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Chennai

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Chennai
Chennai (Indien)
Chennai (Indien)
Staat: Indien Indien
Bundesstaat: Tamil Nadu
Distrikt: Chennai
Lage: 13° 5′ N, 80° 17′ OKoordinaten: 13° 5′ N, 80° 17′ O
Höhe: 6 m
Fläche: 174 km²
Einwohner: 4.681.087 (2011)
Bevölkerungs-
dichte
:
26.903 Ew./km²
Von oben im Uhrzeigersinn: Station Chennai Central, Marina Beach, Kapaliswarar-Tempel, San Thome Basilica, Bharatanatyam-Aufführung
Von oben im Uhrzeigersinn: Station Chennai Central, Marina Beach, Kapaliswarar-Tempel, San Thome Basilica, Bharatanatyam-Aufführung
Von oben im Uhrzeigersinn: Station Chennai Central, Marina Beach, Kapaliswarar-Tempel, San Thome Basilica, Bharatanatyam-Aufführung

Chennai (Tamil: சென்னை, Ceṉṉai [ˈtʃenːɛi]), früher Madras, ist die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Tamil Nadu. Sie liegt an der Ostküste Südindiens am Golf von Bengalen. Mit 4,7 Millionen Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 7,4 Millionen in der Agglomeration ist Chennai die fünftgrößte Stadt Indiens. Die Stadt war unter dem Namen Madras ein wichtiges Zentrum des Britischen Empires in Indien. Der Name wurde 1996 in Chennai geändert.

Der Name der Stadt

Seit 1996 lautet der Name der Stadt offiziell Chennai, der alte Name Madras ist aber nach wie vor verbreitet. Beide Namen sind seit dem 17. Jahrhundert parallel in Gebrauch. Chennai ist die Kurzform von Chennappattinam (pattinam bedeutet Stadt) und war offenbar der Name der Siedlung, die sich um das 1639 von den Briten gegründete Fort St. George gebildet hatte. Der Name wird meist von einem lokalen Herrscher namens Chennappa Nayak abgeleitet.[1] Madras oder Madraspattinam scheint dagegen ursprünglich der Name eines nahegelegenen Dorfes gewesen zu sein. Der Ursprung des Namens ist unklar: Vorgeschlagen wurden Herleitungen vom arabischen Wort Madrasa für „Koranschule“, dem portugiesischen Madre de Deus („Muttergottes“, nach einer gleichnamigen Kirche), einer portugiesischen Händlersippe namens Madeiros und sogar vom Sanskrit-Begriff Mandarajya („Reich der Einfältigen“).[2]

Nachdem die beiden Orte zusammengewachsen waren, bürgerte sich im Englischen Madras als Name der Stadt ein, im Tamil blieb auch Chennai in Gebrauch. 1996 veranlasste die DMK-geführte Regierung von Tamil Nadu, dass der offizielle Name der Stadt von Madras in Chennai geändert wurde. Durch die Tilgung des eng mit der britischen Kolonialgeschichte verbundenen und als „un-tamilisch“ empfundenen Namens Madras konnte sowohl eine antikoloniale Stimmung bedient als die tamilische Identität der Stadt betont werden. In ähnlicher Weise sind bei einer Reihe anderer indischer Städte die kolonialzeitlichen Namensformen ersetzt worden (vgl. die Umbenennung von Bombay in Mumbai und Kalkutta in Kolkata).

Geografie

Lage und Ausdehnung

Karte von Chennai (dunkelgrau) und Metropolregion Chennai (hellgrau)

Chennai liegt im Südosten Indiens an der Koromandelküste am Golf von Bengalen. Innerhalb des Bundesstaates Tamil Nadu befindet sich die Hauptstadt Chennai weit im Nordosten. So sind es zur Grenze des nördlichen Nachbarbundesstaates Andhra Pradesh nur rund 40 Kilometer, während das Kap Komorin, der südlichste Punkt Tamil Nadus und ganz Indiens, 625 Kilometer entfernt ist.

Das administrative Stadtgebiet von Chennai hat eine Fläche von 174 Quadratkilometern.[3] Es ist identisch mit dem Distrikt Chennai. Das Stadtgebiet Chennais ist aber längst über die administrativen Stadtgrenzen hinausgewachsen. Die Agglomeration Chennai hat laut Definition des indischen Zensus eine Fläche von 633 Quadratkilometer und umfasst neben der eigentlichen Stadt auch Teile der Nachbardistrikte Tiruvallur und Kanchipuram. Die Metropolregion Chennai (Chennai Metropolitan Area) umfasst zudem noch das weitere Einzugsgebiet Chennais und hat eine Fläche von 1189 Quadratkilometern.[4]

Chennai liegt in der flachen Küstenebene mit einer durchschnittlichen Höhe von nur sechs Metern über dem Meeresspiegel. Auf der Seeseite Chennais liegt der 13 Kilometer lange Sandstrand Marina Beach. Durch die Stadt fließen die Flüsse Cooum und Adyar. Der Cooum mündet im nördlichen Teil, der Adyar im südlichen Teil Chennais ins Meer. Fünf Kilometer landeinwärts verläuft parallel zur Küste der Buckingham-Kanal und verbindet die beiden Flüsse miteinander. Im Südwesten Chennais erheben sich einige isolierte Hügel aus der ansonsten flachen Umgebung. Deren bekanntester ist der St. Thomas Mount. Nordwestlich der Stadt befinden sich mehrere Seen unterschiedlicher Größe.

Stadtgliederung

Chennai ist in zehn Zonen (zones) eingeteilt, die sich weiter in 155 Stadtviertel (wards) unterteilen.[5] Jedes Stadtviertel wird von einem Stadtrat (councillor) in der Stadtregierung von Chennai vertreten. Parallel dazu ist der Distrikt Chennai in die fünf Taluks (Sub-Distrikte) Fort-Tondiarpet, Mylapore-Triplicane, Perambur-Purasawalkam, Mambalam-Guindy und Egmore-Nungambakkam unterteilt.

Klima

Klimadiagramm Chennai (Madras)

In Chennai herrscht tropisches feucht-heißes Klima, das nur durch gelegentliche Meeresbrisen erträglicher wird. Das Temperatur-Jahresmittel liegt bei 28,6 °C. Die Temperaturen unterliegen dabei im Jahresverlauf nur geringen Schwankungen: Der wärmste Monat ist der Mai mit einer Durchschnittstemperatur von 33,1 °C, der kühlste der Januar mit 24,4 °C. An heißen Sommertagen liegen die Temperaturen öfter über 40 °C. Im Winter fällt das Thermometer selten unter 20 °C.

Die Niederschlagsverhältnisse werden in Chennai wie in ganz Indien maßgeblich vom Monsun beeinflusst. Anders als im größten Teil des Landes ist an der Südostküste die Hauptregenzeit der Winter- oder Nordostmonsun, der in den Monaten Oktober und November ergiebige Regenfälle mit sich bringt. In diesen zwei Monaten fällt die Hälfte der jährlichen Niederschlagsmenge von 1270 Millimetern. Auch während des Sommermonsuns von Juli bis September kommt es zu Regenfällen, die Niederschlagsmengen sind aber geringer. Während der Trockenzeit zwischen Januar und Juni regnet es kaum.

Bevölkerung

Bevölkerungsstruktur

Menschenmengen am Stadtstrand von Chennai

Nach der Volkszählung 2011 hat Chennai 4.681.087 Einwohner.[6] Damit ist Chennai nach Mumbai, Delhi, Kolkata und Bangalore die fünftgrößte Stadt Indiens. Die Bevölkerungsdichte ist mit 26.903 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr hoch (zum Vergleich: New York City ca. 10.500 Ew./km², Berlin ca. 3.900 Ew./km²). Der Stadtdistrikt Chennai ist der einwohnerstärkste und am dichtesten besiedelte Distrikt Tamil Nadus. Die Einwohnerzahl der Agglomeration Chennai, die mittlerweile deutlich über die administrativen Stadtgrenzen herausgewachsen ist, liegt Schätzungen zufolge bei 7,4 Millionen (2010). Nimmt man die Einwohnerzahl der Agglomeration als Bemessungsgrundlage, ist Chennai noch vor Bangalore die viertgrößte Stadt Indiens.[7]

Wie in allen Metropolen Indiens besteht in Chennai ein großes Maß an sozialer Ungleichheit. Ein beträchtlicher Teil der Stadtbevölkerung lebt unter prekären Bedingungen: Nach der Volkszählung 2001 leben rund 750.000 Einwohner Chennais (17,7 %) der Bevölerung in Slums. Gleichwohl ist der Anteil der Slumbevölkerung aber noch deutlich niedriger als in Mumbai (48,9 %) oder Kolkata (32,5 %).[8] Die Alphabetisierungsquote in Chennai liegt mit 90,3 Prozent deutlich über dem Mittelwert von 74,0 Prozent für Gesamtindien bzw. 80,3 Prozent für Tamil Nadu (Volkszählung 2011).[9] Berücksichtigt man nur die städtische Bevölkerung, liegt die Alphabetisierungsquote in Chennai aber nur knapp über dem Durchschnitt.

Die Hauptsprache in Chennai ist wie in ganz Tamil Nadu das Tamilische. Daneben sind traditionell Telugu sowie unter den Muslimen Urdu verbreitet. Weitere Sprachen werden von Zuwanderern aus anderen Teilen Indiens gesprochen.

Bevölkerungsentwicklung

Durch Geburtenüberschuss und Landflucht nimmt wächst der Ballungsraum Chennai, wie alle indischen Metropolen, rasant an. Da in dem bereits dicht besiedelten Stadtgebiet aber kaum noch Raum für weiteres Wachstum ist, konzentriert sich die Expansion auf den Vorortgürtel, während die Wachstumskurve im eigentlichen Stadtgebiet abflacht. War die Einwohnerzahl der Stadt Chennai zwischen 1991 und 2001 noch um 13,1 % gewachsen, stieg sie im Zeitraum zwischen 2001 und 2011 nur um 7,8 %. Das Bevölkerungswachstum Chennais ist damit deutlich niedriger als der Durchschnitt Tamil Nadus (15,6 %). Dagegen verzeichneten die angrenzenden Distrikte Kanchipuram und Tiruvallur einen starken Anstieg der Einwohnerzahl von 38,7 % bzw. 35,3 %.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1865 handelt es sich um Schätzungen, von 1872 bis 2011 um Volkszählungsergebnisse. Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf die eigentliche Stadt ohne den Vorortgürtel.

Jahr Einwohner
1800 100.000
1820 140.000
1835 235.000
1850 330.000
1865 427.800
1872 397.552
1881 405.848
1891 452.500
1901 509.300
1911 518.700
Jahr Einwohner
1921 526.900
1931 647.300
1941 777.500
1951 1.416.100
1961 1.729.100
1971 2.470.300
1981 3.276.622
1991 3.841.396
2001 4.216.268
2011 4.681.087

Religionen

Nach der Volkszählung 2001 sind von den Einwohnern Chennais 82,3 % Hindus, 8,7 % Christen, 7,6 % Muslime und 1,1 % Jainas.[10] Obwohl die Hindus die deutliche Bevölkerungsmehrheit stellen, ist ihr Anteil niedriger als im Durchschnitt Tamil Nadus, während die religiösen Minderheiten verhältnismäßig stark vertreten sind. Das Christentum ist als Resultat der Kolonialgeschichte in Chennai stark präsent. In der Stadt gibt es eine hohe Dichte an Kirchenbauten, außerdem ist Chennai Sitz des römisch-katholischen Erzbistums Madras-Mylapore, des Bistums Madras der anglikanischen Church of South India sowie des Bistums Chennai der Malankara Orthodox-Syrischen Kirche. Daneben ist Chennai ein wichtiges muslimisches Zentrum. Mit rund 380.000 Muslimen (Volkszählung 2001) beherbergt es die zahlenmäßig größte islamische Gemeinschaft Tamil Nadus. Die meisten Muslime Chennais sind Urdu-sprachige Sunniten. Die Jainas sind wie überall nur eine kleine Minderheit, doch ist die Stadt das wichtige Zentrum dieser Religionsgemeinschaft in dem Bundesstaat: Mehr als die Hälfte aller Jainas in Tamil Nadu lebt in Chennai.

Geschichte

Vor der Stadtgründung

Der Kapaliswarar-Tempel in Mylapore geht auf die Pallava-Zeit zurück

Die Stadt Chennai wurde erst im 17. Jahrhundert als britische Kolonie gegründet, die Geschichte mancher ihrer Stadtteile reicht aber deutlich weiter zurück. Vor allem Mylapore scheint bereits früh ein wichtiger Hafen gewesen zu sein, möglicherweise ist es mit dem im 2. Jahrhundert von dem griechischen Geografen Claudius Ptolemäus erwähnten Manarpha oder Maliarpha identisch. Der christlichen Überlieferung nach soll der Apostel Thomas nach dem Tod Jesu nach Mylapore gekommen sein und um das Jahr 70 auf dem St. Thomas Mount den Märtyrertod erlitten haben. Später diente Mylapore den Pallava-Königen, die im 6. bis 9. Jahrhundert in Kanchipuram residierten, als Hafen. Die Tempel von Mylapore, Tiruvanmiyur und Tiruvottiyur werden bereits im 7./8. Jahrhundert in den shivaitischen Tevaram-Hymnen erwähnt, während die vishnuitischen Alvar-Hymnendichter zur gleichen Zeit den Tempel von Triplicane (Tiruvallikeni) besingen.

Die ersten Europäer in der Gegend von Chennai waren die Portugiesen, die 1523 in Mylapore die Kolonie São Tomé de Meliapore gründeten. Sie errichteten mehrere Kirchen, darunter eine auf dem St. Thomas Mount sowie eine an der Stelle der Grabstätte des Heiligen Thomas, und machten Mylapore zum Bischofssitz. Mit einer Unterbrechung zwischen 1662 und 1687 blieb Mylapore bis 1749 unter portugiesischer Herrschaft.

Kolonialzeit

Madras um 1888
Chennai (Madras). The high courts 1895.

1622 ließen sich die Niederländer 40 Kilometer nördlich des heutigen Chennais in Pulicat nieder. Das heutige Chennai begann 1639 ausgehend von dem Fischerdörfchen Madraspatnam zu wachsen, das von frühen englischen Händlern der Britischen Ostindien-Kompagnie als Ansiedlungsplatz ausgewählt wurde. 1639 wurde der Ostindien-Kompagnie Land zwischen diesen Siedlungsplätzen durch den Nayak von Vandavesi verpachtet, auf dem am Tag des heiligen Georg (23. April) 1640 das Fort St. George, benannt nach dem Schutzpatron Englands und der Kompagnie, fertiggestellt wurde, das als Keimzelle des heutigen Chennai gelten kann.

Zur Zeit der britischen Herrschaft in Indien wurden über das damalige Madras die gesamten Transporte von und nach Südindien abgewickelt, unter anderem für das aus klimatischen Gründen als Garnison bevorzugte Bangalore. Im späten 17. Jahrhundert wurde die Stadt unter ihrem damaligen Namen Madras eine wichtige englische Marinebasis. Im Laufe der Jahre wurde Madras für seine Textilproduktion und als Handelsplatz berühmt.

Bis 1700 hatten die Briten die angrenzenden Territorien erworben (darunter Triplicane und Egmore). Im Laufe des 18. Jahrhunderts breitete sich die Stadt als Hauptstadt der Madras Presidency – die den größten Teil Südindiens umfasste – weiter aus und sog viele umliegende Dörfer auf. Die Franzosen, die sich im etwas weiter südlich gelegenen Pondichéry angesiedelt hatten, griffen die Briten wiederholt an. Den Streitkräften unter Admiral Bertrand François Mahé de La Bourdonnais gelang es am 21. September 1746[11] die Stadt zu erobern. Sie mussten dabei einen erheblichen Teil der Stadt zerstören, um sie unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Robert Clive (1725–1774), zu dieser Zeit ein Sekretär, wurde gefangen genommen, eine Erfahrung, die ihn dazu bewogen haben soll, Feldherr zu werden. Clive gehörte zu den Ersten, die Madras bei der Rückeroberung durch die Briten 1749 wieder betraten. Er machte die Stadt zu seinem Stützpunkt und ließ in der Folge die Befestigungen verstärken. Im Jahre 1759 überlebten die Briten so eine ein Jahr währende französische Belagerung. Die Arbeiten wurden schließlich 1783 beendet. Damals gewann jedoch Kalkutta, das heutige Kolkata, bereits an nationaler Bedeutung und Madras verlor diese.

Bekannte britische Gouverneure von Madras waren unter anderem Elihu Yale (1687 bis 1692), Nathaniel Higginson (1692 bis 1698), Lord Macartney (1780 bis 1785), Sir Archibald Campbell (1785 bis 1789), John Holland (1789) und Henry Pottinger (1847).

Moderne

Die Renaissance der Stadt setzte nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indiens 1947 ein, als sie sich zum Zentrum der tamilischen Filmindustrie und Gründungsort des dravidischen Nationalismus entwickelte. Der Aufstieg der DMK – die im Jahre 1967 die Regierung der Kongresspartei verdrängte und seitdem die Macht mit der rivalisierenden pro-dravidischen Partei, der AIADMK, teilt – hängt zu einem großen Teil mit der Kontrolle der bedeutendsten Filmstudios in Chennai zusammen. Später machte sich M. G. Ramachandran (1917 bis 1987) – Tamil Nadus Filmstar und Ministerpräsident, Millionen Menschen einfach als MGR bekannt – während seiner elf Jahre dauernden Herrschaft dieselbe Propagandaquelle zunutze.

Schäden durch das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 in Chennai, kurz nach der Flut durch den Tsunami.

Heute wird die Stadt in erster Linie von Industrie und Handel beherrscht. Die Metropole, zur Behauptung ihrer vorkolonialen Identität 1996 in Chennai umbenannt (nach dem Fischerdorf Chennaipatnam, aus dem die Stadt einst hervorgegangen war), boomt, seit die indische Wirtschaft sich in den frühen 1990er Jahren unter den Premierministern Rajiv Gandhi (reg. 1984 bis 1989) und P. V. Narasimha Rao (reg. 1991 bis 1996) ausländischen Investitionen geöffnet hat.

Die andere Seite des schnellen wirtschaftlichen Wachstums ist eine städtische Infrastruktur, die kurz vor dem Zusammenbruch steht. Die unglaubliche Armut, das schnelle Bevölkerungswachstum und die Umweltverschmutzung gehören zu den Problemen, denen sich die Stadt im 21. Jahrhundert zu stellen hat.

Chennai wurde vom Erdbeben im Indischen Ozean 2004 und seinen Folgen betroffen, gehörte aber nicht zu den Gebieten, die stark verwüstet wurden, da hier die Wellen des Tsunami nicht so hoch waren. Dabei starben in Chennai 206 Menschen und tausende wurden obdachlos. Der Tsunami zerstörte die Hütten von etwa 1500 Fischern und beschädigte im Hafen hunderte Schiffe und Boote.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Architektur

Beispiel für den indo-sarrazenischen Kolonialstil und Wahrzeichen Chennais: Der Madras High Court
Detail des Valluvar Kottam

Auch wenn Chennai durch das rasante ungeplante Wachstum in großen Teilen eine eher unansehnliche Stadt ist, weist es eine hohe Dichte an architektonisch bedeutsamen Bauwerken aus der Kolonialzeit und modernen Repräsentationsbauten auf. Als eines der Zentren des britischen Empires in Indien ist Chennai Standort von zahlreichen Profanbauten aus der Kolonialzeit. Das älteste britische Bauwerk in Chennai ist das 1640 gegründete Fort St. George. Ein Teil des Komplexes wird immer noch von der indischen Armee genutzt, daneben befinden sich im Inneren der Festung das Fort Museum und die St. Mary's Church (siehe unten). Bis 2010 beherbergte das Fort St. George auch das Parlament des Bundesstaates Tamil Nadu.

Im 19. Jahrhundert entstand in der britischen Kolonialarchitektur der sogenannte indo-sarrazenische Stil, der europäische, indische und islamische Einflüsse in sich vereinte. Das bedeutendste Beispiel für diesen Mischstil in Chennai ist das 1892 erbaute Gebäude des Madras High Court. Der beeindruckende rote Bau mit seinen weithin sichtbaren Kuppeln gilt als Wahrzeichen Chennais. Andere Beispiele für den indo-sarrazenischen Stil der Kolonialzeit sind das Senatsgebäude der University of Madras (1873) an der Strandpromenade, die Gebäude des Government Museum (siehe unten), die Bahnhöfe Chennai Central (1873) und Chennai Egmore sowie das Ripon Building (1913), das heute die Stadtverwaltung beherbergt.

In der Architektur aus der Zeit nach der indischen Unabhängigkeit zeichnen sich zwei gegenläufige Tendenzen ab: Zum einem der Rückgriff auf traditionelle tamilische Bauformen, zum Anderen der internationale Stil. Ersteres wird durch das Valluvar Kottam repräsentiert, ein 1976 fertiggestelltes Denkmal für den Dichterheiligen Tiruvalluvar (den Autor des Tirukkural), das einen traditionellen Tempelwagen nachbildet. Für die internationale Ausrichtung stehen die modernen Bürobauten und Einkaufszentren entlang der Anna Salai (Mount Road) oder auch der 2010 eingeweihte Neubau des Parlamentsgebäudes.

Sakralbauten

Die San Thome Basilica

Als Relikt der Kolonialzeit finden sich in Chennai zahlreiche Kirchenbauten. Die wichtigste ist die San Thome Basilica an der Stelle der angeblichen Grabstätte des Apostels Thomas in Mylapore. Der heutige Kirchenbau wurde 1893 im neugotischen Stil anstelle einer im 16. Jahrhundert von den Portugiesen erbauten Kirche errichtet. Die Kirche fungiert als Kathedrale des römisch-katholischen Erzbistums Madras-Mylapore und wurde 1956 in den Rang einer Basilica minor erhoben. Ebenfalls in Mylapore befindet sich die Luz Church. 1516 von den Portugiesen erbaut, ist dieser kleine Barockbau die älteste Kirche Chennais. Eine christliche Pilgerstätte ist der St. Thomas Mount in dem gleichnamigen Vorort südlich von Chennai. Auf dieser kleinen Anhöhe soll der Heilige Thomas den Märtyrertod erlitten haben.

Die 1680 im Stil des englischen Klassizismus erbaute St. Mary's Church im Fort St. George war das erste anglikanische Gotteshaus auf indischem Boden. Ebenfalls im klassizistischen Stil gehalten sind die 1815 erbaute St. George's Cathedral, die Hauptkirche der Church of South India, und die St. Andrew's Kirk in Egmore (1821), die mit ihrem ionischen Portikus der Kirche St. Martin-in-the-Fields in London nachempfunden ist. Eine Erwähnung verdient ferner die Armenische Kirche aus dem Jahr 1772.

Der bedeutendste unter den zahlreichen Hindutempeln Chennais ist der dem Gott Shiva geweihte Kapaliswarar-Tempel in Mylapore. Er ist im Dravida-Stil erbaut und verfügt über einen 37 Meter hohen, mit üppigem Figurenschmuck verzierten Gopuram (Torturm). Auch wenn der Tempel in seiner heutigen Bausubstanz deutlich jünger sein dürfte, war er bereits im 7. Jahrhundert ein wichtiges Heiligtum. Eine ähnlich weitreichende Geschichte hat der vishnuitische Parthasarathy-Tempel in Triplicane, der auf das 8. Jahrhundert zurückgeht. Er ist dem Gott Krishna in seiner Gestalt als Wagenlenker Arjunas, in der er im Mahabharata-Epos auftritt, geweiht. Der Parthasarathy-Tempel gehört zu den 108 Divya Desams oder heiligen Orten des tamilischen Vishnuismus.

Die wichtigsten Moscheen in Chennai sind die 1810 erbaute Thousand Lights Mosque an der Anna Salai und die Wallajah Mosque (1795) in Triplicane.

Strände und Parks

Fischerboote am Marina Beach

Der Stadtstrand Chennais ist der Marina Beach. Mit 13 Kilomtern Länge ist der Sandstrand einer häufig kolportierten (wenn auch zweifelhafen) Aussage zufolge der zweitlängste Strand der Welt. An seiner breitesten Stelle ist der Marina Beach über 400 Meter breit. Vor allem abends und am Wochenende suchen große Zahlen an Einwohnern Chennais den Strand zum Flanieren auf. Der große Besucheransturm führt zunehmend zur Vermüllung des Strandes. Den Marina Beach säumt eine Reihe von Statuen von Persönlichkeiten aus der gesamtindischen Geschichte und der Geschichte Tamil Nadus. Am Nordende des Strandes befinden sich die monumentalen Grabdenkmäler der Politiker C. N. Annadurai und M. G. Ramachandran. Weiter südlich im Stadtteil Beasant Nagar befindet sich ein zweiter Sandstrand, der Elliot Beach. An dem Strand steht ein Denkmal für den niederländischen Seemann Karl Schmidt.

Chennai ist im Allgemeinen recht arm an Grünanlagen. Ein größerer Park befindet sich aber auf dem Gelände des Hauptquartiers der Theosophischen Gesellschaft in Adyar. Außerdem beherbergt Chennai sogar einen Nationalpark innerhalb seiner Stadtgrenzen. Der 2,8 Quadratkilometer große Guindy National Park in Guindy im Süden Chennais ist ein Überrest der immergrünen Trockenwälder, die ursprünglich das Hinterland der Koromandelküste bedeckten. Der Nationalpark bietet Lebensraum unter anderem für Hirschziegenantilopen, Axishirsche und Schakale. Ein zoologischer Garten, der Arignar Anna Zoological Park, befindet sich im Vorort Vandalur 30 Kilometer südlich von Chennai.

Museen

Government Museum in Egmore

Auf dem Gelände in der Pantheon Road in Egmore sind heute zahlreiche Kunstgalerien und Museen angesiedelt. Das 1857 gegründete Government Museum verfügt über Abteilungen für Anthropologie, Archäologie, Botanik, Geologie, Numismatik, Plastiken und Zoologie. Es zeigt Stücke aus der südindischen Vorgeschichte, von der Indus-Kultur, aus dem buddhistischen Zentrum in Amaravati aus dem zweiten Jahrhundert, Schnitzereien hinduistischer, buddhistischer und jainistischer Götter, südindische Musikinstrumente, Schmuck und bronzene Götterbildnisse aus der Pallava- und Chola-Periode zwischen dem neunten und 12. Jahrhundert. Die National Art Gallery residiert in einem prächtigen rosa Sandsteingebäude im Jaipuri-Jaina-Stil und präsentiert indische Malerei einschließlich der Rajputen- und Mogulschulen. Des Weiteren finden sich im Pantheonkomplex die Contemporary Art Gallery, die 1896 erbaute Connemara Library, das runde rote Museum Theater und das Children's Museum.

Im Fort Museum innerhalb des Fort St. George werden interessante Stücke aus der Geschichte Chennais gezeigt. Das Gebäude, in dem sich das Museum befindet, wurde 1795 erbaut und beherbergte ursprünglich die Madras Bank. Ausgestellt sind Waffen, Münzen, Medaillen, Uniformen und andere Gegenstände aus der Kolonialzeit.

Musik, Tanz und Film

Bharatanatyam-Tänzerin in Chennai

Chennai ist ein wichtiges Zentrum der Karnatischen Musik. In den Hindutempeln wird klassischer indischer Tanz dargeboten. Jedes Jahr findet ab Dezember die Madras Music Season statt, ein Festival, in dem fünf Wochen lang in zahlreichen kleinen und großen Konzertveranstaltungen sowohl etablierte Stars als auch Nachwuchstalente der klassischen südindischen Musik auftreten. Das Festival wurde 1927 anlässlich der Gründung der Madras Music Academy ins Leben gerufen, die bis heute eine bedeutende Ausbildungsstätte für diese Musikrichtung ist.[12]

Neben der Musik wird in Chennai auch die klassische südindische Tanzform Bharatanatyam gepflegt. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die in Chennai im Umfeld der Theosophischen Gesellschaft wirkende Tänzerin Rukmini Devi Arundale maßgeblichen Anteil zur Renaissance des Bharata Natyam. Auf sie geht auch die Gründung der Kalakshetra Academy zurück, die sich der Lehre des Bharata Natyam verschrieben hat.

Chennai ist der Standort der tamilischen Filmindustrie. In den Studios im Stadtteil Kodambakkam entstehen durchschnittlich drei Filme pro Woche, die einen Umsatz von jährlich 23 Millionen Rupien produzieren (Stand 2005). Damit gehört der tamilische Film neben dem Hindi-Film und dem Telugu-Film zu den drei größten indischen Regionalfilmindustrien. Von der Popularität des Films zeugt auch die Zahl von 125 Kinos in Chennai.[13] In Anlehnung an Hollywood und Bollywood wird der tamilische Film nach seinem Entstehungsort Kodambakkam auch Kollywood genannt.

Sport

Match der Chennai Open

Die populärste Sportart ist in Chennai wie in ganz Indien Cricket. Die Stadt ist Heimat der Chennai Super Kings, einer der Spitzenmannschaften der Indian Premier League. Sowohl die Chennai Super Kings als die First-Class-Cricket-Auswahl des Bundesstaates Tamil Nadu tragen ihre Heimspiele im 50.000 Zuschauer fassenden M. A. Chidambaram Stadium im Stadtteil Chepauk aus. 1916 errichtet, ist es eines der ältesten Cricketstadien Indiens. Ein weiterer wichtiger Cricket-Austragungsort ist der Chemplast Cricket Ground auf dem Campus des IIT Madras. Das Jawaharlal Nehru Stadium mit 40.000 Plätzen wird für Leichtathletikveranstaltungen und Fußballspiele genutzt. Es ist Heimspielstätte des erfolgreichsten Fußballvereins von Tamil Nadu, Indian Bank Chennai, der 1996 Gründungsmitglied der National Football League war, derzeit (Spielzeit 2010/11) aber nur noch zweitklassig ist. Die Chennai Veerans sind der erfolgreichte Feldhockeyverein Tamil Nadus.

Das Tennistournier Chennai Open gehört zur ATP World Tour 250 und ist als einziges Tennistournier Indiens Teil der ATP-Tour. Es wird im 5000 Plätze umfassenden Tennisstadion im Stadtteil Nungambakkam ausgetragen. Der Guindy Race Course für Pferderennen existiert seit 1777. Motorsport-Events werden auf der Autorennbahn in Irungattukottai bei Chennai abgehalten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Gegründet als Handelsstützpunkt der Britischen Ostindischen Kompanie im frühen 17. Jahrhundert, ist Chennai heute ein großes Industrie- und Geschäftszentrum. Die wichtigsten Handelszentren in Chennai sind Parrys Corner und T. Nagar.

Als Stadt am Ozean haben seine Häfen zu seiner Entwicklung beigetragen. Chennai, das auch „das Detroit Indiens“ genannt wird, erzeugt über 40 Prozent der indischen Automobilproduktion, ist seit langer Zeit ein traditionelles Zentrum der indischen Automobilindustrie und hat diese Position in den letzten Jahren ausgebaut. Große Firmen wie BMW, Hyundai, Ford Motor Company, Ashok Leyland, TVS Motors, Honda und Madras Rubber Factory haben Fabriken in und um Chennai. Außerdem ist fast 90 Prozent der indischen Automobil-Zulieferindustrie hier angesiedelt – insbesondere um das Ambattur-Padi Industriegebiet.

Andere große Industrien sind Leder-, Textil- und Chemieindustrie, einschließlich Erdölverarbeitung.

Tidel Park, Chennai.

Seit 2004 ist die Stadt zusammen mit Bangalore und Hyderabad als ein wichtiges Zentrum für die Softwareentwicklung in Indien hervorgetreten. Die Old Mahabalipuram Road wird heute der „IT-Korridor“ genannt und wurde ein Wunschziel für IT-Firmen. Diese Entwicklung erhielt einen weiteren Schub durch die Anlage des IT-Komplexes „Tidel Parks“ durch TIDCO im Auftrag der Regierung von Tamil Nadu. Das neueste ist die „Mahindra Tech City“ nahe den Randgebieten der Stadt, wo alle wichtigen IT Firmen ein Entwicklungszentrum unterhalten.

In der Stadt arbeiten folgende internationale Unternehmen und Banken: ABN AMRO, AdventNet, Akmin Technologies, Alcatel-Lucent, American Megatrends, Caritor, Cognizant, Covansys, Daimler India Commercial Vehicles , dotCue, EDS, Ford Motor Company, Hindustan Computers, Hewlett Packard, IBM, Infosys, Polaris Software Lab Limited, Saksoft, Satyam Computer Services, Schwing, Tata Consultancy Services, Temenos, Thinksoft, Wipro Technologies und die Weltbank.

Auch nationale Filmindustrie (siehe unten) und internationales Verlagswesen sind zu nennen.

Verkehr

Bus der Metropolitan Transport Corporation (MTC).

Chennai verfügt über ein relativ großes und weitverzweigtes öffentliches Nahverkehrswesen, das zwar sehr leistungsfähig, aber zeitweise trotzdem überlastet ist.

Der Busverkehr wird von der staatlichen Metropolitan Transport Corporation (MTC) betrieben. Vor kurzen wurde mit dem Zentralen Mofussil Busbahnhof (Central Mofussil Bus Terminus, CMBT) in Koyambedu der größte Busbahnhof Südasiens eröffnet. Von ihm fahren alle Überlandbusse in Chennai ab.

Darüber hinaus können in Chennai private Taxis und Autorikschas genutzt werden. Es wird empfohlen, vor der Fahrt einen fairen Fahrpreis zu vereinbaren. Des weiteren können Automobile auch mit Fahrer zu festen Preisen gemietet werden, was teurer, aber zuverlässiger und sicherer ist.

Chennai ist die den südostasiatischen Geschäftszentren am nächsten gelegene indische Stadt.

Eisenbahn

Von Chennai aus gibt es sehr gute Verbindungen zu allen wichtigen Städten des Landes mit der Indischen Eisenbahn. Chennai Central und Chennai Egmore sind die zwei wichtigsten Bahnhöfe. Vom Bahnhof Chennai Egmore fahren die Züge fast ausschließlich in die südlichen Landesteile.

Das Vorortbahnsystem besteht aus drei Linien, die die Vororte Tambaram, Avadi und Ennur (Ennore) mit Chennai Central verbinden.

  • Chennai Central – Avadi (weiter Richtung Westen nach Arakkonam)
  • Chennai Central – Ennore (weiter Richtung Norden nach Gummidipoondi)
  • Chennai Beach – Tambaram (weiter Richtung Süden nach Chengalpattu).

Es bestehen Zugverbindungen zwischen Chennai Beach und Avadi/Ennore. Stand 2008 sind die Arbeiten bis nach Velachery vorangekommen.

Chintadripet Metro Station des MRTS

Das Massenschnelltransitsystem (MRTS) befindet sich erst im Aufbau. Es folgt aufgeständert dem Buckingham Canal und wird schon zwischen dem Bahnhof Chennai Beach und Tiruvanmiyur, einem südlichen Vorort, betrieben. Es gibt Pläne, die Linie bis Taramani zu verlängern und mit der Vorortbahnlinie Chennai Beach – Tambaram an der St. Thomas Mount Station zu verknüpfen.

Die Chennai Metro befindet sich derzeit im Bau.

Luftverkehr

Chennai International Airport aus der Luft

Die Stadt verfügt über einen großen internationalen Flughafen, den Chennai International Airport. Taxifahrten von dort in die Stadt können zu festen Preisen an einem Schalter vor der Ankunftshalle gebucht werden.

Schiffsverkehr

Die Stadt hat zwei große Häfen, Hafen Chennai und Hafen Ennore.

Medien

Die Filmindustrie in Kollywood – benannt nach dem Stadtteil Kodambakkam in Chennai – gehört nach Bollywood in Mumbai zu den wichtigsten in Indien. Allerdings werden in Chennai nur 50 bis 100 Filme im Jahr produziert. In der weltgrößten Filmindustrie in Mumbai sind es zum Vergleich 900. Die Struktur der in Kollywood hergestellten Filme ist der in Bollywood sehr ähnlich. Doch zeichnen sich Kollywoodfilme durch die Sprache Tamil, durch mehr Innovationsfreude bei geringeren Herstellungskosten und mehr Martial-Arts-Elemente aus.

Bildung

Die University of Madras (Universität von Madras) wurde 1857 gegründet und ist damit eine der ältesten Universitäten Indiens. Der Hauptcampus liegt gegenüber dem Marina Beach. Es gibt drei weitere Campus in Chepauk, Guindy und Taramani. 2002 gingen alle technischen Colleges der Universität an die Anna University über.

Anna University Campus 2006.

Die Anna University (Anna Universität) gehört zu den wichtigsten Technischen Universitäten Indiens. Sie wurde am 4. September 1978 unter dem Namen Perarignar Anna University of Technology (PAUT) gegründet und trägt seit 1982 den heutigen Namen. Der Hauptcampus liegt im Südteil Chennais und umfasst mehr als 40 Hektar. Das Madras Institute of Technology in Chrompet bildet den zweiten Campus mit über 20 Hektar. Der dritte Campus ist in Taramani. Der Anna University Amendment Act von 2001 vereinte mit mehr als 225 Colleges fast alle Technischen Colleges des indischen Bundesstaates Tamil Nadu unter dem Dach der Anna University. Das wichtigste College der Universität ist das College of Engineering, Guindy (CEG), aus dem die Universität hervorging, das 1794 als Vermessungsschule gegründet wurde und damit das zweitälteste College für Ingenieurwesen der Welt ist.

Das Indian Institute of Technology, Madras (IIT Madras) ist das drittgrößte der sieben Indischen Institute für Technologie, einer der Hauptbildungseinrichtungen für Ingenieurwesen in Indien. Es wurde 1959 gegründet und hat heute fast 360 Fakultäten mit 4000 Studenten und 1250 Angestellte. Das Institut bietet Undergraduate, Postgraduate und Forschungs-Diplome in 15 Disziplinen in Ingenieurwesen, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Management an. Der private Campus von 240 Hektar, der zu 75 Prozent aus Parklandschaft besteht, schließt an den Guindy Nationalpark an und verfügt über eine reiche Population an Rotwild, Hirschziegenantilopen und vielen anderen Wildtieren.

Die Bildungsangebote sind reichhaltig:

Gebäude der Deutschen Schule Chennai

Neben den zwei größten und bekanntesten Universitäten in Chennai existieren auch eine ganze Reihe von Colleges und Schulen. Die bekanntesten Schulen sind die American International School und die German International School (Deutsche Schule Chennai - DSC). Letztere eröffnete als erste bilinguale Schule in Chennai im Januar 2010 Kindergarten und Vorschule und befindet sich derzeit im weiteren Aufbau. In den kommenden Jahren wird die deutsch- und englischsprachige Bildungseinrichtung sukzessive erst um Primary School und anschließend Secondary School erweitert, welche ebenso wie die Prüfung zum internationalen Abitur auf dem Bayerischen Curriculum basieren [1].

Weiterhin gibt es eine Vielzahl von Colleges und Instituten:

Sri Venkateswara College of Engineering (Sriperumbudur), Pachaiappa College (Poonamalee High Road), National Institute for Fashion Technology (NIFT), The Madras School of Social Work (Egmore), Vivekananda College, The New College (Royepettah), Kandaswamy Naidu College (Anna Nagar), Kilpauk Medical College (Kilpauk), Madras Medical College, Stella Maris College for Women, Ethiraj College for Women, Queen Mary's College for Women, Meenakshi College for Women, Quaid-e-Millet College for Women, Y M C A College of Physical Education (Nandanam), Anna Adarsh College for Women, D G Vaishnav College, M O P Vaishnav College for Women, Guru Nanak College, Saveeetha Engineering College, MNM Jain Engineering College, KCG College of Technology, Thangavelu Engineering College, Central Instructional Media Institute (CIMI) (Guindy), das Institute of Mathematical Sciences Chennai (IMSC) und das Chennai Mathematical Institute (CMI).

Das Loyola College ist ein Undergraduate College und wurde 1925 von dem Jesuiten Francis Bertram gegründet. Es gilt als eines der besten Kunstcolleges Indiens. Unter dem Namen Stanley Medical College sind das Government Stanley Medical College und das Government Stanley Hospital bekannt. Sie gehören zu den ältesten medizinischen Ausbildungsstätten. Der Ursprung dieser Institution ist die 1740 von der Britischen Ostindien-Kompagnie gegründete medizinische Einrichtung. Das mit dem College verbundene hoch angesehene Stanley Hospital verfügt über 1271 Betten und Operationsmöglichkeiten für 4312 Patienten am Tag. Das Institut für plastische Chirurgie und Wiederherstellung von Handverletzungen gehört zu den besten in Südostasien. Das Crescent Engineering College (Halbmond College für Ingenieurwesen) wird von der All India Islamic Foundation unterhalten. Es wurde 1984 durch die Bundesregierung von Tamil Nadu als islamisches Minderheitencollege gegründet und bietet Technische Undergraduate- und Postgraduate-Abschlüsse an. Das 1948 gegründete Central Leather Research Institute (CLRI, Zentrales Lederforschungsinstitut) unter dem Dach des Council of Scientific and Industrial Research (CSIR of India der ist das weltgrößte Forschungs- und Entwicklungsinstitut in diesem Spezialgebiet. Das 1970 als Non-Profit-Organisation gegründet Institute for Financial Management and Research (IFMR, Institut für Finanzmanagement und -forschung) wird von der Industrie finanziert, ist von der indischen Regierung als sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut anerkannt und bietet Abschlüsse in Finanzwirtschaft und Ökonomie.

Ein Einkaufszentrum im Stadtteil Egmore

Das bekannteste Institut im Bereich der Tiermedizin TANUVAS, Tamil Nadu Veterinary and Animal Science University, geht auf eine Gründung im Jahr 1876 zurück.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Am 26. Dezember 1908 verstarb der bedeutende deutsche Indologe Richard Pischel auf der Reise nach Kalkutta, wohin er als Gastwissenschaftler eingeladen worden war, im damaligen Madras.

In der Nähe von Chennai fiel Rajiv Gandhi, Sohn von Indira Gandhi, am 21. Mai 1991 während einer Wahlveranstaltung einem Attentat zum Opfer.

Einzelnachweise

  1. vgl. University of Madras_ Tamil lexicon, [Madras]: University of Madras, 1924-1936, Eintrag சென்னபட்டணம் ceṉṉa-paṭṭaṇam".
  2. Henry Yule: Hobson-Jobson. A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Words and Phrases,' London 1903, Stichwort "Madras".
  3. Know India: Districts : Tamil Nadu
  4. Website der Chennai Metropolital Development Authority
  5. Website der Stadtverwaltung von Chennai: Zone Details.
  6. Census of India: Provisional Population Totals at a Glance Figure: 2011: Tamil Nadu, S. 16.
  7. World Gazetteer: Indien (Ballungsräume).
  8. Census of India 2001 (Provisional) Slum Population in Million Plus Cities (Municipal Corporations): Part A.
  9. Census of India: Provisional Population Totals at a Glance Figure: 2011: Tamil Nadu, S. 22.
  10. Census GIS India
  11. vintage-maps.com: A Plan of Madras and Fort St. George (englisch), abgefragt am 19. September 2010
  12. The Hindu, März 2005, abgerufen 22. Mai 2011
  13. Millennium 3 Chennai: History of Tamil Film Industry.
Commons: Chennai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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