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Marc Chagall

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Datei:Marc Chagall 01 KMJ.jpg
Marc Chagall im Juli 1941

Marc Chagall (* 7. Juli 1887 in Liosno bei Wizebsk, Weißrussland; † 28. März 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich) war ein poetischer Maler, der in seinen Werken stets wiederkehrende Symbole verwendet. Chagall wurde stark von seinem ärmlichen, jüdischen Elternhaus im Geist der Chassidim geprägt. Er war einer der bedeutendsten Maler des Surrealismus.

Biografie und Schaffen

1906 fiel Marc Chagall durch die Aufnahmeprüfung für die St. Petersburger Kunstakademie. Im Frühjahr 1907 erfolgt seine Ausbildung an der Schule der Kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung der Künste in St.- Petersburg, 1908-1910 Besuch der Malschule von Léon Bakst. 1909 lernt Chagall seine spätere Frau, Bella Rosenfeld, kennen. Im September 1910 bezieht er in Paris ein Atelier im Impasse du Maine, wo er u.a. mit Guillaume Apollinaire, Robert Delaunay und Fernand Léger Freundschaft schließt. Er nennt Paris sein zweites Wizebsk. 1914 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Galerie "Der Sturm" in Berlin. Nach einer Arbeitsphase in Russland (St. Petersburg, Wizebsk, Moskau) siedelt Chagall 1923 erneut nach Paris. Der Verleger Vollard schlägt ihm Buchillustrationen vor (Gogols Tote Seelen). 1925 erfolgen auf erneute Anregung von Vollard Illustrationen für die Fabeln von La Fontaine. 1930/31 schlägt Vollard Chagall Illustrationen zur Bibel vor. Im Frühjahr 1931 Reise nach Palästina, 1932 nach Holland, 1934 nach Spanien, 1935 nach Polen und 1937 nach Italien. 1937 wurden mehrere seiner Bilder von den Nationalsozialisten auf der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. 1939/40 hält sich Chagall an der Loire und in der Province auf. Die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten lähmt zum Teil sein Schaffen. Im Juli 1941 emigriert Chagall auf Einladung des Museum of Modern Art in die USA. Der Tod seiner geliebten und immer wieder von ihm gemalten Frau Bella am 2. September 1944 stürzt Chagall in eine tiefe Lebenskrise. 1946 erste Rückreise nach Paris. Mehrere Ausstellungen in Paris, Amsterdam und London. Ab 1950 lässt Chagall sich in Saint-Paul-de-Vence (Nizza) nieder. Am 12. Juli 1952 heiratet er Valentine (Vava) Brodsky, die einen sehr positiven Einfluss auf seine weitere Schaffenskraft hat. Chagall reist nach Griechenland. 1954 erfolgt eine zweite Griechenlandreise. 1957 Reise nach Israel, wo u.a. 1960/61 Glasfenster für die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik in Jerusalem und 1966 Wanddekorationen für das neue Parlament von Jerusalem entstehen. 1963/64 und 1968 entstehen die Glasfenster für den Nordumgang in der Kathedrale von Metz (Frankreich). 1964 Reise nach New York, wo Glasfenster im Haus der Vereinten Nationen und in der Kirche von Pocantico Hill entstehen. Im selben Jahr werden die Deckengemälde in der Pariser Oper eingeweiht. In den Folgejahren mehrere Reisen nach New York (Wanddekoration für die Metropolitan Oper und das Lincoln Center). 1966 schenkt Chagall 17 Bilder seiner Biblischen Botschaft dem französischen Staat. Dieser erbaut dafür das Musée National Message Biblique Marc Chagall in Nizza, Einweihung 1973. Im September 1970 werden die Glasfenster im Chor der Fraumünster Kirche in Zürich eingeweiht. 1977/78 beginnt Chagall in der Pfarrkirche St. Stephan in Mainz durch Vermittlung des dortigen Pfarrers Klaus Mayer mit den Kirchenfenstern, die ein Zeichen für jüdisch-christliche Verbundenheit und Völkerverständigung darstellen.

Häufig verwendete Symbole in den Werken

  • Die Kuh steht bei Chagall für das Leben schlechthin (Milch, Fleisch, Leder, Horn, Kraft). Ein weiteres Lebenssymbol ist der Baum.
  • Der Hahn bedeutet Fruchtbarkeit. Chagall malt ihn meistens in Zusammenhang mit Liebespaaren.
  • Der meist nackt dargestellte Busen symbolisiert für den ausgesprochenen Verehrer von Frauen sowohl Erotik als auch Fruchtbarkeit und Leben.
  • Der Geiger musizerte in Chagalls Heimatdorf Wizebsk an Knotenpunkten des Lebens (Geburt, Hochzeit, Tod).
  • Der Hering (oft auch als fliegender Fisch dargestellt) erinnert an die Tätigkeit von Chagalls Vater in der Fischfabrik.
  • Die Pendeluhr geht zurück auf die bescheidene Wohnstube der Chagalls und stellt die Zeit dar (in der Zeit der Verfolgung an der Loire erscheint das Pendel wie in den Uhrenkasten gerammt).
  • Der Kerzenleuchter (zwei Kerzen stehen für den Shabbat) symbolisiert oft auch die Menora (siebenarmiger Leuchter) oder den Chanukka-Leuchter und somit das Leben frommer Juden (Chassidim).
  • Fenster betonen die Freiheitsliebe Chagalls.
  • Die Häuser von Wizebsk (u.a. auch in den Bildern der Pariser Zeit) symbolisieren das Heimatgefühl des Malers.
  • Die Zirkusszenen stellen die Harmonie von Mensch und Tier dar und entfalten die Kreativität des Menschen.
  • Der gekreuzigte Jesus repräsentiert als Jude meist die Verfolgung der Juden in Europa durch den Nationalsozialismus.

Ausgewählte Werke

Datei:Tudeley - Kirchenfenster von Chagall (Ostfenster - Tod und Auferstehung).jpg
Hauptfenster zum Thema Tod und Auferstehung in der All Saints Church in Tudeley

Ausgewählte Literatur

  • Franz Meyer, Marc Chagall. Leben und Werk, (DuMont-Schauberg) Köln 1961
  • Werner Haftmann, Marc Chagall, (DuMont) Köln 1977, ISBN 3-7701-0453-6
  • Marc Chagall. Die großen Gemälde der Biblischen Botschaft, (Belser) Stuttgart/Zürich 1986, 3. Auflage 1992, ISBN 3-7630-2082-9
  • Bella Chagall, Brennende Lichter, (Rowohlt) Reinbek bei Hamburg 1966 (mit 39 Zeichnungen von Marc Chagall)
  • Nikolaj Aaron, Marc Chagall., (rororo-Monographie) Reinbek 2003, ISBN 3499506564
  • Marc Chagall / Klaus Mayer, Ich stelle meinen Bogen in die Wolken. Die Chagall-Fenster zu St. Stephan in Mainz, (Echter) Würzburg 1979, ISBN 3-429-00616-3
  • Wolfgang Maier-Preusker, Die originalgraphischen Künstlerplakate und ihre Varianten. Ausstellungskatalog für die Wanderausstellung in Luxemburg, Bonn, Lindau, Herford, Oldenburg, Budapest, Salzburg usw. mit komplettem Werkkatalog, Auflage 1995, 2002 und 2005.
  • Friedrich Corenstein, Malen, wie die Vögel singen. Ein [biographischer] Chagall-Roman. Aus dem Russischen von Renate Horlemann. Berlin, 1996. ISBN 3-351-02363-4.