Nieder-Kainsbach
Nieder-Kainsbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Brensbach im Odenwaldkreis in Hessen, Deutschland.
Portrait


Nieder-Kainsbach, ein kleines Dorf mit noch landwirtschaftlicher Prägung, befindet sich im südhessischen Odenwaldkreis und ist zusammen mit dem so genannten Wohnort Stierbach seit 1972 Ortsteil der Gemeinde Brensbach.
Umgeben von fruchtbaren Ackerböden und tiefgründigen Wiesen in den Gersprenzauen liegt das Dorf mit einem kleinen Gewerbegebiet im Gersprenztal in der Region Starkenburg sowie im Bereich Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und gehört zum gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet.
Über früheste Ursprünge gibt es nur wenige Fakten, obwohl das nähere Umfeld zu Nieder-Kainsbach bereits 1012 erwähnt wird. Der heutige Ortsname dürfte sich ausgehend von "Cuningesbach", über "Kunspach" und "Nydern-Konspach" herleiten.
Bedingt durch den strukturellen Wandel mit seinen negativen Begleiterscheinungen insbesondere im ländlichen Raum sind viele Einwohner gezwungen täglich zu "pendeln" und legen zum Teil erhebliche Entfernungen zurück, um zu ihrem Arbeitsplatz in den Ballungszentren im Rhein-Main-Gebiet zu gelangen. Nieder-Kainsbach ist jedoch die damit häufig verbundene Entwicklung zu einer reinen "Schlafstatt" erspart geblieben. Großen Anteil daran, dass der soziale Zusammenhalt in Nieder-Kainsbach funktioniert, hat sicherlich auch das ausgeprägte Vereinsleben. Ganze Familien sind häufig in mehreren Vereinen aktiv und tragen so direkt zum Erhalt der Dorfgemeinschaft bei. Das Zusammenleben in Nieder-Kainsbach ist trotz des tief greifenden Wandels intakt geblieben.
Nieder-Kainsbach bietet Lebensqualität, trotz infrastruktureller Defizite. Einzelhandelsgeschäfte oder Schulen sind zum Beispiel nicht direkt am Ort, öffentliche Nahverkehrsmittel nur rudimentär vorhanden. Die günstige Lage des Dorfes im Einzugsbereich von Darmstadt sowie im landschaftlich reizvollen Odenwald mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten gleicht dieses Defizit jedoch mehr als aus und trägt zu einer besonderen Lebensqualität bei.
In Nieder-Kainsbach lebten zum Stichtag 30.6.2005 insgesamt 819 Einwohner, die überwiegende Mehrzahl (64 Prozent) gehört der evangelischen Kirche an. Der Anteil ausländischer Mitbürger an der Gesamteinwohnerzahl ist mit 3 Prozent relativ gering. Die Gemarkungsfläche des Dorfes umfasst 227 Hektar.
Die Nähe zu den Ballungszentren im Rhein-Main-Gebiet, der relativ hohe Freizeitwert, die Ruhe und Sicherheit im ländlichen Raum sowie die intakte Dorfgemeinschaft zeichnen das Dorf aus.
Geologie, Klima
Die Gemarkung der Gemeinde Brensbach mit den Ortsteilen Nieder-Kainsbach und Stierbach gehört geologisch zum kristallinen Odenwald und gliedert sich in zwei Haupteinheiten, dem Reinheimer Hügelland und dem Vorderen Odenwald.
Die Flächen beiderseits der Gersprenz stellen sich als junge Hochflutablagerungen, bestehend aus Lehm, Sand und Kies, dar.
Das Gebiet der Gemeinde Brensbach ist dem warmgemäßigten Regenklima zuzuordnen. Gegenüber anderen Mittelgebirgsregionen ist das Klima weniger rau.
Geschichte
Erwähnt wird der Ort erstmals 1012, wo im Lorscher Codex bei der Beschreibung einer Wildbanngrenze der Name Cuningesbach auftaucht. Ob damit eine Ansiedlung oder der Bach gemeint ist, bleibt ungewiss.
Etwas deutlicher tritt das Dorf 1384 aus dem Dunkel seiner Vergangenheit. Ein im Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrtes Lehenrevers besagt, dass Schenk Heinrich von Erbach das halbe Dorf "Kunspach" vom Kloster Fulda zum Lehen erhalten hat. Zu diesem Zeitpunkt war Nieder-Kainsbach grundbesitzmäßig aber schon geteilt, wobei der Dorfbach die Grenze bildete. Eine Hälfte mit 3½ Huben gehörte der Abtei Fulda, während das andere Teil aus einem Hofgut bestand und dem Kloster Lorsch bzw. den Grafen von Katzenellnbogen zugehörig war.
Die Kirchen- und Patronatsrechte hatten seit 1424 die Erbacher Grafen ausgeübt und Nieder-Kainsbach war in Brensbach "eingepfarrt", wo von früher her auch die gemeinsame Mutterkirche nebst Friedhof benutzt wurde.
Im Jahre 1443 besitzt Pfalzgraf Ludwig die Hoheitsrechte über den fuldischen Teil, welcher das halbe Dorf "Konßpach" an Schenk Otto von Erbach verliehen hatte.
Wird das Dorf in einer Urkunde erstmals "Nydern-Konspach" genannt und die ursprünglichen 3½ Huben haben sich mittlerweile in 14 kleinere Hubengüter aufgeteilt.
Mit dem Aussterben des Grafengeschlechtes derer von Katzenellnbogen, gelangte 1476 das Dorfteil mit dem Hofgut an die Landgrafen zu Darmstadt und wurde von Lichtenberg aus verwaltet.
Mit Gründung des Großherzogtums Hessen im Jahre 1806 wurden alle früheren Grundbesitzrechte aufgelöst und Nieder-Kainsbach samt der Grafschaft Erbach nach Hessen eingegliedert. Dabei wurde eine Volkszählung durchgeführt und der Großherzogliche Bürgermeister von Nieder-Kainsbach meldete 226 Einwohner, welche in 42 Häusern lebten.
Von 1852 bis 1874 war unser Dorf dem Landkreis Lindenfels zugeteilt und wurde danach wieder vom Kreis Erbach verwaltet.
Die bis dahin selbstständige Gemeinde Nieder-Kainsbach wird zusammen mit Stierbach Ortsteil der Gemeinde Brensbach.
Wappen
Die damals noch selbständige Gemeinde Nieder-Kainsbach wurde 1964 durch eine Genehmigung des Hessischen Ministers des Innern dazu berechtigt, ein eigenes Wappen zu führen. Der Wappenzeichner Ritt aus Bad-Nauheim hatte in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt drei Skizzen entworfen, die der Gemeindevertretung von Nieder-Kainsbach zur Beschlussfassung vorgelegt wurden. Das ausgewählte Wappen war vom heraldischen Gesichtspunkt aus geeignet. Das Motiv nimmt durch das schwarze Tatzenkreuz Bezug auf die alt-fuldaische Lehenseigenschaft der Gemeinde Nieder-Kainsbach und durch die sechsstrahligen Sterne auf die Zugehörigkeit zur Grafschaft zu Erbach. Die Gemeindevertreter entschlossen sich 1964 für das nun vorliegende Wappen, da es in jeder Beziehung zufriedenstellend erschien.
Das Wappen wird vom Hessischen Minister des Innern wie folgt beschrieben: "In Rot ein silberner, mit einem durchgehenden, einfachen schwarzen Kreuz belegter Balken, beseitet von drei silbernen sechsstrahligen Sternen."