Hausschaf
Hausschaf | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
Das Hausschaf (Ovis orientalis aries) ist die domestizierte Form des Wildschafs.
Bezeichnungen des Schafes
Das männliche Tier nennt man "Bock" oder "Widder", das weibliche wird als "Mutterschaf", "Au" oder "Aue" bezeichnet. Jungschafe werden nicht nur als Lamm sondern auch als Jährling oder Zibbe bezeichnet. Schafe werden ungefähr 20 Jahre alt. Das Schaf wird außerdem nach Alter bzw. Geschlecht unterschieden in:
- Lamm: nicht älter als ein Jahr.
- Milchlamm: mindestens 8 Wochen aber nicht älter als 6 Monate alt. Sehr helles Fleisch, noch kein Grünfutter.
- Mastlamm: bis zu einem Jahr. Fleisch ist dunkelrosa und nur leicht mit Fett durchwachsen.
- Hammel: das männliche, kastrierte Tier über 1 Jahr alt sowie weibliche Tiere, die noch nicht gelammt haben. Hammelfleisch ist kräftig im Geschmack, dunkelrot, fest und deutlich marmoriert.
- Schaf, weiblich: über 1 Jahr alt. Mit „Schaf“ ist meistens das „Mutterschaf“ gemeint, das zur Zucht eingesetzt wird.
- Bock, männlich: nicht kastriert, älter als ein Jahr. Fleisch hat sehr strengen Geschmack, teilweise trotzdem beliebt.
Geschichte des Schafes als Haustier


Nach früherer Auffassung entwickelten sich die kurzschwänzigen Hausschafrassen Nordwesteuropas wie etwa die Heidschnucke und einige afrikanische Rassen aus dem Mufflon (Ovis orientalis musimon), die langschwänzigen Rassen (zum Beispiel Merino-, Fettschwanz- und Fettsteißschaf) dagegen aus dem Urial (Ovis vignei). Aufgrund neuerer Erkenntnisse hat sich aber die Auffassung durchgesetzt, dass alle Hausschafrassen und -Typen von nur einer Wildform, dem orientalischen Wildschaf (Ovis orientalis) abstammen. Der wissenschaftliche Name des Hausschafs variiert: Ovis ammon aries lautet er für jene, die alle altweltlichen Schafe zu einer Spezies zusammenfassen, Ovis orientalis aries für jene, die mehrere Arten anerkennen.
Schafe (und auch Ziegen) gehören zu den ältesten Haustieren. Schafe sind robuste und genügsame Tiere: Das macht sie anpassungsfähig in Bezug auf klimatische Bedingungen und Nahrungsangebot. Dies erleichtert die Schafhaltung und trug zur weltweiten Verbreitung dieser Nutztiere bei.
Ein sehr gründlich beschriebenes frühes Nutzschaf ist das so genannte "Torfschaf" der Schweizer Pfahlbausiedlungen, das in Verbindung steht zu verschiedenen neuzeitlichen Primitivrassen des alpenländischen Raumes wie dem Bündner-Oberländer-Schaf.
Sehr früh in der Geschichte der Schafzucht tauchen auch bereits Tiere vom Typ des Zackelschafes auf, die wegen ihrer gerade abstehenden und in sich gedrehten Hörner auffallen. Schon in bronzezeitlichen Beständen traten dann auch Vierhornschafe auf, deren herausragendes Merkmal die Bildung irregulärer zusätzlicher Hörner ist.
Die Schafzucht hat in vielen Kulturen, besonders im Mittelmeerbereich, die Alternative zur Landwirtschaft dargestellt.
Das Schaf hatte eine fundamentale Bedeutung in den alten Wirtschaftssystemen und diente lebendig als Lieferant von Milch (Schafmilch) für Milchprodukte wie Joghurt, Kefir und Schafkäse sowie Wolle, als Schlachttier als Fleischquelle. Sie liefern auch das Rohmaterial für zum Beispiel Leim, Kerzen und Seife (Talg), kosmetische Produkte; ihr Darm wird zum Bespannen von Tennisschlägern verwendet, und nicht zu vergessen: der Dünger.
Verbreitung
Auf der Welt gibt es ca. 1,03 Milliarden Schafe, wovon ca. 40% in Asien leben. In Afrika sind etwa 20% beheimatet und in Ozeanien ungefähr 15% (hier vor allem in Australien und Neuseeland). Der Rest verteilt sich auf Europa und Amerika. In Europa leben in Großbritannien mit ca. 36 Mio. Tieren im Jahre 2002 die meisten Schafe. Im Vergleich spielt Deutschland mit 2 Mio. Tieren in 2002 keine große Rolle. Betrachtet man die beiden wichtigsten Produktionsrichtungen, Fleisch und Wolle, fällt auf, dass Asien vor allem Wolle erzeugt und Europa Fleisch. Neuseeland nimmt hinsichtlich der Produktivität sowohl beim Fleisch als auch bei der Wolle eine Spitzenstellung ein. Afrika hat eine geringe Produktivität, dort werden aber vermehrt Rassen gehalten, die für die Haar- bzw. Pelzproduktion gezüchtet wurden.
In Deutschland überwiegt die standortgebundene Schafhaltung. 1994 wurden über 34% des Bestandes auf Koppeln gehalten. Die Herden, die das Bild in der Öffentlichkeit prägen, die Wanderherden und die Deichschäferei hatten 1994 einen Anteil von 15,7% bzw. 4%.
Heutige Nutzung
In Europa werden überwiegend intensiv genutzte Rassen gehalten, die der Fleischerzeugung dienen. Die Lämmermast ist damit der wichtigste Zweig der Schafhaltung. Das war nicht immer so. Schafe wurden in Deutschland bis Anfang 1950 vor allem auf den Wollertrag gezüchtet. Durch die Verdrängung der Wolle der Schafe durch Baumwolle und chemischer Fasern ist ein starkes Umschwenken der Zuchtrichtung seit Anfang der 50er Jahre zu sehen. Galt bis dahin, dass die Wolle ca. 90% und die Lämmer 10% vom wirtschaftlichen Ertrag liefern, hat sich das Verhältnis inzwischen umgekehrt. Kostete 1950 ein Kilogramm Wolle noch 4,50 DM, so muss man heute nur ca. 50 - 75 ct/Kg bezahlen.
Neben der Züchtung auf Wolle gibt es noch die Züchtung auf Milchleistung wie z.B. beim Ostfriesischen Milchschaf oder auf das Fell (Lämmer des Karakulschafes), wobei letztere inzwischen stark vor dem Aussterben bedroht sind.
In Deutschland werden die extensiven Schafrassen zur Landschaftspflege eingesetzt. Sie erhält Grünflächen oder Landschaftsformen wie die Heide in ihrer Form und Funktion. Ohne die Schafe würden diese Landschaften versteppen und verwalden. Eine besondere Funktion besitzen Schafe beim Schutz von Deichen. Nicht nur verhindern sie eine Versteppung, durch ihren Tritt festigen sie den Untergrund und leisten einen direkten Beitrag gegen einen möglichen Dammbruch.
Das dumme Schaf?

Eine breite symbolische Tradition macht sie zum Gegenstand der alten Kunst und Kultur; die Kirche benutzt die Metapher Hirt und Herde für Pastor und Gemeinde. Im Volksmund gilt das Schaf häufig als Inbegriff der Feigheit oder Dummheit. Und leider folgen auch Gelehrte häufig dieser Fehleinschätzung. So urteilte der berühmte Zoologe Dr. A. Brehm, Autor des zoologischen Standardwerks "Brehms Tierleben" über das Schaf: "Seine Furchtsamkeit ist lächerlich, seine Feigheit erbärmlich. Jedes unbekannte Geräusch macht die Herde stutzig, Blitz und Donner und Sturm und Unwetter überhaupt bringen sie gänzlich aus der Fassung". Forscher des Babraham Institute in Cambridge widerlegen dies jedoch in einer neusten Studie. Derzufolge kann sich das Schaf über 50 Gesichter von Artgenossen über zwei Jahre lang merken. Die genannte Studie führte ferner zu dem Ergebnis, dass das Aufhängen von Schafsportraits im Stall zu einer deutlichen Senkung des Adrenalinspiegels und der Pulsfrequenz beim Schaf führt. Die Forscher führten dies darauf zurück, dass das Schaf bemerkt, dass es "nicht alleine" ist. Das Aufhängen von Portraits mit abstrakten geometrischen Formen (wie bspw. Quadrate, Dreiecke etc.) führte zum Gegenteil, also Anstieg der Herzfrequenz auf 113 Schläge, Blöken, Toben und Rasen der Herde.
Fortpflanzung
Der Menstruationszyklus des weiblichen Tieres kann asaisonal oder saisonal sein. Die Saison (Brunstzeit) der Schafe liegt im Herbst. Schafe asaisonaler Rassen sind das ganze Jahr über im Rahmen der Zyklus empfängnisbereit. Sie durchlaufen einen Zyklus von 17 Tagen und sind dabei während drei Tagen empfangsfähig. Die Tragzeit der Schafe beträgt ca. 5 Monate (durchschnittlich 150 Tage). Zwischen den einzelnen Rassen variiert die Tragezeit leicht.
Krankheiten des Schafes
Krankheiten des Schafs:
Schafsrassen
Die Schafrassen können nach dem Wolltyp (Vlies), dem Verwendungszweck (Nutzungsrichtung) und dem Grad der züchterischen Bearbeitung eingeteilt werden. Man unterscheidet beim Wolltyp zwischen
- Merinos-,
- Langwoll-,
- Kurzwoll-,
- Grobwoll- und
- Haarschafen.
Die Einteilung nach Verwendungszweck ist:
- Wollschafe
- Fein-, Misch- und Grobwollschafe
- Woll-Fleischschafe
- Fleischschafe: Merino
- Milchschafe: Ostfriesisches Milchschaf
- Pelzschafe: Karakulschaf
Bei der züchterischen Bearbeitung wird geglieder nach (beispielhafte Rassen angeführt):
- Landschafrassen:
- Mischwollige deutsche Land- und Heideschafe: Heidschnucke, Bentheimer Landschaf
- Schlichtwollige deutsche Landschafe: Bergschaf, Rhönschaf, Ostfriesisches Milchschaf
- Schlichtwollige Landschafe im übrigen Europa
- Steppenschafe (mischwollige): Fettschwanzschaf, Fettsteißschaf
- Merinoschafrassen:
- Merinofeinwollschafe
- Merinolangwollschafe
- Deutsche Merinoschafe
- Fleischschafrassen:
- Englische Fleischschafe: Lincoln, Leicester, Suffolk
- Französische Fleischschafe: Ile de France
- Holländische Fleischschafe: Texel
- Deutsche Fleischschafe: Schwarzkopf, Weißkopf, Texel
In Deutschland ist das Merinolandschaf mit ca. 30% am verbreitesten. Das Schwarzköpfige Fleischschaf und das Merinolangwollschaf sind ebenfalls stark verbreitet, wie auch Kreuzungen (s.a. Tierzucht) zwischen den Rassen.

- Bentheimer Landschaf
- Bergschaf (Landschaf)
- Chamonis (Fleischschaf - Frankreich)
- Coburger Fuchsschaf (Landschaf)
- Hampshire-Down (Großbritannien)
- Graue gehörnte Heidschnucke (Landschaf)
- Ille de France
- Kärntner Brillenschaf
- Lacaune-Schaf (Milchschaf - Frankreich)
- Latxa (Baskenland und Navarra)
- Lleyn Schaf (Englische Schafsrasse)
- Merino-Landschaf (Feinwollschaf )
- Moorschnucke - Weiße gehörnte und weiße hornlose
- Ostfriesisches Milchschaf
- Pauillac-Schaf (Fleischschaf - Gironde-Mündung, Frankreich)
- Rauhwolliges Pommersches Landschaf
- Rhönschaf (Landschaf)
- Schwarz-, Weiß- und Blauköpfiges Fleischschaf (Fleischschaf )
- Schwarzbraunes Bergschaf (Landschaf)
- Scottish Blackface (Großbritannien)
- Shetland (Großbritannien)
- Soayschaf
- St.Kilda-Schaf
- Suffolk
- Weißes Alpenschaf (Landschaf - Schweiz)
- Ostpreußische Skudde- Landschaf
- Texel
Skelettaufbau eines Schafes
![]() Skelett eines Schafes |
Literatur
- David Kennard; A shepherd's watch - through the seasons with one man and his dogs, Headline Book Publishing, London 2004, ISBN 0 7553 1235 X
- Bericht eines modernen englischen Landwirts, der ein Jahr im Leben eines Schafzüchters beschreibt.
- Hans Hinrich Sambraus; Farbatlas Nutztierrassen, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2001, ISBN 3-8001-3219-2
- 250 Rassen in Wort und Bild
- Gerhard Fischer, Hugo Rieder, Regina Kuhn, Fridhelm Volk; Schafe - das Fotobuch für die Praxis, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2004, ISBN 3-80001-4229-5
- Kommentierte Fotos aus allen Bereichen der Schafhaltung und Verarbeitung von Schafprodukten
- Günther Dierichs; Schäfereikalender, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
- Jährlich aktualisierter Kalender mit Fachbeiträgen zu jeweils einem Schwerpunktthema sowie Zahlen und Fakten