Shaolin
Den Namen Shaolin-Tempel (vereinfacht: 少林寺, Pinyin: Shàolín Sì) tragen viele Klöster in der Volksrepublik China, Korea (Sholin), Indochina und Japan. Meist wird mit diesem Begriff aber das Shaolinkloster gemeint, welches am Berg Sōngshān in der Provinz Henan im Herzen Chinas liegt. Es ist berühmt für seine Kampfkunst und ausserdem Geburtsstaette des Chan(Zen)-Buddhismus.
Im Westen ist es vor allem durch die akrobatischen Leistungen und verblüffenden Fähigkeiten der Kungfu-Showgruppen bekannt, die durch viele Länder touren. Diese demonstrieren jedoch das moderne Wushu (mit vielen ästhetischen Showeinlagen), aber kein altertümliches Kungfu. Sie sind auch keine echten Mönche, sondern normale Kungfustudenten, die in verschiedenen Schulen in der Stadt Deng Feng ausgebildet wurden.
Shaolin
Der Name "Shao-Lin" kommt aus dem Chinesischen und setzt sich zusammen aus 少 "shào", jung, und 林 "lín", Wald. Shaolin-Tempel bedeutet also: Der Tempel im jungen Wald.. Man nannte ihn so, weil der Wald, in dem der Tempel steht, am Anfang noch sehr jung war.
Geschichte

Shaolin entstand um 495 n.Chr. und wurde vom Kaiser Xiaowen für den Mönch Batuo aus Indien erbaut. Zum Schutz gegen Eindringlinge, Banditen und Feinde des Buddhismus lehrte der indische Mönch Bodhidharma der Legende nach seine Kampfkunst. Die Vorstellung kämpfender Mönche, gerade den Prinzipien des Buddhismus widersprechend, scheint in der Theorie abwegig. In der Praxis jedoch waren die Klöster letzte Bastionen gegen Überfälle, in denen auch Heiligtümer und Wissen von großem Wert bewahrt wurden. Eine andere Legende besagt, dass Bodhidharma nach China kam, dort den schlechten Gesundheitszustand der Mönche sah und deshalb ein System für die Mönche entwickelte, das den Körper abhärtet und stärkt.
Aus dem Erlernten entwickelte sich über die Zeit ein Kung Fu-Stil, der als Shaolin-Kung Fu ein Oberbegriff für den harten, äußeren Stil ist - im Gegensatz zum weichen, inneren Wudan-Stil (zitiert im Film Crouching Tiger, Hidden Dragon).
Bis 2001 war das Shaolin-Kloster eine wichtige Touristenattraktion Chinas. Im Umfeld des Klosters bestanden zahlreiche Kampfkunstschulen, die "Shaolin-Kung-Fu" anboten, was einerseits die Publicity fördert, aus Sicht des Klosters aber die traditionellen Werte schädigte.
Mit der Amtseinführung des Abtes Shi Yong Xin und seiner Entschlossenheit, diesen Kulturverlust nicht länger hinzunehmen, hat sich das Bild rund um den Shaolin-Tempel radikal verändert. Im Einverständnis mit der Regierung ließ der Abt im September 2001 fast alle Kung-Fu Schulen in Shaolin abreissen. Deren Grundstücke wurden zu einem guten Teil zu Feldern oder Grasflächen. Im Kloster selbst wird weiterhin Shaolin-Kung Fu trainiert, aber im direkten Umfeld gibt es nur noch wenige Möglichkeiten dazu. Eine Ausnahme bildet die staatliche Kungfu-Schule Wushu-Quan direkt neben dem Kloster. Sie wurde u.a. dazu erbaut, um Ausländern Kunggfuunterricht zu geben.
Die betroffenen Schulen wurden mit entsprechenden Grundstücken in Dengfeng entschädigt. Viele Schulen ergriffen diese Chance und sind im Nachhinein sogar froh, nun in hygienischeren Räumlichkeiten und einer moderneren Region zu trainieren als in Shaolin.
Shaolin-Kung Fu
Shaolin-Kung Fu ist lediglich eine Bezeichnung im Westen von Shaolin Quan Fa - Kurzform: Shaolin Quan. Shaolin Quan Fa ist eine Kampfkunst, die die Shaolin-Mönche im Laufe der Jahrhunderte nach eigenem Bedarf entwickelt und angepasst haben.
Diese Kampfkunst ist ein Sammelbecken unterschiedlicher Stilrichtungen des chinesischen Wu Shu. Nach der Zerstörung des Klosters in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besteht Shaolin Quan aus ca. 200 Formen (Taolu) und mehreren Kampfsystemen (Chin Na, 5-Tiere Kampfstil, etc.). Bei einer Ausbildung in Shaolin Quan Fa wird großer Wert auf medizinische, buddhistische, meditative und körperabhärtende Aspekte gelegt.
Bemerkungen
- In der sinologischen Forschung ist zwar gezeigt worden, dass Bodhidharma den Mönchen Leibesübungen zur Stärkung ihrer schwachen Körper beibrachte, von Kampftechniken und Ähnlichem ist aber nichts überliefert.
- Die Einteilung in inneren und äußeren Stil wurde mit der Zeit obsolet, weil zum Beispiel später auch im Shaolin-Kloster besonders viel Wert auf Atemübungen und Kultivierung des Qi gelegt wurde. In der Sinologie wird diese Einteilung inzwischen als nutzlos eingestuft.
- Die Lehre des Shaolin-Klosters gehört zur Chan(Zen)-Richtung des Mahayana-Buddhismus.
Links zum Thema
- trad. Shaolin Quan Kung Fu & Shaolin Qi Gong in Deutschland
- Der Buddhistische Orden von Shaolin
- Forum des Shaolin Tempels Deutschland
- Shaolin Tempel Deutschland
- Shaolin Tempel Kaiserslautern
- Shaolin Tempel Austria
- Neuigkeiten, Erlebnis- und Reiseberichte
- Nähere Beschreibung des Süd-Shaolin Kung Fu Stils
- Räumung der Schulen in Shaolin und die heutigen Trainingsmöglichkeiten (siehe Kapitel Geschichte)
- Shaolin Martial Arts Akademie bei Yantai (China) mit hochrangigen Meistern