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Thomas Wimmer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Thomas Wimmer (* 7. Januar 1887 in Siglfing - † 18. Januar 1964 in München) war ein bayerischer Politiker der SPD und Oberbürgermeister Münchens.

Thomas Wimmer, der aus kleinbürgerlichen, ärmlichen Verhältnissen stammte, wurde am 7. Januar 1887 in Siglfing bei Erding geboren. Er erlernte das Schreinerhandwerk, da ihm sein Vater eine teurere Holzbildhauerlehre nicht finanzieren konnte. Vor und nach der Gesellenwanderschaft arbeitete er in einer Münchner Möbelfabrik. 1907 trat er dem 1893 gegründeten Deutschen Holzarbeiter-Verband (DHV) bei, für den er 1912 zum Bezirksdelegierten gewählt wurde. 1909 wurde Wimmer SPD-Mitglied und nahm in den folgenden Jahren an Fortbildungskursen des Arbeiterbildungsvereins "Vorwärts " teil. 1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und 1916 als Rüstungsarbeiter in die Heimat entlassen. Von 1919 bis zu seiner Kündigung durch die Nationalsozialisten war er Assistent beim Münchner Arbeitsamt. Am 8. November 1918 wurde Thomas Wimmer zum Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrates in München gewählt. Seit dem 31. Juli 1919 wählten ihn die Münchner Sozialdemokraten Jahr für Jahr zu ihrem ersten Vorsitzenden.

Von 1924 bis 1933 war Wimmer ehrenamtlicher Stadtrat und widmete sich vor allem den Personal- und Wohnungsfragen sowie den Gemeindefinanzen. Nur einen Tag nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er am 10. März 1933 in "Schutzhaft" genommen und geriet danach wiederholt in Gestapogewahrsam. Nach seiner Entlassung als Beamter, arbeitete er zunächst bis 1938 in einer Baufirma, dann ab 1941 nach längerer Arbeitslosigkeit als Schreiner. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Thomas Wimmer erneut verhaftet und kam für sechs Wochen ins Konzentrationslager Dachau. Dort traf er auf seinen früheren politischen Gegner Dr. Karl Scharnagl (BVP).

Die amerikanische Militärregierung bestimmte Karl Scharnagl, der kurz darauf die CSU mitgründete, am 4. Mai 1945 zum Oberbürgermeister von München. Dieser ernannte Thomas Wimmer im August 1945 zum dritten Bürgermeister und im Dezember 1945 zum zweiten Bürgermeister. 1946 war er außerdem Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung.

Nach der Stadtratswahl vom 30. Mai 1948 wurde Wimmer Oberbürgermeister. Außerdem war er von 1946 bis 1950 Mitglied des Bayerischen Landtags für die SPD. Mit seinem Namen verbindet sich die "Holzaktion" zur Sicherstellung der Brennstoffversorgung in den bitteren Nachkriegswintern ebenso wie der Aufruf zur allgemeinen Trümmerbeseitigung "Rama dama". Er wurde zur treibenden Kraft und zur Symbolfigur des Wiederaufbaus in München. Als besonders weitsichtig erwies sich sein Widerstand gegen Pläne, wie in anderen Großstädten eine Verkehrsschneise für eine mehrspurige Autobahn mitten durch das Herz der Stadt zu schlagen: "Wenn's nicht mehr fahren können, dann bleiben die Stinkkarren halt stehen."

Das erste Oktoberfest in München nach dem Zweiten Weltkrieg fand erst wieder 1950 statt. Das war ein Meilenstein in der Oktoberfestgeschichte, denn zum ersten Mal eröffnete der volkstümliche Oberbürgermeister Thomas Wimmer mit dem Anzapfen des ersten Fasses im Schottenhammel-Zelt ("O'zapft is!") auch offiziell "die Wies'n". 1952 wurde Wimmer bei der nun eingeführten Direktwahl von der Stadtbevölkerung mit 60,9 Prozent und 1956 mit 58,3 Prozent erneut zum Oberbürgermeister bestimmt. Er bekleidete dieses Amt bis 1960. Thomas Wimmer, den die Münchner auch gerne "Wimmer Damerl" nannten, starb am 18. Januar 1964 in München.

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