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Thor Heyerdahl

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Thor Heyerdahl (* 6. Oktober 1914 in Larvik, Norwegen; † 18. April 2002 in Colla Michari, Italien) war ein norwegischer Anthropologe, Zoologe, Geologe, Ethnologe, Botaniker und Abenteurer.

Expeditionen

Fatu Hiva

Zwölfmonatige zoologische Felduntersuchung auf Fatu Hiva, Marquesas-Gruppe (1937 - 1938). Heyerdahl findet steinerne Statuen, die Ähnlichkeiten mit Statuen in Südamerika haben. Diese Statuen ändern sein Leben. Er hat jetzt eine Aufgabe, die Aufgabe gefunden, die sein weiteres Leben bestimmen wird.

British Columbia

Expedition in Nordwest Amerika (1940-1941). Heyerdahl werden Fotos gezeigt, die ihn an Fatuhiwa erinnern. Bilder von Menschen, Felszeichnungen, Steinäxten und Götterfiguren. Aber die stammen aus dem Bella-Coola-Tal (British Columbia) an Nordamerikas Westküste. Heyerdahl schaut sich einen Globus an, der Philipinenstrom (Japanstrom) geht von Asien Richtung Nordwestamerika und biegt dann ab nach Hawaii und Polynesien. Außerdem unterstützt noch der Passatwind eine Fahrt von Nordwestamerika nach Polynesien.

Von Entdeckern und Forschern wurde bereits öfters auf die Ähnlichgkeiten zwischen Polynesien und der Nordwestküste Amerikas hingewiesen. Bis jetzt konnte man sich dies nicht erklären. Man war sich aber ziemlich einig, dass eine Verbreitung von Polynesien nach Nordwestamerika nicht in Frage kam. An eine Wanderung in umgekehrter Richtung war bis dahin noch gar nicht gedacht worden.

Weitere Übereinstimmungen von Polynesien und der Nordwestküste Amerikas: keine Keramik; keine Webarbeiten; Erdöfen zur Speisenbereitung; Kleidung aus Rinde, in Wasser aufgeweicht und dann mit Schlegeln geklopft; Steinäxte; Angelhaken; Streitkeulen; Musikinstrumente; seetüchtige Doppelkanus; Gebrauchsgegenstände; Sitten und Gebräuche.

Im Herbst 1949 fand in New York der XXIX. Internationale Amerikanistenkongress statt. Die Archäologen Ekholm und Heine-Geldern arrangierten eine Ausstellung. Sie bewies unter anderem, daß die eigentümlichen Angelhaken aus Knochen, Muscheln und Stein der Polynesier nahezu identisch waren mit solchen, die an der Pazifikküste Nord- und Südamerikas ausgegraben wurden.

Kon-Tiki

Bekannt wurde er durch seine Kon-Tiki-Expedition im Jahre 1947. Diese Expedition zeigte, dass es keine technischen Gründe gab, die die Einwohner Südamerikas von der Besiedelung Polynesiens abhielten. Heyerdahl hat nie behauptet, dass eine Besiedelung Polynesiens von Asien aus unmöglich ist. Ihn störte nur, das dies gegen die Fliessrichtung des Humboldtstromes und gegen den Passatwind erfolgt sein sollte. Heyerdahl´s Theorie geht von zwei Hauptbesiedelungswellen aus. Von Südamerika aus, mit der starken Strömung des Humboldtstrom und mit dem Passatwind westwärts nach Polynesien. Von Südostasien aus, dem Japanstrom folgend, über Britisch-Columbia nach Hawaii und von dort aus nach Polynesien.

Bei der Expedition gingen Heyerdahl und ein kleines Team nach Südamerika, um dort aus frisch gefällten Baumstämmen (Balsa-Holz) und anderem dort heimischen Material ein Floß zu bauen, mit dem sie den Pazifischen Ozean nach Polynesien überquerten. Die einzige moderne Ausrüstung an Bord waren Funkgeräte. Ihre Nahrung fingen sie im Meer. Der Dokumentarfilm über die Expedition wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Siehe Kon-Tiki.

Heyerdahl weist nach, daß ein Floß aus frisch geschlagenem Balsaholz ca. zwei Jahre schwimmfähig ist. Heyerdahl ist Wiederentdecker der vergessenen Kunst, ein Floß perfekt steuern zu können. Mit Hilfe von Segel und Guaras (Steckschwertern) ist es möglich, sämtliche Richtungs- und Wendemanöver auszuführen und auch gegen den Wind zu kreuzen. (vor Ekuador 1953)

Im August 1952 wurde in Cambridge der XXX. Internationale Amerikanistenkongreß eröffnet. Heyerdahl wurde eingeladen, da man den jungen Aufrührer mit Argumenten duchlöchern wollte. Nur wenige zweifelten daran, daß dies seine erste und letzte Begegnung mit der internationalen Fachwelt sein würde. Die meisten Gelehrten waren erstaunt, daß ein primitiver Floßfahrer sich wie ein Akademiker ausdrücken konnte. Und er beendete unter Beifall seinen ersten Vortrag. Nach dem dritten Vortrag erklärte der kanadische Anthropologe Professor Ruggles-Gates, daß die letzten Ergebnisse der Blutforschung für die Richtigkeit der Auffassung Heyerdahls sprachen. Der Diskussionsleiter der Vorträge, der dänische Wissenschaftler Professor Kaj Birket-Smith, eigentlich kein Freund von Heyerdahls Theorien, dankte ihm und hob die ungewöhnliche Bedeutung seiner Forschung hervor.

Galapagos Inseln

Archäologische Expedition (1952 bis 1953). Die Galapagos Inseln liegen 600 bis 1000 Meilen (900 bis 1500 km) vom Festland entfernt. Es wurden zahlreiche Keramikscherben gefunden, aus unterschiedlichen Gegenden und Kultureopchen von Nordperu und Ecuador. Die ältesten Funde entstammen der Mochica-Kultur (300 - 800 n. Chr.) und der Tiahuanaco-Kultur (540 - 900 n. Chr.). Die Ursprungsgebiete der Keramiken erstrecken sich auf einen 1000 Meilen langen Küstenstreifen.

Die Inseln müssen demnach als Stützpunkt für Floßfahrten über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren benützt worden sein.

Mehrere amerikanische Gelehrte beginnen zu zweifeln, dass die großen Indianerkulturen wirklich so isoliert gewesen waren, wie man bisher geglaubt hatte. Es gibt Hinweise auf eine direkte Seeverbindung zwischen Mexiko und Peru/Ekuador, belegt durch archäologische Funde von Lothrop, Dr. Michael Coe und anderen.

Peru, Bolivien, Kolumbien

Feldstudien (1954) von Vorinkaischen Ruinenstädten vom Titicacasee (Peru) ausgehend über Bolivien bis hinauf nach Kolumbien

Osterinsel

Archäologische Expedition (1955 - 1956). Heyerdahl nimmt an, daß es mindestens zwei Einwanderungswellen gab. Eine größere aus Polynesien und eine kleine aus Südamerika. Das Schilf, das man am Titicacasee (Peru) für die Boote verwendete Scirpus totora ist identisch mit dem Schilf, das das Osterinselvolk im Kratersee anpflanzte. Ebenfalls aus Südamerika stammt der toro-mira-Baum, Lycium carolinianum (Busch mit essbaren Beeren), Cyperus vegetus (mit essbaren Wurzeln) und Polygonum acuminatum (eine Süßwasserpflanze, die in Peru und auf der Osterinsel medizinisch vervendet wird). Früher war die wichtigste Pflanze der Osterinsel die Süßkartoffel, von den Insulanern Kumara genannt. Botaniker haben bewiesen, daß die Pflanze südamerikanischer Herkunft ist. Der Name Kumara wurde auch von den Indianern Perus verwendet. Flaschenkürbis und Chilipfeffer, Capsicum, sind weitere südamerikanische Planzen, die auf der Osterinsel verwendet wurden.

Es ist belegt, daß der spanische Kapitän de Cadres im 16. Jahrhundert von einem Indianer die genaue Segelanweisung zu der Osterinsel bekam. Genannt werden die am besten geeigneten Häfen für den Start, Arica und Ilo. Weiter die Dauer bis zu dem unbewohnten Vogeleiland Sala-y-Gomez, zwei Monate. Dann muß diese Insel links liegen gelassen werden. Die Reise wird vom Passatwind und vom südlichen Bogen des äußeren Peru-Stromes begünstigt.

Fatu Hiva

Archäologische Expedition (1956)

Ra I und II

1969 versuchte Heyerdahl und eine internationale Besatzung mit dem nach ägyptisch/phönizischem Vorbild entworfenen Papyrusboot Ra I von Marokko aus Amerika zu erreichen. Die Expedition scheiterte, da das Schiff sich frühzeitig in seine Bestandteile auflöste. Doch er gab nicht auf und stach am 17. Mai 1970 mit der authentischeren und 3 Meter kürzeren Ra II erneut in See und konnte schließlich knapp die Insel Barbados erreichen.

Während der Expeditionen dokumentierte Heyerdahl eine starke Verschmutzung des Atlantiks.

Tigris

1977 folgte noch die Reise mit dem Schilfboot Tigris von Al Qurnah (Irak) nach Dschibuti. Dort musste er die Reise wegen der aktuellen kriegerischen Lage abbrechen. Aus Protest verbrannte er die Tigris am Strand.

Malediven

Archäologische Expedition (1983)

Oster Insel

Archäologische Expedition (1986, 1987, 1988)

Tucumé, Peru

Archäologisches Projekt (1988 - 1993), Ausgrabungen an 26 Pyramiden der Vor-Inka-Hochkulturen der Moche (200 v. bis 750 n. Chr.), Lambayeque und Chimu, größte Pyramidenansammlung Südamerikas.

Die Küstenbewohner Perus waren hervorragende Seefahrer. 1527 wurde von den Spaniern ein Floß gekapert, daß 20 Personen an Bord und ein Fassungsvermögen von 36 Tonnen brutto hatte. Es gab aber auch einen sehr großen Floßtyp, der 60 - 70 Tonnen befördern konnte. Mindestens 1000 Jahre vor Ankunft der Spanier wurden durch Flöße Waren aus Ecuador, Panama und Chile nach Peru transportiert.

Güimar, Teneriffa

Erforschung der Pyramiden (1990 - 2002)

Pietraperzia, Sizilien

Archäologische Erforschung einer möglichen Pyramidenstruktur (2000 - 2002)

Asow, Russland

Archäologisches Projekt (2001 - 2002). Die Suche nach Odin.

Leben

"Wenn Sie mir als 17-Jährigem gesagt hätten, ich würde auf einem Floß über das Meer segeln, hätte ich vollständig geleugnet, dass das in Frage kommt. Zu dieser Zeit war ich wasserscheu."

Studiert in Oslo Zoologie und Geographie, Weiterbildung in Anthropologie.

Thor Heyerdahl wurde mit zahlreichen Medaillen und Preisen ausgezeichnet. Universitäten in Europa, Nord- und Südamerika verliehen ihm insgesamt 11 Ehrendoktortitel.

Er beteiligte sich an vielen Expeditionen, u.a. zur Osterinsel, und archäologischen Projekten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er überwiegend auf Teneriffa, wo er die Pyramiden von Güímar erforschte.

Einer der Navigatoren (Detlef Soitzek) der Tigris-Expedition benannte sein Traditionssegelschiff nach Heyerdahl.

Die Schiffe Kon-Tiki und Ra II kann man heute im Kon-Tiki-Museum besichtigen, das Teil des Norwegischen Seefahrtsmuseums in Oslo ist.

Der Forscher starb im Alter von 87 Jahren in Italien an einem Gehirntumor.

Werke

  • Heyerdahl, Thor: Kon-Tiki - Ein Floß treibt Über den Pazifik, 1949. ISBN 3-548-36261-3
  • Heyerdahl, Thor: American Indians in the Pacific - The theory behind the Kon-Tiki expedition, London, 1952. englisch
  • Heyerdahl, Thor: Great Norwegian Expeditions, Oslo, 1956. englisch
  • Heyerdahl, Thor: Aku Aku - Das Geheimnis der Osterinsel, 1957.
  • Heyerdahl, Thor: Reports of the norwegian archaeological expedition to Easter Island and the East Pacific - Volume 1, Stockholm, 1962. englisch
  • Heyerdahl, Thor: Reports of the norwegian archaeological expedition to Easter Island and the East Pacific - Volume 2, Stockholm, 1965. englisch
  • Heyerdahl, Thor: Indianer und Alt-Asiaten im Pazifik, Wollzeilen, 1966.
  • Heyerdahl, Thor: Expedition Ra, 1970. ISBN 3570088496
  • Heyerdahl, Thor: Fatu Hiva, 1974.
  • Heyerdahl, Thor: Zwischen den Kontinenten, 1975.
  • Heyerdahl, Thor: Die Kunst der Osterinsel, 1975. ISBN 3570000389
  • Heyerdahl, Thor: Wege übers Meer, 1978. ISBN 3570001075
  • Heyerdahl, Thor: Fua Mulaku, 1986. ISBN 3353003428
  • Heyerdahl, Thor: Tigris. Auf der Suche nach unserem Ursprung., 1987. ISBN 3548320392
  • Heyerdahl, Thor: Easter Island - The mystery solved, 1989. ISBN 0773723692 englisch
  • Heyerdahl, Thor: Archaeological Evidence of Pre-Spanish Visits to the Galápagos Islands, 1990. ISBN 8200028798 englisch-spanisch
  • Heyerdahl, Thor: Die Pyramiden von Tucumé, 1995. ISBN 3784425356
  • Heyerdahl, Thor: Tucumé, Lima, 1996. spanisch
  • Heyerdahl, Thor: Seafaring in early Peru - La navegacion maritima en el antiguo Peru, Lima, 1996. englisch-spanisch
  • Heyerdahl, Thor: Green was the Earth on the seventh day, 1996. ISBN 0316882275 englisch
  • Heyerdahl, Thor: Laßt Sie endlich sprechen, 1997. ISBN 3784426093
  • Heyerdahl, Thor: Auf Adams Spuren, 1998. ISBN 3548362761
  • Heyerdahl, Thor: Ingen Grenser, 1999. norwegisch
  • Heyerdahl, Thor: Jakten på Odin, 2000. norwegisch
  • Bergius, C.C.: mit Heyerdahl, Thor: Die großen Entdecker

Literatur

  • Jacoby, Arnold: Señor Kon-Tiki, Ullstein, 1966.
  • Schulz, Berndt: Thor Heyerdahl, Tecklenborg, 1998. ISBN 3-924044-82-1

Filme

  • Heyerdahl, Thor: RA Expeditions, VHS, englisch
  • Heyerdahl, Thor: Kon Tiki, 1997. 1951. DVD, NTSC, englisch, Oscar bester Dokumentarfilm 1951
  • Heyerdahl, Thor: The Adventures - Across the sea of time, 1997. ISBN 0780620666, VHS, englisch
  • Heyerdahl, Thor: Explorer & Scientist, 1997. ISBN 1568390378, VHS, englisch

Auszeichnungen

  • die schwedische Gesellschaft für Anthropologie und Geographie faßt den einstimmigen Beschluß Heyerdahl für die Organisation und Durchführung der wissenschaftlichen Zwecken dienenden Kon-Tiki Expedition die Tetzius-Medaille 1950 zu verleihen (aus der Hand des schwedischen Königs). Das war die erste und vielleicht wichtigste Auszeichnung in Heyerdahls wissenschaftlicher Laufbahn. Denn seine Gegner konnten nun nicht mehr behaupten, dass die Flossfahrt eine rein sportliche Leistung gewesen sei.
  • die Goldmedaille von der Royal Scottish Geographical Society
  • der Prix Bonaparte-Wyse von der Société de Géopgraphie in Paris
  • Wahl zum Ehrenmitglied der Norwegischen Geographischen Gesellschaft
  • Im Namen Seiner Majestät des Königs von Norwegen Ernennung zum Kommandeur des St.-OLav-Ordens