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Stadt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Eine Stadt (v. althochdeutsch: stat Standort, Stelle, vgl.: Staat) ist eine größere zivile zentralisierte abgegrenzte Siedlung mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur.

Die Entwicklung der Stadt (Urbanisierung)

Die ältesten im Zuge der urbanen Revolution entstandenen Stadtkulturen sind nachweisbar in:

Die Entwicklung der Stadt im Abendland

Die Kultur der Polis in Griechenland, 800-338 v. Chr., (Sparta, Korinth, Athen) verbreitete sich nach Kleinasien (Milet, Ephesos), Sizilien (Syrakus) und Unteritalien (Tarent), später nach Palästina (Antiocheia), Mesopotamien, und Alexandria

Aus der Polis entwickelte sich die Römerstadt (ab. 200 v.Chr.), welche sich von Italien nach Norditalien, Nordafrika (Tunesien), und Mitteleuropa verbreitete.

Beispiel: Rom (differenzierte Stadtstruktur; 1.-3. Jh. ca. 100 000 Einwohner), Pompeji

Römerstädte in Deutschland:

... in der Schweiz:

Mit der Völkerwanderung verfielen die Städte weitgehend, so dass im Mittelalter neue Faktoren zur Verstädterung führten:

Durch die Kombination der kirchlichen mit der kaufmännisch-bürgerlichen Wurzel entstehen vor und um ca. 1000 die ersten mittelalterlichen Städte. Vom Maas-Schelde-Raum (Gent, Antwerpen) bis ins Rheinland (Köln, Duisburg), Magdeburg entstehen Mutterstädte später an Weser (Bremen), Elbe (Hamburg, Main (Frankfurt am Main) bis Donau (Ulm).

Ab 1120 entstehen Gründungsstädte, meist durch einen Stadtentwurf und einen Gründungsakt: z.B.: Freiburg im Breisgau (1118), Leipzig (1150), Lübeck (1158).

Die mittelalterliche Stadt

Merkmale:

  • äußere Abgrenzung durch Mauer und oft Gewässer,
  • kompakte Siedlungsform mit Zentrum Markt, Rathaus, Bürgerhäuser, Kirche. Oft in Opposition zur landesherrlichen Burg mit Burgkirche bzw. Bischofsbezirk,
  • soziale Differenzierung der Stadtbevölkerung in Stadtviertel
  • rechtliche Sonderstellung: Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit, Bürgerrechtsprivileg
  • ökonomische Funktion: Handel, Güterproduktion, Landwirtschaft, Ackerbürger.

Um 1500 bestehen als bedeutende Städte, v.a. Freie Reichsstädte: Köln (40 000 Einwohner), Lübeck, Hamburg, Bremen, Magdeburg, Braunschweig, etc.

Weitere Stadtgründungstypen

Im 16 Jh. entstehen Bergstädte aus montanwirtschaftlichen Interessen in den Mittelgebirgen und in den Alpen, insb. im Harz, Erzgebirge, Böhmerwald, Schwarzwald, z.B.: Clausthal-Zellerfeld (1530), Bad Lauterberg (Harz), Annaberg, (Erzgebirge) Schwaz, (Alpen)

Exilantenstädte sind Gründungen für Glaubensflüchtlinge des 16.-18. Jh. für

Als Festungsstädte wurden gegründet im 17. Jh. z.B. Neu-Breisach.

Residenzstädte des 17. und 18. Jh nach dem Vorbild Versailles: Karlsruhe (1715), Ludwigsburg (1718).

Häufig wurden bestehende Städte um barocke Residenzviertel mit Schloß erweitert, z.B.: Berlin-Charlottenburg, München-Nymphenburg, Hannover-Herrenhausen.

Das Industriezeitalter (19. und erste Hälfte des 20. Jhs.)

bringt eine Urbanisierung bis hin zur "verstädterten Gesellschaft" mit sich.

Stadtgründungen: Bremerhaven 1827, Oberhausen 1861, Ludwigshafen 1863, Wolfsburg 1938.

Dafür wachsen und verändern sich bestehende Städte zu Städteverbundgebieten vor allem in Bergbaugebieten (Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saar).

Fabrikanlagen und Arbeiterviertel "Mietskasernen" entstehen in der Nähe der Altstädte. Mit den Massenverkehrsmitteln ab ca. 1880-1900 verstärkt sich das Außenwachstum.

Dagegen kommen auf ca. 1900: Reformversuche, Bauzonenordnungen, Auflockerung der strengen, monotonen rechteckigen Straßengrundrisse: mehr Plätze, gewundene Straßenführungen, Durchgrünung

1918 - 1933 neuer Städtebau

kommunaler bzw. genossenschaftlicher Wohnungsbau;

halboffene und offene Bauweise, z.B. Zeilenbauweise. :"Funktionalismus": "Funktionaler Umbau der Stadt". Geprägt v.a. vom Bauhaus

1933 - 1945 Nationalsozialistische Stadtideologie

Gegen "großstädtische Entartung" bodenverbundene Kleinsiedlung, Pläne zu einer Re-Agrarisierung, und zur Auflösung der Städte. Andererseits: monumentale Umgestaltung der Städte. Pläne durch Krieg verhindert.

1945 - ca. 1960

DDR: 1950 sozialistische Bodenordnung mit Aufhebung des freien Bodenmarktes und weitgehendem Enteignungsrecht für staatliche Planung. Städtebauliche Prinzipien werden nach sowjetischem Vorbild durchgesetzt: z.B. Hauptmagistralen (z.B. Stalinallee / Karl-Marx-Allee in Ostberlin) Städte werden als Ausdruck der neuen gesellschaftlichen Ordnung verstanden (nicht Kommerz und Banken, sondern öffentliche Gebäude auch Wohnungen, im Zentrum).

BRD: Wiederaufbau; dabei unterschiedliche Typen:

1960-1975

DDR: verzögerter Wiederaufbau, stärkere Neubautätigkeit in offener, 5- bis 10-geschossiger Zeilenbauweise (industrielle Fertigbauteile, Standardtypen). Sozialistischer Wohnkomplex: Neubauviertel mit ca. 10.000-30.000 Einwohnern, begrünte, offene Hochhauszeilen, Zentrum, öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Sportanlagen, Ambulatorium, sowie Kaufhalle, Gaststätte, staatlichem Dienstleistungsgebäude.

BRD: Große Stadtentwicklungs- und Stadterweiterungsprojekte, scheinbar grenzenloses Wachstum u.a. der Ansprüche an Wohnungsgröße und -qualität: Bau von Satellitensiedlungen in z.B. Märkisches Viertel, Garath, Chorweiler und von Satellitenstädten z.B. Wulfen, Erkrath-Hochdahl, Meckenheim-Merl. Die dichte Bebauung u.a. führen teilweise zu geringer Attraktivität, Folge hohe Leerstände, etc.

Das Auto forciert den Bau von innerstädtischen Schnellstraßen, z.B. in Hoch- und Tieflagen wie in Essen, Duisburg, Düsseldorf, Köln. Außenbereiche: Trabantensiedlungen und Suburbanisierung.

Gegenwart

Schwerpunkt wird der private Eigenheimbau; kleinteiliges Wachstum im Umland der Städte anstelle von Großwohnsiedlungen. Es entstehen krisenhafte Probleme in Ballungszentren durch Abwanderung von Bevölkerung und Gewerbe, Steuereinnahmen sinken bei wachsenden Sozialausgaben. Die Stadtplanung orientiert sich um auf eine erhaltende, "sanfte" Modernisierung. Die Aufwertung der Dienstleistungsberufe bringt eine Unterscheidung von Industrie- und Dienstleistungsstädten.

Eine Stadtentkernung ("Doughnut cities") bewirkt, dass Einkaufszentren sich an den Stadträndern mit billigem Baugrund ansiedeln. Die Kaufkraft wird dorthin verlagert und kleinere Betriebe wandern nach. In der Folge veröden Stadtteile in den Zentren, Nahversorgung und -verkehr geraten in eine Krise und der Autoverkehr schafft zunehmend Probleme.