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Ohrbergpark

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Ohrbergpark mit blühenden Azaleen im Frühjahr

Der Ohrbergpark ist eine 45 ha große Parkanlage im Stile eines englischen Landschaftsgartens auf dem Ohrberg in der Gemeinde Emmerthal. Im südlichen Teil gibt es einen Wechsel von Freiflächen und Gehölzpflanzungen, im nördlichen Teil geht der Park in einen lichten Wald mit Hohlwegen und Treppen über. Der Park ist wegen seiner farbenprächtig blühenden Azaleen- und Rhododendrensträucher sowie seiner exotischen Gehölze ein beliebtes Ausflugsziel. Auch bieten sich vom Park aus weite Aussichten in die Täler von Emmer und Weser. Georg Adolph von Hake (1779-1840) ließ den heutigen Ohrbergpark als Landschaftsgarten um 1818 in Sichtweite seines Rittergutes Ohr anlegen. Die Anlage ist frei zugänglich und befindet sich bis heute im Besitz der Familie von Hake.

Lage

Der Park befindet sich auf dem Ohrberg, der sich 80 Meter über das Wesertal erhebt. Der Berg weist einen flachen Westhang mit dem Park und einen steil zur Weser abfallenden Osthang auf. Der Steilhang entstand 1858 durch Sprengungen für den Verlauf der heutigen B 83 entlang der Weser.

Der Ohrbergpark liegt oberhalb von B 83 und Weser etwa 3 km südlich des Stadtzentrums von Hameln. Eine Zufahrt ist über einen Weg möglich, der aus Richtung Ohr von der Bundesstraße abzweigt. Aussichtspunkte im Park ermöglichen Fernsichten in das Tal der Emmer und das Wesertal mit der großen Weserschleife beim Gut Ohr. Am gegenüber liegenden Bückeberg ist das frühere Gelände der Reichserntedankfeste deutlich erkennbar.

Entstehung

Der Ohrberg wurde bis Anfangs des 19. Jahrhunderts als Weidefläche für Schafe und als Hutewald genutzt. Ab 1817 ließ Georg Adolf von Hake den südlichen Bereich in einen Landschaftspark umwandeln. Um eine freie Sichtachse zwischen dem Landschaftsgarten und seinem Gutshaus herzustellen, ließ er einzelne Bauernhöfe ins Dorf verlegen. Zur Überwachung der Arbeiten erbaute er 1826 einen Pavillon, den er im Sommer als Wohnung nutzte. Der Park entstand nach dem Vorbild der in dieser Zeit aktuellen englischen Landschaftsparks. Erste Ideen dazu hatte bereits der Vater von Georg Adolph, der Leiter des königlichen Hofbau- und Gartendepartements in Hannover, Christian Ludwig von Hake, entwickelt.

Entstehungslegende

Laut dem Volksmund beruht die Gründung des Landschaftsgartens darauf, dass Georg Adolph von Hake 1815 in der Schlacht bei Waterloo einen Befehl des Generals von Wellington verweigert hatte. Hake war Kommandeur eines hannoverschen Truppenteils und sei nach Ausschluss aus der Armee lebenslang auf sein Gut Ohr verbannt worden.

Gründer Georg Adolph

Georg Adolph von Hake (1779-1840) studierte in Göttingen und wurde 1798 von König Georg III. von Hannover zum Hofjunker berufen. Später war er im Dienst von Ernst August von Hannover. Bei Auslandsaufenthalten in der Schweiz und in England von 1802 bis 1812 lernte er die aktuelle Gartenkunst seiner Zeit mit dem parkartigen englischen Landschaftsgarten kennen. Nachdem sein Vater verstorben war, lebte er ab 1818 auf dem Rittergut Ohr. Georg Adolph von Hake ist Verfasser des Buches „Über höhere Gartenkunst – Fragmente aus dem Tagebuch eines alten Gärtners“. Er verstarb 1840 kinderlos und vererbte seinen Besitz an einen Vetter aus Diedersen. Er ließ für Georg Adolph in einer Felsennische am Steilhang zur Weser ein Denkmal aus Sandstein aufstellen, das auf einem Entwurf von Ernst von Bandel stammte. Angeblich soll im Denkmal in einer Zinkurne das Herz von Georg Adolph auf eigenen Wunsch beigesetzt worden sein. Seine Gebeine befinden sich in der Kirche von Ohr. Der Ohrbergpark ist seit 1936 ein Landschaftsschutzgebiet und steht noch heute im Eigentum der Familie von Hake. Das naheliegende Gut Ohr befindet sich seit 1307 im Besitz der Familie von Hake, die derzeit in der 21. Generation das Gutshaus bewohnt.

Pflanzen und Gartengestaltung

Der Ohrbergpark ist vor allem wegen früh blühenden Sträuchern und Gewächsen bekannt. Dazu zählen großflächige Sträucher von Azaleen und Rhododendren mit Blütezeit im Mai und Juni. Zu nennen sind auch Schneeglöckchenbäume, Kirschlorbeer, Robinien und Goldregen.

An Baumarten sind erwähnenswert Judasbaum, Mammutbaum, Tupelobaum, Amberbaum, Buchen, Schwedische Mehlbeere, Perückenstrauch, Essigbaum und Magnolien. An seltenen Bäume kommen im Park Götterbaum, Gingkobaum, Zaubernuss, Fächer-Ahorn, Kaukasische Flügelnuss und Taubenbäume vor.

Der Park ist auf sanft geschwungenen Wegen begehbar, die an weiten Rasenflächen und großen Strauchgruppen vorbeiführen und reizvolle Blickschneisen gewähren. Im nördlichen Bereich geht der Park in einen Wald über, in dem Treppen und Hohlwege das Gelände abwechslungsreich gestalten.

Den außergewöhnlichen Sortenreichtum des Landschaftsgartens auf dem Ohrberg erwähnte eine Gartenfachzeitschrift bereits 1866. Es war die Rede von 15 Magnoliensorten, 50 Rhododendronsorten, 225 Azaleensorten. Bedeutende Nachpflanzungen von Azaleen und Rhododendren nahm 1950 der Gutsbesitzer Ernst von Hake vor.

Auf einer zentralen Wiese im Park steht ein 12 qm großer Steintisch. Der Deckstein aus rotem Sandstein stiftete ein Vetter Georg Adolphs aus Buchhagen am Vogler. Die sieben Stützen des Tisches stammen aus dem Gestein des Ohrberges.

Koordinaten: 52° 4′ 15″ N, 9° 21′ 11″ O