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Dan Reed Network

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Dan Reed Network
Datei:DanReedNetwork Logo.png
Bandlogo

Bandlogo

Allgemeine Informationen
Herkunft
Genre(s) Rock, Funk
Aktive Jahre
Gründung 1984
Auflösung 1993
Website
Letzte Besetzung
Dan Reed (1984–1993)
Brion James (1984–1993)
Blake Sakamoto (1987-1993)
Melvin Brannon II (1984–1993)
Dan Pred (1984-1993)
Ehemalige Mitglieder
Keyboards
Jeff Siri (1984–1985)
Keyboards
Rick DiGiarllonado (1985–1987)

Dan Reed Network war eine 1984 von Dan Reed und Dan Pred gegründete amerikanische Rockband aus Portland, Oregon, die in Deutschland besonders durch ihre Hits Get To You und Ritual (beide 1987) bekannt wurde.

Ursprung

Dan Reed (geboren am 17. Februar 1963, Portland, Oregon) lernte Dan Pred in der Highschool in Aberdeen, South Dakota, kennen. Nach einiger Zeit an der Northern State University, wo beide Musik studierten, kehrten sie 1984 nach Portland zurück und formierten die Gruppe, die den Namen Dan Reed Network erhielt. 1985 veröffentlichten sie die Single Eye On You (Tandees Records), die einzige bekannte Aufnahme, auf der Original-Keyboarder Jeff Siri zu hören ist. Die Single war wenig später Bestandteil der Compilation Pride Of Portland, die im Stile von USA for Africa Spenden für die Hungernden in Afrika einbringen sollte, jedoch nur lokale Künstler aus der Region Portland präsentierte und auch nur dort verkauft wurde. Dan Reed sang auf dem Titelsong Pride of Portland eine Textzeile.[1] 1986 nahmen sie ihre erste Platte, eine sechs Titel umfassende EP namens Breathless, auf, von der ein Song, nämlich Steal Me, zur Nummer-1-Single des lokalen Musiksenders Z-100 in Portland wurde. Eye On You war auch auf der EP enthalten, aber mit dem Keyboarder Rick DiGiarllonado neu aufgenommen worden.

Zu dieser Zeit bestand die Band aus Dan Reed (Gesang und Gitarre), Brion James (Gitarre), Melvin Brannon II (Bass), Dan Pred (Schlagzeug) und Rick DiGiarllonado (Keyboards). Die verschiedenen Abstammungen der Gruppenmitglieder (Reed hat deutsche, hawaiische und indianische Vorfahren, James und Brannon haben afroamerikanische Wurzeln, während Pred und DiGiarllonado eurasische Vorfahren haben) spiegelten sich in der Musik wider, die zwar im Grunde Hardrock war, aber immer wieder Elemente von Soul, Funk und Jazz enthielt. DiGiarllonado wurde bald durch Blake Sakamoto an den Keyboards ersetzt; Sakamoto war aus Los Angeles zurückgekehrt, wo er bei der Gruppe Dear Mr. President gespielt hatte.

Dan Reed Network machte sich vor allem durch Live-Auftritte schnell einen Namen. Die Zeitung Washington Post beschrieb den Auftritt der Gruppe, die „ihr Publikum mit einer ungewöhnlichen Mischung aus heavy-metal-artigem Rock, geschärft durch Funk und jede Menge Rock'n Roll, sehr leicht gewinnt. Die Stärke der ‚Network‘ liegt in ihrem ansteckenden Temperament.“

Plattenvertrag und Debütalbum

Mit Hilfe von Derek Shulman erhielt die Band einen Plattenvertrag bei Mercury Records, das Management übernahm der legendäre deutschstämmige Konzertpromoter Bill Graham. Im Winter 1987 veröffentlichte die Gruppe ihr von Bruce Fairbairn in den Little Mountain Sound Studios in Vancouver produziertes Debütalbum Dan Reed Network. Die erste Single, Ritual, knackte die Billboard Top 40 (Platz 38 am 7. Mai 1988) und lief bei MTV USA auf Heavy Rotation. Der Song hielt sich insgesamt elf Wochen in den Hot 100.[2]

Das Album bekam sehr positive Kritiken, erhielt sogar vier Sterne vom nicht so leicht zu überzeugenden Rolling Stone Magazin. Die meisten Kritiker lobten die Fähigkeit der Gruppe, Elemente des Heavy Funk mit schmutzigem Rock und fröhlichem Pop, angereichert mit einer für die Zeit radiofreundlichen Produktion, zu verbinden. In Deutschland schrieb die Zeitschrift Audio: „Die perfekte Synthese aus Funk, Hardrock und mehr. Die schwarz-weiße Newcomer-Band aus Oregon fetzt los, als sei Prince oder Van Halen hinter ihr her. Bei den funkig-rappig-verspielten Songs ‚World Has A Heart Too‘ und ‚Get To You‘ hält's niemand. Absolut charts-verdächtig: das rockige ‚Ritual‘.“ Außerdem schaffte es das Album in die Jahresbestenliste der Zeitschrift Musikexpress, wo es Platz 16 belegte.[3]

Die Band unternahm 1988 eine Clubtour durch Europa, die in Stockholm begann und in London im berühmten Marquee Club endete. In Deutschland trat die Band im Rahmen dieser Tour ebenfalls auf:

  • 16. November 1988 – Große Freiheit, Hamburg
  • 17. November 1988 – Luxor, Köln
  • 19. November 1988 – Batschkapp, Frankfurt
  • 20. November 1988 – Theaterfabrik, München

Die mangelhafte Promotion für das Album behinderte einen durchschlagenden Erfolg in den USA (Platz 95 der Hot 100). Def Leppard's Hysteria erzielte nicht die von Mercury/Polygram erhofften Verkaufszahlen und das Label entzog daher neueren Künstlern die Unterstützung, um sich auf die erneute Etablierung der britischen Rockband auf dem amerikanischen Markt zu konzentrieren. Ironischerweise waren es Def Leppard's Manager Cliff Burnstein und Peter Mensch, die Dan Reed Network die Rolle des Anheizers für den letzten Teil der Hysteria-Tour in den USA anboten, wenn sie im Gegenzug zu ihrer Management-Firma Q-Prime wechseln würden. Die Band zögerte zunächst, Graham zu entlassen, aber zum Beginn des Jahres 1989 unterschrieben sie einen Management-Vertrag mit Q-Prime und genossen ihren größten Erfolg in den Vereinigten Staaten.

Slam - Erfolg in Europa

Das zweite Album der Band, Slam wurde von Nile Rodgers produziert, dem es gelang, den Live-Sound der Gruppe einzufangen und damit ein authentischeres Dan Reed Network-Album zu schaffen, als es das doch zu glatt produzierte Debütalbum war. Slam schob den Erfolg der Band in Europa an (und erreichte u.a. Platz Drei in der Liste Album of the year des britischen Magazins Kerrang! sowie Platz 66 in den UK-Charts[4]); in den USA waren die Verkäufe, vermutlich wegen interner Querelen bei Mercury/Polygram, nicht so gut. Das Album erreichte nur Platz 160 der Billboard-Charts (11. November 1989) und hielt sich sechs Wochen in den Billboard 200.[5]

Im Winter 1989 tourte die Gruppe als Support für Bon Jovi auf deren New Jersey-Tour. In Deutschland war dieses Paket an folgenden Orten zu sehen:

  • 7. Dezember 1989 – Köln, Sporthalle
  • 9. Dezember 1989 – Oldenburg, Weser-Ems-Halle
  • 10. Dezember 1989 – Hamburg, Sporthalle
  • 21. Dezember 1989 – München, Olympiahalle
  • 23. Dezember 1989 – Frankfurt, Festhalle

Der Erfolg dieser Tournee führte dazu, dass die Rolling Stones Dan Reed Network auswählten, den Hauptsupport für ihre erste Tournee seit zehn Jahren, die Urban Jungle/Steel Wheels-Tour durch Europa und Großbritannien im Sommer 1990 zu übernehmen, sodass Dan Reed Network plötzlich vor zehntausenden begeisterter Rockfans spielten, unter anderem auch am 13. und 14. August in Berlin-Weissensee, das damals noch zur DDR gehörte, und am 16. August im Park-Stadion Gelsenkirchen.

Außerdem waren Dan Reed Network auf zwei deutschen Festivals zu sehen, auf denen auch David Bowie und Midnight Oil auftraten, nämlich auf dem legendären Schüttorf Open Air am 1. September und auf dem Festival in Ulm am 2. September 1990.

The Heat und (vorläufiges) Ende

Das dritte Album der Band, The Heat (1991), das, mit Ausnahme des Songs Money (einer Coverversion des Pink Floyd-Songs im 4/4-Takt!), erneut von Bruce Fairbairn produziert wurde, war mit Platz 15 in den UK-Charts zugleich ihr erfolgreichstes in Großbritannien.[4] In den USA hatte man dagegen immer noch keine Idee, wie man Dan Reed Network voranbringen und vermarkten sollte, sodass The Heat dort nicht in den Charts auftauchte. Die Band machte ohne Unterstützung ihrer Plattenfirma weiter und bestritt (als Support der Baby Animals) eine Tournee durch Australien. Die folgende Tournee durch Europa und Großbritannien im Sommer 1993 war zugleich ihre letzte. Das letzte Konzert der Band fand am 8. August 1993 im Club The Garage in London statt. Im Oktober begannen die Mitglieder von Dan Reed Network, sich auf andere Projekte und Aufgaben zu konzentrieren, waren sich jedoch darüber einig, die gemeinsame Karriere nur zu unterbrechen, aber die Band nicht aufzulösen.

Es existieren mehrere Demos, vornehmlich von Dan Reed, die 1992 für das Nachfolgealbum zu The Heat aufgenommen wurden. Keiner der aufgenommenen Titel findet sich jedoch auf späteren Veröffentlichungen wieder.

Mixin' It Up

1993 veröffentlichte Phonogram das Album The Best of Dan Reed Network - Mixin' It Up, das neben den Hits einen Remix von Get To You, eine Akustikversion von Stronger Than Steel und den Song Long Way To Go mit Nuno Bettencourt an der Gitarre enthielt. Passend dazu wurden die Videos der Band unter dem gleichen Titel auf VHS-Cassette veröffentlicht.

Live at Last!

1997 wurde das Doppel-Live-Album Live at Last! - Halfway Around The World veröffentlicht, für das Blake Sakamoto und Dan Pred hunderte Aufnahmen durchforsteten und zusammenstellten, um der Liveausstrahlung ihrer Band auch auf CD gerecht zu werden. Die auf dieser CD verwendete Live-Version von „Tiger In A Dress“ war am 10. Dezember 1989 in Hamburg mitgeschnitten worden.[6] Ein passendes Video, auch Live at Last! betitelt und von Dan Pred produziert, wurde ebenfalls veröffentlicht. Es zeigt das Konzert der Band vom 31. Dezember 1991 in ihrer Heimatstadt Portland und ist in schwarz-weiß gefilmt.

Im November 2010 veröffentlichte Dan Reed das Schwarz-Weiß-Video Live at Last! erneut, diesmal auf DVD. Zusätzlich zur ursprünglichen Fassung gibt es nun einen Audiokommentar von Reed, auf dem er sich zu den einzelnen Songs und den Tourneen der Band äußert; das Bild- und Tonmaterial wurde aufgearbeitet, der Vertrieb erfolgte über Dan Reed's Website.

The Collection

2002 wurde durch Spectrum/Polygram (Großbritannien) ein weiteres Best-Of-Album mit dem Titel The Collection veröffentlicht. Es enthält 15 Titel, von denen 12 bereits auf Mixin' It Up enthalten waren. Hinzugekommen sind die Titel Slam, das Joe Cocker-Cover You Can Leave Your Hat On (bis dahin nur als Single-B-Seite zu Rainbow Child veröffentlicht) und die Coverversion von Money. Get To You, Forgot To Make Her Mine, Make It Easy und Baby Don't Fade sind dagegen nicht enthalten.

Soundtracks

Die Musik von Dan Reed Network war auch Bestandteil von Film-Soundtracks. Hierzu gehörten Poison Ivy – Die tödliche Umarmung (The Salt Of Joy & Let It Go), The Cutting Edge - Liebe und Eis (1992, Baby Now I) und Excessive Force - Im Sumpf der Gewalt (1993, Mixin' It Up; außerdem zwei Solo-Titel von Dan Reed, nämlich Welcome To The Real Life (geschrieben von Dan Reed und Traci Kiss) und Burn With Me, die beide klanglich stark an Dan Reed Network erinnern).

Cover-Versionen

Neben dem bereits erwähnten Pink Floyd Cover Money nahmen Dan Reed Network auch eine eigene Version des Hits You Can Leave Your Hat On auf.

Aber es wurden auch Dan Reed Network-Songs von anderen Künstlern aufgenommen: 1997 erschien in Australien ein Sampler mit dem Titel A Bouquet of Barbed Wire, auf dem die Gothic-Rock-Band Meridian mit dem Network-Hit Ritual vertreten war.[7] Außerdem veröffentlichte der Gitarrist Neil Zaza 2004 seine Version von Forgot To Make Her Mine auf seinem Album Melodica.[8] Diese Instrumental-Aufnahme entstand bereits um das Jahr 2001 herum und wurde zusammen mit Blake Sakamoto, Daniel Pred, Brion James und Melvin Brannon aufgenommen.[9][10] Leider gelang es Neil Zaza nicht, Dan Reed für ein gesprochenes Intro („Hey Neil, gimme some of that there guitar“, das auch beim Originalsong vorkam) zu gewinnen. An den Aufnahmen war auch Rob Daiker beteiligt, der heute noch mit Dan Reed zusammen arbeitet und Co-Produzent seines Albums Coming Up For Air ist.

Trivia

  • Gerüchten zufolge kaufte sich die Band ihr erstes Equipment von einem 10.000$-Lotteriegewinn.[11]
  • Dan Reed nahm für das Basketball Team Portland Trail Blazers einen Promosong („Fightsong“) namens Bust a Bucket auf, an dem auch die Spieler Kevin Duckworth, Terry Porter, Jerome Kersey und Buck Williams mitwirkten. Der Titel wurde nur in der Gegend um Oregon auf Cassette angeboten und verkaufte sich über 30.000 Mal.[12]
  • Dan Reed wurde 1999 Partner und Mitbetreiber des Blues- und Rock-Clubs „Key Largo“ in Portland, der später in „OHM Nightclub“ umbenannt wurde und sowohl Bands als auch DJs eine Bühne bot.[13]
  • Dan Pred und Blake Sakamoto machten weiter zusammen Musik in Rob Daikers Band „Generator“. Sie veröffentlichten unter diesem Namen ein selbstbetiteltes Album auf Videomedia; nachdem sie einen Vertrag bei Epic erhalten hatten, änderten sie auf Druck der Plattenfirma vor (Neu-) Veröffentlichung des Albums, das nun den Titel Volume (Epic EK 63739) bekam, den Bandnamen zu „Slowrush“. Das Album Generator wurde von Dan Reed produziert, bei Volume war er lediglich Co-Produzent für vier Titel und spielte Synthesizer auf dem Song Velvet Self.
  • 2007 produzierten und veröffentlichten Chris Lausmann und Michael Voss den Sampler Voices of Rock MMVII. Dan Reed sang darauf den Titel Over And Done.
  • Dan Reed lebt heute in Paris, wo er ein neues Plattenlabel (Zero One Music) gegründet hat, auf dem auch sein neues Album, Coming Up for Air, erschienen ist.
  • Von Mitte Mai bis Anfang Juni 2010 stellte Dan Reed in Großbritannien, Schweden und Finnland das Album Coming Up For Air im Rahmen einer Clubtour vor.

Diskographie

  • Breathless (1986) Nu Vision Records
  • Dan Reed Network (1987), Mercury/Polygram Records, 834 309-2
  • Slam (1989), Mercury/Polygram Records, 838 868-2
  • The Heat (1991), Mercury/Polygram Records, 848 866-2
  • Mixin’ It Up: The Best of the Dan Reed Network (1993), Phonogram Records, 514 979-2
  • Mixin’ It Up: The Best of the Dan Reed Network (1993), Phonogram Music Video
  • Live At Last! Halfway Around The World (1997), Video Media DRNCD1,2
  • Dan Reed Network: The Collection (2002), Spectrum/Polygram 063 057-2
  • Dan Reed Network: Live at Last 1991 (DVD, 2010), Direktvertrieb

Einzelnachweise

  1. Infos zu "Pride of Portland"
  2. Billboard Chart History für das Debut-Album
  3. Poplist.de
  4. a b UK Charts
  5. Chart History für Slam
  6. Liner Notes „Live At Last!“
  7. A Bouquet of Barbed Wire, Heartland, HL06, 1997
  8. Neil Zaza, Melodica, Melodik Records, 2004.
  9. Infos zum Forgot To Make Her Mine-Cover auf sevensistersroad
  10. Interview mit Neil Zaza zum Cover von Forgot To Make Her Mine (pdf)
  11. Liner Notes von Dave Ling, Classic Rock Magazine, zum Album The Collection
  12. Infos zu Bust a Bucket auf „Seven Sisters Road“
  13. Biografie Dan Reed

Quellen