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Hawke (Schiff, 1893)

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Flagge
Edgar-Klasse
HMS Hawke
HMS Hawke
Übersicht
Typ Geschützter Kreuzer
Einheiten 9
Bauwerft Chatham Dockyard
Kiellegung 17. Juni 1889
Stapellauf 11. März 1891
Verbleib am 15. Oktober 1914
durch U 9 versenkt
Technische Daten
Verdrängung 7.350 t
Länge 118,18 m über alles
109,80 m p.p.
Breite 18,3 m
Tiefgang 7,3 m
Besatzung 544 Mann
Antrieb 2 Expansionsmaschinen
12000 PS
2 Schrauben
Geschwindigkeit 20 kn
Reichweite 10.000 sm bei 10 kn
Bewaffnung *   2 - 234 mm-Kanonen
  • 10 - 152 mm-Kanonen
  • 12 - 6-pounder-Geschütze
  • 2 - 381 mm-Torpedorohre
Schwesterschiffe Crescent, Edgar,Endymion, Gibraltar, Grafton, Royal Arthur, St. George, Theseus

Die 1891 vom Stapel gelaufene HMS Hawke war ein Geschützter Kreuzer 1. Klasse der Royal Navy. Sie gehörte zu den neun Kreuzern der Edgar-Klasse. Der Kreuzer wurde am 15. Oktober 1914 vom deutschen Unterseeboot U 9 torpediert. Die Hawke sank in wenigen Minuten und mit ihr starben 527 Mann, nur etwa 65 Seeleute konnten gerettet werden.

Baugeschichte

Die Edgar-Klasse war eine Klasse von neun Geschützten Kreuzern 1. Klasse von etwas unter 8.000 t Verdrängung, die um 1891 für die Royal Navy gebaut wurden. Sie waren Teil des Flottenbauprogramms von 1889 und wurden zeitgleich mit den Geschützten Kreuzern 2. Klasse des Typs Apollo und 3. Klasse des Typs Pearl sowie den Linienschiffen der Royal Sovereign-Klasse und der Centurion-Klasse gebaut.

Der Edgar-Klasse vorangegangen waren die beiden etwas größeren Schiffe der Blake-Klasse als erste Kreuzer 1. Klasse der Royal Navy, die nur Geschützte Kreuzer und keine Panzerkreuzer waren. Die beiden nachfolgenden Kreuzer 1. Klasse der Powerful-Klasse waren mit 14.000 t noch erheblich größer. Darauf folgten noch die acht Kreuzer der Diadem-Klasse als Geschützte Kreuzer 1. Klasse, bevor die Royal Navy ab der Cressy-Klasse wieder Panzerkreuzer als Kreuzer 1. Klasse beschaffte.

Hauptbewaffnung der Kreuzer waren 234 mm-L/31,5-Kanonen als Bug- und Heckgeschütz, wie sie von der Royal Navy seit den Panzerkreuzern der Orlando-Klasse bei den Kreuzern 1. Klasse eingesetzt wurden. Von den neun Schiffen der Edgar-Klasse wurden die Crescent und die Royal Arthur nach einem etwas geänderten Entwurf mit einem erhöhten Vordeck gebaut, auf dem zwei 152 mm Geschütze das bei den andern Schiffen eingebaute 234 mm Einzelgeschütz ersetzten.

Die Schiffe der Edgar-Klasse dienten vor allem auf den Auslandsstationen der Royal Navy. Außer der HMS St George, die bereits seit März 1910 Mutterschiff für Zerstörer diente und seit 1913 auf dem Humber stationiert war, wurden die acht anderen in Reserve befindlichen oder mit Trainingsaufgaben betrauten Kreuzer der Edgar-Klasse zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 im 10. Kreuzergeschwader für die Northern Patrol aktiviert, die den Norden der Nordsee sperren sollte.

Einsatzgeschichte

Die nach dem früheren Ersten Seelord Edward Hawke, 1. Baron Hawke (1705-1781), benannte, sechste Hawke der Royal Navy war als drittes Schiff ihrer Klasse in Dienst gekommen und hatte kurz nach der Indienststellung zwei Unfälle[1]. Von der Channel Squadron verlegte sie im Juli 1893 nach dem Untergang der HMS Victoria ins Mittelmeer mit dem neuen Oberbefehlshaber der Mittelmeerflotte, Sir Michael Culme-Seymour an Bord[2] unter Captain Pelham-Aldrich. Am 16. Oktober besuchte mit der Mittelmeerflotte (HMS HMS Sans Pareil, HMS Nile, HMS Inflexible, HMS Dreadnought und das Schwesterschiff HMS Edgar)[3] die italienische Flotte in Tarent. 1897 und 1898 war die Hawke unter Captain Sir Richard Poore mit dem Schwesterschiff HMS Gibraltar bei der Mittelmeerflotte im Einsatz um Kreta. Im Zuge der Schaffung des Sonderstatus von Kreta transportierte sie eine griechische Einheit von Platania Bay zurück nach Griechenland. Ein Komitee der befehligenden Admirale Großbritanniens, Frankreichs, Russlands und Italiens organisierte den sich bildenden selbstständigen kretischen Staat und setzte den Prinzen Georg von Griechenland als Hochkommissar unter der Oberhoheit des türkischen Sultans. 1900 ging die Hawke zurück in die Heimat zur Reserve in Chatham. 1902 bis 1904 diente sie bei der Kanalflotte und wurde dann in Chatham überholt.

Die Hawke diente ab 1905 noch als Ausbildungsschiff für Schiffsjungen im 4. Kreuzergeschwader der Home Fleet aber auch auf der Nordamerika-Westindien Station und führte wohl auch eine Fahrt zur China Station mit Austauschpersonal durch. Anders als die deutsche Marine, die mit gecharterten Passagierdampfern den Austausch durchführte, aktivierte die Royal Navy Schiffe der Reserve für die Überführung.

Die Schäden an der Olympic und der Hawke

Kollision mit der Olympic

Am 20. September 1911 kollidierte die Hawke unter Commander William Frederick Blunt im Solent mit der RMS Olympic der White Star Line, die sie überholte. Möglicherweise hat der Sog des Riesenschiffes den Kreuzer aus dem Kurs gebracht. Der Rammbug der Hawke wurde dabei völlig zerstört und sie erhielt bei der Reparatur einen völlig geraden Bug. Die folgende Seeamtsverhandlung sprach die Schiffsführung der Hawke von jeder Schuld frei. Dieser Entscheidung folgten etliche Wiederaufnahmeverfahren, um die Entscheidung der ersten Verhandlung zu revidieren.

Untergang

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges erledigte die Hawke unter Captain Hugh P.E.T. Williams mit den sieben anderen Kreuzern der Edgar-Klasse für das 10. Kreuzergeschwader verschiedene Aufgaben in der Nordsee. Sie sollten mit der sogenannten Northern Patrol den nördlichen Ausgang aus der Nordsee sperren. Am 15. Oktober 1914 wurde die Hawke vom deutschen Unterseeboot U 9 unter dem Kommando von Otto Weddigen torpediert, wofür dieser vom Kaiser Wilhelm II. am 24. Oktober 1914 als erster deutscher Marineoffizier überhaupt mit dem Pour le Mérite, der höchsten preußischen Tapferkeitsauszeichnung, persönlich ausgezeichnet wurde. Der Torpedo galt möglicherweise dem Schwesterschiff HMS Theseus, traf aber die Hawke, die in wenigen Minuten etwa auf 57° 4′ N, 0° 1′ OKoordinaten: 57° 4′ 0″ N, 0° 1′ 0″ O sank. Mit ihr starben 527 Mann, nur etwa 65 Mann wurden gerettet. Anders als beim Untergang der drei Kreuzer der Cressy-Klasse stoppten die Schwesterschiffe Theseus und Endymion, die zum Postaustausch zusammengetroffen waren, nicht. Die Überlebenden wurden von einem zufällig passierenden norwegischen Frachter und den Zerstörern HMS Swift, HMS Contest und HMS Christopher, die allerdings erst alarmiert wurden und später eintrafen, gerettet.

Die Kreuzer der Edgar-Klasse

Name Bauwerft Maschinen
von
Daten der/des Einsatzgeschichte im Weltkrieg
Kiellegung Stapellauf Indienststellung
HMS Edgar Devonport Dockyard Elder 3.06.1889 24.11.1890 2.03.1893 10. Kreuzergeschwader, Februar 1915 umbewaffnet und Torpedowulste angebaut, 1915-1916 vor den Dardanellen, 1917 in der Ägäis, südlich Malta am 4. April 1918 durch das österreichische U-Boot U 29 torpediert auf 35° 6′ N, 14° 24′ O, 9. Mai 1921 zum Abbruch verkauft, am 24. April 1923 dazu in Morecambe eingetroffen
HMS Royal Arthur
ex-Centaur
Portsmouth Dockyard Maudslay 20.01.1890 26.02.1891 2.03.1893 10. Kreuzergeschwader, 20. Februar 1915 Wachschiff in Scapa Flow, 1915 Unterseeboot-Mutterschiff, 22. September 1921 zum Abbruch verkauft, der in Deutschland erfolgte
HMS Hawke Chatham Dockyard Elder 16.06.1889 11.03.1891 16.05.1893 10. Kreuzergeschwader, am 15. Oktober 1914 durch U 9 versenkt
HMS Theseus Thames Ironworks Leamouth Maudslay 16.07.1890 8.09.1892 14.01.1894 10. Kreuzergeschwader, Februar 1915 umbewaffnet und Torpedowulste angebaut, 1915-1916 vor den Dardanellen, weiter im Mittelmeer, 1918 Mutterschiff für Minensucher in der Ägäis, 1921 zum Abbruch verkauft
HMS Crescent Portsmouth Dockyard Penn 13.10.1890 30.03.1892 22.02.1894 10. Kreuzergeschwader, 16. Februar 1915 Wachschiff in Hoy, November 1915 Unterseeboot-Mutterschiff, 1920 zum Abbruch verkauft, der in Deutschland erfolgte
HMS Endymion C & W Earle, Hull Earle 22.11.1889 22.07.1891 26.05.1894 10. Kreuzergeschwader, Februar 1915 umbewaffnet und Torpedowulste angebaut, 1915-1916 vor den Dardanellen, 1917 in der Ägäis, 16. März 1921 zum Abbruch nach Cardiff verkauft
HMS Grafton Thames Ironworks, Leamouth Humphrys 1.01.1890 30.01.1892 18.10.1894 10. Kreuzergeschwader, Februar 1915 umbewaffnet und Torpedowulste angebaut, 1915-1916 vor den Dardanellen, 10. Juni 1917 im Mittelmeer durch UB 43 150 sm östlich Malta torpediert und beschädigt, nach Malta eingeschleppt, 1917 im Roten Meer, 1918 Ägäis, 1. Juli 1920 zum Abbruch nach Plymouth verkauft
HMS St George C.& W. Earle, Hull Maudslay 23.04.1890 23.06.1892 25.10.1894 Mutterschiff für Zerstörer (seit 1913 im Humber), 1915 Verlegung ins Mittelmeer, 1917 Unterseeboot-Mutterschiff in der Ägäis, 1. Juli 1920 zum Abbruch nach Plymouth verkauft
HMS Gibraltar R. Napier & Sons, Govan Napier 2.12.1889 27.04.1892 1.11.1894 10. Kreuzergeschwader, Juni 1915 Basisschiff der Northern Patrol, Shetlands, September 1923 zum Abbruch verkauft

Quellen

  • Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway's All The Worlds Fighting Ships, 1860-1905, Conway Maritime Press, London (1979), ISBN 0-85177-133-5
  • J. J. Colledge, Ben Warlow: Ships of the Royal Navy: the complete record of all fighting ships of the Royal Navy, Chatham, London (1969/2006), ISBN 978-1-86176-281-8.
Commons: Kreuzer der Edgar-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. An unfortunate Cruiser, NYT 27.09.92
  2. Camperdown in Dock, NYT 7.07.1893
  3. British at Taranto, NYT 17.10.1893