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Thomas Jefferson

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Rembrandt Peale: Thomas Jefferson (1805)

Thomas Jefferson (* 13. April 1743 des julianischen Kalenders in Shadwell, Virginia; † 4. Juli 1826 in Monticello, Virginia) war 3. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1801-1809).

Werdegang

Jefferson wurde als Sohn wohlhabender Farmer in Virginia geboren. Sein Denken war von der Aufklärung bestimmt. Er gilt als entscheidender Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 und als intellektueller Kopf der frühen USA. Nach dem Unabhängigkeitskrieg der dreizehn britischen Kolonien gegen Großbritannien ging Jefferson als Botschafter der USA nach Frankreich. An der Entstehung der US-Verfassung war er daher nicht direkt beteiligt. Seine von naturrechtlichen Vorstellungen geprägten Ideen übten jedoch auf die Verfassungsväter großen Einfluss aus.

Zurück in den USA, deren Politik von der Föderalistischen Partei dominiert wurde, gründete Jefferson die erste Oppositionspartei der Vereinigten Staaten: die "Republican Party", die sich später in "Democratic Republicans" umbenannte. Eine Abspaltung von ihr wiederum nahm den Namen "Democrats" an, so dass Jefferson indirekt als Gründer der heutigen Demokratischen Partei gilt. Die heutigen Republikaner entstanden dagegen erst in den 1850er-Jahren als eine neue Partei der Sklavereigegner um Abraham Lincoln. Jeffersons Partei trat für eine Politik ein, nach der die zentralen Institutionen des jungen Staates möglichst wenig, die Einzelstaaten dagegen möglichst weitgehende Befugnisse haben sollten. So wandte sie sich beispielsweise gegen die Gründung einer zentralen Notenbank.

Präsidentschaft

Im Jahr 1800 stellte sich Jefferson zur Präsidentenwahl. Sie endete in einem Patt zwischen ihm und seinem Gegner Aaron Burr. Am 17. Februar 1801 wählte das US-Repräsentantenhaus Jefferson zum Präsidenten und Burr zum Vize-Präsidenten. Daraufhin wurde die Verfassung so geändert, dass seitdem für die beiden Ämter getrennt abgestimmt wird. Jefferson wurde einmal wiedergewählt; danach trat er nach dem Vorbild von George Washington nicht noch einmal an.

Der Kauf von Louisiana: der Beginn der Westexpansion der USA

Datei:Thomas-Jefferson-Brief-an-James-Madison-Louisiana-Kauf-von-Frankreich 1.png
20. Dezember 1803: Brief an James Madison, in dem der Kauf Louisianas von Frankreich bekanntgegeben wird

Das wichtigste Ereignis seiner Präsidentschaft war der damals umstrittene Kauf Louisianas von Frankreich im Jahr 1803. Das neue Territorium umfasste nicht nur den heutigen US-Staat gleichen Namens, sondern den gesamten damaligen französischen Kolonialbesitz in Nordamerika, das heißt: die ganzen Gebiete zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains. Mit dem Kauf verdoppelte sich das Territorium der USA. Mit ihm begann ihre Expansion bis zum Pazifik. Auf Weisung Jeffersons erforschte die Expedition von Lewis und Clark den damals unbekannten Westen Nordamerikas.

Der Kauf Louisianas war Ausdruck von Jeffersons Ideal der USA als einer Nation freier Bauern. Freiheit und persönliche Autonomie waren seiner Vorstellung nach nur von einer ökonomisch unabhängigen Position aus erreichbar. Wirtschaftspolitisch trat er daher dafür ein, dass es jedem Amerikaner möglich sein müsse, ein Stück Land zu erwerben. Aus dem gleichen Grund trat er für den Freihandel ein, da die US-amerikanische Landwirtschaft von ungehinderten Exporten nach Europa abhängig war.

Jeffersons Gegenspieler, der Föderalist Alexander Hamilton, wollte dagegen Wohlstand vor allem durch Handel und Produktion erzeugen und die heimische Wirtschaft notfalls auch durch hohe Zölle vor Importen aus Europa schützen. Dieser Konflikt zwischen dem agrarischen Süden und dem handwerklich-kommerziellen Norden wurde in den USA zum bestimmenden Thema der folgenden Jahrzehnte.

Alle Überlegungen Jeffersons basierten auf der Vorstellung, dass in Amerikas Westen weiterhin unbegrenzt Land zur Verfügung stünde. Mit dem Kauf von Louisiana glaubte er, Farmland für 100 Generationen erworben zu haben. Tatsächlich war der gesamte amerikanische Westen bereits nach drei Generationen weitgehend besiedelt.

Außenpolitisch verfolgte Jefferson erfolgreich eine Politik der Balance zwischen den europäischen Mächten, die während seiner gesamten Amtszeit in die Napoleonischen Kriege verwickelt waren.

Unruhestand

Nach 1809 zog sich Jefferson auf seinen Landsitz Monticello bei Charlottesville, Virginia zurück, der nach seinen Entwürfen erbaut und mit den modernsten Errungenschaften seiner Zeit ausgestattet worden war. Jefferson war ein umfassend gebildeter Humanist. So gehörte er zu den Gründern der Universität von Virginia in Charlottesville. Zu seinen Interessengebieten zählte unter anderm die Archäologie, die er um neue Ausgrabungstechniken bereichert hat. Jefferson war auch ein Liebhaber von gutem Essen und Wein: Während seines Aufenthalts als Botschafter der USA in Paris machte er häufige Reisen in bedeutende Weingegenden und bemühte sich danach, auf seinem Landgut Weinreben zu kultivieren. Entschieden verfocht er die Vorteile des mäßigen öffentlichen Weinkonsums gegenüber dem strengen, alkoholfeindlichen Puritanismus, der seiner Ansicht nach nur zu um so größeren alkoholischen Exzessen außerhalb der Öffentlichkeit führte.

Der Intellektuelle

Der Polygraph von Thomas Jefferson - ein frühes "Kopiergerät"

Wie viele andere Gründerväter der USA war Jefferson auch in religiösen Dingen ein Freidenker. Bekannt ist sein Versuch, ein "von Aberglauben befreites" Evangelium zusammenzustellen (ein von offenkundigem Unsinn bereinigtes Neues Testament, bekannt als die "Jefferson Bible"). Dieses veröffentlichte er aber zu Lebzeiten nicht, da die meisten einfachen Amerikaner traditionell kirchengebunden waren.

Jefferson pflegte umfangreiche Korrespondenz mit vielen bedeutenden Menschen seiner Zeit über alle nur denkbaren Themen, aber vor allem über gesellschaftliche und politische Theorie und Praxis; diese Briefe werden auch heute in den USA noch gern zitiert.

Er war in einem recht umfassenden Sinn naturwissenschaftlich interessiert und tat sich auch als Erfinder hervor. So kreierte er die ersten - auch heute noch so verwendeten - Kleiderbügel (!) und erfand einen frühen Vorläufer der Schreibmaschine bzw. des Kopiergeräts - den Jefferson-Polygraphen, mit dem man - einigermaßen umständlich - beim Verfassen eines Dokuments sogleich eine Abschrift (einen "Durchschlag") davon anfertigen konnte.

Jefferson und die Sklaven

Wie viele andere Südstaaten-Grundbesitzer seiner Zeit, "besaß" Jefferson (wie übrigens auch George Washington) Sklaven. Seine Haltung in dieser Frage war zwiespältig. Der Widerspruch zwischen seinen naturrechtlichen Vorstellungen vom Recht jedes einzelnen Menschen auf Leben, Freiheit und Glück und der Tatsache, dass er diese Rechte den eigenen Sklaven vorenthielt, war ihm durchaus bewusst. Bekannt ist sein Ausspruch, bei der Sklaverei zu bleiben sei das selbe wie einen Wolf an den Ohren zu halten: Man wolle gerne loslassen, könne es aber nicht aus Angst, gefressen zu werden. Erst durch Testamentsverfügung entließ Jefferson seine Sklaven in die Freiheit. Bereits zu seinen Lebzeiten entstanden Gerüchte, er habe mit der Sklavin Sally Hemings gemeinsame Kinder gezeugt. Nach einer DNA-Analyse konnte diese Frage vor einigen Jahren positiv geklärt werden. Die Nachfahren von Sally Hemings werden von den Nachkommen Jeffersons mittlerweile als vollwertige Familienmitglieder anerkannt.

Monticello

Tod und Erbe

Einige der zahlreichen Jefferson-Biographen vermuten, dass er an einer speziellen Form des Autismus litt. Jefferson starb am gleichen Tag wie sein Amtsvorgänger John Adams, am amerikanischen Nationalfeiertag des Jahres 1826, also auf den Tag genau 50 Jahre, nachdem die von ihm verfasste Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet worden war. Jefferson war zum Zeitpunkt seines Todes so hoch verschuldet, dass seine Erben Monticello verkaufen mussten. Sein Bild ziert heute die - zwar gültige, aber kaum gedruckte und so gut wie gar nicht im Umlauf befindliche - 2-Dollar-Banknote.

Literatur

  • Noble E. Cunningham: Jefferson vs. Hamilton : confrontations that shaped a nation, Boston, Mass. : Bedford, 2000, ISBN 0-312-08585-0
  • Ekkehart Krippendorf: Jefferson und Goethe, Hamburg : Europäische Verlagsanstalt) 2001, ISBN 3-434-50210-6 (nicht nur für Jefferson eine problemorientierte, sehr erhellende und gut lesbare Darstellung)
  • Dumas Malone: Jefferson and his time, Boston, Mass. : Little, Brown, 1981 (biographisches Standardwerk)
  • Merrill D. Peterson: The Jefferson Image in the American Mind, New York : Oxford Univ.Pr., 1985, ISBN 0-19-500698-4

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