Frederick Cook

Frederick Albert Cook (* 10. Juni 1865 in Hortonville, New York; † 5. August 1940 in New Rochelle, New York) war ein US-amerikanischer Entdecker, Polarforscher und Arzt.
Leben
Frederick Cook wurde 1865 in Hortonville, New York, geboren. Seine Eltern waren Theodore A. Koch und Magdalena Koch, geborene Long, die aus Deutschland in die USA eingewandert waren. Cook studierte an der Columbia University und später an der New York University, wo er seinen Doktor der Medizin 1890 abschloss. Mit 37 heiratete er Marie Fidele Hunt, mit der er eine Tochter namens Helen hatte. 1923 wurde die Ehe geschieden.
Cook begleitete als Schiffsarzt Robert Peary 1891 bis 1892 auf der Expedition in die Arktis und Adrien de Gerlache de Gomery 1897 bis 1899 auf der Belgica-Expedition in die Antarktis. Auf dieser Expedition nahm als erster Steuermann auch der spätere Südpolbezwinger Roald Amundsen teil. Durch Cook erhielt Amundsen das erste grundlegende theoretische und praktische Wissen über die Polarforschung vermittelt. Dabei entwickelte sich zwischen beiden eine enge Freundschaft. Außerdem arbeitete Cook auf dieser Expedition Methoden zur Vermeidung und Behandlung von Skorbut aus.
Der Fall Mount McKinley
1903 führte er eine eigene Expedition zum Mount McKinley und behauptete, diesen 1906 als Erster bestiegen zu haben. Auf einem Bild, das ihn und seine Mannschaft auf dem Gipfel zeigen sollte, war jedoch zu erkennen, dass sie sich auf dem Gipfel eines weniger hohen Berges einige Kilometer entfernt befanden und eine Gruppe des Mazama Club, die 1910 seiner Tour folgen wollte, stellte fest, dass seine Karten etwa 10 Meilen vom Weg abwichen. Heute heißt der damals bestiegene Gipfel ob seiner Ersteigungsgeschichte Fake Peak.
1907 kehrte Cook in die Arktis zurück, mit der Behauptung, dort eine Jagd durchführen zu wollen. Stattdessen entschied er sich allerdings 1908, eine Tour zum Nordpol zu beginnen, nur begleitet von zwei Inuit namens Ahwelah und Etukishook. Er startete nordwärts von der Axel-Heiberg-Insel und behauptete später, den Pol am 21. April 1908 erreicht zu haben. Danach reiste seine Gruppe südwärts nach Devon Island um dort zu überwintern. Nach dem Winter reisten sie erneut nach Norden über die Nares Strait nach Annoatok in Grönland, welches sie im Frühjahr 1909 erreichten.
Bemerkenswert ist Cooks Behauptung, auf etwa 85 Grad Nord bei seinem Marsch zum Pol Land gesehen zu haben. Er beschrieb das Gebiet mit vorgelagerten Klippen und Gletscherwällen und mit Bergen im Hintergrund, deren Höhe er auf ungefähr 350 Meter schätzte. Er nannte auch einen 50 km langen Küstenverlauf, der sich an beiden Seiten in einem stahlblauen Dunst verlor. Es war ihm nicht möglich, hinzugelangen und es zu betreten. In seinen Aufzeichnungen nannte er es Bradley-Land.
Zweifel an der Erreichung des Nordpols

Cooks Schilderung dieser Reise um die Arktis wird heute kaum noch angezweifelt, allerdings gilt es als gesichert, dass er sich dabei niemals dem Nordpol genähert hat. Cook konnte auch nie beweisen, tatsächlich dort gewesen zu sein und die Geschichten seiner Begleiter waren sehr widersprüchlich. Hätte die Gruppe es tatsächlich gewagt, zum Pol zu wandern, wäre sie bei der überlieferten Ausrüstung wahrscheinlich an Hunger gestorben. Besonders die Anhänger Robert Pearys, der den Pol selbst ein Jahr später im April 1909 erreicht haben wollte, brachten Argumente gegen Cooks Behauptung vor. Cook hatte jedoch auch Unterstützer, die seinen Erklärungen Glauben schenkten. Zu ihnen gehörte auch sein Freund Roald Amundsen. Durch öffentliche Stellungnahme für Cook und gegen Peary versuchte er das Ansehen Cooks zu stärken. Erst auf Empfehlung von Amundsens Beratern, die eine Beeinträchtigung dessen Ruhms befürchteten, distanzierte sich Amundsen von seinem Freund. Seine Bewunderung für Cook blieb jedoch ungebrochen. Zu diesem Zeitpunkt wurde Cooks Betrug am McKinley aufgeklärt, wodurch seine Reputation vollständig zerstört wurde.
Schon im Jahre 1910 wurde Cook nach Prüfung seiner Aufzeichnungen des Betruges bezichtigt, und die Universität Kopenhagen erkannte ihm den Status als Entdecker des Nordpols wieder ab.
1920 wurde Cook der Unterschlagung bei Petroleum-Aktien bezichtigt und kam dafür fünf Jahre ins Gefängnis.
Rezeption in der deutschen Presse 1910
Die deutsche Öffentlichkeit interessierte sich sehr für das Wettrennen um die Eroberung des Nordpols. Es war in den Zeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein immer wiederkehrendes Thema. Ende 1909 legte sich die Aufregung, sodass etwa die christliche Zeitschrift Deutscher Hausschatz Anfang 1910 folgende Zwischenbilanz zog, in der Cook der Favorit war:
„Peary drang bis auf eine Entfernung von 320 Kilometer zum Pol vor, kein Wunder, daß man beim Bekanntwerden der Entdeckung des Pols allgemein ihn, nicht aber Cook, für den wirklichen Entdecker hielt. Am 19. Februar 1908 erfolgte [Dr. Cooks] Aufbruch mit 10 Eskimos und elf, von 107 Hunden gezogenen Schlitten. Von 85° war jede Spur organischen Lebens verschwunden. So kam der ewig denkwürdige Tag und die Erreichung des Nordpols. Den großen Augenblick schildert der Entdecker mit diesen Worten: ‚Ich war enttäuscht. […] Als ich am Pol war, sah ich Eis, das ewige und traurige Eis mit seinem grausamen Glitzern, […] und in der Minute des größten Stolzes, daß das Ziel erreicht war, empfand ich entsetzliche Angst vor den Schrecken der Rückkehr.’ […] Am 1. September meldete er von Lerwick (Shetlandinseln) aus seine Entdeckung der Kulturwelt, und fünf Tage hernach traf von Peary aus St. Johns (Neufundland) die gleiche Botschaft ein. Daß sich an diese freudige Doppelkunde ein heftiger, mit persönlichen Anwürfen gefüllter Streit knüpfte, ist gewiß lebhaft zu bedauern. Aber die große Tat, daß das Problem des Nordpols endlich gelöst ist, bleibt als leuchtender Ruhmestitel des 20. Jahrhunderts bestehen.[1]“
Unrühmliches Ende
Frederick Cook forderte noch als 70jähriger eine unabhängige Untersuchung, die ihn hätte vom Vorwurf der Täuschung freisprechen können. Die American Geographical Society lehnte dies ab. 1937 verklagte Cook die Redaktion der Encyclopædia Britannica wegen ihrer Behauptung, Peary und nicht er habe den Nordpol als erster betreten. Cook starb am 5. August 1940 in New Rochelle, New York). Die Times in London widmete „Dr. F. A. Cook“ am 6. August einen ausführlichen Nachruf unter dem Titel „The North Pole Hoax“ (Die Nordpol-Ente). Sie nennt seine Version der Entdeckung des Nordpols „romantisch“ und würdigt den später zum Ritter geschlagenen Journalisten Sir Philip Gibbs als die Person, die den Schwindel hatte auffliegen lassen. Gibbs sei von Anfang an skeptisch gewesen, was Cook vor der staunenden Weltpresse über sein „glitzerndes Eis“ am Pol erzählt hätte. Cook selbst, so schreibt die Times, bestritt nie, dass Peary den Nordpol erreicht habe – nur eben erst nach ihm. Die Zeitung erwähnt auch seine Verurteilung im Jahr 1920 zu 14 Jahren Gefängnis und die Begnadigung durch Präsident Hoover nach fünf Jahren. Cooks Behauptung, er habe als erster den Mount McKinley bestiegen, schien 1940 nocht nicht stichhaltig widerlegt zu sein, denn die Times zweifelt sie nur an und schließt mit den Worten: „1907 ging er wieder in die Arktis und kam zwei Jahre später mit der Behauptung zurück, die die Welt bewegte.“[2]
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, Jahrgang 36, Heft 2, 1910, Nachruf auf S. 77, DNB Signatur DZb 35
- ↑ The Times, Ausgabe vom 6. August 1940, S. 7
Literatur
- Pierre Berton: The Arctic Grail. Lyons Press, New York 2000. ISBN 1-585-74116-7
- Robert M. Bryce: Cook & Peary - the polar controversy, resolved. Stackpole Books, Mechanicsburg PA 1997. ISBN 0-8117-0317-7
- Robert M. Bryce: The Fake Peak revisited. in: DIO. Baltimore 7.1997,3, 41-76. ISSN 1041-5440
- Johannes Zeilinger: Auf brüchigem Eis. Frederik A. Cook und die Eroberung des Nordpols. Matthes & Seitz Berlin 2009. ISBN 978-3-88221-746-9
Weblinks
- Frederick A. Cook Society
- Literatur von und über Frederick Cook im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Cook, Frederick |
| ALTERNATIVNAMEN | Cook, Frederick Albert (vollständiger Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Entdecker, Polarforscher und Arzt |
| GEBURTSDATUM | 10. Juni 1865 |
| GEBURTSORT | Hortonville, New York (Bundesstaat) |
| STERBEDATUM | 5. August 1940 |
| STERBEORT | New Rochelle, New York (Bundesstaat) |