Manfred von Richthofen
Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen (* 2. Mai 1892 in Breslau; † 21. April 1918 bei Vaux-sur-Somme) war ein deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Er erzielte die höchste Zahl von Luftsiegen, die im Ersten Weltkrieg von einem einzelnen Piloten erreicht wurde. Der berühmte Beiname von Richthofens, Der Rote Baron, geht auf ein englisches Nachkriegsbuch zurück, das seinen Titel "Freiherr" frei mit "Baron" übersetzte. Im Ersten Weltkrieg wurde Richthofen auf alliierter Seite "Le Diable Rouge" genannt, seine Autobiographie trug den Titel "Der rote Kampfflieger".
Seine persönliche Einstellung zum Kampf im Krieg äußerte Richthofen darin folgendermaßen: "Diesmal hatte ich wieder Glück und hatte meinen zweiten Engländer an dem Tage abgeschossen. [...] Wolff war mit seiner Gruppe während der Zeit am Feinde gewesen und hatte selbst einen erledigt. Auch Schäfer hatte sich einen zu Gemüte geführt. [...] Da plötzlich bäumt sich das feindliche Flugzeug auf – ein sicheres Zeichen des Getroffenseins, gewiß hatte der Führer Kopfschuß oder so etwas – das Flugzeug stürzt, und die Flächen des feindlichen Apparates klappen auseinander. Die Trümmer fallen ganz in der Nähe meines Opfers. Ich fliege an meinen Bruder heran und gratuliere ihm, das heißt wir winkten uns gegenseitig zu. Wir waren befriedigt und flogen weiter. [...] Mein Vater macht einen Unterschied zwischen einem Jäger (Weidmann) und einem Schießer, dem es nur Spaß macht zu schießen. Wenn ich einen Engländer abgeschossen habe, so ist meine Jagdpassion für die nächste Viertelstunde beruhigt. Ich bringe es also nicht fertig, zwei Engländer unmittelbar hintereinander abzuschießen. Fällt der eine herunter, so habe ich das unbedingte Gefühl der Befriedigung. Erst sehr, sehr viel später habe ich mich dazu überwunden und mich zum Schießer ausgebildet. Bei meinem Bruder war es anders." (Zitiert nach Andreas Venzke: Pioniere des Himmels. Patmos-Verlag 2003. S. 298)
Leben
Manfred-Albrecht Freiherr von Richthofen wurde am 02. Mai 1892 in Breslau als zweites von vier Kindern des Kavallerieoffiziers Albrecht Baron Richthofen und seiner Frau Kunigunde, geb. von Schickfus und Neudorff, geboren. Er war ein Nachfahre des berühmten preußischen Feldmarschalls Leopold von Anhalt-Dessau, der - zur Unterscheidung von seinen Söhnen - "der alte Dessauer" genannt wurde. Manfreds Geschwister waren die Brüder Lothar (1894-1922), ebenfalls ein Fliegerass und Karl-Bolko (1903-1971) sowie seine Schwester Ilse (1890-??).
Im Alter von 9 Jahren zog er mit seiner Familie Richthofen nach Schweidnitz. Der Junge interessierte sich sehr für die Jagd und das Reiten. Nach dem Besuch der Kadettenanstalt Wahlstatt trat er 1911 ins Heer (Ulanen-Regiment Kaiser Alexander III. von Russland, westpreussisches Nr. 1) ein.
Kriegseinsatz
Zum Beginn des Krieges war von Richthofen als Patrouillen-Führer an der Ost- und Westfront eingesetzt. Um dem nach dem Erstarren der Fronten einsetzenden Grabenkrieg zu entkommen, ersuchte er 1915 um Versetzung zur Fliegertruppe: "Ich bin doch nicht in den Krieg gezogen um Käse und Eier zu sammeln". Anfangs diente er als Beobachter in der Brieftauben-Abteilung-Ostende einer ersten deutschen Bomber-Formation. Später ließ er sich zum Flugzeugführer ausbilden. Im September 1916 kam er schließlich zur Jagdstaffel 2, die unter dem Kommando von Oswald Boelcke stand. Seinen ersten Abschuss erzielte er am 17. September 1916 über Cambrai.
Von Richthofen war ein kluger Taktiker, der die von seinem Lehrer Boelcke aufgestellten taktischen Grundsätze genau beachtete und vor einem Kampf meist alle Vorteile auf seine Seite brachte. Am 23. November 1916 traf die Jasta 2 über Le Sars auf die Staffel des bekannten britischen Fliegers Lanoe Hawker. Im Verlauf des Kampfes entwickelte sich ein Kurvenkampf zwischen Richthofen, der eine Albatros D.II flog, und Hawker in seiner Airco D.H. 2. Der Westwind trieb die Gegner über deutsches Gebiet, weshalb Hawker schließlich den Kampf abzubrechen und auf alliiertes Gebiet zurückzukehren versuchte. Von Richthofens Albatros war das schnellere Flugzeug, und er schoss den im Zickzack fliehenden Hawker tödlich ab.
Nach seinem 18. Luftsieg erhielt von Richthofen den Orden Pour le Mérite, die damals höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung.
Im Januar 1917 wurde von Richthofen die Führung der Jagdstaffel 11 übertragen. Diese Staffel wurde bald als fliegender Zirkus bekannt, da die Männer ihre Flugzeuge in allen möglichen Farben, besonders in rot, anstrichen.
Nach dem Tod von Max Immelmann und Oswald Boelcke galt Manfred von Richthofen als der größte deutsche Jagdflieger. Bei den Briten war er inzwischen so sehr gefürchtet, dass man einem Piloten, der es vermochte, ihn abzuschießen, versprach, dass er das Viktoria-Kreuz, ein eigenes Flugzeug und 5000 Pfund Sterling erhalten würde. Dieses angeblicke "Anti-Richthofen-Geschwader" war ein reines Gerücht.
In den Monaten, als Richthofen die Jasta 11 anführte, entwickelte sich die Einheit zur Elite am Himmel. Er selber schoss über 20 britische Flugzeuge ab, und auch seine Männer erzielten sehr hohe Abschusszahlen. Diese Staffel hatte großen Anteil daran, dass die Briten den April 1917 als "Blutigen April" (bloody April) bezeichnen. Schon allein die Tatsache, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines Piloten des Royal Flying Corps (heute: Royal Air Force) von 295 Stunden auf 92 Stunden fiel, war für die Alliierten erschreckend.
Im Juni 1917 wurde das Jagdgeschwader Nr. 1 aus den Jagdstaffeln 4, 6, 10 und 11 aufgestellt. Alle vier Staffel operieren unter dem zentralen Kommando Manfred von Richthofens. Im Juli 1917 wurde er während eines Luftkampfes schwer am Kopf verwundet, musste kurzzeitig erblinded notlanden. Von dieser Verwundung erholte er sich nie wieder.

Tod im Luftkampf
Am 21. April 1918 hob der Rote Baron mit einer Fokker Dr.I-Dreidecker und 9 anderen Fliegern vom Flugplatz Cappy ab. An diesem Tag verwickelte sich die Gruppe in einen Luftkampf mit den Sopwith Camels der No. 209 Squadron RAF, angeführt von dem Kanadier Arthur Roy Brown. Als sich der junge Leutnant Wilfrid May vom Kampfgeschehen entfernte, verfolgte von Richthofen ihn. Brown sah, dass May in Schwierigkeiten war, setzte sich hinter den roten Dreidecker und schoss aus großer Entfernung einige Feuerstöße, die wahrscheinlich fehlgingen. Während von Richthofen May über die englischen Linien verfolgte, wurde er von drei australischen MG-Schützen beschossen. Von einer Kugel tödlich verwundet, landete von Richthofen nahe der australischen Stellung und verstarb.
Die tödliche Kugel war von rechts in den Oberkörper eingedrungen und hatte Lunge, Leber und Herz verletzt, bis sie schließlich verdreht auf der linken Seite ausgetreten war, wo sie in von Richthofens Fliegerweste steckenblieb. Aufgrund der Ballistik ist es wahrscheinlich, dass die Kugel von einem der MG-Schützen abgefeuert wurde, obwohl lange Zeit Brown als Sieger über Richthofen galt.
Zwei Software-Entwickler für Flugsimulatoren, ein Ballistik-Fachmann, ein Gerichtsmediziner, ein Laser-Experte, ein Scharfschütze und ein Historiker begaben sich auf eine spannende Spurensuche. Und tatsächlich: Nach unzähligen Untersuchungen und Nachinszenierungen können sie es beweisen: Der einfache Fußsoldat Snowy Evans hat den schon damals legendären Manfred von Richthofen, den Roten Baron, erschossen.
Neuere Forschungen von amerikanischen Neuropsychologen vermuten, Richthofen habe aufgrund einer am 6. Juli 1917 erlittenen Kopfverletzung ein posttraumatisches Syndrom erlitten. Gegen ärztlichen Rat war er schon nach 40 Krankheitstagen wieder in der Luft. Die Schädigung des vorderen Hirnlappens bewirkte ein "fixierendes Verhalten", welches dazu geführt haben könnte, dass der "Jäger" nicht von seiner "Beute" lassen konnte, obwohl diese schon tief hinter die eigene Front geflohen war.
Manfred von Richthofen hatte in seiner Karriere bei der Fliegertruppe 80 bestätigte Abschüsse erzielt. Der Respekt beim Gegner war so groß, dass er am 22. April von den Briten und Australiern mit vollen militärischen Ehren in Bertangles (Frankreich) beerdigt wurde. Wie zu dieser Zeit üblich, sandten die britischen Truppen ein Foto des Grabes an ihre deutschen Gegner.
Nachfolge
Nach Richthofens Tod führte Wilhelm Reinhard das Geschwader bis zum Juli. Nachdem er bei einem Absturz ums Leben kam, wurde auf Befehl des kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte (Befehl Nr. 178654) Hermann Göring mit der Führung des Geschwaders betraut.
Ruhestätte
Am 20. November 1925 wurde der aus Frankreich überführte Leichnam nach einem Staatsakt in Anwesenheit von Reichspräsident Paul von Hindenburg auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt. 1975 wurde er erneut umgebettet und ruht nun neben seinem Bruder Karl-Bolko und seiner Schwester Ilse im Familiengrab auf dem Südfriedhof in Wiesbaden.
Sonstiges
Der Rote Baron erhielt in seiner Laufzeit zahlreiche Auszeichnungen und Orden, der angesehenste war der Pour le Mérite. Die gesonderte höhere Auszeichnung Pour le Mérite mit Eichenlaub bekam er jedoch nicht. Eine alte Regel sah vor, dass der Träger dieses Ordens den Feind zum Rückzug vom Schlachtfeld gezwungen haben musste. Als Ausgleich bekam er den roten Adler-Orden mit Schwertern. Diese einzigartige Auszeichnung wurde eigentlich im Ersten Weltkrieg nicht mehr vergeben, aber Richthofen erhielt sie wegen seiner einmaligen Verdienste.
Siehe auch: Richthofen
Orden und Ehrenzeichen
Deutsches Reich/ Deutsche Bundesstaaten:
- Abzeichen für Militär-Flugzeugführer, Deutsches Reich 1871-1918
- Eisernes Kreuz 2. Klasse 1914 - Preußen
- Eisernes Kreuz 1. Klasse 1914 - Preußen
- Orden Pour le Merite (am 12. Januar 1917) - Preußen
- Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern - Preußen
- Roter-Adler-Orden 3. Klasse mit Krone und Schwertern (02. April 1918) - Preußen
- Militär St.Heinrich-Orden, Ritterkreuz (am 16. April 1917) - Sachsen
- Herzogl. Sachsen-Ernestinischer Hausorden Erster Klasse mit Schwertern -
- Militärverdienstorden 3. Klasse mit Krone und Schwertern - Bayern
- Militärverdienstorden, Ritterkreuz - Württemberg
- Allg. Ehrenzeichen für Tapferkeit - Hessen
- Herzog Carl-Eduard Medaille mit Schwerterspange - Sachsen-Coburg-Gotha
- Kreuz für Treue Dienste 2. Klasse 1914-1918 - Schaumburg-Lippe
- Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse - Lippe
- Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse 1914-1918 - Braunschweig
- Verwundetenabzeichen - Preußen
- Hanseatenkreuz - Bremen
- Hanseatenkreuz - Lübeck
- Hanseatenkreuz - Hamburg
Österreich:
- Orden der Eisernen Krone 3. Klasse
- Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Feld-Pilotenabzeichen
Bulgarien:
- Militärorden für Tapferkeit 4. Klasse
Türkei:
- Kriegsmedaille (Eiserner Halbmond/Stern von Gallipoli)
- Imtiaz Medaille in Silber
- Liakat Medaille in Silber
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Richthofen, Manfred von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg |
GEBURTSDATUM | 2. Mai 1892 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 21. April 1918 |
STERBEORT | Cappy |