Frack

Der Frack (von frz. fraque) ist der festlichste Herrenanzug, auch als Großer Gesellschaftsanzug (im Gegensatz zum Smoking als kleinem Gesellschaftsanzug) bezeichnet, der nur bei Abendgesellschaften (ab 18 Uhr) getragen wird. Im englischen Sprachraum wird er zumeist als „White Tie“ bezeichnet. Er gilt als der König der Herrenkleidung.[1]
Geschichte


Geschichte
Der Ursprung des Fracks liegt im englischen „Frock“. Dieser „Frock“ bestand aus Wolle und war bereits vorne von der Brust abwärts schräg verlaufend nach hinten geschnitten. Zum Reiten wurde er aber auf Höhe der Taille horizontal nach hinten geschnitten, wodurch der „riding-coat“ entstand.
Ab etwa 1750 gelangte der „Frock“ und der „riding-coat“ nach Frankreich, wo der „Frock“ zum „fraque“ und der „riding coat“, als Spezialfall, zum „fraque à l'anglaise“ oder „redingote“ wurde. Diese zwei „fraques“ wurden in Frankreich immer populärer, bis sie Ende des 18. Jahrhunderts das Straßenbild dominierten.
Ab 1800 setzte sich der „fraque à l'anglaise“ immer mehr durch. In den folgenden Jahren veränderte sich der Frack im Schnitt kaum, außer dass er in der Biedermeierzeit sehr tailliert war. Ab 1850 wurde der Frack allmählich nur noch zu besonderen Anlässen getragen.
Frack-Anzug
Der Frack wird von einem strengen Dresscode beherrscht, der der Person, die ihn trägt, nur wenig Spielraum für Individualität übrig lässt.
Frack
Heutzutage ist der Frack schwarz (seltener dunkelblau) und besteht aus der Jacke mit „Schwalbenschwänzen“ (am Rückenteil), die vorn taillenkurz ist und grundsätzlich offen getragen wird. Die spitzen Revers sind meist mit glänzendem Seidensatin geschmückt.
Frack-Hose
Die Frackhose hat nie Aufschläge und wird an den Seitennähten mit zwei Seidenbändern – Galons genannt – verarbeitet. Die Frackhose wird nicht mit Gürtel, sondern nur mit Hosenträgern getragen.
Frack-Hemd
Dazu trägt man ein weißes Frackhemd mit gestärkter Piquébrust, Frackknöpfen sowie Stehkragen (Vatermörder) und einfacher Manschette, die nicht umgeschlagen wird.
Sonstiges
Über dem Hemd wird eine weiße Frackweste und eine weiße Schleife (beides aus Baumwoll-Piqué) getragen (Ausnahme: Bei einem Begräbnis wird eine schwarze Weste getragen), Dienstpersonal (Kellner etc.) tragen eine schwarze Fliege. Hemd, Weste und Fliege werden zusammen als Frackset bezeichnet. Die Variante, den Frack ohne Weste und stattdessen mit einem Kummerbund zu tragen, ist vor allem bei Musikern verbreitet, als klassischer Abendanzug aber eher unüblich. Der Fuß wird mit dunklen Seiden- oder Wollstrümpfen, die bis unter das Knie reichen (beim Sitzen darf man keinesfalls Haut zeigen) und schwarzen Lackschuhen bekleidet.
„Einzig mögliche“ Kopfbedeckung zum Frack ist der schwarze Zylinder, aber auch der Chapeau Claque ist erlaubt; optionale Accessoires sind ein weißer Seidenschal und weiße Glaceehandschuhe. Erlaubt ist weiterhin eine goldene Taschenuhr mit Kette; das Tragen einer Armbanduhr gilt als Fauxpas. Als Taschentücher sind nur solche aus Stoff erlaubt (keinesfalls Papiertaschentücher).
Der festlichste Herrenanzug tagsüber (bis 18 Uhr) ist der Cutaway, auch als „Frack des Tages“ bezeichnet; dieser wird z. B. bei Hochzeiten, Staatsempfängen und hochklassigen Beisetzungen getragen. In der Bundesrepublik, wie auch in vielen anderen europäischen Ländern, ist der Frack aus dem offiziellen Gebrauch bei Staatsempfängen verdrängt und durch den Smoking ersetzt worden.
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'Beau' Brummel im Frack
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Rechts: Dunkelgrüner Frack zu weißer Hose, 1830
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Frack, tagsüber (schwarze Weste), 1895
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mit Zylinder
Sport
Im Bereich des Tanzsportes wird der Frack zum Standardtanz getragen. Er unterscheidet sich aber in vielen Details von einem „richtigen“ Frack. So sind zum Beispiel die Ärmel gerade angenäht, um in der Tanzhaltung natürlich auszusehen. Auch sind die einzelnen Teile wie Jacke, Weste und Hemd nur an den sichtbaren Stellen vorhanden, um mehrlagige Partien zu vermeiden. Zudem kommen andere Materialien zur Verarbeitung.
Beim Dressurreiten wird in den hohen Klassen Frack und Zylinder getragen.
Bälle
Am Wiener Opernball herrscht Frackzwang, d. h. alle Männer müssen einen Frack tragen, außer sie tragen eine Ausgehuniform. In den skandinavischen Ländern stellt er auch auf weniger exklusiven Bällen die Herren-Standardbekleidung dar.
Literatur
- Carl Köhler (bearbeitet von Emma von Sichart): Praktische Kostümkunde. F. Bruckmann, München 1926.
- Michael F. Feldkamp: Frack und Cut im Bundestag. Die Einführung des Bundestagsfracks vor 50 Jahren. In: ZParl 37 (2006), S. 481-492 (mit Beschreibung des Fracks der Saaldiener des Deutschen Bundestages).
- Iris Gräfin Vitzthum: Würdiger Bürger im Frack? Ein Beitrag zur kulturgeschichtlichen Kleidungsforschung. (2008) (Geschichte des bürgerlichen Frackanzugs, 332 Seiten) ISBN 978-3-8340-0425-3
- Michael F. Feldkamp: Das Hohe Haus. Protokoll und Zeremoniell im Deutschen Bundestag, in: Flagge zeigen? Die Deutschen und ihre Nationalsymbole. Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Leipzig 2008, S. 99-103 ISBN 978-3-86678-224-2
- Michael F. Feldkamp/Dirk Kunze: Mit Frack im Parlament. Ein Beitrag zur parlamentarischen Kultur und politischen Symbolik im Deutschen Bundestag, mit einem Geleitwort des Präsidenten des Deutschen Bundestages Norbert Lammert, Baden-Baden 2009, ISBN 9783832935252
Einzelnachweise
- ↑ Hardy Amies: Anzug und Gentleman. Von der feinen englischen Art, sich zu kleiden. Lit, Münster 1997, ISBN 3-8258-3456-5, S. 94.