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Studentenmütze

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Die Studentenmütze ist im weiteren Sinne die Kopfbedeckung eines Angehörigen einer farbentragenden Studentenverbindung. Im engeren Sinne handelt es sich um einen bestimmten Typus der von Studentenverbindungen getragenen Kopfbedeckungen. In der Regel wird die Mütze als zweitwichtigstes Element des Couleurs einer Studentenverbindung angesehen. Die Kombination Band und Mütze wird oftmals auch als „Vollcouleur“ bezeichnet.

Mütze

Einige, besonders die alten Verbindungen, sind der Auffassung, dass Couleur traditionell zur Alltagsbekleidung der Studenten gehörte (sich daraus sogar entwickelt hat), und tragen deshalb heute Band und Mütze kombiniert auch mit moderner Freizeitkleidung.

Einige andere Arten von Verbindungen sind der Ansicht, dass die modischen Veränderungen, die sich gegen Ende der 1960er Jahre vollzogen haben, nicht zum studentischen Couleur passen. Denn noch in den 50er und Anfang der 60er Jahre trug der Student an der Universität Anzug und Krawatte und die Studentin Rock. Im Zuge der 68er-Bewegung, deren Ziele vom Verbindungsstudententum größtenteils bekämpft wurden, änderte sich das jedoch völlig. In der Folge änderte sich peu à peu auch die Alltagskleidung der Verbindungsstudenten, aber die Auffassungen, wie das mit dem Tragen von Couleur zu vereinbaren sei, waren geteilt.

So gilt heute in vielen Studentenverbindungen die Regel, dass die Mütze nur bei vom Senior oder Sprecher, d.h. dem ersten Vorsitzenden einer Studentenverbindung, als „plenis coloribus“ (lat. „mit vollen Farben“) erklärten Veranstaltungen zu tragen sei. Dabei sollte nur „couleurfähige“ Kleidung getragen werden, also in der Regel ein nicht zu heller Anzug mit Hemd und Krawatte.

Mützenformen

Studentenmütze in Form einer Tellermütze

Die Grundstruktur der Mützen ist im Prinzip bei allen Studentenverbindungen gleich. Sie bestehen aus einem Kopfteil, an dessen unterem Rand ein Farbstreifen angebracht ist. Dazu kommt ein Schirm aus schwarzem Leder.

Die Form vor allem des Kopfteils kann jedoch sehr stark variieren. Es gibt sehr große Mützen, bei denen der obere Rand des Kopfteils einen deutlich größeren Durchmesser hat als der Kopfumfang (Tellermütze). Bei manchen besonders großen Variationen kann der Kopfteil sogar in Form eines Baretts zu einer Seite herunterhängen. Auf der anderen Seite gibt es sehr kleine Mützen, die mehr auf dem Kopf aufliegen, als um ihn herum führen. Sie werden meist auf der hinteren Kopfseite getragen (Hinterhauptcouleur). Typisch für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine Mützenform, die sich durch einen kleinen Kopfteil und einen besonders langen, nach vorn ragenden Schirm auszeichnet. Man spricht hier auch von der Biedermeiermütze. (Eine beliebte Mützenform, es gibt immer mal wieder Versuche, sie wiederzubeleben.) Die Mützenformen sind in der Regel für eine Verbindung spezifisch, können also nicht individuell gewählt werden.

Bei baltisch-deutschen Verbindungen heißt die Mütze „Deckel“ und ist in der Regel mit dem Baltenstern bestickt.

Mützenfarbe

„Göttinger Streifen“ an der Mütze des Corps Hasso-Nassovia Marburg, 1847

Der Kopfteil der Mütze ist grundsätzlich einfarbig in der „Hauptfarbe“ des Bandes. Das ist meistens die erste Farbe in der Aufzählung, aber nicht immer. In ganz seltenen Fällen kann die Mütze auch in einer Farbe gehalten sein, die überhaupt nicht im Band vorkommt.

Der Farbstreifen, der am unteren Rand der Mütze umläuft, ist meistens analog zum Band (oft auch inklusive Perkussion) gestaltet. Wenn die Mütze die erste (obere) Farbe des Bandes aufweist, kann es sein, dass der Farbstreifen nur die beiden unteren Farben zeigt. Eine Spezialität ist der so genannte „Göttinger Streifen“, der auch außerhalb Göttingens vorkommt (zum Beispiel beim Corps Hasso-Nassovia Marburg und beim Corps Suevia-Straßburg zu Marburg). Die Mütze ist dabei in der ersten Farbe gehalten. Der umlaufende Farbstreifen zeigt die dritte Farbe, umgeben von zwei schmalen Rändern in der zweiten Farbe. Es gilt die Faustregel: „Die zweite Farbe schließt die dritte ein“.

Bei vielen Verbindungen tragen die so genannten Füchse (Neumitglieder) eine farblich anders gestaltete Mütze. So kann der umlaufende Farbstreifen die Farben des Fuchsenbandes zeigen. Oder die Fuchsenmütze weist besondere Merkmale, zum Beispiel eine zusätzliche Litze, auf. Bei baltischen Verbindungen tragen die Füchse einen schwarzen „Deckel“ ohne jegliche Farben.

Stürmer

Der spätere deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., hier im Couleur des Corps Borussia Bonn mit weißem Stürmer als Kopfbedeckung

Manche Verbindungen haben als offizielle Kopfbedeckung den so genannten Stürmer. Diese Mützenform sieht ein wenig aus wie eine Mütze mit einem zylinderartigen Aufsatz, der nach vorn umgeklappt ist, und erinnert an die Uniformmützen der Mannschaften und Unteroffiziere im amerikanischen Sezessionskrieg. Nur dass der Kopfteil ausgeprägter ist.

Stürmer haben auch einen schwarzen Schirm, über dem Schirm verläuft ein Riemen. Einen umlaufenden Farbstreifen gibt es nicht, stattdessen Verzierungen mit Kordeln in den Couleurfarben. Die meisten, aber nicht alle Stürmer sind weiß. Manche Verbindungen tragen ihre Stürmer auch nur im Sommersemester, im Winter tragen sie eine reguläre Mütze. Die Herkunft dieser Kopfbedeckung ist weitgehend unklar, Studentenverbindungshistoriker vermuten, dass sie in den 1840er Jahren in Bonn entstanden ist. Manche behaupten, er gehe auf polnischen Reitermützen aus der Zeit des Polenaufstandes zurück. Eine prinzipielle Ähnlichkeit besteht zur Phrygischen Mütze, die jedoch eine zum Zipfel ausgeformte Spitze und weder Schirm noch Riemen aufweist.

Biertonne

Eine Kopfbedeckung für mehr inoffizielle Anlässe ist das so genannte „Tönnchen“ (eigentlich „Biertonne“). Sie ist meist den Alten Herren vorbehalten. Dabei handelt es sich um eine kleine, kreisförmige, flache Kopfbedeckung ohne Schirm, die in der Regel am Hinterkopf getragen wird.

Das Tönnchen ist bei allen Verbindungen von der Form her praktisch gleich. Die Mitte ist in der Mützenfarbe gestaltet und mit dem Zirkel der Verbindung in der Farbe der Perkussion (gold oder silber) bestickt. Außen laufen die Farben des Bandes als vergleichsweise breiter Streifen um - oben und unten mit einer Litze in Perkussionsfarbe. Vereinzelt gibt es auch Tönnchen mit Pelzbesatz.

In der Version als „Prunktönnchen“ (auch „Straßencerevis“ genannt), die bei vielen Verbindungen aus den unterschiedlichsten Gründen getragen wird, ist das ganze Tönnchen mit umfangreichen Metallstickereien versehen - bei Corps zum Beispiel in der Form von Weinlaub, Burschenschaften tragen Eichenlaub.

Cerevis und Barett

Cerevise sind bei den meisten Verbindungen Teil des so genannten Chargenwichses, d.h. der repräsentativen Kleidung des Aktiven-Vorstands. Sie sind mit Eichen- oder Weinlaub bestickt und an der Oberseite befindet sich der Zirkel der jeweiligen Verbindung.

Bei manchen Verbindungen wird anstatt des Cerevises das Barett als Teil des Vollwichses getragen.

Siehe auch: Liste verbindungsstudentischer Begriffe