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Piet Mondrian

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Piet Mondrian, 1899
Piet Mondriaan

Piet Mondrian (eigentlich Pieter Cornelis Mondriaan; * 7. März 1872 in Amersfoort, Niederlande; † 1. Februar 1944 in New York City, USA) war ein niederländischer Maler der klassischen Moderne.

Mondrian begann als Künstler unter dem Einfluss von Vincent van Gogh und den Fauves, gehört zu den Begründern der abstrakten Malerei und gilt als Hauptmeister der niederländischen Konstruktivisten.

== Leben ==

Mondrians Geburtshaus

Mondrian wurde am 7. März 1872 in Amersfoort geboren. Der Vater war ein strenger Calvinist, der seine moralischen Ansichten unerbittlich vertrat. Piet Mondrian wollte zunächst Zeichenlehrer werden und erwarb sich die hierfür nötigen zwei Zeichenlehrerdiplome für Höhere Schulen 1892, bevor er im November des gleichen Jahres an die „Rijksakademie van beeldende kunsten“ sein Studium begann, das er bis 1897 fortführte. Bis 1908 machte er jährliche Reisen nach Domburg. 1909 trat Mondrian in Amsterdam der Theosophischen Gesellschaft bei, wie auch die Auseinandersetzung mit der Theosophie sein Schaffen beeinflusste. 1912 kam er nach Paris und kam durch Johan Theodoor Conrad-Kickert mit dem Kubismus in Berührung und schloss sich diesem gleich nach Ankunft an, wobei er sich am Kubismus von Georges Braque und Pablo Picasso, weniger an Fernand Léger und Robert Delaunay orientierte.

ER HATTE EINEN KLEINEN

Im Juli 1914 ging er zurück in die Niederlande und fertigte mehrere Zeichnungen an, in denen er den Rhythmus des Meeres, ein Thema, das ihn seit 1909 begleitete, zu interpretieren versucht. 1916 machte Mondrian Bekanntschaft mit Bart van der Leck, mit dem er im darauffolgenden Jahr gemeinsam mit Theo van Doesburg die Künstlergruppe De Stijl gründete und begann in der gleichnamigen Zeitschrift einen größeren Aufsatz über „Die neue Plastik in der Malerei“. In den kommenden drei Jahrgängen der Zeitschrift trat er sowohl durch den Umfang seiner Texte, als auch durch seinen Einsatz als wichtigster Mitarbeiter in Erscheinung. Mondrian war es durch seinen Aufsatz ab 1913 als erstem gelungen an einer Entwicklung einer neuen plastischen Ausdrucksweise zu arbeiten und dies „durch eine Weiterführung des Kubismus zur Verwirklichung“ einer „neuen Plastik in der Malerei.“[1]

1919 kehrte er nach Paris zurück und bezog ein Atelier auf der Rue du Départ, mit einem großen Atelierfenster nach Südosten in Richtung auf die Bahnanlagen der Gare Montparnasse, wo er bis 1936 lebte und arbeitete. 1938, mit den ersten Anzeichen eines kommenden Krieges, reiste er am 21. September desselben Jahres nach London und bezog eine Wohnung auf der Park Hill Road in Hampstead. Im Oktober 1940 emigrierte Mondrian in die USA, schloss sich in New York mit Künstlern der abstrakten Kunst zusammen und publizierte Aufsätze über den Neoplastizismus. Er starb 1944 im Alter von 72 Jahren an einer Lungenentzündung in New York.

Werk

Titelseite des Buchs Neoplasticisme

Gemälde

Zu Beginn seiner Karriere, in den Jahren, die er bis 1909 jährlich in Domburg verbrachte, malte Mondrian noch impressionistisch beeinflusste Bilder seiner niederländischen Heimat, später neoimpressionistische, bevor er nach der Jahrhundertwende den Expressionismus und Kubismus aufnahm und zunehmend die gegenständliche Malerei hinter sich ließ.

Der bildnerische Aspekt

Mondrians Bilder sind ab ca. 1921 leicht zu beschreiben: Sie bestehen aus schwarzen Streifen, die sich im rechten Winkel schneiden, und rechtwinkligen Flächen in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau, die an den Streifen anliegen. Die verbleibenden Zwischenräume sind Weiß. Streifen und Rechtecke sind nie symmetrisch angeordnet, sondern ungleichförmig rhythmisch und dynamisch komponiert.

Die einzelnen farbigen Rechtecke gehen im Flächenschluss auf; Flächenschluss bedeutet, dass die farbigen Flächen durch ihre Bindung an die schwarzen Streifen und in ihrem Verhältnis zu den weißen Flächen nicht vor oder hinter ihnen, sondern in einer Ebene mit diesen liegen. So gesehen gibt es keine Raumillusion mehr in den Bildern, sie sind absolut flächig, zumindest kann man sie so wahrnehmen, wenn man will. Die Figur-Grund-Illusion ist aufgehoben.

Darüber hinaus handelt es sich bei den Bildern Mondrians um subtile Gleichgewichtssysteme. Die wahrnehmbaren Bewegungskräfte der Rechtecke entlang der flächenparallelen Streifen werden zu einem spannungsvollen Stillstand gebracht;[2] viele Betrachter erleben diese Flächen in ihrem Verhältnis zueinander aber auch einfach als wohlproportioniert. Auch die Farben werden in ihrer Raumwirkung ausbalanciert (Blau tendiert nach hinten, Rot und Gelb mehr oder weniger nach vorne), ebenso die Hell-Dunkel-Quantitäten des Bildes. Dieses bildnerische Gleichgewicht hat Mondrian immer wieder aufs Neue in seinen Bildern durchkomponiert.

Etwa ab 1940 lockerte er die schwarzen Streifen mosaikartig in den Primärfarben auf (Boogie-Woogie-Bilder), wodurch sich der Eindruck von Rhythmus und Bewegung steigert.

Diese gegenstandslose oder auch absolute Malerei hat nichts anderes zur Verfügung als sich selbst, nämlich Farbe und Fläche.

Der inhaltliche Aspekt

An seine Bilder koppelte Mondrian ein Weltbild, das aus Geistesströmungen des späten 19. und frühen 20. Jhdts., insbesondere der Theosophie, abgeleitet ist: Hinter den wechselhaften Erscheinungen der uns umgebenden Welt gebe es eine wahrere Wirklichkeitssphäre, die man durch Übung erkennen könne. Sie sei eine Art Vorbild für ein gutes Leben, eine ordentlich gestaltete Welt. Solange die Menschen nicht in der Lage sind, diese Wirklichkeit zu erkennen, bedarf es der Bilder Mondrians, die ein Abbild dieser Wirklichkeit sind.

Die Analogie zwischen Bild und reiner, idealer Wirklichkeit ist, dass es keine "tragischen, eitlen" Formen gibt (etwa Flächen vor einem Hintergrund, unreine Farben, Mischfarben also), sondern alles in der gleichgewichtigen Gestalt gelöst ist. Der rechte Winkel sei die "einzige konstante Verwandtschaft zur reinen Realität" und wechselnde Proportionen repräsentieren durch ihre Bewegung das Leben. Die Primärfarben sind die Abstraktion von der ersten, uns umgebenden Welt.[3]

So sah Mondrian sich selbst immer noch als Landschaftsmaler, nur eben einer reinen Realität, die hinter der uns vordergründig erscheinenden Realität verborgen bleibt. Diese "Landschaften" beruhen auf dem natürlichen Anschauungsschema von Senkrechter (der Mensch) und Waagerechter (der Horizont), das er niemals aufgibt. Daher rührt seine Reaktion auf die Bilder van Doesburgs, der diagonale Flächen einführte und mit dem Mondrian sich daraufhin zerstritt: Er kippt den Rahmen zur Raute und malt innerhalb des Bildes weiterhin waagerecht-senkrecht.

Mondrian hat seine Auffassung von Malerei beispielsweise in fiktiven Gesprächen zwischen zwei Malern und einem Kunstliebhaber sehr deutlich, quasi didaktisch, formuliert.[4]

Es ist natürlich die Frage, ob man die Bilder Mondrians tatsächlich so sieht, wie er es sich idealer Weise vorstellte und ob darin deren adäquate Rezeption liegt. Möglicherweise brauchte er einen Überbau, um die zu seiner Zeit sehr fortschrittliche Position, in der die Form sich fast völlig verselbständigt hatte, dauerhaft vertreten zu können.[5] Mondrian konnte nicht wissen, dass amerikanische Maler der 50er Jahre (z.B. J. Pollock) den hierarchischen Bildbau, der die Form bei Mondrian immer noch strukturiert, sogar aufgaben und Malerei als Phänomen - nur auf sich selbst bezogen - weiter entwickelten.

Auswahl

Schriften

  • Neue Gestaltung, Neoplastizismus, Nieuwe Beelding. Neuauflage Gebr. Mann, Berlin 1998, ISBN 3-7861-1472-2

Ausstellungen

Einige seiner Werke wurden postum auf der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel gezeigt.

  • Mondrian – vom Abbild zum Bild. Museum Ludwig, Köln, 14. Dezember 2007 bis 30. März 2008

Rezeption

Die Lichtinstallation „greens crossing greens (to Piet Mondrian who lacked green)“ Dan Flavins ist Mondrian gewidmet, der nicht nur Grün, sondern auch die anderen Komplementärfarben Violett und Orange mied. Yves Saint Laurent ließ sich von Mondrian zu einer Kollektion inspirieren.

Der Schweizer Komponist Hermann Meier arbeitete ab Mitte der 50er Jahre mit großen, farbigen Plänen, die er „Mondriane“ nannte.

Die esoterische Programmiersprache Piet basiert auf Mondrians Gemälden und wurde nach ihm benannt.

Literatur

  • Michel Seuphor: Piet Mondrian. Leben und Werk. DuMont Schauberg, Köln 1957
  • Hans Locher: Piet Mondrian. Farbe, Struktur und Symbolik. Gachnang & Springer, Bern-Berlin 1994, ISBN 3-906127-40-0
  • Susanne Deicher: Mondrian. Taschen, Köln 2001, ISBN 3-8228-0928-4
  • Delia Ciuha: Mondrian + Malewitsch - in der Mitte der Ausstellung; Ausstellungskatalog der Fondation Beyeler mit einem Essay von Markus Brüderlin, Edition Minerva, Wolfratshausen 2003, ISBN 3-932353-84-6
  • Britta Grigull: Piet Mondrian. Das kubistische Werk in neuem Licht . Ludwig, Kiel 2005, ISBN 3-937719-11-3
  • Hans Janssen: Piet Mondrian. Prestel, München 2005, ISBN 3-7913-3361-5
  • Harry Cooper, Ron Spronk: Mondrian: The Transatlantic Painting. Harvard Art Museum, Cambridge (Mass.) 2001, ISBN 0-300-08928-7
  • Weyergraf, Clara: "Piet Mondrian und Theo van Doesburg", Fink, München 1979, ISBN 3-7705-1729-6

Einzelnachweise

  1. Michel Seuphor: Piet Mondrian. Leben und Werk, Verlag M. DuMont Schauberg, Köln 1957, S. 137
  2. beobachtbarer Formbestand, zur Wahrnehmung von Formen auf der Fläche s. Arnheim, Rudolf: Kunst und Sehen, Berlin 1978
  3. Mondrian, Piet: plastic art and pure plastic art, 1937, and other essays, 1941-43, New York 1951, darin z.B. Toward the true vision of reality
  4. Seuphor, Michel: Piet Mondrian; Leben und Werk. Verl.M.DuMont Schauberg, Köln, 1957. Darin: Piet Mondrian: Natürliche und abstrakte Realität. Ein Aufsatz in Dialogform 1919/1920. S. 303-351
  5. Weyergraf, Clara: "Piet Mondrian und Theo van Doesburg", Fink, München 1979, S. 79 ISBN 3-7705-1729-6

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