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Weitbrecht (Unternehmerfamilie)

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Wappen der Familie Weitbrecht

Weitbrecht ist der Name einer mehrheitlich in Baden-Württemberg ansässigen evangelischen Familie, deren Mitglieder sich vor allem als Verleger, Künstler, Pfarrer und Missionare einen Namen gemacht haben. Sie lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen und hat sich in mehreren Zweigen bis zum heutigen Tag enorm verbreitet und strukturell bedeutend entwickelt.

Entwicklung

Gemäß den Unterlagen des Genealogen Hans-Thorald Michaelis (1925–2004) sind die Weitbrechts – damals noch Wyperlin, Weyprecht oder Wiprecht – seit circa 1410 über ihren wahrscheinlichen Stammvater Hans Wyperlin (* 1410), erwähnt. Den Unterlagen des Oberforstmeisters und Familienforschers Paul Weitbrecht (1891–1963) nach leiten sich die Weitbrechts aber möglicherweise von einer Frau Luitgard de Wiprechtin (* ca. 1280 in Fellbach) ab. Bei den in fernerer Vergangenheit liegenden Ahnen wird ein sächsisch-fränkischer Ursprung und kein alemannischer vermutet, da der bürgerliche Name Wiprecht vor allem als Verwalter des Meißener Sorbenlandes, (Zeitraum zwischen 950 und 1124), in der Prignitz, im Havelland, in der Altmark bzw. im Raum Wolmirstedt auftaucht. Dies lässt sich aber leider nicht nachhaltig und eindeutig nachweisen. Andererseits taucht der Name Weitprecht bereits im 9. Jahrhundert in Württemberg im Rahmen von Schenkungen an örtliche Klöster auf. Ebenfalls existiert östlich von Ravensburg in Oberschwaben ein Weiler namens „Weitprecht“, dessen Alter und Herkunft aber im Unklaren liegt.

Weitbrecht-Namensverteilung

Heutzutage existieren in Baden-Württemberg drei Hauptlinien: die Schorndorfer, die fränkischen und die Nagolder Weitbrechts, wobei aber nicht abschließend bewiesen ist, ob sie alle von einem gemeinsamen Stammvater abstammen. Auch in anderen Bundesländern taucht der Name Weitbrecht immer wieder auf, welcher aber nicht unbedingt gleichen Ursprungs sein muss. Einige Weitbrecht-Angehörige, meist Pfarrer von Beruf, siedelten im 19. Jahrhundert nach Amerika aus und hatten sich dort erfolgreich niedergelassen und sind bis zum heutigen Tage zahlreich vertreten.

Die Familie Weitbrecht, war ursprünglich eine kleinstädtische Familie mit mehrheitlich bürgerlichen Berufen. Seit dem 18. Jahrhundert treten aber bei ihr eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an evangelischen Pfarrern und vor allem an Missionaren auf, die hauptsächlich in Indien und Südamerika gewirkt hatten. Der bekannteste unter ihnen war der Ostindien-Missionar Johann Jakob Weitbrecht (1802–1852).

Mehrere bedeutende Baden-Württembergische Schriftsteller, aber auch Künstler sowie international bekannte Ärzte und Sozialwissenschaftler runden das Bild einer bis heute erfolgreichen Familie ab.

Verlagsunternehmungen

Bereits 1776 gründete Johann Jakob Weitbrecht (1744–1803) in St. Petersburg, Neffe des dort tätigen Anatoms Josias Weitbrecht, zusammen mit seinem Partner Johann Karl Schnoor (1738–1812) das Druck- und Verlagshaus Weitbrecht & Schnoor sowie 1778 eine Filiale in Moskau, welche beide bis 1781 bestanden. Anschließend wurde er als Hofbuchhändler per Erlass beauftragt, die kaiserliche Typographie für die Bedürfnisse des Kabinetts und des Außenkollegiums aufzubauen[1].

Den eigentlichen Bekanntheitsgrad als erfolgreiche Unternehmer im Verlagswesen erwarb sich die Familie schließlich dann seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Über mehrere Generationen hinweg übernahmen bis zum heutigen Tage Familienangehörige in verantwortlicher Position die Leitungen der Druck- und Verlagsfirma J. F. Steinkopf aus Stuttgart sowie des Thienemann Verlags und gründeten mit der Edition Weitbrecht, später umbenannt in Weitbrecht Verlag, ein eigenes Unternehmen.

Darüber hinaus entstanden durch die eheliche Verbindungen von Otto Carl Weitbrecht (1880–1936) mit Frieda Mohn (1883–1965) und die Ehe seines Bruders Richard Conrad Weitbrecht (1883–1914) mit Sophie Mohn (1887–1972), beides Töchter und Teilerbinnen des Verlegers Johannes Mohn (1856–1930), Querverbindungen der Familie Weitbrecht zum Bertelsmann-Verlag.

Steinkopf-Verlag

Dieses Engagement begann mit der Heirat von Conrad Christian Weitbrecht (1847–1893), Sohn eines Buchhändlers in Calw, mit der Firmenerbin Marie, geborene Steinkopf (1852–1909), Tochter des Verlegers Friedrich August Steinkopf (1824–1903). Durch diese Verbindung übernahm die Weitbrecht-Familie eine Teilhaberschaft bei der Druck- und Verlagsfirma J. F. Steinkopf, die dann auf Conrad Christians Söhne Friedrich Weitbrecht (1874–1925) und dem bereits erwähnten Otto Carl Weitbrecht vererbt wurde. Mehr als vier Generationen lang behielten nun die Nachfahren dieser Brüder die Leitung des nur noch im Namen an den Firmengründer erinnernden Verlags inne, dessen Sparten Buchhandel, Druckerei und des von Frieder Weitbrecht geleiteten Antiquariats heutzutage als eigenständige GmbHs weiterhin bestehen.

Thienemann-Verlag

Zwischenzeitlich übernahm im Jahre 1911 der Steinkopf-Verlag auf Veranlassung der Weitbrecht-Brüder den alt eingesessenen Thienemann Verlag mit seinem umfangreichen Kinder- und Jugendbuchsortiment und heutzutage vor allem durch die Schriftsteller Otfried Preußler, Michael Ende und Max Kruse bekannt. Nur fünf Jahr später gliederte Otto Carl Weitbrecht den Thienemann Verlag aus dem Steinkopf-Verlag aus und übernahm dessen alleinige Leitung, nachdem er seine Teilhaberschaft am Steinkopf Verlag abgegeben hatte. Nach Otto Carls Tod wurde der Verlag zunächst von seiner Tochter Lieselotte (Lotte) Weitbrecht (* 1907) und ab 1951 von ihrem Bruder Richard Weitbrecht (1915–1995) geführt. Im Jahr 1975 stieg schließlich auch der Sohn von Richard Weitbrecht, der Politikwissenschaftler und Germanist Hans Jörg Weitbrecht (* 1943) in die Geschäftsleitung des Thienemann-Verlags ein, der schließlich im Jahr 2001 von dem schwedischen Medienkonzern Bonnier aus Stockholm übernommen wurde.

Edition Weitbrecht/Weitbrecht-Verlag

Zwischenzeitlich gründete Hans Jörg Weitbrecht im Jahre 1981 in Stuttgart als Tochterunternehmen des Thienemann-Verlags die Edition Weitbrecht, die vorwiegend den Bereich der Belletristik und des Sachbuchprogramms abdeckte und wenig später in Weitbrecht-Verlag umbenannt wurde sowie kleinere Filialen in Wien und Bern. Einige der erfolgreichsten von Weitbrecht verlegten Bücher waren Hans Bemmanns phantastischer Roman „Stein und Flöte“, der in zahlreichen Übersetzungen erschien, Das Druidentor von Wolfgang Hohlbein sowie die Buchreihe Die Bibliothek von Babel von Jorge Luis Borges. Weiterhin konnte Hans Jörg Weitbrecht unter anderem auch Michael Ende, dessen Verlagslektor er auch weiterhin war, überzeugen, einen Großteil seiner Erfolgsromane in der Edition Weitbrecht zu verlegen sowie die Fantasy-Autorin Monika Felten als Autorin gewinnen.

Schließlich wurde, nachdem der Thienemann Verlag im Jahr 2001 an die Bonnier-Gruppe gegangen war, ein Jahr später der Weitbrecht-Verlag als Imprint Piper Fantasy dem Piper-Verlag in München angegliedert. Anschließend erwarben im Jahr 2003 Hansjörg Weitbrecht zusammen mit dem ehemaligen Chef des Thienemann-Verlages, Günter Ehni, noch die Rechte an der Edition Erdmann mit Sitz in Lenningen, ein ebenfalls 1981 gegründetes Tochterunternehmen des Thienemann Verlags mit Schwerpunkt auf Abenteuer- und Reiseliteratur. Zusammen mit der Lektorin Gudrun Kolb-Rothermel bauten sie erneut ein eigenständiges Unternehmen auf, welches allerdings 2008 von dem Marixverlag Wiesbaden übernommen wurde.

Bekannte Namensträger (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Biografie Johann Jakob Weitbrecht von der Uni Leipzig, S. 58/59
  2. Vita Hans-Jörg Weitbrecht in: Hans Hippius: Universitätskolloquien zur Schizophrenie, Band 2, S.78 ff, Steinkopf Darmstadt, 2004:[1]
  3. Hans-Jörg-Weitbrecht-Wissenschaftspreis
  4. Biographie und Bibliographie Hans Jörg Weitbrecht
  5. Hans Jörg Weitbrecht im BAND Heaven of Fame

Literatur und Quellen

  • Genealogische Unterlagen Archiv Hans-Thorald Michaelis
  • Paul Weitbrecht, jun: „Nachrichten aus der Geschichte der Familien Weitbrecht, Duensing, Sattler und Hölder“, Privatdruck 1945, Stuttgart
  • Paul Weitbrecht: Die Schorndorfer Weitbrecht; Heilbronn 1895; Privatdruck, Steinkopf-Verlag Stuttgart
  • Hans-Thorald Michaelis: Neun schwere Aufbaujahre in Deutschen Gemeinden der Vereinigten Staaten von Nordamerika (1848-1857) - Lebenserinnerungen einer Schwäbischen Pfarrfrau in: GENEALOGIE Jhrg. 29 (1980); Heft 2, S. 52-62