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Rudolf-Christoph von Gersdorff

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Datei:Matzdorf.JPG
Altes Schloss Matzdorf, (um 1930, Eigentum der Eheleute Rudolf und Renata von Gersdorff)

Rudolf Christoph Freiherr von Gersdorff (* 27. März 1905 in Lüben (heute polnisch: Lubin); † 27. Januar 1980 in München) war Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Leben

Geboren in der schlesischen Garnisonsstadt Lüben als zweiter Sohn des Rittmeisters (späteren Generalmajors) Freiherr Ernst von Gersdorff und seiner Gemahlin Christine geb. Gräfin und Burggräfin zu Dohna- Schlodien, besuchte er die Schulen in Lüben und trat 1923 als Offiziersanwärter in die Reichswehr ein. Seine Ausbildung erhielt er in Breslau in der berühmten Kleinburger Kaserne, wo seine Vorfahren seit Generationen im 1. Schlesischen Leibkürassierregiment "Grosser Kurfürst" (nach 1918: 7. Preußisches Reiterregiment), dienten.

Er wurde 1926 Leutnant und 1938 Rittmeister. 1938 bis 1939 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin und war später als Generalstabsoffizier im Zweiten Weltkrieg tätig, zuletzt unter Sepp Dietrich als Oberst in der Schlussphase des Krieges in Frankreich.

Durch Vermittlung seines Vetters Fabian von Schlabrendorff wurde Gersdorff, der 1941 zur Heeresgruppe Mitte versetzt worden war, Mitglied der Widerstandsgruppe um General Henning von Tresckow. Am 21. März 1943 sollte Hitler anlässlich des Heldengedenktages eine Ausstellung im Berliner Zeughaus Unter den Linden eröffnen: Gersdorff hatte geplant, sich selbst, Hitler und die anwesende Führungsspitze (Göring, Himmler, Keitel und Dönitz) mit einer Haftmine, die er in der Manteltasche trug, in die Luft zu sprengen. Das Attentat misslang, weil Hitler schon nach ca. 2 Minuten das Zeughaus verließ, während die Zünddauer der Mine 10 Minuten betrug. Im April 1943 entdeckte Gersdorff mit seinen Mitarbeitern die Gräber der von den Sowjets erschossenen polnischen Offizieren in Katyn.

1944 lieferte Gersdorff Sprengstoff und Zünder für das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944, welches wie bekannt ebenfalls misslang. Wie durch ein Wunder, durch die Verschwiegenheit seiner inhaftierten Kollegen und durch den plötzlichen Tod des berüchtigten Roland Freisler, konnte er der Verhaftung und Hinrichtung entgehen. 1944 wurde er zum Atlantikwall versetzt und erhielt im Sommer desselben Jahres das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für seine Planung des Ausbruchs aus der Einkesselung bei Falaise. 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.

Die Nachriegsjahre verbrachte Gersdorff als Reitinstrukteur, denn alle Versuche dieses als fähig geltenden und hochdekorierten Offiziers, in die Bundeswehr aufgenommen zu werden, scheiterten am Widerstand des mächtigen Staatssekretärs und Adenauer-Intimus Hans Globke und der Kreise der ehemaligen Offiziere der Wehrmacht, die keinen "Verräter" in der Bundeswehr dulden wollten. Die letzten Lebensjahre widmete Gersdorff, nach einem Reitunfall querschnittgelähmt, der Wohltätigkeit im Johanniterorden, dessen Ehrenkommendator er war. Er war Gründungspräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe (Vorstandsvorsitz 1952-1963). 1979 wird ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.

1934 heiratete Gersdorff Renata Kracker von Schwarzenfeld,(† 1943), Miterbin der reichen schlesischen Industriellendynastie von Kramsta. Das Ehepaar bekam eine Tochter, die heute in Paris lebt.

Literatur

  • de Bruyn, G.: Unter den Linden, Berlin 2002
  • von Gersdorff, R. Chr. Freiherr: Soldat im Untergang, Berlin 1977