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Südschleswig

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Südschleswig (dänisch: Sydslesvig) ist die Bezeichnung für den südlichen, heute deutschen Teil Schleswigs (dänisch: Sønderjylland) , der sich zwischen Eider und deutsch-dänischer Grenze im Norden Schleswig-Holsteins befindet.

Geschichte

Südschleswig ist der heute deutsche Teil Schleswigs, das seit 1386 in fester staatsrechtlicher Verbindung mit Holstein stand und durch den Vertrag von Ripen 1460 mit Dänemark durch eine Personalunion verbunden war (Sekundogenitur). Schleswigs Stellung zwischen Deutschland und Dänemark war seit sich die Nationalstaaten ausbildeten wiederholt umstritten. Da die völlig Einbeziehung dem Vertrag von Ripen widersprochen hätte, wurde Schleswig formal von der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen verwaltet. Bester Beweis für den umstrittenen staatsrechtlichen Status beider Landesteile ist die Absetzung des Sylter Landvoigts und Juristen Uwe Jens Lornsen aus Keitum allein deshalb, weil er 1830 eine Abhandlung über eine schleswig-holsteinische Verfassung veröffentlichte. Lornsen wurde durch ein dänische Gericht wegen Hochverrats verurteilt.

Als König Christian VIII. Schleswig 1848 zum Teil des dänischen Nationalstaates erklärte, begehrten weite Teile der schleswigschen Bevölkerung, wohl aus unterschiedlichen Beweggründen, aber mit Unterstützung Preußens dagegen auf. Die deutsche Mehrheit der Bevölkerung forderte darüber hinaus insbesondere den Anschluß Schleswigs an den Deutschen Bund. Wenn auch zunächst nur teilweise mit Erfolg: bestätigt durch das Londoner Protokoll (1851), wurde zwar die Selbständigkeit Schleswigs gewahrt, Schleswig am 2. Oktober 1855 jedoch unter Friedrich VII. in die gesamtstaatliche Verfassung Dänemarks einbezogen.
Erst die wiederholte Mißachtung der Selbständigkeit Schleswigs führte 1864 zum Deutsch-Dänischen Krieg, nach dem Schleswig an Preussen fiel und ab 1869 gemeinsam mit Holstein die preußische Provinz Schleswig-Holstein bildete.

1920 kam es in Schleswig zu einer Volksabstimmung. Nach einer En-bloc-Abstimmung in der 1. Zone, deren Grenze von Dänemark definiert und möglichst weit gen Süden durchgesetzt wurde, fiel diese nördlichste Zone Nordschleswig an Dänemark und ist seitdem dänisch. Die 2. Zone entschied sich für Deutschland, wobei anders als in der 1. Zone nicht en bloc, sondern gemeindeweise abgestimmt wurde, da Dänemark die Hoffnung hatte, so weitere Gebietsgewinne zu verzeichnen. In der 3. Zone wurde nach der eindeutigen Entscheidung in der 2. Zone keine Abstimmung mehr durchgeführt. Der südliche Teil Schleswigs, der aus der 2. und 3. Abstimmungszone sowie den für eine Abstimmung nicht vorgesehenen südlichen Landstrichen Schleswigs bestand, blieb bei Deutschland und bildet zusammen mit dem Landesteil Holstein heute das Land Schleswig-Holstein.

Es gibt heute jeweils zwei Bedeutungen für die Bezeichnung Schleswig (dänisch: Sønderjylland): historisch korrekt ist sowohl unter der deutschen als auch unter der dänischen Bezeichnung für die Region das gesamte (historische) Schleswig zu verstehen, wohingegen die deutsche Verwaltung und Öffentlichkeit unter Schleswig heute nur noch den südlichen Teil des alten Schleswig, der heute den nördlichen Teil des Bundeslandes Schleswig-Holstein bildet, verstehen, und die dänische Öffentlichkeit, wenn sie von Sønderjylland spricht, das Amt Sønderjylland (Nordschleswig) meint.

Die Grenze zwischen den beiden Landesteilen Südschleswig und Holstein ist die Eider. Bis 1864 war die Eider noch Grenze zwischen dänisch verwaltetem Gebiet und dem Deutschen Bund.

Geografie

Südschleswig erstreckt sich von der Eider bis zur Flensburger Förde und besteht aus den Kreisen Schleswig-Flensburg, Flensburg und Nordfriesland und dem nördlichen Teil des Kreises Rendsburg-Eckernförde. An der Ostseeküste liegen die Landschaften Angeln (zwischen Flensburger Förde und Schlei), Schwansen (zwischen Schlei und Eckernförder Bucht) und Dänischer Wohld (zwischen Eckernförder Bucht und Kieler Förde). Damit ist alles, was nördlich der Eider und – zwischen Kiel und Flemhuder See – nördlich des Nord-Ostsee-Kanals liegt, Südschleswig. Früher war der Eiderkanal die weitere Grenze. Strittig ist, ob die Stadt Rendsburg noch zu Südschleswig gehört: Die Altstadt liegt auf einer Eiderinsel, ein Teil der Stadt jedoch auch südlich der Eider. Helgoland ist als friesische Insel südschleswigsch , die Insel Fehmarn dagegen heute Holstein zuzurechnen. Im 19. Jahrhundert gab es eine deutsch-dänische Kommission, die den Grenzverlauf offiziell klären sollte. Diese konnte sich jedoch nicht einigen.

Historischer Hauptort ist die Stadt Schleswig, die auch Hauptstadt Schleswig-Holsteins bis 1945 war, heute wird die Rolle des Oberzentrums jedoch von Flensburg wahrgenommen.

Sprachen

In Südschleswig wird neben Hochdeutsch auch Niederdeutsch, Dänisch, Sønderjysk und Friesisch gesprochen. Denn im Landesteil leben gleich zwei autochthone Minderheiten Deutschlands: die Friesen und die Dänen. Neben der Lausitz mit den Sorben ist Südschleswig also auch von europäischer Bedeutung auf diesem Feld.

Viele Ortsnamen im östlichen Landesteil sind dänischer, viele im westlichen friesischer Herkunft. Daher haben viele Ortsnamen neben der deutschen auch eine dänische oder friesische Form. Siehe auch: Schleswigsche Ortsnamen

Politik

Südschleswig ist politisch interessant, da neben den deutschen Parteien auch der SSW als Regionalpartei und Vertretung der Dänen antritt. Nach SPD und CDU ist der SSW drittstärkste Partei im Landesteil. Neben dem SSW findet sich an der Westküste zudem noch die Wählergemeinschaft Nordfriesland (WG-NF), die auch im Kreistag Nordfrieslands vertreten ist.

Wirtschaft

Südschleswig ist eine strukturschwache Region. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Landwirtschaft und der Tourismus ein. Gerade Nordfriesland und die Schleiregion sind beliebte Urlaubsziele. In Flensburg und Rendsburg bestehen größere Werftbetriebe.

Religion

Über 60 % der Südschleswiger sind Mitglied der evangelischen Kirche (Nordelbische Kirche). Daneben gibt es Katholiken, Dänische Protestanten, Freikirchler, Muslime und Juden.

Region

Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu förden, wurde 1997 der Regionalrat Schleswig-Sønderjylland gegründet (Vereinbarungstext: [1]). Im Regionalrat arbeiten auf deutscher Seite die Kreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, die Stadt Flensburg und auf dänischer Seite das Amt Sønderjylland zusammen. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde ist dem Regionalrat nicht beigetreten.