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Stechmücken

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Stechmücken
Datei:Mosquito stechend.jpg
Aedes aegypti
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Subclassis: Fluginsekten (Pterygota)
Vorlage:Superordo: Neuflügler (Neoptera)
Vorlage:Ordo: Zweiflügler (Diptera)
Vorlage:Subordo: Mücken (Nematocera)
Vorlage:Familia: Stechmücken (Culicidae)
Vorlage:Genusen
siehe Text

Die Stechmücken oder Moskitos (in Teilen der Schweiz und Süddeutschlands: Schnaken oder Staunsen, im größten Teil Österreichs: Gelsen) bilden eine Vorlage:Familia der Insekten, die der Ordnung der Zweiflügler angehören.

Moskito ist abgeleitet vom spanischen oder portugiesischen Begriff Mosquito, der kleine Fliege bedeutet. Sein Gebrauch reicht bis etwa 1583 zurück.

Die Familie umfasst etwa 35 Gattungen, die sich auf etwa 2.700 Arten aufteilen. Es gibt Stechmücken seit etwa 170 Millionen Jahren.

Merkmale/Ernährung

Stechmücken verfügen über zwei geschuppte Flügel, die sogenannten Halteren, haben einen schlanken Körper und lange Beine; die Größe ist unterschiedlich, aber selten größer als 15 mm. Stechmücken wiegen nur etwa 2 bis 2,5 mg. Sie können mit einer Geschwindigkeit von etwa 1,5 bis 2,5 km/h fliegen. Die Flughöhe einer Stechmücke ist im Allgemeinen abhängig von der jeweiligen Art, von der Höhe des Aufenthaltsortes über Meeresspiegel, vom Wetter, Luftdruck, der Temperatur und den Lichtverhältnissen. Bei warmem, windstillem Wetter mit leichter Bewölkung ohne starke, direkte Sonneneinstrahlung kann von einigen Arten eine große Flughöhe erreicht werden, denn sie benutzen auch thermische Aufwinde und können so an manchen Orten in Höhen von über 100 m über Boden gelangen. Bei kühler, windiger oder gar regnerischer Witterung fliegen viele Stechmücken wenn überhaupt nur kurze Distanzen und verbleiben eher in Bodennähe.

Bei den meisten weiblichen Stechmücken bilden die Mundteile einen langen Rüssel (Proboscis), um die Haut von Säugetieren (oder in ein paar Fällen von Vögeln oder sogar Reptilien oder Amphibien) zu durchdringen und Blut zu saugen. Die Weibchen benötigen Protein, um Eier zu bilden und müssen deshalb Blut zu sich nehmen, da ihre sonstige Nahrung nur aus Nektar und Fruchtsaft besteht und kein Protein enthält. Kein Blut – keine Fortpflanzung! Die Männchen unterscheiden sich dadurch von den Weibchen, dass sich ihre Mundteile nicht zum Saugen von Blut eignen. Eigenartigerweise trinken die Weibchen einer Gattung der Stechmücken, der Toxorhynchites, nie Blut. Ihre Larven ernähren sich von anderen Stechmückenlarven.

Durch Laborexperimente hat man herausgefunden, dass Stechmücken durch Abstrahlung von Körperwärme (Temperatur), ausgeatmeten Wasserdampf, ausgeatmetes Kohlendioxyd, Schweißgeruch (also andere chemische Lockstoffe wie u.a. verschiedene Aminosäuren, Ammoniak, Milchsäure, Buttersäure) und andere von der menschlichen Haut ausgeschiedenen Stoffe zu ihren Nahrungsopfern gelenkt werden. Mit anderen Worten gesagt, folgen Stechmücken dem von ihnen geliebten Geruch ihres Wirtes und fliegen immer in die Richtung, in welcher dieser Geruch am stärksten ist. Im direkten Nahbereich benutzen sie für Zielanflug und Landung auch ihre Facettenaugen zur Orientierung und Gefahrenerkennung.

Entwicklung

Datei:Mueckenlarve2.jpg
Larve der Stechmücke


Das Leben einer Stechmücke gliedert sich in vier verschiedene Stadien: Ei, Larve, Puppe und Imago (das ausgewachsene Tier).


Die Dauer der ersten drei Stadien ist art- und temperaturabhängig. Culex tarsalis können ihren Lebenszyklus bei 20 °C in 14 Tagen abschließen und in 10 Tagen bei 25 °C. Ein paar Arten haben einen Lebenszyklus von vier Tagen bis zu einem Monat. Die Larven finden sich oft in Teichen oder wassergefüllten Behältern. Sie atmen mittels eines Rüssels am hinteren Ende des Körpers Sauerstoff aus der Luft. Die Puppe ist beinahe so aktiv wie die Larve, atmet aber mittels kleiner „Hörner“ am Thorax. Die meisten Larven ernähren sich von Mikroorganismen, ein paar aber auch von anderen Stechmückenlarven.


Stechmückenlarven wie die der Wyeomyia leben in ungewöhnlichen Situationen, wie etwa im Wasser, das sich in epiphytischen Bromelien oder in fleischfressenden Pflanzen gesammelt hat. Larven der Gattung Deinocerites leben in Krabbenhöhlen entlang der Meeresküste.Aha

Die Stechmücke als Krankheitsüberträger

Bevor die Stechmücke, wie alle anderen blutsaugenden Insekten, ihre Nahrung aufnimmt, spritzt sie durch Ihren Stechrüssel (Proboscis) ein Drüsensekret (allgemein: Speichel) in Ihr Opfer hinein. In diesem Sekret befindet sich hauptsächlich ein Wirkstoff, der eine mögliche Blutgerinnung in ihrem Rüssel während der Nahrungsaufnahme verhindern soll, damit er nicht verstopft. Außerdem wird der Blutfluss zur Einstichstelle hin verstärkt. Für das "Opfer" (z.B. Mensch) ist der eingespritzte Mückenspeichel ein Fremdkörper, das Abwehrsystem reagiert darauf, es juckt und brennt mehr oder minder lange, und die Haut an der Einstichstelle schwillt an. Es bildet sich eine sogenannte Quaddel. In dem Speichel können auch Krankheitserreger (Viren, Bakterien, einzellige oder mehrzellige Parasiten) enthalten sein, die die Mücke bei einer vorangegangenen Nahrungsaufnahme bei einem infizierten Opfer zusammen mit dem Blut aufgenommen hat. Wenn diese Krankeitserreger in der Mücke nicht nur überleben sondern sich auch noch in ihr vermehren und oder wandeln, dann ist die Mücke ein Wirt bzw. Zwischenwirt für diese Krankheitserreger und infiziert in schon beschriebener Weise ihr nächstes Nahrungsopfer. Einige Stechmückenarten können daher als Vektoren auf biologischem Wege bei Mensch und Tier Krankheiten übertragen, die durch Einzeller (Malaria), durch Parasiten (Filariose) oder durch Viren (Gelbfieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Rift-Valley-Fieber, Blauzungenkrankheit, u.a.) oder Bakterien ausgelöst werden.

Potentiell ist, wie bei allen Vektoren, auch eine mechanische Übertragung aller möglichen Erreger hier durch die äußere und innere Kontamination der Proboscis (des Stech-, Saugrüssels) der Stechmücke möglich, wenn das Insekt während der Nahrungsaufnahme bei einer infizierten Person gestört wird und alsbald auf einer anderen nicht infizierten Person weitersaugt. Nach heutigem Kenntnisstand ist zu erwarten, dass diese Übertragungsmöglichkeit, wenn überhaupt, nur in Populationen mit sehr hoher Erregerverbreitung gelegentlich auftreten kann. [1], [2] Dieser Übertragungsweg entspricht dem der Infektion per Nadelstichverletzung bzw. mehrfach hintereinander genutzter Injektionskanülen ohne zwischenzeitliche Sterilisation, jedoch in einer anderen Größenordnung. Rein theoretisch kann die Übertragung eines einzigen Erregers auf diesem Wege eine Infizierung bewirken. In der Praxis ist jedoch eine ausreichende Mindestmenge von Erregern für eine Infektion erforderlich. Ob diese Mindestmenge z.B. bei einer Kontamination der Stechmückenproboscis allein erreicht werden kann, ist fraglich. Epidemiologisch gibt es auch bis heute zumindest bei den Stechmücken für diese Übertragungsart keine eindeutigen Anzeichen.

Gattungen (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

  • J. D. Gillett: The Mosquito: Its Life, Activities and Impact on Human Affairs. Doubleday, Garden City 1972 ISBN 0385011792
  • A. Spielman and M. D'Antonio: Mosquito: A Natural History of Our Most Persistent and Deadly Foe. Hyperion Press, New York 2001 ISBN 0786867817