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Samboriden

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Die Samboriden waren im 12. und 13. Jahrhundert das pommerellische Herrschergeschlecht.

Die Samboriden

Für die ersten pommerellischen Fürsten ist die Quellenlage sehr dürftig. Ihre Namen sind fast nur aus Schenkungsurkunden bekannt, die sie angeblich ausgestellt haben. Viele der auf uns gekommenen Dokumente sind aus unterschiedlichen Gründen gefälscht, sowohl was den Inhalt, als auch was das Ausstellungsdatum angeht. Und fast nichts ist über das Wirken nach außen bekannt. So herrscht viel Spekulation, die zu unterschiedlichen Auslegungen geführt hat und noch führt. In diesen Zusammenhängen übersetzen einige Forscher das lateinische Wort "Princeps" als "Statthalter", andere übersetzen es als "Fürst". Auch die Herkunft des pommerellischen Herrschergeschlechts wird diskutiert. Während die Herrscher aller polnischen Teilfürstentümer zur Großfamilie der Piasten gehören, waren die Samboriden unstreitig keine Piasten. Einige Forscher nehmen an, daß der polnische König Boleslaw Schiefmund (Krzywousty), als er 1116 Pommern unterworfen hatte, eine Familie aus dem polnischen Hinterland als Statthalter in Pommerellen eingesetzt habe. Dabei wird darauf verwiesen, daß bei einer Familie aus dem Gebiet von Sieradz dieselben Namen vorkommen, wie bei den Samboriden: Swientopelk, Warcislaw, Msciwoj. Deren Nachkommen hätten sich dann zeitweise der polnischen Oberherrschaft entzogen. Andere meinen, daß es sich um ein einheimisches Adelsgeschlecht gehandelt habe. Sie stützen sich darauf, daß Sambor I. und Mestwin I. in ihren Urkunden unumschränkt über ihre "von ihren Vätern und Vorvätern ererbten Besitzungen" verfügen, ohne eine Abhängigkeit von ihren polnischen Nachbarn erkennen zu lassen.


Sobieslaw I. (Subislaw),

der erste namentlich bekannte Herzog, ist als Erster in einer Reihe pommerellischer Fürsten in der Klosterkirche von Oliva abgebildet. Diese Bilder stammen aus späterer Zeit. Unter sein Bild ist die Jahreszahl 1180 eingefügt worden. Sobieslaw vermählte sich vor 1150 mit einer namentlich nicht bekannten Schwester des masowischen Wojewoden aus dem Geschlecht Powal. Aus den Urkunden seiner Nachfolger ergibt sich, daß er um 1185 das Zisterzienserkloster Oliva gestiftet hat. Dem Einzug der Mönche am 2. Juli 1186 waren eingehende Verhandlungen mit dem Landesherrn vorausgegangen, um das künftige Gedeihen des Klosters sicherzustellen. Außer dem Ort Oliva erhielten die Mönche sechs weitere Dörfer in der Nachbarschaft, Fischereirechte bei Putzig und im Weichseldelta, im Frischen Haff und auf der See. Den Mönchen wurden eigene Handelsschiffe zugestanden, und sie sollten mehrere Mühlen am Strießbach bei Langfuhr bauen und betreiben. Die ersten Mönche, die in Oliva aus dem Kloster Kolbatz bei Stettin kamen, trugen deutsche Namen. Mit ihnen kamen deutsche Siedler. Sobieslaw stiftete um die gleiche Zeit auch die Katharinenkirche in Danzig. Sobieslaw starb, so lautet ein sehr viel späterer Eintrag in den Nekrologen von Oliva, am 23. Januar 1187. Seine geschichtliche Existenz ist von der Forschung wegen der unsicheren Quellenlage früher in Zweifel gezogen worden. Deshalb hat es sich in Deutschland eingebürgert, seinen Sohn Sambor als Stammvater dieses Geschlechts anzusehen und es "Samboriden" zu nennen. Das ist so geblieben, obwohl inzwischen die Zweifel behoben sind. So wird dieses Geschlecht in der polnischen Geschichtsschreibung als "Dynastia Sobieslawiców" (Dynastie der Sobieslawen) bezeichnet.


Sambor I. (1187 - 1207)

Subislaws Sohn und Nachfolger hatte seinen Sitz in einer Burg in Danzig. Die Burg lag auf einer erhöhten Kämpe inmitten der sumpfigen Mottlauniederung dort, wo der Fluß kurz vor seiner Mündung in die Weichsel eine scharfe Biegung von Süden nach Osten macht. So war sie gegen feindliche Angriffe geschützt und konnte zugleich die Zufahrt zum langgestreckten Fischerdorf überwachen. Die Befestigungen bestanden damals noch aus Lehm- und Erdwällen, die durch Holzkonstruktionen verstärkt waren. Der polnische Chronist Vinzenz Kadlubek (1160 - 1223) schreibt in seiner "Chronica Polonorum", daß Sambor von König Kasimir II., dem Gerechten, als Markgraf in Danzig eingesetzt wurde. Die pommerellischen Fürsten verwalteten ihr Land grundsätzlich von einem festen Sitz aus. Mehrere Persönlichkeiten aus dem heimischen Landadel standen dem Herzog zur Seite. Überliefert sind die Namen Grimislaus, Gnezota und sein Bruder Martin, Zulis und Stropha. Der Kämmerer und Kanzler Heinrich dürfte ein deutscher Priester gewessen sein. Die Untertanen waren zu Dienstleistungen und zur Heeresfolge verpflichtet. Sie hatten von ihrem Fischfang und Vieh den Zehnten zu entrichten. Sambor begünstigte wie sein Vater die Seßhaftmachung deutscher Siedler und Kaufleute. Für diese stiftete er 1190 die St. Nicolai Kapelle "vor Danzig im Felde". Der heilige Nikolaus war der Patron der Seehandel treibenden deutschen Kaufleute. Daher finden sich auch große Nikolaikirchen in Lübeck, Wismar, Stralsund, Elbing, Reval und an anderen Orten. Der Seehandel war bereits entwickelt. Es wurden in erster Linie Tuche und das lebensnotwendige Salz eingeführt, hauptsächlich von dem 1143 gegründeten Lübeck. Ausgeführt wurden Felle, Wachs, Honig und Bernstein. An der Stelle des späteren Langen Marktes waren Buden zum Verkauf der von den Schiffen eingeführten Waren erbaut. Am Koggentor war eine Landebrücke errichtet, deren Unterhalt dem Kloster Oliva oblag. Dafür erhielt das Kloster einen Anteil an den Zolleinnahmen. Ins Landesinnere führten Kaufmannsstraßen, eine davon nach Stargard und weiter südlich, die uralte "Bernsteinstraße" bis zur Adria. Nach Westen führte die Straße über Stolp und Schlawe nach Kolberg. Zu solchen Fahrten taten sich jeweils mehrere Wagenführer zusammen, oft wohl auch mit bewaffneter Begleitung. Bei der Ausfahrt hatte jeder Wagenführer an den Unterkämmerer in Danzig fünf Ellen Tuch und eine halbe Mark Silber zu zahlen. Auf der Weiterfahrt wurde an jeder landesherrlichen Burg ein weiterer Zoll in Naturalien erhoben. Erst seit etwa 1240 waren alle Abgaben in Geld zu entrichten. Die Quellen sagen nichts von pommerellischen Münzstätten. Es sind auch keine pommerellischen Münzen gefunden worden. Im Zuge der wirtschaftlichen Durchdringung des Ostseeraumes durch Dänemark kam dänisches Geld aus Hedeby in die Küstengebiete, und die sächsischen Münzen aus dem Silber des Rammelsberges bei Goslar strömten in großer Zahl nach Polen und Pommerellen. Auch die polnischen Fürsten prägten Münzen. Sambor starb im Jahre 1207.


Sobieslaw II. (Subislaw)

sein Sohn und Nachfolger (unter der Vormundschaft seines Onkels Mestwin I.), starb schon in jungen Jahren.


Mestwin I. (Msciwoj) (1207 - 1220)

Mestwin wurde geboren um 1160. In den Olivaer Tafeln hat er den Spitznamen "pacificus", d. h. der Friedfertige. Als etwa 1207 das Geschlecht der Powal ausstarb, mit dem er mütterlicherseits verwandt war, machte er seine Erbansprüche auf das Gebiet von Wyszogrod (heute Fordon) geltend. Er war verheiratet mit Zwinislawa, einer Tochter Mieszkos des Alten von Polen. Seine Herrschaft fiel in die Zeit der Hegemonie Dänemarks über den südlichen Ostseeraum. König Waldemar II. von Dänemark hatte Mecklenburg, Pommern und Pommerellen erobert, Lübeck und Hamburg hatten seine Schutzhoheit anerkannt. Mestwin mußte 1210 dem dänischen König den Lehnseid leisten, als dieser auf einem Kriegszug in das Prußenland auch Danzig eingenomemn hatte. Wahrscheinlich am 24. Juni 1209 verlieh Mestwin I., "von Gottes Gnade Fürst in Danzig", mit Zustimmung seiner vier Söhne und seiner Gemahlin "zu einem Kloster für die Nonnen, welche Gott und der heiligen Maria dienen", mehrere Ortschaften zwischen der Radaune und ihrem Zufluß Stolpe. Dazu fügte die Fürstin als ihren Anteil die ganze Oxhöfter Kämpe, das Dorf Bolschau im Burgbezirk Belgard an der Leba sowie das Dorf Grabowo bei Schwetz hinzu "freiwillig und gottergebenen Sinnes samt allem ihrem Geschmeide". Die bald nach 1209 errichtete Klosteranlage vermutet man an der Mündung der Stolpe in die Radaune. Das Kloster in Zuckau war war ein Prämonstratenser Nonnenkloster. Seine Gründung geschah nicht mit Hilfe benachbarter pommerscher Niederlassungen. Das wurde vielleicht durch die dänisch-pommerschen Kämpfe in jener Zeit verhindert. Mutterkloster für Zuckau war vielmehr das St. Vinzenzstift bei Breslau, das seit 1180 von Prämonstratensern besetzt war. Bereits 1201 bestätigte Papst Innozenz III. dem St. Vinzenzstift u. a. eine Jacobikirche in Zuckau. Die Überlieferung läßt nicht erkennen, wie die Verbindung zwischen der Danziger Fürstenfamilie und dem Breslauer St. Vinzenzstift zustande kam. Die Gründung eines Nonnenklosters entsprach wohl einem Bedürfnis. Es sollte eine Versorgungs- und Bildungsstätte für die Töchter des Fürstenhauses und des pommerellischen Adels geschaffen werden. Das gab es in anderen Ländern auch. Zuckau entwickelte sich zum Hauskloster für weibliche Angehörige des pommerellischen Fürstenhauses. Witoslawa, Tochter des Stifterpaares und Schwester von Swantopolk und Sambor II., ist als "magistra" (Meisterin) dieses Klosters 1275 und 1289 nachgewiesen. Neben einer Novizenschule unterhielt das Kloster später auch eine Knaben- und eine Mädchenschule. Von Mestwin wissen wir weiter, daß er in einer Versammlung polnischer Großer und hoher Geistlichkeit in Mikolin im Jahre 1212 als Herzog (dux) auftrat. Er hatte sich also bald von der dänischen Vasallität gelöst und seine volle Unabhängigkeit erlangt. Um 1213, anläßlich einer Bestätigung für das Kloster Zuckau, bezeichnet er sich aber wieder als "princeps". Mestwin starb am 1. Mai 1219 oder 1220.

Mestwin hatte vier Söhne und fünf Töchter. Drei von ihnen traten in das Kloster Zuckau ein, das Mestwin gestiftet hatte. Eine von ihnen,

  • Witoslawa, war lange Jahre Priorin dieses Klosters. Sie starb am 9. Juli 1290, 24 Jahre nach dem Tod ihres Bruders Swantopolk.
  • Miroslawa heiratete Herzog Boguslaw II. von Pommern
  • Jadwiga heiratete Wladyslaw Odonicz, einen Enkel Mieszkos des Alten von Polen.

Mestwin I. teilte vor seinem Tode sein Herrschaftsgebiet unter seine vier Söhne auf. Swantopolk, der Älteste, erhielt das Gebiet um Danzig, Wratislaw den südlichen Landesteil mit Schwetz, Sambor erhielt die Residenz Liebschau und Ratibor den Westteil mit der Residenz in Belgard a. d. Leba. Wratislaw in Schwetz starb 1229, die Brüder teilten sich sein Herrschaftsgebiet. Swantopolk besaß nun neben Danzig die Burgen Sartowitz, Zantir und Schwetz am Weichselufer. Das Gebiet Sambors umfaßte die späteren Kreise Dirschau, Stargard, Berent und Karthaus sowie den südlichen Teil des Danziger Werders.


Swantopolk, der Große, (1220 - 1266)

Der Älteste unter den Brüdern

Swantopolk, auch (Swantepolk, Svatopluk, Swietopelk), war in erster Ehe verheiratet mit Euphrosina, einer Schwester des Fürsten Odonicz von Großpolen Gnesen.

Nach dem Tode Mestwins I. wurde sein Herrschaftsgebiet unter seinen Söhnen aufgeteilt. Swantopolk erhielt das nördliche Pommerellen mit der Burg Danzig. Wartyslaw erhielt Schwetz, Sambor II. das Gebiet Liebschau und Ratibor Burg und Bezirk Belgard a. d. Leba. Mestwin hatte bestimmt, daß Swantopolk als der Älteste zwanzig Jahre lang die Vormundschaft über seine Brüder ausüben sollte. Das tat er aber nur zwölf Jahre lang. Differenzen zwischen den Brüdern führten zu einem jahrelangen Bruderkrieg. Swantopolk erweiterte sein Herrschaftsgebiet nach Westen und nach Süden. Er erwarb spätestens im Sommer 1227 eine Erbschaft nach dem Erlöschen des benachbarten Herrscherhauses in Stolp und Schlawe i. Pommern bis zur Persante.

Befreit sich von dänischer und polnischer Oberhoheit

Swantopolk vertrieb die Dänen aus Kassubien, nachdem die Vorherrschaft Dänemarks in Pommern und Pomerellen 1227 nach der Schlacht bei Bornhöved zusammengebrochen war. Im Bündnis mit seinem Schwager Wladyslaw Odonicz überfiel er 1227 die in Gonsawa in der Nähe von Gnesen versammelten polnischen Fürsten. Leszek der Weiße von Kleinpolen (siehe auch Krakau)fand dabei den Tod, angeblich durch einen von Swantopolk initiierten Mordanschlag. Dadurch hatte Swantopolk die volle Unabhängikeit sowohl von Dänemark als auch von Polen errungen. Er und sein Bruder Sambor II. trugen seither den Titel "dux Pomeranorum". Nur die kirchliche Verbindung blieb durch das polnische Bistum Leslau (Wloclawek) bestehen.

Kämpfe gegen die Prußen

1224 fielen die Prußen in sein Gebiet ein und zerstörten die Klöster Oliva und Zuckau und töteten die Mönche und Nonnen. Swantopolk verbündete sich zunächst mit dem Deutschen Orden, der 1231 im Kulmer Land auf dem rechten Weichselufer die Burg Thorn erbaut hatte und führte mit diesem Krieg gegen die Prußen. Er besaß die Burgen Zantir (im Knie zwischen Weichsel und Nogat, Sartowitz und Schwetz am Weichselufer. Im Winter 1233/1234 nahm er mit seinem Bruder Sambor, dem Deutschen Ritterorden und vielen polnischen Fürsten an einem Kriegszug gegen die Prußen teil. In der Winterschlacht bei Christburg an der Sirgune (Sorge), dem südlichen Zufluß in den Drausensee haben Swantopolk und Sambor maßgeblich zum Siege beigetragen, weil sie "Erfahrung im Kampf mit den Prußen hatten", wie der Ordenschronist Peter von Dusburg schreibt. Im Jahre 1236 tauschte Swantopolk mit dem Orden seine Besitzungen im Gebiet von Kulm gegen einen Teil Warmiens (Ermlands) am Frischen Haff.

Krieg gegen den Deutschen Ritterorden und Bruderkrieg

Kurz nach 1236 wechselte Swantopolk jedoch die Seite und begann, gegen den Orden zu kämpfen. Im Jahre 1237 wurde er daraufhin mit dem Kirchenbann belegt. Das ergibt sich aus einer Bulle Papst Innozenz´ IV. vom 1. Februar 1245. Der Bann ist wohl nach dem endgültigen Friedensschluß mit dem Orden im Jahre 1253 aufgehoben worden.

Die Expansionspolitik Swantopolks machte vor seinen Brüdern nicht Halt. 1238 kam es zum Bruderkrieg. Swantopolk eroberte Belgard, den Sitz seines Bruders Ratibor, verbrannte die Burg und fügte das Gebiet Ratibors seiner Herrschaft hinzu. Seinen Bruder Ratibor hielt er eine zeitlang gefangen.

Sambor II. hatte mit Unterstützung des Ordens südlich von Dirschau die Burg Gerdin gebaut, die von Ordensrittern und von Sambors Kriegern besetzt wurde. Swantopolk beanspruchte als oberster Landesherr alle festen Plätze in Pommerellen zur besseren Landesverteidigung. Er erstürmte die Burg Gerdin und nahm seinen Bruder Sambor gefangen, mußte ihn aber auf Verlangen des Ordens wieder freigeben. Die Bruderkämpfe dauerten an, erst 1248 versöhnte Swantopolk sich mit seinen Brüdern.

Im Jahre 1242 kam es unter Swantopolks Mitwirkung oder Führung zum ersten großen Prußenaufstand gegen den Orden. Der Ordenschronist Peter von Dusburg berichtet im dritten Teil seiner "Chronica Terre Prussie" von den schweren und wechselvollen Kämpfen, die der Orden von 1242 bis 1253 gegen Swantpolk geführt hat. Am 28. August 1243 schloß der Orden mit Herzog Kasimir von Kujawien und Swantopolks Brüdern Sambor und Ratibor ein Bündnis gegen Swantopolk. Der päpstliche Nuntius, Archidiakon Jakob von Lüttich, vermittelte einen Frieden, der am 24. November 1248 geschlossen wurde. Nochmals einsetzende Feindseligkeiten wurden durch den Vertrag vom 30. Juli 1253 endgültig beigelegt. Swantopolk trat alle prußischen Gebiete mit der Burg Zantir an den Orden ab, behielt aber das Weichseldelta. Die Grenze des Fürstentums verlief an Weichsel und Nogat in der Mitte der Flüsse. Swantopolk trat auch Nakel und Wyszegrod (heute: Fordon) auf dem linken Weichselufer bei Bromberg (Bydgoszcz) ab, bewahrte jedoch die Integrität und Unabhängigkeit Pommerellens und stärkte seine Position. Er behielt Schlawe und Stolp.

Landesausbau und Gründung der deutschen Stadt Danzig

Im Inneren stärkte Swantopolk seinen Herrschaftsbereich durch die Förderung deutscher Kaufleute in Danzig. Durch die Zölle auf den Handel vermehrte er seine Einnahmen. Am 22. Januar 1227 übergab er dem vor kurzem gegründeten Predigerorden der Dominikaner die zur deutschen Kolonie gehörende Nikolaikapelle mit dem umliegenden Grund. In der Schenkungsurkunde tritt als Zeuge ein "Schulze Andreas" auf. Das wird, neben anderen Indizien, von einem Teil der Forscher als Beweis dafür angesehen, daß es zu diesem Zeitpunkt schon eine sich selbst verwaltende deutsche Gemeinde neben der alten slawischen Grodstadt gab. Andere Forscher setzen die Gründung der deutschrechtlichen Stadt später an, spätestens für 1263. In diesem Jahr ließen sich die Bürger der deutschen Stadt (sicher mit Genehmigung oder sogar auf Veranlassung Swantopolks) eine Abschrift des Lübecker Rechts schicken. Unstreitig ist, daß Swantopolk den Deutschen das Stadtgründungsprivileg zu Lübecker Recht gewährt hat. Eine Stadtgründungsurkunde ist nicht erhalten. Die deutsche Stadt entstand auf dem breiten Sandrücken, der sich von Neugarten bis an die Mottlau erstreckt, zunächst auf dem oberen Langen Markt.

Der 4. August ist der Tag des hl. Dominikus. Seit dem 5. August 1260, also seit den Tagen Swantopolks, wird alljährlich um diese Zeit der "Dominik", ein Jahrmarkt und 14tägiges Volksfest gefeiert.

Tod und Nachfolge

Swantopolk starb am 10. Januar 1266. Es fand eine prunkvolle Zeremonie statt, wie es in den Olivaer Tafeln aufgezeichnet ist. Von der Burg wurde der Leichnam in die "Kirche der Stadt Danzig" (Katharinenkirche) getragen. Dort wurde eine Totenmesse gehalten. Dann wurde der Leichnam "zu den Brüdern" überführt, die ebenfalls eine Messe zelebrierten. Damit sind die Dominikaner in der Nikolaikapelle gemeint. Anschließend wurde der Leichnam "zu den Bürgern", also in die deutschrechtliche Stadt, geführt, in deren Kirche der Priesterorden nochmals eine Messe las. Es heißt, daß bei dieser Totenfeier alles Volk, Slawen und Deutsche, Junge und Alte, weinten und heulten. Den Leichnam trugen Vertreter der edelsten Geschlechter der Slawen oder Kaschuben. Swantopolk wurde in der Klosterkirche in Oliva beigesetzt.

Im Laufe seiner langen Herrschaft hatte Swantopolk seine Söhne an der Herrschaft teilnehmen lassen. Er übertug seinem Sohn Mestwin II., dem Ältesten, das Gebiet Schwetz, Wartyslaw, dem Jüngsten, Danzig. Das führte zu einem Bruderkrieg nach Swantopolks Tod, in dessen Verlauf Mestwin II. Danzig 1271 eroberte. Wartyslaw floh nach Kujawien, wo er bald (noch 1271) starb.

Wartyslaw I.

Wartyslaw I. erhielt 1220 das südliche Pommerellen mit der Burg Schwetz. Er starb 1229. Seine Brüder teilten sein Land unter sich auf.

Sambor II. (1220 - 1272), + 1276

Sambor II., * 1208, war beim Tode seines Vaters erst 12 Jahre alt und stand unter der Vormundschaft seines Bruders Swantopolk. Er erhielt das Gebiet Liebschau (Lubiszewo) mit der dortigen Burg. Im Jahre 1232 vermählte er sich mit Mathilde (Mechthildis), einer Tochter des Abodritenherzogs Borwin II. von Mecklenburg und Vorpommern.

Liebschau, heute ein unbedeutendes Dorf, spielte damals eine bedeutende Rolle als doppelte Residenz. Es war gleichzeitig Sitz des mächtigen Johanniterordens, der viele Besitzungen im Lande hatte. Zwei Landstraßen, die von Stargard i. Pr. (Starogard Gd.) und Wischin (Wysin) nach Danzig führten, gingen über Lubischau. Dirschau lag noch abseits.

Nach dem Tode des Bruders Wartyslaw (1229) teilten die Brüder dessen Land unter sich auf. Sambors Herrschaftsgebiet umfaßte die späteren Kreise Berent, Karthaus, Stargard und Dirschau und den südlichen Teil des Danziger Werders. Noch 1229 vermachten die Brüder Swantopolk und Sambor II. das Meweer Land, "Terra Wansca" genannt, "zum Trost und Heil" der Seele ihres verstorbenen Bruders dem Kloster Oliva.

1233/1234 beteiligten sich Sambor II. und Swantopolk an einem Kriegszug des Ordens gegen die Prußen und hatten entscheidenden Anteil am Sieg in der Winterschlacht an der Sorge. In der Folgezeit kam es zu immer heftigeren Streitigkeiten zwischen Swantopolk einerseits und Sambor II. und Ratibor andererseits. Es kam schließlich zum Bruderkrieg. Sambor mußte fliehen. Er hielt sich bis 1248 im Gebiet des Deutschen Ordens auf. Erst 1253 versöhnten sich die Brüder endgültig.

Im Laufe des Bruderkrieges gegen Swantopolk besetzte Sambor II. das Mewer Land, das beide Brüder 1229 dem Kloster Oliva geschenkt hatten. Das Kloster stand nämlich auf Seiten Swantopolks. Oliva wandte sich an den Papst. Sambor II. wurde exkommuniziert, sein Land im Januar 1267 mit dem Interdikt belegt. Das bedeutete, daß außer Taufen und Beerdigungen keine kirchlichen Handlungen vorgenommen werden durften. Sambor II. ließ sich davon nicht beeindrucken. Da er keinen männlichen Erben hatte, schenkte er das Land dem Orden, der sich sofort in den Besitz des Landes setzte und damit auch links der Weichsel Fuß faßte. Nach einem langen Prozeß kam durch Vermittlung des Bischofs Philipp von Fermo als päpstlichem Legaten am 18. Mai 1282 der Vergleich von Militsch zustande. Der Orden behielt das Mewer Land, Mestwin II. (als Rechtsnachfolger Sambors II.) versprach, Oliva anderweitig zu entschädigen

Nach 1248 widmete Sambor II. sich dem Ausbau seines Landes. 1251 trat er die Burg Zantir, einen wichtigen Stützpunkt und ein Ausfalltor gegen die Prußen, gegen eine Entschädigung an den Orden ab. Auf einem Hügel am linken Weichselufer ließ er eine Burg bauen, die im April 1252 fertiggestellt wurde. Hierher verlegte er seinen Sitz. Der zunehmende Handelsverkehr auf der Weichsel machte die Kontrolle des Schiffsverkehrs - und die Erhebung von Zöllen - lohnend. Es hatte wohl auch Streitigkeiten mit den Johannitern in Liebschau gegeben. Gleichzeitig gründete er bei der neuen Burg die deutsche Stadt Dirschau (Tczew), die schon 1260 das lübische Recht erhielt. Sambor umgab sich mit deutschen Beratern und rief Deutsche, Kaufleute, Handwerker und vor allem Bauern ins Land. Es gab keinen slawisch-deutschen Gegensatz, sondern nur den zwischen Christen und Heiden.

Im Jahre 1258 verlieh er dem mecklenburgischen Kloster Doberan das Dorf Pogutken am Oberlauf der Ferse zur Gründung eines Zisterzienserklosters "zu seinem, seiner Vorfahren und seines verstorbenen Sohnes Subislaw Seelenheil". Die Lage des Klosters erwies sich als ungünstig. Der Konvent zog deshalb 1276 nach Pelplin.

1272 wurde Sambor II. von seinem Neffen Mestwin II. vertrieben. Er ging in das Gebiet des Orens und nach Kujawien zu einer Tochter Salome. Dort starb er in Hohensalza (Inowraclaw) am 31. Dezember 1278.

Sambor II. hatte fünf Töchter:

  • Jolanthe, über deren Heirat nichts bekannt ist. Sie hinterließ aber ihren Enkeln ein reiches Erbe
  • Gertrude blieb unvermählt. Sie trat ihr Land in Prisna (Berent) 1312 an den Orden ab

Ratibor

Ratibor, der jüngste der vier Brüder, erhielt den Nordwesten des Landes mit dem Hauptort Belgard a. d. Leba (polnisch Bialogarda). Dieser Ort ist nicht zu verwechseln mit der heute noch bestehenden pommerschen Stadt Belgard a. d. Persante (polnisch Bialogard). Belgard a. d. Leba liegt etwa halbwegs zwischen den heutigen Städten Lauenburg (Lembork) und Leba. Heute ist es ein kleiner Weiler, malerisch hingestreckt auf der Höhe und dem Hang, an dessen Fuß der Ledziechowska Bach fließt. An die frühere Herrlichkeit Belgards (die weiße Stadt) erinnern nur die Reste der Erdbefestigungen, die sich auf einer erhöhten Landzunge über dem sumpfigen Tal erheben. Spuren gewaltiger Gräben und Wälle, die noch heute etwa sechs Meter Höhe haben. Belgard war Sitz eines Kastellans und damit befestigter Mittelpunkt eines Verwaltungs- und Herrschaftsgebietes. Und es wurde auch ein aktives politisches Zentrum. Aber die Expansionspolitik Swantopolks machte vor seinen Brüdern nicht Halt. 1238 eroberte er Belgard, verbrannte die Burg und fügte das Gebiet Ratibors seinem Herrschaftsgebiet ein. Seinen Bruder Ratibor hielt er einige Zeit gefangen. Nach seiner Freilassung floh Ratibor ins Ordensgebiet und trat 1276 in den Deutschen Ritterorden ein. Damit erwarb der Orden einen Rechtsanspruch auf Ratibors Gebiet.

Wartyslaw II.

Wartyslaw erhielt das nördliche Pommerellen mit der Burg und Stadt Danzig. Er geriet 1269 in Streit mit seinem Bruder Mestwin II. und floh nach Kujawien. Dort starb er Anfang 1271.

Mestwin II.