Geschirr (Zugtier)

Das Geschirr (auch Harness) dient dazu Zugtiere einzuspannen, damit diese Arbeit verrichten, wie z.B. einen Wagen oder Pflug ziehen.
Verbreitete Geschirr-Arten
Je nach Tier und Einsatzzweck gibt es verschiedene Bezeichnungen und Arten von Geschirren. Heute kommen fast ausschließlich Kumt- und Brustblatt-Geschirre zum Einsatz.
Als Materialien kommen heute in erster Linie Leder, Nylon und andere Kunststoffe zum Einsatz, in Entwicklungsländern wird jedoch noch häufig auch mit Geschirren aus Ketten, Holz, Leinen oder gebundenem Stroh gearbeitet.
Jochgeschirr

Das Joch ist die älteste Form der Anspannung von Zugtieren vor einen Pflug Karren oder Wagen. Das Joch wird schon um 3.500 v. Chr. abgebildet und war zu dieser Zeit bereits zwei Jahrtausende bekannt. Das Wort Joch ist sehr alt und in fast allen indogermanischen Sprachen verbreitet. Ovid schreibt über das "silberne Zeitalter": Damals wurden zum ersten Mal die Samen der Ceres (Cerealien) von langen Furchen erdrückt und die jungen Stiere stöhnten, weil sie durch das Joch niedergedrückt worden waren.
Mit dem Joch können nur Rinder angespannt werden, da es mit dem Kopf verbunden oder an den Hörnern festgemacht wird. Meist wurden Ochsen verwendet, aber bis in die 1950er Jahre wurden in Deutschland auch Kühe (Glanrind) vor den Wagen (Fahrkuh) gespannt. Seit dem Mittelalter hatte das Kumt und damit das Pferd die Rinder als Zugtiere weitgehend verdrängt.
Kumt

Das Kumt (oft auch Kummet oder Kummt) ist ein steifer, gepolsterter Ring, der den Druck auf Brustkorb und Schultern eines Zugtieres verteilt und seine Zugkraft so voll zur Entfaltung bringt.
Das Kumt muss der Statur und Halsform eines jeden Tieres angepasst werden, ansonsten kommt es schnell zu Druckstellen.
Das Kumt besteht aus:
- einem Kumtkissen, ein gepolsteter Ring, meist aus Leder gefertigt und mit Stroh gefüllt.
- einem Kumtbügel, der Stahlring, an dem die Deichsel bzw. die Anzen befestigt werden können. Der Ring lässt sich über einen Riemen öffnen.
- einer Kumtspitze mit Schutzkappe, damit kein Wasser oder Staub in das Kissen eindringen kann.
- einer Schlusskette (Einspänner) oder einem Langring (Zweispänner) zur Befestigung der Aufhalter.
Die Erfindung des Kumtgeschirrs war eine wichtige Erfindung in der Landwirtschaft, da sie den Einsatz der schnelleren Pferde vor dem Pflug erlaubte. Bis dahin waren meist über ein Jochgeschirr angespannte Ochsen zum Pflügen eingesetzt worden.
Brustblattgeschirr


Als Brustblattgeschirr oder Sielengeschirr bezeichnet man ein meist aus Leder oder Nylon gefertigtes Zuggeschirr. Früher wurde die Brustblattanspannung auch als Land- oder Juckeranspannung, gelegentlich auch als ungarische Anspannung bezeichnet.
Aufbau und Funktion
Der Zug erfolgt über das sogenannte Brustblatt, ein etwa 5 bis 10 Zentimeter breites, gepolstertes Lederstück, das über die Brust des Zugtiers verläuft. Auf beiden Seiten des Brustblatts sind die Zugstränge eingeschnallt, über welche die Kutsche gezogen wird. Getragen wird das Brustblatt von einem über den Hals verlaufenden Riemen, dem Halsriemen, auf dessen Oberseite meist zwei Metallringe, die sogenannten Leinenaugen befestigt sind, durch welche die Fahrleinen geführt werden.
Zum Brustblattgeschirr gehört weiterhin ein Selett (beim Einspänner-Brustblattgeschirr), auch Kammdeckel (beim Mehrspänner-Brustblattgeschirr) genannt, das hinter dem Halsriemen auf dem Rücken liegt und von einem Bauchgurt und meist auch einem Schweifriemen mit Schweifmetze gehalten wird. Im Einspänner trägt das Selett die Anzen des Wagens.
Herkunft und Verwendung
Das Brustblattgeschirr ist für schweren Zug, also schwere Lasten oder hügeliges Gelände nur bedingt geeignet, da es im Vergleich zum Kumtgeschirr eine geringe Auflagefläche hat und unter schwerer Last das Zugtier in der Bewegung und vor allem der Atmung einschränkt. Es war früher vor allem in ebenen Gebieten wie Ungarn üblich, während in hügeligen Gebieten und im bäuerlichen Bereich vor allem Kumtgeschirre verbreitet waren. Heute ist das Brustblattgeschirr aufgrund seiner Einfachheit und der vielfältigen Verstellmöglichkeiten zum meistverwendeten Geschirr im Fahrsport geworden.
Marathonkumt
Eine vor allem in den USA, immer mehr aber auch im europäischen Turniersport verwendete Sonderform des Kumt ist das Marathonkumt (auch: Französisches Kumt), eine Kombination von Kumt und Brustblatt in einem Stück. Das Marathonkumt verteilt die Zuglast auf Schulter und Bug des Pferdes und ist damit im Hinblick auf Zugleistung und Ausdauer eine moderne Alternative zum traditionellen Kumt.