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Land Grabbing

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Land Grabbing bzw. Landaneignung bezeichnet den Erwerb von Land durch Regierungen oder Unternehmen auf fremden Staatsgebieten. Land Grabbing ist dabei ein aus dem Englischen stammender Neologismus.

Geschichte

In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Landerwerb im Ausland in erster Linie durch Profitmotive von privaten Unternehmen geprägt. Meist lag der Fokus auf Cash Crops, nicht Nahrungsmitteln. Später begannen Regierungen, Land im Ausland zu erwerben, diesmal mit dem Ziel der Ernährungssicherung der eigenen Bevölkerung, insbesondere seit der Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008, oder um nachwachsende Rohstoffe zur Produktion von Biokraftstoff anzubauen.[1] Vor allem Länder mit knappen Land- und Wasserressourcen und ausreichendem Kapital, wie z.B. die Golfstaaten und Libyen, sind heute bedeutende Akteure auf diesem Markt. Hinzu kommen Länder mit großen Bevölkerungen wie China, Südkorea und Indien.[2] Die Investitionen finden meist in Entwicklungsländern mit niedrigen Produktionskosten und weniger knappen Land- und Wasserressourcen statt.

Beispiele

Im November 2008 wurde berichtet, dass Libyen 250.000 Hektar in der Ukraine erworben hat. Im Januar 2009 wurde bekannt, dass Katar 40.000 Hektar in Kenia erworben hat.[2] Nach Medienberichten im Januar 2010 soll China in der Demokratischen Republik Kongo 2,8 Millionen Hektar Land erworben haben, um die größte Ölpalmenplantage der Welt aufzubauen, während Äthiopien bis Ende 2009 bereits 600 000 Hektar Land an ausländische Investoren verpachtet hatte.[3]

Beurteilung

Laut Joachim von Braun hat Land Grabbing das Potential, dringend benötigte Investitionen in Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in arme Entwicklungsländer zu bringen. Auf der anderen Seite gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Arme, deren Zugang zu Land gefährdet ist.

Gemäß Jacques Diouf, dem Leiter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), stellt sich die Frage, ob solche Entwicklungen zu einer Form von Neokolonialismus führten.[4]

Nach einem Bericht des UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf angemessene Ernährung, Olivier De Schutter, können großflächige Investitionen einen Beitrag zur Realisierung des Rechts auf Nahrung leisten, wenn einige institutionelle Bedingungen erfüllt werden, wie Information, Zustimmung und Einbeziehung der lokalen Bevölkerung.[5] Schutter berichtete ferner, dass weltweit im Jahr 2009 30 Millionen Hektar Ackerland vernichtet wurden, auch durch Investoren, welche auf Plantagen Cash Crops anbauen.[6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Joachim von Braun und Ruth Meinzen-Dick: “Land Grabbing” by Foreign Investors in Developing Countries: Risks and Opportunities. (PDF 432 KB) In: IFPRI Policy Brief 13. April 2009, S. 1, abgerufen am 15. April 2011 (englisch).
  2. a b Joachim von Braun und Ruth Meinzen-Dick: “Land Grabbing” by Foreign Investors in Developing Countries: Risks and Opportunities. (PDF 432 KB) In: IFPRI Policy Brief 13. April 2009, S. 2, abgerufen am 15. April 2011 (englisch).
  3. Joan Baxter: Wie Gold, nur besser. Fette Dividenden auf Afrikas Böden. In: Le Monde diplomatique. , abgerufen am 14. April 2011 (aus dem Englischen von Niels Kadritzke).
  4. Roy Laishley: Is Africa’s land up for grabs? Foreign acquisitions: some opportunities, but many see threats. In: African Renewal Online. United Nations, abgerufen am 1. Mai 2011 (englisch, aus Africa Renewal, October 2009, Seite 4).
  5. Large-scale land acquisitions and leases: a set of core principles and measures to address human rights challenge. UNHR, 11. Juni 2009, abgerufen am 10. Mai 2011.
  6. 500 Millionen Bauern hungern. Spekulation mit Ackerböden. In: Spiegel Online. 22. Oktober 2010, abgerufen am 1. Mai 2011.