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Dialekte in Bayern

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Datei:Heutige oberdeutsche Mundarten.PNG
Sprachengruppen in und um Bayern

Während sich Bayern bis zur napoleonischen Zeit am Beginn des 19. Jahrhunderts weitgehend auf das "altbairische" Sprachgebiet im heutigen Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz beschränkte, konnte es sein Gebiet bis zum Wiener Kongress 1815 mehr als verdoppeln. Bayern gewann rund ein Drittel des schwäbischen Dialektraumes hinzu. Ein großer Teil des Hohenlohe-Franken mit seinen ostfränkischen Dialekten fiel dagegen an Württemberg und Baden, ebenso wie die seit 1935/45 abgetrennte Rheinpfalz, auf die Bayern nie verzichtet hat.

Nun zur räumlichen Abgrenzung der Hauptmundarten:

In den drei "altbayerischen" Bezirken Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz sowie im heute zu Oberfranken gehörenden Fichtelgebirge (Kreis Wunsiedel) werden altbairische Mundarten gesprochen. Wegen der territorialen Kompaktheit Altbaierns entstanden keine sehr großen Unterschiede in Wortschatz und Aussprache. Quer durch den Bairisch-Österreichischen Sprachraum, der sich vom sächsischen oberen Vogtland (Raum Adorf - Bad Brambach) bis zur Salurner Klause in Südtirol und vom Arlbergpass bis zum Neusiedler See erstreckt, verlaufen zwei Hauptabgrenzungen:

Nordbairisch nördlich der Linie Bayerisch Eisenstein - Regensburg - Ingolstadt - Neuburg an der Donau bis zur Lechmündung in die Donau hat sich am meisten Eigenheiten aus dem Mittelhochdeutschen bewahrt.

Mittelbairisch, das als bayerischer "Paradedialekt" eine breite Medienpräsenz und ein hohes Sozialprestige genießt, erstreckt sich in einem breiten Gürtel von Friedberg bei Augsburg über München und Passau sowie in Österreich über Salzburg, Linz und Wien bis zum Neusiedler See an der ungarischen Grenze.

Südbairisch wird, mit Ausnahme des topographisch zu Tirol neigenden Werdenfelser Landes um Garmisch-Partenkirchen sowie im südlichen bayerischen Inntal, heute fast ausschließlich in Österreich und Südtirol gesprochen.

Ostfränkisch, i.F. nur "Fränkisch" genannt

Vom Mittelalter bis zu Napoleons Zeit splitterten sich die Territorien des ehemaligen fränkischen Stammesherzogtums, ähnlich wie im Schwäbischen, sehr stark auf. Deshalb gibt es hier sehr viele kleine Dialekträume mit teils großen Unterschieden. Zunächst die Abgrenzung: Gegenüber dem Bairisch-Österreichischen Raum bildet die Kreisgrenze Hof-Wunsiedel am Fichtelgebirgskamm seit dem Mittelalter die Mundartgrenze zum Oberfränkischen. Sie verläuft dann vom Ochsenkopf bis zur Bamberger Schranke nahe Pegnitz auf oberfränkischem Gebiet. Dort beginnt ein über Nürnberg bis zum mittelfränkischen Kreis Weißenburg (Dreistammesstein bei Treuchtlingen) reichendes und teils 40 km breites Übergangsgebiet, in dem der Wortschatz teils fränkisch und teils altbairisch ist, die Aussprache aber stärker zum Fränkischen neigt. Rund um den mittelfränkischen Hesselberg wird der schwäbische Einfluss unüberhörbar; die Stadt Dinkelsbühl gehört dann schon vollständig zum schwäbischen Sprachraum.

In Baden-Württemberg fällt die schwäbisch-fränkische Sprachgrenze weitgehend mit der Grenze der "Region Heilbronn - Franken" zusammen und nimmt in Altwürttemberg immer mehr schwäbische Züge an, obwohl die Sprache vom Wortschatz und grammatischen Besonderheiten (z.B. Diminutivendung -lich im Plural) her immer noch unverwechselbar fränkisch ist. Zudem verschiebt sich die Sprachgrenze durch Zuwanderung pro Jahr ca. um 1 km zuungunsten des Fränkischen. Ausnahme von dieser Entwicklung ist nur das nach Würzburg orientierte Main- und Taubertal.

Westlich von Wertheim/Kreuzwertheim bildet auf bayerischem Gebiet der Spessart die Mundartgrenze zum Hessischen (Südrheinfränkischen). Außer dem Raum Miltenberg/Aschaffenburg neigt in Unterfranken auch Bad Brückenau zum Hessischen.

Vom Landkreis Coburg, wo Itzgründisch gesprochen wird, bis zum grabfeldisch-hennebergischen Sprachraum in der Rhön überspringt das Mainfränkische die thüringische Landesgrenze und umfasst fast den gesamten ehemaligen DDR-Bezirk Suhl. Hier hat sich der Rennsteig seit dem Karolingerreich als Sprachgrenze erhalten und trennt sogar noch im oberfränkischen Kreis Kronach den Raum Ludwigstadt, in dem "gethüringert" wird, vom Rest des Freistaats. Da zu DDR-Zeiten im Bezirk Gera dem sonst nur auf westdeutschem Gebiet gesprochenen fränkischen Dialekt "Klassenfeind-Charakter" zugeschrieben wurde, ist die Mundart im ehemals fränkischen südlichen Schleizer und Lobensteiner Raum nur noch bei Personen im Rentenalter zu hören. Ein leicht "sächselndes" Hochdeutsch steht nun an der Landesgrenze einem lebendigen Dialektraum gegenüber. Im sächsischen Vogtland, das den Übergangsraum vom Ostfränkischen zum Thüringisch-Obersächsischen darstellt, fallen dagegen die fränkischen Einflüsse auf Wortschatz und Aussprache besonders auf.

Schwäbisch-Alemannisch

Zu den schwäbisch-alemannischen Mundarten gehören die im Elsass (ohne Weißenburg, Wissembourg und dem "krummen Elsass"), der Deutschschweiz, Südbaden bis zur Oos, Kern- und Südwürttemberg, dem größten Teil Bayerisch-Schwabens, Vorarlberg und angrenzenden Gebieten Tirols (Lechtal und Außerfern), Oberbayerns (Lechrain) und den oberitalienischen Walsergebieten gesprochenen Dialekte.

Der bayerische Bezirk Schwaben gehört fast gänzlich zu diesem Sprachraum, der sich auf bayerischem Gebiet wie folgt abgrenzt:

Unter Einschluss von Dinkelsbühl ostwärts über das Hesselberggebiet zum Hahnenkamm und zum Dreistammesstein bei Treuchtlingen. Von dort westlich von Monheim bis nach Donauwörth und entlang des Lechs bis nach Augsburg und von da an in einem Übergangsfächer zwischen Lech, Ammersee und Ammergebirge nach Süden.

Die interne Abgrenzung zwischen dem Schwäbischen und Alemannischen entsprechend der Lautverschiebung i → ai verläuft, von Isny im Allgäu kommend, ungefähr südlich von Kempten im Allgäu bis nach Bad Hindelang. Das kleine Walsertal wurde vom Schweizer Wallis aus besiedelt und spricht Höchstalemannisch, während der Lindauer Raum sprachlich nach Vorarlberg neigt.

In den ländlichen Gegenden des Ries, Mittel- und Oberschwabens sowie im Allgäu sind die Dialekte noch sehr lebendig, wenn auch einer schleichenden "Bajuwarisierung" ausgesetzt, die aus der Orientierung nach München und der bewussten Abgrenzung zum württembergischen Schwaben resultiert.

In der Bezirkshauptstadt Augsburg und in praktisch allen anderen Mittel- und Kleinstädten der Region herrscht inzwischen v.a. in den jüngeren Generationen ein schwäbisch eingefärbtes Hochdeutsch vor. Dabei wird das altbairische Element in Augsburg zunehmend stärker, da Stadt und Umland immer mehr zum Münchener Einzugsbereich gehören.

Lediglich der Raum Neu-Ulm, der historisch teilweise zur Reichsstadt Ulm gehörte, ist in vielen Bereichen vollständig mit der baden-württembergischen Nachbarregion verflochten und neigt auch sprachlich dorthin. Die Bewohner von Bayerisch-Schwabens drittgrößter Stadt werden in ihrer Bezirkshauptstadt Augsburg deshalb auch meist für Württemberger gehalten, wenn sie Dialekt sprechen.

Siehe auch: Alemannische Dialekte, Schwäbische Dialekte

In den ehemals kurmainzischen Gebieten rund um Aschaffenburg, der "alte" Dialekt den es in Aschaffenburg fast nur noch in Schriftform gibt ähnelt auf Grund der langen Zugehörigkeit zu der kurmainzischen Gebieten sehr dem mainzer Dialekt, westlich des Spessarts wird Südhessisch gesprochen, ein hessisch-nassauischer Dialekt. Die einst zur Grafschaft Hünfeld und zum geistlichen Fuldaer Gebiet gehörende Bad Brückenauer Region spricht Osthessisch, eine niederhessische Mundart.

Von alters her wird im Nordzipfel des Kreises Kronach (Oberfranken) nördlich des Rennsteigs Südostthüringisch gesprochen. Der Dialekt ähnelt dem des Saalfelder Landes.

Sudetendeutsche Mundarten

Die Sudetendeutschen werden oft als "4. Stamm Bayerns" bezeichnet und brachten ihre Heimatmundarten aus Tschechien mit. Nur in geschlossenen "Neusiedlungen" mit Bewohnern aus der gleichen Ursprungsregion (z.B. Neugablonz bei Kaufbeuren/Allgäu) wurden diese Dialekte noch ein bis zwei Generationen weitergegeben und erlöschen zunehmend.