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Steinerne Rinne

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Eine Steinerne Rinne im engeren Sinne ist ein Bach, der in einem Hochbett aus Kalktuff fließt. Dieses kann sich mehr als 5 m über dem Niveau des angrenzenden Bodens befinden. Steinerne Rinnen sind seltene Geotope (d. h. geologische Naturdenkmäler), die sich vor allem in bayerischen Wäldern befinden, bevorzugt in der fränkischen Alb mit ihrem Kalkstein aus der Jurazeit.

Entstehung

Steinerne Rinnen entstehen aus der Abscheidung von Kalk aus dem fließendem Bachwasser. Dazu muß karbonatreiches (d. h. kalkreiches) Wasser an einem Waldhang an die Oberfläche treten. Dort gibt das Quellwasser einen Teil des in ihm gelösten Kohlendioxides ab (durch Druckentlastung, Wassererwärmung sowie wegen Kohlendioxidentzug durch Pflanzen, vor allem Algen). Nun ist jedoch der im Wasser vorhandene Kalk als Kalziumhydrogenkarbonat, also Ca(HCO3)2, gelöst, welches durch den Entzug des CO2 wieder als unlöslicher Kalk (Kalziumkarbonat, CaCO3) ausfällt, nach folgender Reaktion:

Ca(HCO3)2 → CO2 + H2O + CaCO3

Der ausfallende Kalk setzt sich nun im Bachbett ab und bildet den emporwachsenden Kalktuff (auch Travertin genannt). Da die Kalkausfällung auch heute noch anhält, können Steinerne Rinnen unter günstigen Bedingungen um 1 bis 2 cm jährlich wachsen.

Vorkommen

Steinerne Rinnen gibt es in bzw. bei

Begriffliche Abgrenzung

Keine steinernen Rinnen im engeren Sinne wie in diesem Artikel behandelt sind:

  • Bäche, die sich durch Erosion eine „Rinne“ in den Fels gegraben haben, so z. B. die in die Mauthner Klamm mündende „steinerne Rinne“ in Kärnten;
  • die Steinerne Rinne im Kaisergebirge in Österreich, ein ebenfalls durch Erosion entstandener tiefer Einschnitt zwischen den aufstrebenen Felswänden von Fleischbank und Predigtstuhl;
  • die „steinerne Rinne“ im Kreis Herzogtum Lauenburg, eine in der letzten Eiszeit entstandene Schmelzwasserrinne, die mehrere Waldseen verbindet; am 10. September 2004 wurde daraus das 207 ha große Naturschutzgebiet Steinerne Rinne und Melchower Holz eingerichtet;
  • die Steinerne Renne bei Wernigerode im Harz, ein kaskadierend über viele Felsbrocken fließender Bach.

Literatur

  • Baier, Alfons: Die "Steinerne Rinne" am Berg südlich Erasbach/Opf. Eine Untersuchung zur Hydrogeologie und -chemie des Seichten Karstes. Mit 17 Abb. und 2 Tab. im Text und Taf. 13-15, in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern und angerenzende Gebiete 52 (2002,1-4), S. 139-194.
  • Voigtländer, W.: Eine "Steinerne Rinne" auf der Baun-Alm bei Bad Tölz, in: Jahrbuch zum Schutz der Alpenpflanzen und -tiere 32 (1967), S. 86-93.