Kerzendorf (Ludwigsfelde)
Kerzendorf ist seit 1998 ein Ortsteil der Stadt Ludwigsfelde und gehört zum Landkreis Teltow-Fläming im ostdeutschen Bundesland Brandenburg. Das malerische, vom Bauboom in der Zeit nach der Wende (DDR) verschont gebliebene märkische Angerdorf mit seinen etwa 180 Einwohnern (Stand 2004) und einer Fläche von 9 km² liegt an der alten Bundesstraße 101 ca. 3 km südöstlich des Stadtzentrums. Bis zur Bundesautobahn 10 (Berliner Ring) - Ausfahrt Genshagen - sind es etwa 4 km. Bis zum südlichen Stadtrand von Berlin benötigt man über die neue Bundesstraße 101 - Ausfahrt Ludwigsfelde - etwa 12 Minuten.
Erstmalig wurde Kerzendorf im Jahre 1378 urkundlich erwähnt. Das Leben im Dorf der Vorkriegszeit war geprägt von den Herrschaften des Kerzendorfer Schlosses. Der letzte Besitzer des im 2. Weltkrieg vollständig zerstörten Schlosses war der jüdische, vom Kaiser für seine Verdienste geadelte Bankier Paul Schwabach. Einige noch heute im Dorf verstreut stehende Statuen lassen den inzwischen verblichenen Glanz des Herrensitzes sowie des romantischen Schlossparks erahnen.
Architektonische Mittelpunkte des noch immer von Landwirtschaft (heute vorwiegend Pferdezucht) und dörflicher Struktur geprägten Ortes sind seine 1890 erbaute Kirche sowie das Gemeindehaus mit dem 2002 neu errichteten Feuerwehrgebäude der 1934 gegründeten freiwilligen Feuerwehr. Botanischer Mittelpunkt ist die riesige Dorfeiche, welche auf dem Dorfanger neben dem etwas zu modern geratenen, im Sommer jedoch erfrischend sprudelnden Dorfbrunnen steht.
Literatur
- Dr. Gerhard Birk, Kerzendorf. Historisches Mosaik eines märkischen Gutsdorfes. Erschienen in der Reihe Verwehte Spuren. Märkischer Verlag Wilhelmshorst, 1998. ISBN 3-931 329-11-9.
- Lally Horstmann, Kein Grund für Tränen. Siedler Verlag, 1995. ISBN 3-886 805-09-3.
(Kurzbeschreibung: Lally Horstmann, geb. von Schwabach, die Autorin dieses Buches, wuchs im weltläufigen, hochkultivierten Milieu der jüdischen Finanzbourgeoisie in Berlin und auf dem Landsitz in Kerzendorf auf. Später führte sie in Berlin großes Haus an der Seite ihres Gatten, des Kunstsammlers Alfred Horstmann. Mit ihr wurde Kerzendorf zu einem Treffpunkt Kunstinteressierter. Den Krieg überstand sie als Halbjüdin unter schwierigen Umständen, um dann den Schikanen der russischen Besatzer ausgesetzt zu sein. Sie selbst floh nach dem Tod ihres Mannes in einem russischen Lager ins Exil und starb Anfang der fünfziger Jahre unter mysteriösen Umständen in Brasilien.)