Geowissenschaften
Die Geowissenschaften (Erdwissenschaften) umfassen die Wissenschaften, die sich mit der Erde beschäftigen. Den Geowissenschaften werden u.a. die Fächer Geologie, Geografie, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie und Bodenkunde zugeordnet.
Die Geowissenschaften verwenden die Kenntnisse und Methoden der Basiswissenschaften Physik, Mathematik, Astronomie, Chemie und Biologie.
Da die Geowissenschaften sehr interdisziplinär und fächerübergreifend sind, gibt es viele spezielle Disziplinen, die eine hohe Umweltrelevanz besitzen, z.B. Angewandte Geologie i.w.S., Ingenieurgeologie, Hydrogeologie, Hydrologie, Geochemie (u.a. mikrobielle Geochemie), Geoökologie, Meteorologie, Klimatologie, Geothermie.
Die Geowissenschaften haben eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie Rohstoffversorgung unserer Welt. Die Gewinnung von Trinkwasser, Kohlenwasserstoffen (Erdöl, Erdgas, bituminöse Gesteine), Metallen und Nichtmetallen (Gesteine), Kernenergierohstoffen (Uran)und Erdwärme werden durch Geowissenschaftler projektiert und realisiert. Die angewandten Geowissenschaften finden Verwendung bei vielen Bauvorhaben (Gründung von Bauwerken, Erdbau, Grundbau und Tunnelbau). Die Raumplanung, der Umweltschutz bishin zur Abfallwirtschaft (Deponien) benötigen geowissenschaftliche Kenntnisse.
Die Abgrenzung bzw. die Definition des Begriffs „Geowissenschaften” ist nicht eindeutig definiert. Das Fach Geografie ist hier ein gutes Beispiel. Die oben angeführten „harten” Themen sind auch Bestandteil der „physischen Geografie”. Nichtsdestsotrotz gibt es den Zweig der „Anthropogeografie” mit zahlreichen Bezügen zu zwar raumbezogenen, nicht aber per se „erd”-bezogenen Themen. Zu nennen sind z.B. Wirtschaftsgeografie, Kulturgeografie und viele mehr.
Die einzelnen Wissenszweige
- Astrogeodäsie
- Die Astrogeodäsie ist ein Teilgebiet der Geodäsie, welches Kenntnisse, Mittel und Methoden der Astronomie für Vermessungsaufgaben einsetzt (siehe auch Geodäsie).
- Bodenkunde
- Die Bodenkunde (Pedologie) ist die Wissenschaft, die sich mit der Entstehung, der Entwicklung, den Bestandteilen und einer Klassifizierung von Böden befasst. Böden entstehen durch physikalische und chemische Verwitterung aus festem Gestein.
- Fernerkundung
- Interdiziplinäres Instrument zur Datenbeschaffung durch Fernerkundungssatelliten für fast alle der hier aufgeführten Bereiche.
- Geochemie
- Die Geochemie befasst sich mit dem stofflichen Aufbau und der Verteilung von Elementen und Isotopen in der Erde, auf anderen Planeten und im Weltraum (Kosmochemie). Außerdem erforscht sie die Gesetzmäßigkeiten von Stofftransport und Materiekreisläufen in Mineralen und Gesteinen und der gesamten Erde.
- Geodäsie
- Die Geodäsie oder Vermessungskunde befasst sich mit der Bestimmung der Figur der Erde und der Vermessung und Beschreibung des Geländes und der Gegenstände und Sachverhalte an der Erdoberfläche. Teilbereiche der Geodäsie sind die Erdmessung, die Landesvermessung, die Grundstücksvermessung und die Ingenieurvermessung.
- Geografie
- Die Geografie untersucht alle Vorgänge und Erscheinungen auf dem Planeten Erde (siehe auch: (Physische Geografie).
- Geoinformatik
- Die Geoinformatik setzt sich mit dem Wesen und der Funktion der Geoinformation , mit ihrer Bereitstellung in Form von Geodaten und mit den darauf aufbauenden Anwendungen auseinander. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse münden in die Technologie der GEO-Informationssysteme (GIS). Allen Anwendungen der Geoinformatik gemeinsam ist der Raumbezug. Ähnlich wie die Bioinformatik, Umweltinformatik, Wirtschaftsinformatik bedient sie sich moderner Informatikkonzepte und bildet diese in den Anwendungsbereichen ab.
- Geologie
- Die Geologie untersucht den Aufbau des Planeten Erde, vor allem die Gesteine in der Erdkruste. Das wichtigste Prinzip der Geologie ist der Aktualismus. Anfang der 1960er erlebte die Wissenschaft einen Quantensprung durch die allgemeine Akzeptanz der Theorie der Plattentektonik. Schwesterwissenschaften der Geologie sind die Paläontologie und die historische Geologie. Siehe auch: Geschichte der Geologie
- Geophysik
- Die Geophysik ist ein Zweig der Physik und verwendet physikalische Prinzipien zur Erforschung der Erde. Teilgebiete der Geophysik sind Seismik, Gravimetrie, Geoelektrik, Geothermik, Isotopengeophysik,Geomagnetik und Bohrlochgeophysik. Die Geophysik untersucht auch die Eigenschaften des erdnahen Raums.
- Geomorphologie
- Die Geomorphologie untersucht die heute auf der Erdoberfläche vorkommenden Landschaftsformen. Das schließt deren Klassifikation, Beschreibung, Eigenheiten, Ursprünge, Entwicklung und den Zusammenhang zu den unterlagernden geologischen Strukturen ein.
- Hydrologie
- Die Hydrologie ist die Wissenschaft vom Wasserbau und der Wasserwirtschaft.
- Ingenieurgeologie
- Die Ingenieurgeologie ist der angewandte Zweig der Geologie, der geologische Verhältnisse im Sinne des Bauingenieurwesens untersucht.
- Kartographie
- Die Kartographie ist die Wissenschaft, Kunst und Technik der Erstellung geografischer Karten zur planen Darstellung der Erdoberfläche mit all ihren topographischen, siedlungsgeografischen, territorialen, infrastrukturellen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen, historischen, biologischen, geologischen, tektonischen und sonstigen Aspekten. Sie stützt sich auf Messungen der Geodäsie.
- Kristallographie
- Die Kristallographie ist eine Materialwissenschaft und beschäftigt sich mit den physikalischen Eigenschaften von Kristallen.
- Meteorologie
- Die Meteorologie (Wetterkunde) ist die Wissenschaft von den atmosphärischen Erscheinungen.
- Mineralogie
- Die Mineralogie beschäftigt sich mit der Zusammensetzung und Klassifikation der Minerale, ihrem Vorkommen und ihrer technischen und wirtschaftlichen Verwendung.
- Ozeanographie
- Die Ozeanographie untersucht Stoff- und Energiekreisläufe in den Weltmeeren. In der Planktologie findet sich ein Bindeglied zu den Biowissenschaften.
- Paläoklimatologie
- Die Paläoklimatologie versucht anhand verschiedener Daten aus Klimaarchiven die unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse in der Vergangenheit zu klären und daraus wiederum Rückschlüsse auf die klimatische Zukunft der Erde zu ziehen.
- Paläontologie
- Die Paläontologie ist die Wissenschaft, die sich mit den vorzeitlichen Pflanzen (Paläobotanik) und Tieren (Paläozoologie) beschäftigt. Quellenmaterial für den Paläontologen sind die Fossilien. Neben komplett überlieferten Skeletten oder Schalen von Tieren zählen Fraß- und Weidespuren, Grabgänge, einzelne Teile von Lebewesen (vor allem bei Pflanzen sind meist nur einzelne Teile (Blätter, Stämme, Wurzeln) überliefert), versteinerter Kot (Koprolithen) und chemisch alterierte Überreste zu den Fossilien.
- Petrologie und Petrographie
- Petrologie und Petrographie sind Disziplinen, die feste Gesteine zum Untersuchungsgegenstand haben. Die Petrographie nimmt dabei eine mehr beschreibende Rolle ein. Aufgrund der Unterschiede bei der Entstehung von Gesteinen kann die Petrologie in drei Untergebiete eingeteilt werden: Petrologie magmatischer, metamorpher und sedimentärer Gesteine.
- Petrophysik
- Die Petrophysik befasst sich mit der Bestimmung von phykalischen Eigenschaften von Gesteinsproben. Sie hat besondere Bedeutung erlangt bei der Bewertung von Speichergesteinen für Erdöl und Erdgas.
- Physische Geografie
- Die Physische Geografie beschreibt die Gestalt der Erdoberfläche.
- Stratigraphie
- Die Stratigraphie ist ein Zweig der Geologie. Sie versucht Gesteine hinsichtlich ihres Entstehungsalters chronologisch in der geologischen Zeitskala einzuordnen. Je nachdem auf welche Merkmale eines Gesteins sich die Stratigraphie stützt unterscheidet man: Fossil- oder Biostratigraphie, Lithostratigraphie, Magnetostratigraphie und Sequenzstratigraphie.
- Tektonik
- Die Tektonik ist einerseits die Lehre vom gegenwärtigen Bau der Erdkruste z.B. „die Tektonik der Alpen”, andererseits von den Bewegungen und Kräften, die für den gegenwärtigen Zustand verantwortlich sind.
- Vulkanologie
- Der Gegenstand der Vulkanologie sind die vulkanischen Phänomene der Erde.
Siehe auch: Liste geowissenschaftlicher Themen
Bekannte Geowissenschaftler
- Georgius Agricola
- Walter Christaller
- Johann Wolfgang von Goethe
- Stephen Jay Gould
- Arthur Holmes
- Alexander von Humboldt
- James Hutton
- Sir Charles Lyell
- William Smith
- Nicolaus Steno alias Nils Stensen
- Alfred Wegener
- Abraham Gottlob Werner
Weitere Literatur
- Hans Murawski und Wilhelm Meyer (1998): Geologisches Wörterbuch, Ferdinand Enke Verlag im dtv, ISBN 3-423-03038-0 (dtv), ISBN 3-432-84100-0 (Enke).
- Adolf Watznauer (1978): Wörterbuch Geowissenschaften (englisch-deutsch), Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt am Main, ISBN 3871441392.
Wikiprojekte
- Wikipedia:Wikiprojekt Geoinformatik
- Wikipedia:WikiProjekt Geografie
- Wikipedia:Wikiprojekt Minerale
- Mineralienatlas:Wikiprojekt Mineralien - Fossilien
Weblinks
- Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V.
- Kategorie bei dmoz.org
- „Tag der Erde” (englisch „earth day”) am 22. April 2003, der Link führt zum Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Liste europäischer geowissenschaftlicher Universitätsinstitute
- Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR Hannover)
- Geozentrum Hannover
- Geowissenschaftliches Online Wörterbuch Deutsch Englisch
- Datenbank geowissenschaftlicher Institute Weltweit
- http://www.wikiwetter.de