Stacheldraht

Stacheldraht (S-Draht, engl. barbed wire, barbwire) sind meist miteinander verflochtene Drähte, die in regelmäßigen Abständen mit Drahtspitzen oder Metallhaken besetzt sind. Stacheldraht wird gespannt oder in Rollen ausgelegt als Hindernis verwendet, um Tiere oder Menschen am Betreten oder Verlassen bestimmter Bereiche zu hindern.
Ursprung
Stacheldraht ist eine Erfindung der Unternehmer Josef F. Glidden, Jacob Haish und L. Ellwood aus dem Jahre 1873 zum Zwecke der Einzäunung von Rinderweiden.
Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde der Stacheldraht auf einer Messe in DeKalb im US-Bundesstaat Illinois.
Am 24. November 1874 wurde das Patent von Glidden angemeldet. Bis zur Erfindung des Stacheldrahtes war der Westen offenes Weideland gewesen, durch das die Cowboys ungehindert ihre Viehherden treiben konnten. Dies war nach der Einzäunung der Weiden nicht mehr möglich. Auch die Indianer wurden mit Hilfe des Stacheldrahtes von ihren Gebieten vertrieben. Daher gaben sie dem Stacheldraht auch einen eigenen Namen. Sie nannten ihn "devils-rope" (Teufels-Seil).
Soziale Auswirkungen
Eine Folge der Verbreitung des Stacheldrahtes in den 1890er Jahren war die zunehmende Arbeitslosigkeit von Cowboys, was sich steigernd auf die Kriminaltätsrate auswirkte und den zweifelhaften Ruf des "Wilden Westen" bestärkte.
Stacheldraht im Ersten Weltkrieg
In den Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs erwies sich die Kombination von chaotischen, meterdicken Stacheldraht-Verhauen - entstanden durch den Artillerie-Beschuss von Stacheldrahtzäunen - und Maschinengewehren als extrem tödlich. Die meisten Opfer dieses Krieges starben durch Maschinengewehrfeuer vor und in der Stacheldrahtmasse. Erst die Ankunft von Panzern gegen Ende dieses Krieges nahm dem Stacheldraht seine Wirksamkeit als Verteidigungswaffe.
Typen von Stacheldraht
Nach der Anzahl der Spitzen (Stacheln) unterscheidet man zweispitzigen und vierspitzigen Stacheldraht. Bei zweispitzigem Stacheldraht werden die Spitzen durch die Enden eines Spitzendrahtes dargestellt. Vier Spitzen werden von zwei Spitzendrähten gebildet. Die Spitzendrähte werden um einen oder zwei Spanndrähte derart gewickelt, dass Ihre Enden, welche diagonal abgeschert die Spitzen (Stacheln) bilden, vom Spanndraht abstehen. Die Spanndrähte besitzen meist runden Querschnitt, während die Spitzendrähte meist ovalen Querschnitt besitzen. Nach der Anzahl der Spanndrähte unterscheidet man einseiligen und zweiseiligen Stacheldraht. Bei zweiseiligem Stacheldraht werden zwei Spanndrähte miteinander verdrillt (verseilt). Sie besitzen auch bei geringer Werkstoffgüte eine hohe Zugfestigkeit und geringe Temperaturempfindlichkeit und Durchhangneigung. Zweiseiliger S-Draht wird meist aus unlegierten und legierten Stählen geringer Festigkeit hergestellt. In neuerer Zeit kommen auch Aluminiumlegierungen zur Anwendung. Die runden oder ovalen Spanndrähte einseigen Stacheldrahts werden in der Regel aus hochfestem Vergütungsstahl hergestellt. Durch eingepresste Erhöhungen (sog. Schultern) im einseiligen Spanndraht werden die Spitzendrähte in ihrer Lage gesichert. Auch das Anschweißen von Spitzen ist möglich. Sowohl Spanndrähte als auch Spitzendrähte aus Stahl sind zum Schutz vor Korrosion verzinkt.
Der so genannte NATO-Draht ist eine Sonderform des Stacheldrahtes. Statt der eingewickelten Drähte mit scharfkantigen Spitzen besteht er aus einem dünnen Blechband, in das scharfe Klingen eingestanzt sind. Der NATO-Draht wird seit den 1960er Jahren eingesetzt und hat mittlerweile in einigen Bereichen den normalen Stacheldraht abgelöst.
Herstellung
S-Draht wird auf speziellen Maschinen hergestellt. Die in die Maschine gezogenen Spanndrähte werden von Drahtrollen abgespult und bei zweiseiligen Verfahren verseilt. In periodischen Zeitabständen, entsprechend den Spitzenabständen, wird der Vorschub der Spanndrähte gestoppt, und mit Hilfe von seitlich positionierden Wickelköpfen der Spitzendraht zugeführt, gewickelt und anschließend schräg abgeschert. Zu Herstellung von vierspitzigem S-Draht, muss der Spitzendraht von zwei Seiten zugeführt werden. Durch Widerstandspreßschweißen (Punktschweißen) können einseilige Spanndrähte mit Spitzen versehen werden. Der fertige Stacheldraht wird auf Rollen aus Profildraht gewickelt und bei einer bestimmten Länge (z.B. 400 Meter) abgeschnitten. Nato-Draht wird in speziellen Stanzmaschinen gefertigt.
Allgemeine Anwendung
Stacheldraht wird im Regelfall über normalen Zäunen in ein oder mehreren Reihen angebracht um ein Übersteigen des Zaunes zu erschweren. Hierbei können mehrere Reihen Stacheldraht über- oder auch nebeneinander angeordnet werden. Durch die Installation oberhalb des Zaunes wird eine Verletzungsgefahr für vorbeilaufende Menschen und Tiere verhindert.
Devil's Rope Museum
In McLean (Texas) befindet sich das Devil's Rope Museum, ein Museum, das sich ausschließlich dem Thema Stacheldraht widmet.
Ersatz für Stacheldraht
Schon aus Unfallschutzgründen an öffentlichen Wegen werden in der Landwirtschaft immer mehr Elektrische Weidezäune benutzt.
Symbolik
Stacheldraht als Sperre gegen Personen wird und wurde unter anderem eingesetzt in Gefängnissen, Konzentrationslagern, an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze. Der Stacheldraht steht daher häufig als Symbol für Unterdrückung und Unfreiheit, beispielsweise im Logo von amnesty international.