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Raimund Harmstorf

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Raimund Harmstorf (* 7. Oktober 1940 in Hamburg; † 3. Mai 1998 in Marktoberdorf) war ein deutscher Schauspieler. Bekannt wurde er Anfang der 1970er durch seine Rolle als "Seewolf".


Ein Seewolf aus Hamburg

Raimund Harmstorf wuchs als Sohn eines Arztes in Hamburg auf. Er wurde Zehnkampfmeister in Schleswig-Holstein und studierte zunächst Medizin und später Musik und darstellende Kunst. Harmstorf war ab den späten 60er Jahren in kleineren TV-Rollen zu sehen und spielte 1971 die Rolle des brutalen Kapitäns Wolf Larsen in dem Abenteuervierteiler Der Seewolf. Obwohl die Produzenten den 30jährigen Darsteller zunächst für zu jung hielten, konnte sie der athletische Harmstorf durch seine körperliche Präsenz davon überzeugen, dass er der richtige Mann für die Rolle sei. Seine "zu junge" Stimme wurde allerdings - zu Harmstorfs Missvergnügen - durch einen etwas älteren Kollegen mit einem rauheren Organ ersetzt.

Der vierteilige TV-Film machte Harmstorf über Nacht berühmt. Er wurde zum Inbegriff des vitalen Abenteurers und als Schauspieler lebenslang mit der legendären Seewolf-Rolle identifiziert. In einer klassischen Szene des Film demonstrierte er seine übermenschlichen Kräfte, indem er mit der bloßen Hand eine rohe Kartoffel zerquetschte (sie war in Wahrheit gekocht).

Die internationale Karriere

Harmstorf hatte als Seewolf den Höhepunkt seiner Karriere erreicht. In den 1970er-Jahren war er zwar in mehreren internationalen Abenteuerfilmen zu sehen und drehte mit Stars wie Franco Nero, Bud Spencer oder Charlton Heston. Doch die Filme waren meist zweit- oder drittklassig, und Harmstorf selbst durfte oft nur in der Klischeerolle des "bösen Deutschen" auftreten. 1976 feierte der Schauspieler einen zweiten großen TV-Erfolg in Deutschland, als er in dem gleichnamigen Abenteuervierteiler als Michael Strogoff auftrat. Nachdem seine Filmkarriere in den 1980er-Jahren nach und nach zum Erliegen kam, trat Harmstorf in deutschen TV-Produktionen wie Tatort oder Klinik unter Palmen auf, erhielt aber immer weniger Rollenangebote. Harmstorf war außerdem regelmäßig als Theaterschauspieler zu sehen.

Die letzten Jahre

Der Privatmann Harmstorf wurde vom Pech verfolgt. Er erlitt bei mehreren Unfällen schwere Verletzungen, und sein Fischrestaurant "Zum Seewolf", das er in Deidesheim betrieb, ging pleite. In seinen letzten Lebensjahren litt der Schauspieler an der Parkinson-Krankheit und war gezwungen, starke Medikamente zu nehmen, die bei ihm Angstzustände und Wahnvorstellungen auslösten. Harmstorf ließ sich in einer psychiatrischen Klinik behandeln. Am 2. Mai 1998 berichtete die Bild-Zeitung unter der Schlagzeile "Seewolf Raimund Harmstorf in der Psychiatrie" über die Krankheit des Schauspielers. Andere Medienberichte folgten. Laut seiner Lebensgefährtin nahm sich Harmstorf dies sehr zu Herzen. In der Nacht des 3. Mai 1998 erhängte er sich auf seinem Bauernhof in Marktoberdorf.

Die Polizei machte die Boulevardpresse mit verantwortlich für den Suizid: "Es liegen Erkenntnisse dahingehend vor, dass ein Mitauslöser für den Selbstmord in der Medienberichterstattung des vergangenen Samstags zu sehen ist".