École normale supérieure (Paris)
Die École Normale Supérieure in der rue d'Ulm, mitten im Pariser Quartier Latin gelegen, ist neben der École Polytechnique die renommierteste Ausbildungsstätte des staatlichen französischen Erziehungswesens. Sie gilt als Kaderschmiede namentlich der geisteswissenschaftlichen (und darin inbegriffen: mathematischen) Elite.
Mit Aufnahme in die ENS werden die Studenten zu Beamten und haben, sofern sie nicht durch mehrere Prüfungen fallen, eine Garantie auf lebenslange Beschäftigung mindestens als Oberschullehrer; die meisten streben jedoch eine Stellung im universitären Bereich an.
Wie in anderen Grandes Écoles erfolgt die Aufnahme nicht unmittelbar nach dem Baccalauréat, sondern nach einem verschulten Grundstudium in sogenannten Vorbereitungsklassen (Classe préparatoire) an bestimmten renommierten Gymnasien und einem extrem selektiven Wettbewerb (Concours). Trotz dieser Auslese über schriftliche Prüfungsleistungen stammt ein erheblicher Teil der Studenten aus einem recht homogenen Milieu; zuweilen ist das Studium an der ENS über mehrere Generationen hinweg Familientradition. Jedes Jahr werden aus ca. 6000 Bewerbern 100 NaturwissenschaftlerInnen und 100 GeisteswissenschaftlerInnen ausgewählt.
Im Gegensatz zu anderen Grandes Écoles war und ist die École Normale Supérieure im Kern ein Internat bzw. Stipendium. Die Studenten können sich nach bestandener Aufnahmeprüfung frei für einen Studiengang ihrer Wahl an einer der Pariser Universitäten entscheiden. Durch eine ausgezeichnete Bibliothek, ein reges kulturelles Leben und viele Vorträge erfahren die Studenten der École Normale Supérieure zusätzliche Förderung.
Erst seit den 70er Jahren gibt es in den Naturwissenschaften Studiengänge, die hauptsächlich an der École Normale Supérieure selbst stattfinden (Magistaire Interuniversitaire). Nach einem verkürzten Grundstudium und einem Auslandsaufenthalt können die Studenten Module aus den Vorlesungen verschiedener DEA-Programme anderer Pariser Universitäten belegen um die Maitrise zu erreichen.
Der homogene soziale und intellektuelle Hintergrund, die relative Sicherheit der Lebensplanung und der Wohnheimbetrieb begünstigen einen hohen Grad an Endogamie; das berühmteste Paar, das sich beim Studium an der ENS kennengelernt hat, sind Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir.
Berühmte Absolventen der ENS
In Klammern das Jahr der Aufnahme
- Louis Pasteur (1843), Biologe
- Jean Jaurès (1878), Politiker
- Pierre Janet (1879), Philosoph und Psychiater
- Emile Borel Mathematiker und Politiker
- Léon Blum (1890), Politiker
- Hippolyte Taine (1893), Philosoph
- Charles Péguy (1894), Schriftsteller
- Laurent Schwartz, Mathematiker
- André Weil(1923), Mathematiker
- Paul Nizan (1924), Kritiker und Romancier
- Jean-Paul Sartre (1924), Schriftsteller und Philosoph
- Raymond Aron (1924), Soziologe
- Simone Weil, Philosophin
- Georges Pompidou (1931), Politiker, Staatspräsident
- Jean-Pierre Serre (1945), Mathematiker
- Michel Foucault (1946), Philosoph
- Dominique Fernandez (1950), Schriftsteller
- Pierre Bourdieu (1951), Soziologe
- Pierre-Gilles de Gennes (1951), Physiker, Nobelpreisträger
- Jacques Derrida (1952), Philosoph
- Claude Cohen-Tannoudji (1953), Physiker, Nobelpreisträger
- Alain Juppé (1964), Politiker, Ministerpräsident
- Laurent Fabius (1966), Politiker, Ministerpräsident
- Bernard-Henri Lévy (1968), Schriftsteller