischen Sanierungsprogramms im Rahmen des Denkmalschutzes mit der Sanierung von Bürgerhäusern, öffentlichen Gebäuden und der städtischen Infrastruktur erfolgreich abgeschlossen. In Kooperation mit dem Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig gewann die Stadt 2010 den Wettbewerb Energieeffiziente Stadt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).[13] Am 23. November 2010 trafen sich Genossenschaftler aus ganz Deutschland in Delitzsch. Anlass war das 17. Delitzscher Gespräch mit dem Thema Deutschland 20 Jahre grenzenlos. Eine genossenschaftliche Bestandsaufnahme. Einen Tag vorher wurde das Geburtshaus von Hermann Schulze-Delitzsch nach Umbauarbeiten wiedereröffnet.
Eingemeindungen
Von 1974 bis 1992 wurden acht Dörfer und weitere Ortsteile im Zuge des Braunkohleabbaus devastiert. Für die Dorfbevölkerung entstanden neue Wohngebiete im Norden und Westen von Delitzsch. Am 1. Juli 1950 wurden die Orte Gertitz, Kertitz und Werben nach Delitzsch eingemeindet. Paupitzsch kam am 1. Januar 1976 hinzu. Am 1. März 1994 folgten die Dörfer Benndorf und Laue.[14] Am 1. Januar 1997 wurden die Dörfer Schenkenberg und Spröda eingemeindet[15], Die Gemeinde Döbernitz (mit den am 1. Januar 1994 eingegliederten Orten Beerendorf, Brodau und Selben, letzterer mit dem am 1. Juli 1950 eingemeindeten Ort Zschepen) wurde am 1. März 2004 auf Beschluss des Stadtrates eingemeindet.[16]
Religionen
Delitzsch gehörte bis zur Reformation zum Bistum Merseburg. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden drei Kirchen: St. Peter und Paul, Marienkirche und Hospitalkirche. Die Reformation wurde im Jahr 1539, durch die sächsischen Kurfürsten eingeführt. Gegenwärtig gehören die lutherischen Kirchengemeinden der Stadt zum Kirchenkreis Torgau-Delitzsch der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, zur altkonfessionellen Evangelisch-Lutherischen Freikirche oder zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Ab 1697 gab es in Delitzsch wieder katholische Gottesdienste. Innerhalb der Katholischen Kirche gehört Delitzsch zum Dekanat Torgau im Bistum Magdeburg. Katholische Hauptkirche der Stadt ist St. Marien in der Lindenstraße. Seit 1700 besteht in Delitzsch auch eine evangelisch-reformierte Gemeinde, die zur Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland gehört.
Die Anfänge der Delitzscher Baptistengemeinde (heute: Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde) reichen in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Die Gemeinde konstituierte sich um 1920.[17] Sie ist ein Zweig der Baptistengemeinde Bitterfeld und gehört zum evangelisch-freikirchlichen Landesverband Niedersachsen – Ostwestfalen – Sachsen – Anhalt (NOSA). In Delitzsch existiert auch eine Neuapostolische Kirchengemeinde.
Einwohnerentwicklung
Delitzsch gehörte bereits im Mittelalter zu den größeren Städten im heutigen Ballungsraum Leipzig-Halle. Auch in der frühen Neuzeit stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich an, sodass zu Beginn der Industrialisierung um 1850 bereits rund 6.500 Menschen in Delitzsch lebten. Zum stärksten Bevölkerungswachstum kam es jedoch erst in der Zeit zwischen 1890 und 1930, als die Stadt über ein Trinkwasserversorgungsnetz, ein Krankenhaus und Gasbeleuchtung verfügte. In dieser Zeit stieg die Einwohnerzahl auf über 14.800. In der Zeit zwischen den Weltkriegen kamen nochmals etwa 10.000 Einwohner durch die Vergrößerung der Eisenbahnindustrie und die Ansiedlung neuer Unternehmen hinzu. Am 29. Oktober 1946 lebten über 25.000 Menschen in der zur sowjetischen Besatzungszone gehörenden Stadt Delitzsch. Zu DDR-Zeiten wuchs Delitzsch trotz seiner benachteiligten Lage weiter und hatte 1984 28.000 Einwohner. Nach der Wiedervereinigung setzte zunächst ein kurzer Rückgang der Bevölkerung ein, der aber schon Mitte der 1990er-Jahre durch verbesserte wirtschaftliche Verhältnisse gebremst werden konnte. Das Elbhochwasser 2002, durch das auch die nahegelegene Mulde betroffen war, führte dazu, dass geschädigte Einwohner des Delitzscher Umlands in die Stadt zogen. Damit erreichte Delitzsch im Jahr 2003 mit 28.189 Einwohnern seinen historischen Höchststand. Seitdem schrumpft die Einwohnerzahl von Delitzsch wieder langsam.

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Datenquelle ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen
1 29. Oktober
2 31. August
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat Delitzschs besteht aus dem Oberbürgermeister und der von der Gemeindeordnung vorgeschriebenen Anzahl von 30 Stadtratsmitgliedern. Alle fünf Jahre wird der Stadtrat neu gewählt, die nächste Wahl ist im Jahr 2014. Die konstituierende Sitzung des neugewählten Stadtrats findet immer im Konferenzsaal des Rathauses statt. Die Sitzverteilung des Stadtrats stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 7. Juni 2009, mit einer Wahlbeteiligung von 50,47 %, wie folgt dar:[18]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
CDU | 34,9 % | 11 |
SPD | 20,5 % | 7 |
Die Linke | 18,9 % | 6 |
FWG | 14,6 % | 4 |
FDP | 4,6 % | 1 |
NPD | 3,8 % | 1 |
Oberbürgermeister
Die letzte Wahl zum Oberbürgermeister fand im Juni 2008 statt. Da im ersten Wahlgang am 8. Juni 2008 keiner der sechs Bewerber die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen erreichte, fand am 22. Juni 2008 eine Stichwahl statt. Im zweiten Wahlgang gewann mit 60,22 Prozent der gültigen Stimmen der Historiker und bisherige Museumsleiter Manfred Wilde (parteilos). Sein Amt als Oberbürgermeister trat er am 14. August 2008 an. Bürgermeister und Beigeordneter für Bau, Ordnung und Gewerbe[19] ist Thorsten Schöne (parteilos). Vorgänger waren Oberbürgermeister Heinz Bieniek und Bürgermeister Gerhard Denef (beide CDU). Die Oberbürgermeisterwahl findet alle sieben Jahre statt.
Vertreter in Bundestag und Landtag
Vertreter des Landtagswahlkreises ist Volker Tiefensee (CDU). Er ist der Nachfolger von Rita Henke im Wahlkreis 82 (Delitzsch). Bei der Landtagswahl 2009 ergaben sich folgende Verhältnisse:[20]
Partei | Erststimmen | Kandidat | Zweitstimmen |
---|---|---|---|
CDU | 39,8 Prozent | Volker Tiefensee | 41,5 Prozent |
SPD | 20,0 Prozent | Heiko Wittig | 12,9 Prozent |
Bündnis 90 Die Grünen |
3,9 Prozent | Peter Hettlich | 3,8 Prozent |
FDP | 8,2 Prozent | Stephan Kriebel | 7,7 Prozent |
Die Linke | 22,1 Prozent | Thomas Kind | 22,7 Prozent |
NPD | 6,0 Prozent | Maik Scheffler | 6,0 Prozent |
Delitzsch gehört zum Bundestagswahlkreis Nordsachsen (Wahlkreis 152 ). Der Wahlkreis wurde im Zuge der Kreisreform in Sachsen 2008 durch den Zusammenschluss der Landkreise Torgau-Oschatz und Delitzsch neu zugeschnitten und ist seitdem unverändert. Bislang setzten sich in diesem Wahlkreis ausschließlich CDU-Kandidaten durch. Im Bundestag wird der Wahlkreis vom CDU-Abgeordneten Manfred Kolbe aus Naunhof vertreten. Bei der Bundestagswahl 2009 ergaben sich folgende Ergebnisse:[21]
Partei | Erststimmen | Kandidat | Zweitstimmen |
---|---|---|---|
CDU | 40,9 Prozent | Manfred Kolbe | 35,6 Prozent |
SPD | 14,7 Prozent | Jens Kabisch | 15,7 Prozent |
Bündnis 90 Die Grünen |
4,0 Prozent | Peter Hettlich | 4,4 Prozent |
FDP | 9,8 Prozent | Rainer Horbas | 12,7 Prozent |
Die Linke | 25,7 Prozent | Peter Porsch | 25,7 Prozent |
Wappen
Blasonierung: Das Wappen der Stadt Delitzsch zeigt in Gold zwei blaue Pfähle, belegt mit einem schräg gestellten Herzschild, darin in Gold ein doppelschwänziger schwarzer Löwe. Es vereint damit in sich zwei verschiedene Wappen, zum einen das Haus- oder Stammwappen der Wettiner (Landsberger Pfähle) und zum anderen das der Markgrafschaft Meißen (doppelschwänziger Löwe).
Städtepartnerschaften
Delitzsch unterhält mit folgenden Städten eine Partnerschaft:
Friedrichshafen am Bodensee seit 1990
Monheim am Rhein in Nordrhein-Westfalen seit 1990
Ostrów Wielkopolski in der Woiwodschaft Großpolen seit 2000
Dass alle diese Partnerschaften nicht nur auf dem Papier existieren, sondern tatsächlich gepflegt werden, liegt in erster Linie an den Bürgern der Stadt. Im Laufe der Jahre ergaben sich vielfältige Beziehungen zwischen Familien, Organisationen, Kirchen, Schulen und Vereinen. Durch Briefkontakte, Schüleraustausch, Bürger- und Vereinsreisen wurden persönliche Freundschaften geschlossen. Somit entstand am 18. Oktober 1990 eine Partnerschaft mit Monheim am Rhein und am 21. Oktober 1990 eine Beziehung mit Friedrichshafen. Die Verwaltungen und Bürger beider Städte standen Delitzsch, seiner Stadtverwaltung und seiner Einwohnerschaft in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung tatkräftig zur Seite. Inzwischen gibt es besonders auf Vereinsebene zahlreiche Kontakte, die wie auch auf Verwaltungsebene in jedem Jahr zum Austausch von Erfahrungen und Ideen führen. Mit dem polnischen Ostrów Wielkopolski besitzt Delitzsch seit dem 1. April 2000 eine osteuropäische Städtepartnerschaft, die im militärischen Bereich begann und durch Auslandsbeziehungen beider städtischer Vereine gestärkt wird.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Altstadt und ihre Bauwerke
Die Altstadt bildet den historischen Stadtkern und das Stadt- und Geschäftszentrum von Delitzsch. Sie ist der Kern der ursprünglichen mittelalterlichen Stadt aus dem 12. Jahrhundert und hat eine Fläche von 20 Hektar. Der historische Stadtteil wird von einer 5 Meter hohen und 1,4 Kilometer langen Stadtmauer und dem dazu parallel verlaufenden Wassergraben umgeben. Die Ansicht der Altstadt wird durch die fünf Türme geprägt, wobei der 50 Meter hohe Schlossturm das höchste Gebäude der Stadt ist. Stadtmittelpunkt ist der Marktplatz, wo sich die Hauptachsen, die Breite Straße und Am Markt, kreuzen. Von ihm aus entwickelte sich die Stadt in alle Himmelsrichtungen. Die vielen kleinen Straßen, Gassen und Plätze zwischen den historischen Bauwerken und Bürgerhäusern blieben fast unverändert. Architektonisch ist die Altstadt Schauplatz vieler Stilbegegnungen. Renaissance, Barock und Gotik sind im Stadtbild wiederzufinden. Diese Vielzahl an Bauwerken und Stilen verdankt Delitzsch dem Umstand, dass es im zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt blieb. Am 31. Dezember 2009 lebten 2375 Einwohner in der Delitzscher Altstadt.
Barockschloss Delitzsch
Das Museum Barockschloss Delitzsch befindet sich in dem von 1689 bis 1691 errichteten Barockschloss. Sein heutiges Aussehen erhielt es in der Zeit des frühen Barocks beim Ausbau als Reiseresidenz und Witwensitz der Herzöge von Sachsen-Merseburg.
Die Keller und die Geschosse des Turmes stammen noch aus den Jahren 1389 bis 1391. Damals ließ Markgraf Wilhelm I. (der Einäugige) von Meißen dort eine gotische Wasserburg errichten, die er als Reiseresidenz nutzte. Um 1550 erfolgte der Umbau zum Renaissanceschloss. Zahlreiche Aufenthalte des Kurfürsten von Sachsen und seines Gefolges sind in den späteren Jahrzehnten nachgewiesen. Im Dreißigjährigen Krieg stand das Schloss leer.
1657 kamen Schloss und Stadt Delitzsch zum neu entstandenen Herzogtum Sachsen-Merseburg. Ab 1689 wurden ein Haupt- und ein Nebenflügel sowie eine kleine Kapelle errichtet. Auf den Turm wurde die barocke Haube aufgesetzt, die noch das Stadtbild prägt. Auch der barocke Garten, in dem früher Pfirsich-, Apfel- und Birnenbäume standen, stammte ursprünglich aus dieser Zeit und konnte im Jahr 2000 nach dem Originalplan wieder hergestellt werden. Die Einrichtung der seit 1992 rekonstruierten Privatgemächer der Herzogwitwen entstand nach französischen Vorbildern. Die Wohnräume reihen sich in Form eines Appartements aneinander: Tafelgemach, Audienz-, Ankleide-, Schlafzimmer, Betstübchen und Bibliothek.
Nachdem die Linie derer von Sachsen-Merseburg erloschen war, nutzte die kurfürstlich-sächsische Familie das Schloss nur noch selten als Reiseresidenz. Von 1860 bis 1926 befand sich im Schloss ein königlich-preußisches Frauenzuchthaus mit bis zu 300 Gefangenen. Dabei wurden im Umfeld große Veränderungen vorgenommen. Es entstanden ein Zellengebäude, ein Pförtnerhäuschen (heute Restaurant) und eine vier Meter hohe Mauer.
In der Folge beherbergte das ab 1929 in städtischem Besitz befindliche Schloss unter anderem ein Museum, die Berufsschule, zeitweise Räume der Luftwaffe und das Kreisgericht. Ab 1974 war das Gebäude baupolizeilich gesperrt. Erst nach der politischen Wende konnten umfassende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Seit 1993 ist das Museum im Schloss wieder zugänglich. Später zogen Tourist-Information, Standesamt, Kreismusikschule und Veranstaltungskeller ein.
Das Museum Barockschloss Delitzsch zeigt neben den rekonstruierten Privatgemächern der fürstlichen Witwen vor allem Dauerausstellungen zur Burg- und Schlossgeschichte sowie zur Stadtgeschichte. Ein Anziehungspunkt für viele Besucher ist auch die fürstliche Schlossküche. Daneben sind im Museum ständig wechselnde Sonderausstellungen zur Kulturgeschichte und Werke bekannter Künstler zu sehen.
Stadtschreiber-/Ritterhaus

Die Stadt Delitzsch ließ das Stadtschreiberhaus 1568 für den damaligen Stadtschreiber Balthasar Franz erbauen. Es diente zur Archivierung bedeutender Schriftstücke, Urteile, Urkunden und sonstiger Akten über Besitztümer und Privilegien. In dem Haus in der Ritterstraße 11 befanden sich bis 1829 die Dienstwohnung des Stadtschreibers und das städtische Archiv. An der äußeren Schaufassade befindet sich ein typisches Sitznischenportal mit krönendem Dreiecksgiebel aus der Renaissance. Im Inneren, insbesondere im Foyer, ist die historische Raumaufteilung gut zu erkennen. Eine Besonderheit bildet das für die Renaissance typische Kreuzgewölbe mit den tragenden Säulen und die erhöhten Fensterbögen und Wandnischen, die den erhabenen Eindruck um den Stellenwert der Stadt präsentieren sollen. Heute dient das 100 m² große Haus als Galerie und Museum.[22] 1558 entstand das im Renaissancestil erbaute Ritterhaus nach Plänen des Baumeisters Christoph Lotter. Es hat die typischen Formen der Renaissance, zu denen zum Beispiel der Giebel mit Schweifwerk und der rote Rochlitzer Porphyrtuff an Ecken und Maueröffnungen zählen. Das Gebäude in der Ritterstraße 27 gehört neben dem Stadtschreiberhaus zu den ältesten Gebäuden der Altstadt und war früher Wohnhaus der reichsten Ritter im Kurfürstentum Sachsen. Deshalb befinden sich seit dem 19. Jahrhundert in den beiden unteren Etagen des Hauses restaurierte Ritterrüstungen und Waffen aus der Zeit vor über 400 Jahren.
Schulze-Delitzsch-Haus
Der am 29. August 1808 in Delitzsch geborene Hermann Schulze hatte nach seiner Schulausbildung in Leipzig und Halle/Saale Jura studiert. Während seiner Tätigkeit als Patrimonialrichter für mehrere Rittergutsbezirke wurde er auf die Probleme der Handwerksbetriebe aufmerksam, die durch die Industrialisierung in einen beispiellosen Konkurrenzkampf gezwungen wurden. Als Mitglied der Preußischen Nationalversammlung arbeitete er in den Kommissionen für Handwerk, Handel und Gewerbe mit und setzte sich dort für die Einschränkung der Gewerbefreiheit ein. Im Haus des Schuhmachers Brendecke in der Kreuzgasse 10 rief Hermann Schulze am 1. Dezember 1849 die Schuhmacherassoziation und damit die erste deutsche Genossenschaft ins Leben. Heute befindet sich in diesem Gebäude eine genossenschaftliche Gedenkstätte, wo der Besucher viel Wissenswertes über Hermann Schulze-Delitzsch, wie er sich später nannte, und dessen Leben und Wirken erfährt. Ausgestellte Maschinen und Werkzeuge einer Buchbinderei vermitteln ein eindrucksvolles Bild des technischen Entwicklungsstandes am Ausgang des 19. Jahrhunderts. Hermann Schulze-Delitzsch starb am 29. April 1883 in Potsdam. Am 23. November 2010 wurde das Schulze-Delitzsch-Haus nach Umbauarbeiten wieder eröffnet.
Stadtmauer und Wachtürme

Ungefähr 200 Jahre nach der Stadtgründung, im 14./15. Jahrhundert, wurde Delitzsch mit einer Stadtmauer aus Naturstein und Backstein umgeben, die ursprünglich auch die Burg einschloss. Sie wies zwei große und 20 kleine Türme, als auch zwei Tore auf:[23] das Breite Tor im Osten, an der Straße nach Bad Düben und das Hallesche Tor im Westen, an der alten Salzstraße nach Halle (Saale). Die Stadtmauer als Bauwerk wurde 1410 erstmals urkundlich erwähnt und in mehreren Abschnitten bis 1457 errichtet. Sie war ursprünglich etwa 7 Meter hoch und umgab die Stadt auf 1,5 Kilometern Länge. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Wehranlage teilweise zerstört und danach auf etwa 4 bis 5 Meter Höhe wieder aufgebaut.
Neben der Stadtmauer prägen auch die beiden Wachtürme die Silhouette der Altstadt. Der Breite Turm und der Hallesche Turm wurden als Teil der östlichen und westlichen Verteidigungsanlage zwischen 1934 bis 1937 aus Backstein erbaut. Sie gehören zu den ältesten Bauwerken der Stadt und wurden errichtet, um die Stadtverteidigung an dieser Stelle zu verbessern. Der Breite Turm bildete früher mit dem Breiten Tor den östlichen Eingang in die Stadt und ist mit einer Höhe von 46 Metern das zweithöchste Gebäude der Stadt. Zwischen 1504 bis 1890 diente er als Dienstsitz eines Türmers. Heute befinden sich im Turmkopf eine historische Schumacherwerkstatt, aus dem 17. Jahrhundert und eine Galerie zur Heimatgeschichte von Delitzsch. [24] Der Hallesche Turm ist mit einer Höhe von 39 Metern das dritthöchste Gebäude Delitzschs. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit befand sich in der Turmsohle ein Verlies, in dem Gefangene auf ihre Hinrichtung warteten. Auch dieses Bauwerk wurde als Sitz eines Türmers bis in das ausgehende 19. Jahrhundert als Wachturm genutzt.
Scharfrichterhaus
Seit 1619 ist für Delitzsch ein Henker und Scharfrichter nachgewiesen. Sein Wohnhaus und Gehöft befanden sich am Rande der Neustadt. Nach der teilweisen Zerstörung durch Brandstiftung im Dreißigjährigen Krieg wurde es um 1660 wieder vollständig hergestellt. Im Jahr 2006 wurde es restauriert und ist seitdem ein privates Wohnhaus. Die Scharfrichterei ist die einzige im gesamten mitteldeutschen Raum noch erhaltene bauliche Anlage dieser Art.[25]
Theater und Musik
Neben dem Bürgerhaus sind auch der Schlosskeller und der Festsaal in der Schauspiel-/Musicalschule am Oberen Bahnhof Orte für kulturelle Veranstaltungen. Während im Schlosskeller regelmäßig Lesungen, Vorträge und Kabarettveranstaltungen von Künstlern, meist aus dem mitteldeutschen Raum, stattfinden, werden im Festsaal überwiegend Konzerte und Theatervorstellungen von Studenten und Theatergruppen angeboten.
Eine besondere Institution ist die Amateur-Theatergruppe. Das BAFF Theater Delitzsch e. V. entwickelte sich bereits in den 1980er Jahren und erweiterte sich mit einer Theaterwerkstatt in den späten 1990er Jahren. Der Theaterverein gehört zum Landesverband Amateurtheater Sachsen e. V. und hatte im Jahr 2010 mehr als 50 Mitglieder.
Delitzsch hat eine reichhaltige Musiktradition, die bereits im 19. Jahrhundert einsetzte. Zum wohl bekanntesten Musikverein der Stadt zählt der 1846 gegründete Schulze-Delitzsch-Männerchor mit 45 Mitgliedern. Auch der 1966 gegründete Schulze-Delitzsch-Frauenchor gehört mit 32 Mitgliedern zu den bekanntesten Delitzscher Chören. Seit 1985 gibt es den Oskar-Reime-Schulchor des Gymnasiums. Jährlich werden Reisen zu anderen Schulchören in Deutschland unternommen und Konzerte organisiert.
Neben zahlreichen Kneipen, Restaurants, Weinstuben und Cafés gibt es mehrere Diskotheken in der Innenstadt und den umliegenden Stadtteilen. Die wohl bekannteste Musiklocation ist das Alte Ziehwerk in der Eilenburger Chaussee. Auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern, verteilt auf drei Hallen, finden wöchentlich Musikveranstaltungen der Richtungen Techno, Pop, Rock und Electro sowie Jazz und Blues statt.
Parks und Gärten
Die Stadt Delitzsch wirbt seit geraumer Zeit mit dem Slogan Landschaft im Wandel, da sie eine ausgeprägte Park- und Grünflächenlandschaft vorzuweisen hat. Dies liegt nicht nur an dem großen Natur- und Erholungsgebiet Goitzsche im Norden und den Seenlandschaften im Süden, sondern auch an den innerstädtischen Grünanlagen.
Der weitläufige Stadtpark zwischen nördlicher Altstadt und Erzberger Straße wurde 1884 als kommunale Parkanlage angelegt. Seine heutige Gestalt als Landschaftspark mit einer Vielzahl von alten Bäumen erhielt er mit der Erweiterung 1934. Ein Blickfang besonderer Art bietet die Skulpturengruppe Genesung aus dem Jahr 1936 inmitten eines Wasserbeckens. Aufgrund ihrer zentralen Lage ist die etwa 15 Hektar große Grünfläche mit vielen Spazierwegen und Spielplätzen eine Oase der Ruhe und Erholung für die Einwohner. Der Park erstreckt sich über die Auenlandschaft der Fließgewässer Lober und Mühlgraben, die von vielen kleinen Fußgängerbrücken überquert werden. Neben dem Stadtpark gehört auch der Rosengarten in der südlichen Altstadt zu den bedeutendsten Grünflächen der Stadt. Er wurde 1933/34 angelegt und 1980 von den Landschaftsarchitekten Herbert Mießler und Karl-Heinz Rindsland neu gestaltet. Zu deren Ehren wurde im Mai 2010 ein Findling mit Gedenktafel im Zentrum des Gartens aufgestellt. Mehr als 5000 Rosen in 300 Arten blühen dort vom Frühling bis in den Spätherbst.[26] Eine Besonderheit unter den Parks ist der 1692 erbaute Schlossgarten. Herzogswitwe Christiane von Sachsen-Merseburg ließ diesen Lustgarten nach französischen Vorbildern für sich und ihre Familie gleich neben dem Barockschloss anlegen.
Er diente als Obst-und Gemüsegarten der Herzogsfamilie und war durch seine asymmetrische Lage zum Schloss vom fürstlichen Appartement aus gut überschaubar. Die strahlenförmigen Wege, die als Alleen vom Eingang des Schlossgartens bis zu dem Rondell mit Broderieparterre im Zentrum des Gartens führen, laden noch heute Besucher zum Flanieren ein.
Eine weitere Besonderheit aus früheren Zeiten sind die Zwingergärten aus dem 13. Jahrhundert. Ursprünglich Teil der mittelalterlichen Wehranlage, wurden auf dem terrassenförmig angelegten Zwingerbereich zwischen Stadtmauer und Wallgraben seit dem 18. Jahrhundert Gärten angelegt. Ein Großteil dieser städtischen und privaten Grünanlagen ist durch verschiedene Baum- und Pflanzenarten geprägt und ein touristisches Ziel.[27]
Außerdem verfügt Delitzsch seit dem 11. Juni 1968 über einen Tierpark, dieser damals im nördlichen Rosental angelegt wurde. Der Tiergarten Delitzsch besitzt etwa 400 Exemplare von 80 Tierarten. Seit 1993 gibt es den Förderverein Tiergarten Delitzsch e. V., der die artgerechte Gestaltung der Anlagen und die zielgerichtete Bildungsarbeit finanziell unterstützt. Im Zentrum der Anlage entstand 2004 ein Mehrzweckgebäude für Ausstellungen, Vorträge und als Zooschule. Neben Gastronomiebetrieben und Spielplätzen befindet sich eine etwa acht Meter hohe Aussichtsplattform im afrikanischen Teil des Parks.
Gedenkstätten und -steine
- Schulze-Delitzsch-Haus in der Kreuzgasse 10 und das Schulze-Delitzsch-Denkmal auf dem Marienplatz für den Begründer des deutschen Genossenschaftswesens
- Ehrenberg-Gedenkstein in der Halleschen Straße für den Begründer der Mikrobiologie
- Gedenktafel am Eingang des Jüdischen Friedhofs zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen sieben jüdischen Bürger.[28]
- Ehrenmal in der Bitterfelder Straße für alle Opfer des Faschismus
- Grabstätten und Gedenkstein auf dem Städtischen Friedhof in der Dübener Straße für 14 unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch von einem der Außenlager des KZ Buchenwald von SS-Männern ermordet, zunächst an anderer Stelle verscharrt und dann hier begraben wurden
- Sowjetischer Ehrenhain mit Obelisk von 1946 auf dem Städtischen Friedhof für 96 sowjetische Kriegsgefangene und 22 Frauen und Männer, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden. Daneben befinden sich die Gräber von elf polnischen und von französischen, italienischen und Kriegsgefangenen unbekannter Nationalität.
Kirchen
Stadtkirche St. Peter und Paul (evangelisch)
Die mittelalterliche dreischiffige Backsteinkirche St. Peter und Paul prägt seit dem 15. Jahrhundert mit ihren beiden Turmspitzen das Delitzscher Stadtbild. Sie wurde 1496 nach fast hundertjähriger Bauzeit fertig gestellt. Im Osten der Kirche ist der Flügelaltar zu sehen. Das Retabel wurde 1492 nach dem Tod des Bürgermeisters Anton Kropfsheuservon von seiner Witwe Gertrud Kropfsheuser gestiftet. Ölgemälde und Tafelmalereien des Altars konnten erst 2004 wieder völlig freigelegt werden, da man die Flügelpaare in der Vergangenheit zusammengenagelt hatte und nur die Festtagsseite zu sehen war. Trotz ihrer gealterten Oberfläche blieben die Gemälde aus dem 15. Jahrhundert unversehrt. Der Aufsatz mit einer Darstellung des Gekreuzigten, der Mutter Maria und dem Lieblingsjünger Johannes ist jüngeren Datums. Er wurde 1889 hinzugefügt.[29] Weitere Besonderheiten sind die Wandmalereien im Inneren der Kirche. Hierzu zählen die “Himmelfahrt der Hl. Maria Magdalena” und der “Passionszyklus” aus dem Jahr 1463.[30] Als Andachtsstätte entstand 1410 eine Ölberggruppe an der südöstlichen Außenseite des Chores. Diese Gruppe besteht aus der Jesusfigur und den Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus.
Marienkirche (evangelisch)
Etwa 1525 begannen die Bauarbeiten an diesem Gotteshaus. Jahrelanger Leerstand und die spätere Nutzung als Strohlager ließen die Kirche herunterkommen. Erst die Stiftung von Christian Schulze, dessen Stifterportal den Eingang der Kirche schmückt, ermöglichte die Fertigstellung dieser evangelischen Kirche im 18. Jahrhundert. Ihr Beiname Gottesackerkirche verweist auf die Nutzung der Umgebung als städtischer Friedhof von etwa 1400 bis 1878.
Hospitalkirche St. Georg (evangelisch)
Gegenüber dem Halleschen Turm befindet sich die 1516 errichtete Hospitalkirche. Noch vor 1516 gab es an der gleichen Stelle eine Hospitalkapelle mit dem Namen St. Fabian und St. Sebastian, die baufällig war und durch die Hospitalkirche ersetzt wurde. Sie gehörte zum damaligen Hospital der Stadt, das 1391/92 als Stiftung von Markgraf Wilhelm I. von Meißen vor den Toren der Stadt erbaut worden war. Die Kirche ist ein einschiffiger Bau aus Backstein mit einer Glocke aus Gusseisen. Wertvolle Glasfenster von Carl Crodel (1894–1973) fielen 1924 dem Vandalismus zum Opfer und wurden 1967 durch neue ersetzt. Reste der wertvollen Fenster befinden sich seit 2001 in der Galerie des Halleschen Turmes. Heute gehört die Hospitalkirche zu einem modernen Seniorenheim der Stiftung St.-Georg-Hospital.[31]
St. Marien (katholisch)
Johannes Reuter entwarf die katholische Pfarrkirche St. Marien, die 1936 in nur wenigen Monaten entstand. Ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Vorgängerbau war zu klein geworden, nachdem viele katholische Glaubensanhänger im neu entstandenen Kreis Delitzsch Wohnraum gefunden hatten. Die katholische Gemeinde von Delitzsch wurde 1858 gegründet und beging 2008 ihr 150-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig wurde im Stadtteil Brodau eine Außenstelle eingerichtet. Die katholische Kindertagesstätte Anne Frank und das Caritas-Altenpflegeheim St. Marien wurden als soziale Einrichtungen durch die Pfarrei errichtet.[32]
Sport
Es gibt eine Reihe jährlicher Sportveranstaltungen, wie das LVZ-Fahrradfest, Delitzsch bewegt sich oder das Delitzscher Altstadtrennen. Mehr als 13 Sportvereine sind in Delitzsch und Umgebung beheimatet.
Zu den beliebtesten Sportarten zählen der Handball- und der Volleyballsport. Der Traditionsverein 1. SV Concordia Delitzsch spielte seit der Saison 1997/98 in der 2. Handball-Bundesliga. In der Saison 2005/06 stieg der Verein in die 1. Handball-Bundesliga auf. Jedoch erwies sich die Konkurrenz als zu stark, so dass der Verein 2007 wieder in die 2. Liga abstieg. Am 19. Juli 2010 meldete der Verein aufgrund hoher Schulden beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz an. Wenige Wochen später gründete sich der neue Handballverein NHV Concordia Delitzsch, der seitdem in der Sachsenliga spielt.[33] Der GSVE Delitzsch spielte als regionaler Volleyballverein seit 1995 in der 2. Liga Süd und schaffte in der Saison 2006/07 den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Seit der Saison 2008/09 spielt der GSVE aber wieder in der 2. Liga.
Den Fußball vertreten der 1. FC Delitzsch 2010 e. V. und der ESV Delitzsch 1950 e. V., Sektion Fußball, die in der siebthöchsten beziehungsweise sechsthöchsten deutschen Fußballklasse spielen. Die Heimspiele der Mannschaften finden im Stadion der Eisenbahner beziehungsweise im Loberstadion statt. In der Loberstadt werden auch Kampfsportarten ausgeübt und zwar im Judoverein Delitzscher Sportfüchse e. V. (gegründet 1994) und im Taekwondoverein Korean Tigers 1989 e. V.. Mit 130 Mitgliedern sind die Delitzscher Sportfüchse vor allem in der Jugendklasse und die Korean Tigers auf regionaler und auch landesweiter Ebene sehr erfolgreich. Für das Training steht beiden Vereinen die Judohalle am Kosebruchweg zur Verfügung.
In Fachkreisen ist Delitzsch auch durch seinen Radsportverein RV Germania Delitzsch 1891 e. V. bekannt. Der Verein mit etwa 30 Mitgliedern nahm schon an internationalen Veranstaltungen wie dem UCI Rad Masters in Österreich teil. Ein weiterer Verein ist der 1958 gegründete Tauchclub Delitzsch e. V., dessen Trainingsort lange Zeit Sandersdorf war. Der Verein nimmt an vielen Wettbewerben in ganz Deutschland teil. Der Delitzscher Tennisclub 1921 e. V. kann auf eine über neunzigjährige Geschichte zurückblicken und ist damit einer der ältesten Sportvereine der Stadt. Geübt wird auf dem Trainingskomplex am Barockschloss, wo vor allem zu DDR-Zeiten große Erfolge gefeiert wurden.[34] Auch Boxen, Kegeln, Tischtennis und Badminton werden als Vereinssport durchgeführt.
Das Kultur- und Sportzentrum Delitzsch (BSZ) ist mit einer Fläche von drei Hektar das größte Sportareal der Stadt. Auf dem Gelände des BSZ befindet sich eine Mehrzweckhalle mit 800 Sitzplätzen und 300 Stehplätzen. Weitere Aktivitäten ermöglichen vier Weitsprunggruben, vier 100-m-Laufbahnen, eine Weitwurfanlage sowie je ein Fußball-, Basketball- und Tennisplatz. Weitere sechs Tennisplätze, sechs Sporthallen, eine Judohalle, eine Boxhalle, mehrere Rasenfußballplätze und das örtliche Freibad erweitern das Sportangebot der Kreisstadt. Die Schladitzer Bucht im Süden von Delitzsch bietet in der Sommersaison Gelegenheit für Wasser- und Strandsport.
Regelmäßige Veranstaltungen
- In Delitzsch finden jedes Jahr zahlreiche Feste, Festivals und Führungen statt. Den Anfang bildet das dreitägige Stadtfest mit historischem Peter-und-Paul-Markt. Dieses wird seit 1990 immer am Wochenende nach dem Peter-und-Paul-Tag, dem 29. Juni veranstaltet. Diese Veranstaltung wird jedes Jahr mit dem historischen Apfelbiss eröffnet, bei dem Adam in einen Apfel beißt, den ihm Eva reicht. Dieses Schauspiel ist an der Turmuhr der Stadtkirche dargestellt. Während der drei Tage ist die gesamte Innenstadt mit Ständen, Tribünen und Schauplätzen zum Thema Mittelalter versehen. Außerdem findet ein Festumzug durch die ganze Stadt statt, der 2009 mit 1300 Teilnehmern einer der größten in Mitteldeutschland war.[35]
- Die Kamingespräche im Barockschloss sind eine Veranstaltungsreihe mit aktuellen Fragen, die von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung unterstützt wird. Wolfgang Leonhard und Friedrich Schorlemmer konnten als Teilnehmer gewonnen werden.
- An jedem zweiten Maiwochenende findet das Schlossfest im und am Barockschloss statt. Es werden Führungen durch die Gewölbe des Schlosskellers und durch die Museumsräume angeboten. Auf dem Platz vor dem Schloss wird ein kleiner Markt aufgebaut, der neben einem kleinen Warenangebot auch über das Schloss informiert.
- Am Tag der Senioren informieren sich ältere Leute und deren Angehörige über einschlägige Produkte und bei Vorträgen über Rente, Gesundheit im Alter und den Umgang mit Computern.
- Jährlich im September findet der Tag des offenen Denkmals statt. An diesem Tag soll der Öffentlichkeit die Bedeutung des kulturellen Erbes und der Denkmalpflege durch Führungen und Informationsmaterial verdeutlicht werden; hierbei rückt vor allem die Altstadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten in den Vordergrund.
- Am 11. November findet die traditionelle „Schlüsselübergabe“ auf dem Marktplatz statt. Dabei übergibt der Oberbürgermeister den Stadtschlüssel an den Delitzscher Karnevalsverein, der anschließend die Stadtpolitik des vergangenen Jahres aufs Korn nimmt.
- In jedem Jahr mit gerader Zahl wird am zweiten Samstag im September der Tag der Vereine begangen, von denen es in Delitzsch über 160 gibt. Auf dem Marktplatz stellen sich mehrere Vereine vor und informieren über ihre Arbeit, um neue Mitglieder zu gewinnen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßenverkehr
Im Westen der Stadt kreuzen sich die Bundesstraßen 183a und 184. Die Bundesstraße 184 ermöglicht im Süden Anschlüsse in Richtung Leipzig–Zentrum über den Stadtzubringer B 2 und an die A 14 durch das Verkehrskreuz am Leipziger Messegelände. Aufgrund des Braunkohleabbaus in den 1960er Jahren wurde die B 184 in Richtung Norden um drei Kilometer nach Westen verlegt und 2008 wieder für den Verkehr in Richtung Bitterfeld freigegeben. Die B 184 umfährt den gesamten Stadtkern von Delitzsch. Über die Bundesstraße 183a gelangt man in Richtung Nordwesten zur B 100 und damit zur A 9. In Richtung Nordosten führt die B 183a nach Bad Düben und in die Dübener Heide. Außerdem kreuzt die B 183a in der Ortschaft Wellaune die B 2.
Schienenverkehr
Delitzsch besitzt einen Oberen Bahnhof mit zwei und einen Unteren Bahnhof mit drei Gleisen. Beide Bahnhöfe liegen in der Tarifzone 165 des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes. Seit Dezember 2008 fahren auf beiden Bahnhöfen neben den Zügen der Deutschen Bahn (DB) auch Züge der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB). Die Züge der MRB fahren auf allen Strecken im Stundentakt genauso wie die Züge der DB, jedoch meist um ca. 30 Minuten am unteren Bahnhof und 60 am Oberen Bahnhof versetzt. Delitzsch ist im Regionalverkehr erreichbar, weitere Anschlüsse gibt es in Leipzig oder Halle.
- Die Züge der MRB fahren auf folgenden Strecken:
- Eilenburg – Delitzsch – Landsberg – Halle Hauptbahnhof (MRB118)
- (Bitterfeld) – Delitzsch – Leipzig Messe – Leipzig Hauptbahnhof (MRB54)
- Die Züge der DB fahren auf den Strecken:
- Eilenburg – Delitzsch – Landsberg – Halle Hauptbahnhof (RB118)
- Leipzig Hauptbahnhof – Delitzsch – Bitterfeld – Dessau – Magdeburg (RE13)
- Leipzig Hauptbahnhof – Delitzsch – Bitterfeld – Dessau (RB54)
- Leipzig Hauptbahnhof – Delitzsch – Bitterfeld – Lutherstadt Wittenberg (RB57)
Flugverkehr

Der Flughafen Leipzig/Halle befindet sich 14 Kilometer südwestlich von Delitzsch, unmittelbar am Schkeuditzer Kreuz. Er dient als internationaler Verkehrsflughafen für den Raum Leipzig/Halle und ist über die A9 mit dem Auto oder mit Umstieg über Halle oder Leipzig mit dem Zug zu erreichen. Der Flughafen wurde am 18. April 1927 in Betrieb genommen und hat vor allem im Bereich des Luftfrachtverkehrs internationale Bedeutung. Gemessen an der Zahl der Passagiere liegt der Flughafen an zwölfter Stelle in Deutschland, gemessen an der Fracht an zweiter Stelle.
Energieversorgungsunternehmen
Strom-und Gasversorgung
In der Stadt Delitzsch ist die Technische Werke Delitzsch GmbH der Lieferant von Strom und Fernwärme. Gegründet wurde das Unternehmen 1991; es begann zunächst mit der Fernwärmeversorgung. Im Jahr 1995 übernahm die Technische Werke Delitzsch GmbH die Stromversorgung. Beliefert werden etwa 14.700 Tarifkunden und rund 30 Sondervertragskunden mit Energie sowie zwölf Großkunden mit Fernwärme. Gesellschafter der Technische Werke Delitzsch GmbH sind mit 74,9 Prozent die ZID Zukunft in Delitzsch GmbH und mit 25,1 Prozent die E.ON Thüringer Energie AG.
Die Gasversorgung Delitzsch GmbH ist der örtliche Gasversorger der Stadt Delitzsch. Gegründet wurde das Unternehmen 1992. Beliefert werden 4900 Kunden mit Erdgas. Gesellschafter der Gasversorgung Delitzsch GmbH sind mit 51,0 Prozent die Technische Werke Delitzsch GmbH und mit 49,0 Prozent die Envia Mitteldeutsche Energie AG.
Im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen rechtlichen Entflechtung wurde am 1. Oktober 2007 die TWD Netz GmbH gegründet und übernahm von der Technische Werke Delitzsch GmbH und der Gasversorgung Delitzsch GmbH die Aufgabe als Strom- und Gasverteilnetzbetreiber. Die TWD Netz GmbH betreut in dieser Sparte ein 400 Kilometer langes Leitungsnetz für Strom sowie ein etwa 120 Kilometer langes Rohrnetz für Gas. Gesellschafter der TWD Netz GmbH sind mit 74,8 Prozent die Technische Werke Delitzsch GmbH und mit 25,2 Prozent die Gasversorgung Delitzsch GmbH.
Wasserversorgung
Für die Wasserversorgung ist das vor Ort ansässige Wasserkraftwerk DERAWA zuständig. Seit 1993 versorgt es über 52.000 Einwohner mit frischem Trinkwasser aus der Prellheide nahe Bad Düben. Versorgt werden nicht nur die Stadt Delitzsch, sondern auch die Gemeinden Löbnitz, Neukhyna, Rackwitz, Leipzig-Nord, Wiedemar, Krostiz, Schönwölkau und Schkeuditz. Das im Norden von Delitzsch befindliche Wasserwerk verfügt über drei Reinwasserbehälter (á 5000 m3) und über ein 570 Kilometer langes Wasserleitungsnetz, das mit 12.000 Abnehmeranschlüssen das größte seiner Art in Nordsachsen ist.
Ansässige Unternehmen
In Delitzsch befinden sich verschiedene mittelständische Betriebe und Konzerne, der bekannteste bei den Verbrauchern ist wohl die Delitzscher Schokoladenfabrik. Seit 1894 ist sie in Delitzsch ansässig und seit Oktober 2008 Tochterunternehmen der Halloren Schokoladenfabrik AG, mit dessen Sitz im 30 Kilometer entfernten Halle (Saale). Mit 160 Mitarbeitern ist der Delitzscher Betrieb größtes Tochterunternehmen von Halloren.[36]
Ein weiteres Traditionsunternehmen ist das 1908 gegründete Schienenfahrzeugwerk Delitzsch GmbH (SFW), welches im Januar 2010 von der schwedischen EuroMaint Rail GmbH übernommen und in diesen Namen umgeändert wurde. Spezialisiert ist die Firma mit ihren 237 Beschäftigten, auf die Instandhaltung, Revision und den Umbau von Schienenfahrzeugen sowie deren Komponenten.[37]
Neben den in der Kernstadt befindlichen Traditionsunternehmen, sind weitere Konzerne im Industrie-/Gewerbegebiet Südwest aufzufinden. Hierzu zählt zum Beispiel das seit 1994 bestehende, weltweit größte Dämmstoff-Werk der URSA Gruppe. Mit einer Fläche von 44.100 m2 und 200 Mitarbeitern ist es zudem auch das modernste Glaswollewerk Europas. Zu den Kernprodukten des Unternehmens gehören Mineraldämmstoffe wie Glaswolle, Hartschaumdämmstoffe wie extrudiertes Polystyrol (XPS) und Produkte für die Steildachdämmung.[38]
Nur unmittelbar neben URSA, befindet sich die Smurfit Kappa Group. Das aus Irland stammende Unternehmen ist spezialisiert auf die Herstellung von Wellpappe, Karton und anderen aus Holzschliff basierenden Verpackungen. Mit 185 Beschäftigten und einer Betriebsfläche von 20.000 m2 gehört sie mit zu den bedeutendsten industriellen Arbeitgebern in der Region.
Weitere kleinere Unternehmen in Delitzsch sind der Mineralölhandel Hans Schmidt GmbH & Co, Herberger Bau AG, Bauelemente und Natursteinhandel Alltag und der Windhager Zentralheizung Vertrieb. Daneben besteht auch das Versandhaus Ebrosia, welches seit 2009 seinen Sitz in der nordsächsischen Kreisstadt hat. Spezialisiert ist es auf den bundesweiten Versand von Wein, Schokolade und Delikatessen. Ebrosia wurde im Jahr 2003 vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH) mit dem Young Business Award als innovativstes, jüngstes Versandhaus Deutschlands ausgezeichnet.
Zudem entsteht bis August 2011 ein Kompetenzzentrum der DSD Steel Group, mit dessen Hauptsitz in Saarlouis. Auf dem 10.000 m2 großen Gelände sollen zwei Fertigungshallen und ein Bürokomplex für 30 Angestellte entstehen. Die Firma soll Stahlrohre für Stahlwerke, Kraftwerke und die Chemieindustrie produzieren.
Öffentliche Einrichtungen
Delitzsch hat als Mittelzentrum und Große Kreisstadt neben der eigenen Stadtverwaltung auch viele Ämter, Institutionen und Körperschaften des öffentlichen Rechts. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Delitzsch, dem Technischen Hilfswerk, einem Postamt und einigen Beratungsstellen befinden sich in Delitzsch eine Agentur für Arbeit in Trägerschaft des Bundes, ein Polizeirevier und eine Außenstelle der Kriminalpolizei als Einrichtungen des Freistaates Sachsen.
Institutionen des Landkreises sind die Außenstelle des Landratsamtes Nordsachsen mit einem Teil des Dezernates I (Hauptverwaltung) und dem gesamten Dezernat III (Baudezernat) mit dem Planungs- und Bauordnungsamt, dem Amt für Ländliche Neuordnung, dem Straßenbauamt und einem Gutachterausschuss. Die Stadtverwaltung verfügt neben dem Rathaus am Markt auch über ein Technisches Rathaus in der Schlossstraße.
Weitere öffentliche Einrichtungen sind das Kreiskrankenhaus Delitzsch, die Stadtwerke Delitzsch, das Bürgerhaus, die Volkshochschule Delitzsch, eine Außenstelle der Kreishandwerkerschaft Nordsachsen, der Tierpark im Rosental und das Freibad.
In der Feldwebel-Boldt-Kaserne sind der Stab und die Lehrgruppen A und C der Unteroffizierschule des Heeres in Beerendorf untergebracht.
Im Jahr 1999 wurde das Jugendzentrum YOZ des DRK für die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit im Norden von Delitzsch eingerichtet.
Gesundheitswesen
Der Rettungsdienst wird im gesamten Stadtgebiet vom Roten Kreuz gestellt. In Delitzsch befindet sich die Bezirksstelle, von der aus die Landkreise Nordsachsen und Anhalt-Bitterfeld mit 55.000 Einwohnern betreut werden. Seit 1861 besitzt Delitzsch ein eigenes Krankenhaus. Dadurch das Delitzsch im Jahr 1994 zum Sitz des Landkreises Delitzsch-Eilenburg ernannt wurde, entwickelte sich die Klinik zum Kreiskrankenhaus. Es wurde zwischen 2005 und 2007 mehrmals erweitert, renoviert und modernisiert. Seit 2007 verfügt das Kreiskrankenhaus über 6 Stationen mit 155 Betten und 184 Angestellten. Jährlich werden im Durchschnitt 5600 Behandlungen in den Fachgebieten Viszeral- und Gefäßchirurgie, Herzmedizin/IMC/Schlaganfalleinheit, Innere Medizin sowie Unfallchirurgie durchgeführt. Unmittelbar neben dem Krankenhaus befindet sich das städtische Ärztehaus als medizinisches Zentrum für Ärzte aller Fachrichtungen.
Medien
In der Beethovenstraße befindet sich der Sitz von Nordsachsen TV (NTV). Der Sender produziert seit 1995 ein wöchentlich wechselndes Programm mit Berichten aus der Region. Mit 6 Aussenstellen erreicht der Lokalsender eine technische Reichweite von 20.000 angeschlossenen Kabelhaushalten und einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 60.000 Menschen. Zum Programm gehören neben lokalen Themen auch Unternehmensvorstellungen und eine eigene Nachrichtensendung.[39] Als regionaler Radiosender zählt das privat betriebene HaPPyFan-Internetradio. Es sendet seit 2008 ein eigenes und unabhängiges 10-stündiges Hörfunkprogramm.
Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) erscheint als einzige regionale Tageszeitung. Eine Lokalredaktion der LVZ befindet sich am Roßplatz in der Innenstadt. Produziert und gedruckt wird die LVZ von der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft in Leipzig-Stahmeln. Die tägliche Auflage der LVZ für die Region Delitzsch/Eilenburg liegt bei 15.000 Stück. Darüber hinaus erscheinen wöchentlich der Nordsächsische Wochenkurier, der Sachsen-Sonntag, das Sonntags Wochenblatt, die Delitzscher Rundschau und der Bitterfelder Spatz als kostenlose Printmedien. Das Amtsblatt wird vierzehntäglich von der Stadtverwaltung und dem Landkreis herausgegeben.
Seit Sommer 2006 berichtet das private Online-Magazin Delitzsch-Compact täglich aktuell aus der Stadt. Mit aktuellen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur ergänzt es den offiziellen Internet-Auftritt der Stadt.
Bildungseinrichtungen
Bibliotheken und Archive

Die Stadtbibliothek Delitzsch wurde 1896 in Nachfolge der seit 1699 bestehenden Hofbibliothek des Herzogtums Sachsen-Merseburg gegründet und befindet sich seit 2008 in der Alten Lateinschule an der Stadtkirche. Auf mehr als 450 Quadratmeter Fläche, verteilt auf 3 Etagen, sind über 45.000 Bücher, Schriften und Datenträger untergebracht. Im zweiten Obergeschoss der Bücherei befindet sich ein Lesesaal, welcher neben der eigentlichen Nutzung auch für Vorlesungen von Autoren und für Veranstaltungen der Kreismusikschule genutzt wird. Daneben exestiert seit 1998 der Literatur-Stammtisch Delitzsch, welcher sich monatlich trifft und über Neuerwerbungen aus den Beständen, Leseempfehlungen und Leseproben von neuen und wiederentdeckten Autoren diskutiert. [40]
Im Stadtarchiv von Delitzsch, welches im Technischen Rathaus seinen Sitz hat, sind mehr als 100.000 Archivalieneinheiten über die Tätigkeit der Stadtverwaltung Delitzsch, die städtischen Einrichtungen, der unter städtischer Verwaltung stehenden Stiftungen sowie der städtischen Eigenbetriebe gelagert. Daneben befindet sich eine Bestandsübersicht über die städtischen Bauwerke und ein Personenstandsregister von 1874 bis heute in den Räumen des Technischen Rathauses.[41] Weitere historische Archivalien über Delitzsch und seine Ortsteile befinden sich seit 1972 im Staatsarchiv Leipzig.
Schulen
Die erste Schule von Delitzsch entstand um 1426 als Knabenschule und wurde im 16. Jahrhundert erweitert, als wegen der allgemeinen Schulpflicht auch die Mädchen die Schule besuchen mussten. Heute gibt es in der Stadt für ungefähr 5500 Schüler zehn öffentliche und vier private Schulen. Es sind drei Grundschulen, zwei Mittelschulen (Realschulen), ein Gymnasium, zwei Berufsschulen und drei Förderschulen. Schulen mit privater Trägerschaft sind die Kreismusikschule, die Kreisvolkshochschule Delitzsch und die Schauspielschule.

Zu den Primarschulen zählen die Grundschule Delitzsch-Ost, die im Rosental befindliche Grundschule am Rosenweg und die in der Innenstadt vorhandene Diesterweg-Grundschule, als größte Primarschule mit etwa 500 Schülern.
Die Mittelschule Delitzsch-Nord wurde 1982 unter dem Namen Karl-Marx-Oberschule eingeweiht. Als im Jahr 1992 in Sachsen die Mittelschulen eingeführt wurden, erhielt die Schule ihren heutigen Namen und ist mit 249 Schülern im Jahr 2010/2011 die kleinere der beiden Schulen. Die Artur-Becker Mittelschule, benannt nach dem Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands ist mit 436 Schülern im Jahr 2010/2011 die zweitgrößte Mittelschule in Nordsachsen. Beide Schulen befinden sich in Trägerschaft der Stadt.
Die einzige zum Abitur führende Schule (Sekundarstufen I und II) in Delitzsch ist das über 150 Jahre alte Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasium mit 763 Schülern im Jahr 2009/2010. Auf Beschluss des sächsischen Kultusministeriums und des Landkreises Delitzsch vereinigte es sich im Jahr 2003 mit dem Oskar-Reime Gymnasium.[42] Seit 2008 befindet es sich in Trägerschaft des Landkreises Nordsachsen.
Das Berufsschulzentrum Dr. Hermann Schulze-Delitzsch nennt sich Apple Equipped School, da es von dem amerikanischen Unternehmen Apple Computers ausgestattet wurde. Diese Schule stellte ihre Projekte auf der Comtec von 1997 bis 2000 in Dresden, auf dem Bildungskongress 1999 in Dresden, auf der Youth Media 1999 in Düsseldorf sowie auf der Expo 2000 in Hannover und den Multimediatagen 2001 in Crailsheim vor.
Zur schulischen Förderung von körperlich und geistig Behinderten gibt es neben der Förderpädagogischen Beratungsstelle die Förderschule Rödgen und die Pestalozzischule Schule (für Lernförderung) Delitzsch.
Die privaten Schulen wie die Volkshochschule Delitzsch, die Akademie der Darstellenden Künste Delitzsch und die Musikschule im Barockschloss runden das Schulangebot in Delitzsch ab.
Söhne und Töchter der Stadt

- Lucas Brandis (um 1450–1500) und seine Brüder Moritz, Markus und Matthäus Brandis († nach 1512), bedeutende frühe Buchdrucker
- Erasmus Schmidt (1570–1637), Mathematiker und Philologe
- Christian Saalbach (1653–1713), Hochschullehrer und Dichter
- Johann Friedrich Kind (1768–1843), Dichter und Schriftsteller
- Ernst Friedrich Pfotenhauer (1771–1843), Rechtswissenschaftler
- Christian Gottfried Ehrenberg (1795–1876), Zoologe und Geologe, Begründer der Mikrobiologie und Mikropaläontologie, wurde im Haus Hallesche Straße 36 geboren (Gedenktafel).
- Carl August Ehrenberg (1801–1849), Botaniker und Pflanzensammler
- Hermann Schulze-Delitzsch (1808–1883), Begründer des deutschen Genossenschaftswesens und Politiker, wurde im Haus Markt 11 geboren (Gedenktafel). 1848 fügte er als preußischer Abgeordneter zur besseren Unterscheidung den Stadtnamen an den seinigen an.
- Clementine Helm (1825–1896), Kinder- und Jugendbuchautorin
- Bernhard Förster (1843–1889), Gymnasiallehrer, Kulturkritiker und Gatte von Elisabeth (Förster-)Nietzsche
- Paul Walther Fürbringer (1849–1930), Mediziner
- Walter Tiemann (1876–1951), Buchkünstler und Grafiker
- Hermann Haußmann (1879–1958), Jurist, Staatsanwalt in Halle/Saale, Regierungspräsident von Stralsund, Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer; auch Schriftsteller
- Max Brüning (1887–1968), Maler, geboren im Haus Markt 20
- Erich Bauer (1890–1970), Studentenhistoriker

- Anna Zammert (1898–1982), deutsche Politikerin und Gewerkschaftsfunktionärin
- Helmut Schreyer (1912–1984), deutscher Fernmeldefachmann, Erfinder und Professor an der Technischen Hochschule des brasilianischen Heeres in Rio de Janeiro
- Eberhard Ruhmer (1917–1996), Kunsthistoriker und Konservator, Sohn des Stadtpfarrers Wilhelm Ruhmer
- Norbert Denef (* 1949), Missbrauchsopfer, Vorsitzender von netzwerkB
- Joachim Fritsche (* 1951), Fußballspieler in der DDR-Oberliga und spielte von 1973 bis 1977 in der Nationalmannschaft der DDR
- Lutz Mack (* 1952), Geräteturner
- Siegfried Mehnert (* 1963), Boxer
- Katrin Huß (* 1969), Moderatorin
- Dirk Nürnberger (* 1970), Marathonläufer, zweifacher Deutscher Meister
Literatur
- Chronik der Stadt Delitzsch (1207–1990) Mehrere Bände.
- Manfred Wilde: Das Häuserbuch der Stadt Delitzsch: Die Altstadt; Degener-Verlag, Insingen 1994
- Manfred Wilde/Jürgen M. Pietsch: Stadt Delitzsch; Edition Akanthus Verlag, Spröda 2003
- Manfred Wilde/Nadine Kinne: Schloß Delitzsch, Halle 2005
- Manfred Wilde/Nadine Kinne: Barockschloß Delitzsch, Leipzig 2007
- Stadt Delitzsch: Delitzscher Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 2011, Heide-Druck, Bad Düben 2010[43]
Weblinks
- www.delitzsch.de offizielle Internetpräsenz der Stadt Delitzsch
- Delitzsch im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Linkkatalog zum Thema Delitzsch bei odp.org (ehemals DMOZ)
- Vorlage:GKD
- Vorlage:BAM
- Das Nordsachsenjournal mit Infos aus der Region Delitzsch
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 15. Mai 2022 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 11. Februar 2025. (Hilfe dazu).
- ↑ Delitzscher Seenlandschaften.de. Abgerufen am 8. März 2011.
- ↑ Geologische Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 4734 Leipzig. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
- ↑ Delitzsch-Sonnenstadt 2010 im Freistaat Sachsen. Abgerufen am 23. April 2011.
- ↑ Deutscher Wetterdienst: Standortkarte. Abgerufen am 10. Juni 2011.
- ↑ Steinzeit-Adonis in Sachsen ausgegraben. Abgerufen am 26. April 2011.
- ↑ Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.9.
- ↑ Leipziger Teilung im Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 27. April 2011.
- ↑ Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.10/11.
- ↑ Barockschloss Delitzsch im Portal Historisches Sachsen. Abgerufen am 28. April 2011.
- ↑ Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.16.
- ↑ Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.21.
- ↑ Delitzsch gewinnt Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt“
- ↑ Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
- ↑ Übersicht über die Geschichte der Stadt auf Delitzsch.de. Abgerufen am 5. März 2011.
- ↑ Homepage der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde: Geschichte; eingesehen am 6. April 2011
- ↑ Ergebnisse der Stadtratswahl. Abgerufen am 26. März 2011.
- ↑ Stadt Delitzsch: Verwaltungsstruktur. Abgerufen am 24. September 2010.
- ↑ Landtagswahl 2009 - Wahlkreis 32 Delitzsch. Abgerufen am 10. Juni 2011.
- ↑ Bundestagswahl 2009 - Wahlkreis 152 Nordsachsen. Abgerufen am 10. Juni 2011.
- ↑ Informationen zum Stadtschreiberhaus.de. Abgerufen am 6. März 2011.
- ↑ Stadtmauer bei burgenwelt.de. Abgerufen am 28. Mai 2011.
- ↑ Informationen zum Breiten Turm. Abgerufen am 25. Dezember 2010.
- ↑ Informationen zum Schafrichterhaus.de. Abgerufen am 6. März 2011.
- ↑ Neuer Auftritt für den Rosengarten (LVZ-Artikel vom 17.06.2010). Abgerufen am 14. März 2011.
- ↑ Übersicht über die grünen Oasen der Stadt Delitzsch.de. Abgerufen am 6. März 2011.
- ↑ Juden in Sachsen: Presseschau vom 13. April 2010, eingesehen am 6. April 2011.
- ↑ delitzsch-online.de: Kirchenführer, eingesehen am 5. April 2010.
- ↑ Stadtkirche "St.-Peter-und-Paul" zu Delitzsch. Abgerufen am 5. April 2011.
- ↑ Hospitalkirche „St. Georg“ zu Delitzsch. Abgerufen am 30. Oktober 2010.
- ↑ Übersicht über die Kirchen der Stadt Delitzsch (mit Verlinkungen auf die einzelnen Kirchen). Abgerufen am 4. Januar 2011.
- ↑ NHV Concordia Delitzsch. Abgerufen am 5. März 2011.
- ↑ Delitzscher Tennisclub 1921 e.V. Abgerufen am 5. März 2011.
- ↑ Internetpräsenz zum Stadtfest
- ↑ Schokoladenfabrik Delitzsch. Abgerufen am 24. April 2011.
- ↑ EuroMaint Rail GmbH in Delitzsch. Abgerufen am 24. April 2011.
- ↑ URSA Dämmstoffwerk Delitzsch. Abgerufen am 24. April 2011.
- ↑ Nordsachsen-tv
- ↑ Stadtbibliothek Delitzsch. Abgerufen am 10. Juni 2011.
- ↑ Stadtarchiv Delitzsch. Abgerufen am 10. Juni 2011.
- ↑ Christian Gottfried Ehrenberg ist zurück (LVZ-Artikel vom 26.03.2009). Abgerufen am 19. März 2011.
- ↑ Literatur und Forschungsaktivitäten. Abgerufen am 5. März 2011.